Bundesregierung beschliesst Internet-Zensur

[Hagbard Celine]

Wenn das WLAN schwach genug ist, nimmt sich die Information ihre Freiheit schon selbst, um zu faden

[Rolf, der Frequenzenfänger]

Bitte lasst dieses ernste Thema nicht auch wieder in Spam enden...

[quote Robert S.]Was spricht dagegen sowas das Handwerk zu legen,is doch richtig wenn diese Seitn gesperrt wern,ich stimme dem voll und ganz zu.
Und wer jetz sagt das grenze an Überwachung,dem sage ich der soll sein Handy wegschmeißen die Internetverbindung kappen und sich einiegeln [/quote]
Die KiPo-Bekämpfung ist ja an sich sehr zu begrüssen, aber eine Zensur scheint mir da wenig hilfreich. Zu gross ist die Gefahr, dass plötzlich "aus Versehen" völlig harmlose Seiten für den Normalnutzer nicht mehr erreichbar sind, da die Regierung angekündigt hat, unter Umständen ganze Domains zu sperren, sofern diese sich nicht kooperativ zeigen. Der Dumme wird wieder mal der unbescholtene Normalbürger sein, während die KiPo-Verbrecher sicher ihre Mittel und Wege finden werden, auch weiterhin an ihr Material zu kommen.

[Rosti 2.0]

So siehts aus Rolf! Ja stimmt andere Länder haben das auch, siehe China

Ich warte eigentlich schon darauf, wann Berlusconi äh Italien mit der Zensur richtig durchstartet, die Fernsehsender hat er ja bereits in seiner Hand!

[PowerAM]

Darauf bin ich auch gespannt.

[Hagbard Celine]

Was ich an dieser Methode so lächerlich finde, ist, dass sie schrecklich naiv ist. Man denkt dann, dass in Deutschland keine Möglichkeit mehr gegeben ist, diese Seiten anzusurfen. Da hat sich Frau von der Leyen aber gewaltig getäuscht.

Die einfachste Möglichkeit, sowas zu umgehen, ist ein Proxy in einem Land, das nicht sperrt. Dieser Proxy leitet die Anfrage an seinem Standort ins Internet weiter - unbehelligt davon, in welchem Land der Nutzer sitzt. Ich gehe davon aus, dass solche Verfahren in der KiPo-Szene bereits benutzt werden, allein schon deshalb, weil bekannt ist, dass die organisierte Kriminalität schon länger auf Verschlüsselung und Anonymisierung setzt.

[HAL9000]

Tja, das kommt eben dabei raus, wenn irgendwelche Wichtigtuer in der Regierung sitzen und Dinge beschliessen, von denen sie nicht die geringste Ahnung haben! "Huhuhaha, das werden wir mal alles tüchtig sperren, dann kommt da keiner mehr drauf auf die bösen Seiten". Ganz grosses Kino, wirklich. Jeder, der sich auch nur für 5 Cent mit der Materie auskennt, bricht allenfalls in schallendes Gelächter aus und man vermutet einen vorgezogenen Aprilscherz aus Berlin.
Das Vorgehen zeigt lediglich die absolute Hilflosigkeit der Regierung solchen Themen gegenüber, und damit sie nach aussen zum Wähler hin nicht so doof dastehen, äussert sich das in blindem Aktionismus - ohne Sinn und Verstand. Das ganze verursacht nur eins: Kosten für die Provider, die im Zweifelsfall auf den Endkunden (also uns) abgewälzt werden.

Aber der Irrsinn hat Methode, wie man an den jüngsten Äusserungen der Regierung in Sachen Amoklauf sehen konnte. Natürlich war der Trottel von Winenden ein Fan von Gewaltfilmen und Killerspielen. Und natürlich wurden keine 24h nach Bekanntwerden dieser Tatsachen die Forderungen laut, "weniger Gewalt im Fernsehen, Killerspiele verbieten, blablabla".
Das wir in Old Deutscheland bereits die schärfsten JuSchu- Gesetze der Welt haben, spielt scheinbar keine Rolle - und hat wohl auch nicht so wirklich geholfen. Jedenfalls hat der Täter eindeutig gegen diese Gesetze verstossen, als er loszog, seine Taten zu vollenden. Kann doch nicht wahr sein, macht der einfach einen auf Terminator, ballert in der Gegend rum und schiesst andere Menschen über den Haufen. Aber das ist doch verboten?!?!
Ergebnis der Taten solcher Spinner: Zunehmend auf jeder DVD- Neuerscheinung prangt ein riesengrosses, fettes, pottenhässliches FSK- Logo, das ab 2010 sogar fest u.a. auch auf Sammlerboxen aufgedruckt sein muss und die Boxen damit verschandelt. Ui, das wird gaaaanz sicher helfen...

Machen wir uns nichts vor: Der nächste Amoklauf dieser Art kommt - früher oder später. Selbst wenn das Medium Fernsehen verboten wird und auf den Festplatten der PCs nur noch Biene Maja und Peter- Lustig- Software Karussell fährt. Ganz einfach deshalb, weil niemand die Ursache der Probleme bekämpfen kann/will, sondern nur die Symptome...

[Alqaszar]

Ein Blick ins gesetz erleichtert wie immer die Rechtsfindung:

Artikel 5
(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.
(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.
(3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.

Der entscheidende Satz ist der von mir rot hervorgehobene. Der Absatz zwei zeigt aber deutlich, dass es Freiehit nicht ohne Verantwortung gibt. Kinderpornographie wird vom Grundgesetz nicht geschützt!

Ob das jetzt verabschiedete Gesetz überhaupt eine Wirkung entfaltet, wird sich noch herausstellen. Zwei Dinge können geschehen:

1.) Es wird eine Wenseite gefiltert, obwohl die entsprechende Seite keine kinderpornographischen Inhalte zeigt.

2.) Es wird eine Webseite NICHT gefiltert, obwohl die Seite sanktionierte Inhalte aufweist.

In beiden Fällen sind die Provider die Verantwortlichen und somit die Gearschten, wenn einer der beiden Fälle eintritt.

Aus diesem Grund sehe ich das jetzt verabschiedete Gesetz kritisch.

Möglicherweise kassiert das Verfassungsgericht das gesetz wieder ein, wie so viele, die in Wahlkampfzeiten mit der heißen Nadel gestrickt durch die Parlamente geprügelt wurden.

[elchris]

Jetzt mal ehrlich - wenn entsprechende Inhalte gesperrt werden sollen, so müssen sie der Obrigkeit bekannt sein. Rauszufinden, WER den Server auf den Caymanns mit Inhalt füttert sollte nicht schwer sein - den Dingfest machen, Seite wenige Stunden nach Erkennung OFF. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das derzeit anders gemacht wird - die werden doch nicht das Zeug online lassen, nur um an IPs von Konsumenten ranzukommen? Da kann man ja auch gleich nen atmenden Köder auslegen - widerlich.

[PowerAM]

Das Problem ist, dass auf auslaendischen Servern liegende Inhalte unter auslaendische Gerichtsbarkeit fallen. Von hier aus kann man zwar beim Provider die Entfernung der Seite(n) erbitten, diesen jedoch kaum dazu zwingen.

Der Gesetzesvorstoss zielt eher in eine andere Richtung! Mit dem Verfolgen jeglicher Internetnutzung von deutschen IPs aus bietet sich eine lueckenlos moegliche Beweisfuehrung. Nach den Pornoseitenbesuchern sind dann die Filesharer dran, danach Leute, die fragwuerdigen religioesen Seiten ihr Interesse widmen und nicht zu vergessen der schnell aufkommende Terrorismusverdacht, wenn sich jemand bei G**gle Earth die afghanischen Berglandschaften ansieht.

[Hagbard Celine]

@PowerAM: Natürlich haben sie das vor und setzen es derzeit Schritt für Schritt um - aber die angesprochenen Sperren zielen auf die umgekehrte Richtung.

Wenn sie bloß feststellen wollen würden, wer Kinderpornoseiten ansurft, bräuchten sie die Sperren nicht. Dazu reicht es, die Vorratsdatenspeicherung aufzubohren. Sie versuchen aber, den Zugriff auf einer Zwischenstation zu unterbinden, die sich mit Sicherheit auf deutschem Boden befindet: Die Server der Provider. Dort wird üblicherweise die IP-Adresse oder die Domain, unter der ein KiPo-Server erreichbar ist, ins Leere oder (wie in Skandinavien) zu einer speziellen Fehlerseite umgeleitet.

Wie ich schon gesagt habe, lässt sich das umgehen, indem man seine Internet-Verbindung gezielt über einen Server im Ausland herstellt und der eigene Provider nur die Verbindung zum ausländischen Proxy-Server sieht. Da immer wieder angeführt ist, dass man gegen die Serverbetreiber im Ausland nichts unternehmen kann, werte ich das als Eingeständnis der Ohnmacht des Rechtssystems. Man nenne mir ein Land mit funktionsfähiger Gerichtsbarkeit, in dem Kinderpornografie legal ist - daran sollte es wirklich nicht scheitern, wenn man die Abschaltung eines Servers durchsetzen will.

[PowerAM]

...und im naechsten Schritt wird die Nutzung von auslaendischen Proxys verboten.

[Hagbard Celine]

Das wäre natürlich der nächste Schritt, aber 1. müssen sie darauf erstmal kommen und 2. müssen sie sich Mechanismen zulegen wie man Proxys (und nur Proxys) gezielt erkennt und sperrt. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass die DAUs an der Macht gar nicht mal so weit denken können

[PowerAM]

Jetzt, wo wir es hier geschrieben haben und es auch G**gle weiss, werden sie es auch wissen. Wir decken gerade eine der groessten Verschwoerungen auf...

Neee, mal ernsthaft! Es geht vornehmlich um die Optimierung der vollstaendigen Aufzeichnung und Verwertung des Internetverkehrs von deutschen IPs. Der Buerger soll wissen, dass jeder seiner Schritte im Internet verfolgt wird. Irgendwann ist das so selbstverstaendlich, dass man sich fragen wird, wie das frueher so voellig unreguliert und unueberwacht funktionieren konnte.

Da macht man sich dann auch keinerlei Gedanken mehr, dass das mitgefuehrte Mobiltelefon ein einwandfreies Bewegungsprofil an die Behoerden funkt. Oder dass das Auto per Satellit jederzeit ortbar ist. Man fuehlt sich sicher ob der ganzen Beobachtung. Und Verbrechen koennen erkannt und verhindert werden - bevor der Taeter ueberhaupt zur Ausfuehrung kommt. Und die Fiktion eines nicht mehr ganz taufrischen Kinofilms ist zumindest teilweise schneller Realitaet geworden als wir es damals beim Sehen eben dieses Films fuer moeglich gehalten haben.

[Hagbard Celine]

Und das alles wegen ein paar Terroristen, von denen keiner nachträglich nachweisen kann, dass man sie vorher geschnappt hätte, wenn man wirklich alle Verbindungen überwacht hätte

Übrigens haben CCC und Konsorten ähnliches schon längst in irgend einer Form (Podcast auf jeden Fall) öffentlich rumstehen - und zwar aus Prinzip. Wie hoch die im Google-Ranking sind, weiß ich allerdings nicht.

Sehr geil auch die Geschichte mit dem "Bundestrojaner" zur Quellen-Telekommunikationsüberwachung, der allerdings noch nicht ganz spruchreif ist, weil sie die Realisierung noch nicht zu Ende gedacht haben. Wenn ich ein Gerät benutze, das weder unter Windows läuft noch einen x86-Prozessor hat (sowas ist in Planung, als besonders stromsparende und billige Netbooks) - mach ich mich dann strafbar, nur weil die da den Trojaner nur mit hohem Aufwand draufkriegen?

Anmerkung: Das Ogo würde vermutlich unter eine ähnliche Kategorie fallen

[PowerAM]

...mein OGO laeuft noch dazu wegen haeufigen mehr oder weniger langen Ausfallzeiten meines "zustaendigen Servers" inzwischen ausschliesslich ueber einen zuverlaessigeren Proxy, der noch dazu im Ausland steht.

Zudem liegen Betriebssystem und Programme in einem ROM und sind weder vom Web aus ueberschreibbar noch manipulier- oder auslesbar. Der OGO gibt zudem auch nur die noetigsten Informationen an Webseiten. Java funktioniert, andere Skriptsprachen gehen nicht. Wenn ich Cookies und Cache regelmaessig loesche, dann ist auch schwer herauszufinden, wo ich vorher war. Dazu kommt die GPRS-Verbindung "nach Bedarf", die u. U. alle halbe Minute eine neue IP anfordert. Besser geht es an sich nicht!

Auch wenn fehlende Skriptvertraeglichkeiten manchmal auch dazu fuehren, dass einige Seiten auf dem OGO nicht darstellbar sind oder nur eingeschraenkt funktionieren.