13 Grad ist schon heftig, wenn man nicht daran gewöhnt ist. Unsere beiden Eisbader vom Berliner Strand hören da aber wohl schon beinahe auf, weil sie sonst riskieren, sich zu verbrühen. Der eine, ein einstiger Alkoholiker, ist richtig krass: kommt im Winter, wenn die Eisschollen grisseligen Sound machen, packt seine NATO-Plane aus, zieht sich aus, nimmt die Schwimmflossen (!), geht erstmal vor ans Wasser, macht die Flossen nass, zieht sie an, steigt rein und schwimmt los. Der taucht auch unter kleineren Eisschollen weg. Wenn dem was passiert, kann niemand helfen, weil es sonst mindestens 2 Tote gäbe. Ein normaler Mensch könnte da nicht hinterher. Einmal kam er raus, als ich gerade mit dem Rad eine Winter-Tour dort entlang gemacht habe. Meinte er so "dit war jetzt richtig jefährlich mit dem Schubverband. Da kommen die Eisschollen wie Klingen auf dich zu, da musste tauchen."
Bei 13 Grad 20 Minuten - wenn auch körperlich aktiv - Respekt! Ich hatte jahrelang in der Schweiz den Gebirgsbach, bei uns oben hatte er so schöne Mulden ins Gestein gewaschen, da badeten wir im Sommer gern, manchmal ein Dutzend Leute. Sind um die 12 Grad. Ich kam da rein, wenn ich mental gut drauf war, musste mich langsam abkühlen, konnte dann auch mal untertauchen und vielleicht 30 Sekunden drin bleiben. Dann musste ich raus. Dieses kurze Baden war herrlich, danach war mir extrem schnell wohlig warm und ich war wieder hellwach. Willkommenes Auftanken nach 5 Stunden Küchendienst.
500 Höhenmeter weiter unten im See wirds im Sommer kaum je über 19 Grad. Fies ist, dass der Weg dorthin für mich knapp 30 Minuten "bergab-Rennen" war, strengt auch an. Also musste ich erstmal 10 Minuten warten, dann vorsichtig rein. Bei 19 oder 18 Grad ists noch ok, bei 17 wirds auf längeren Schwimmstrecken ungemütlich, bei 16 Grad bekomme ich oft in der Stirn einen dumpfen Schmerz (wie beim zu-schnell-Eisessen), wenn ich mit den Schultern unter Wasser bekomme. Unter 15 Grad bin ich nicht rein. Dort ist auch noch erschwerend, dass der See auf mehr als 200 m Tiefe runtergeht - und zwar sehr schnell vom Ufer aus, einfach eine Fortsetzung des Geländeprofils oberhalb des Wasserspiegels. Wenn einem dort unpässlich wird, hätten auch zufällig anwesende Leute wenig Chancen, was helfen zu können. Der See hat super Sichttiefe, aber was nutzt das dann? Ich bin deshalb dort äußerst vorsichtig gewesen und bevorzugt in direkter Ufernähe geschwommen, wo ich wenigstens noch stehen könnte, wenns mir noch möglich ist.
Dieser herrliche See auf 1530 m Höhe im Berner Oberland war mal Ziel eines Gruppenausflugs. Ich war da schon ca. 5 mal, im Hochsommer, im Winter (mit Schneeschuhen), nun war es Mitte September und die ganze Truppe war dort. Wir hatten eine "Kaltwasser-erfahrene" Frau dabei, die auch wohl schon unter Eisschollen herumgetaucht ist, für sie war das kein Problem dort bei vielleicht noch 14 oder 15 Grad. Es mussten aber auch 2 unerfahrene junge Männer unbedingt versuchen, mit ihr mitzuhalten - auch zeitlich. Einen hats derbe erwischt mit einer Unterkühlung. Er kam noch alleine ans Ufer, aber danach ging nicht mehr viel. Habe so etwas noch nie vorher erlebt gehabt - er kam nicht mehr auf Temperatur. Für körperliche Aktivität war er zu schwach, beim Rumsitzen wurde ihm freilich auch nicht wärmer. Ich gab ihm, dem sich sonst so heldenhaft asketisch und männlich gebenden Yogalehrer aus den Niederlanden, dann meine Fleecejacke. Die behielt er für diesen Tag. Er war auffällig still, was Prahlerei betraf.