Bahnstreikopfer

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Tornado Wayne

Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von Tornado Wayne »

Jetzt wäre doch die perfekte Zeit gekommen für die BWB gekommen, in der Weissenseer Roelkestrasse mal Wasser- oder Abwasserleitungen zu bauen :D
PowerAM

Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von PowerAM »

Sperren Sie alles!
PowerAM

Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von PowerAM »

Guten Morgen vor dem (unbefristeten) Bahnstreik! :joke: Morgen sollte ich 30 min frueher aufstehen und losfahren. Am ersten Streiktag war es erfahrungsgemaess morgens besonders voll. Nachmittags macht das keinen Unterschied: Dauerstau bis an die Stadtgrenze.

Ach ja, Ingo... Waehrend des letzten Bahnstreiks war der Kreuzungsbereich Prenzlauer Promenade/Rothenburgstrasse von drei auf eine Richtungsfahrbahn zugebaut. Man hat irgendwas im Untergrund gemacht. Der Rueckstau mit ca. 45 min Anstehen zu den besten Zeiten reichte bis hinter den S-Bahnhof Prenzlauer Allee.
Spacelab

Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von Spacelab »

Aber es ist schon interessant: eben im Radio rechnete jemand von der GDL vor das die Bahn die ganzen Streiks dieses Jahr bis jetzt schon so viel gekostet haben, das man weit über 2 Jahre alle Forderungen der GDL hätte voll umfänglich finanzieren können. Und da wären dann auch die geforderten einmaligen Lohnnachzahlungen (diese sollten über 24 Monate verteilt werden) natürlich schon dabei gewesen und ein für die GDL wichtiger Punkt wäre damit schon mal erfüllt. Aber was macht die Bahn? Um 8 Uhr sollte ein Treffen zwischen einem GDL und einem DB Vertreter stattfinden. Der DB Vertreter war bis 8:35 Uhr als das Telefoninterview stattfand nicht aufgetaucht.
DH0GHU

Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von DH0GHU »

Vielleicht saß er in einem verspäteten Zug :-)

Jaja, alle schießen sich auf die GDL ein. Für die Bahn könnte es fast nicht besser laufen. Aber so langsam höre ich im Bekanntenkreis Sprüche wie "Denen die Bahncard auf den Tisch knallen". Dauerhafter Kundenverlust: "Feine" Sache :-(
Spacelab

Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von Spacelab »

Mittlerweile hat wohl keiner mehr Verständnis für die permanenten Streiks. Egal auf welcher Seite er steht.
elchris

Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von elchris »

Nochmal zu den €uros und so weiter:

Die genannten Zahlen sind etwas älter (sind in meiner Mappe der Gewerkschaft, die mir 2012 ausgehändigt worden sind). Mein aktueller Bruttoverdienst beträgt 2488€, Zulagen 300-500€ (je nach Dienstplan und Zulagenmöglichkeiten).

Der Verdienst ist ja nur ein Teil des Streitkomplexes - es geht vorallem um die Arbeitszeit, der Grundverdienst vergütet aktuell 39 Wochenstunden, wenn ich meine letzten Abrechnungen anschaue sind es meist um die 190 Monatsstunden - wir nähern uns auf die Wochen gerechnet also eher den 45-50 Wochenstunden, hierfür gibt es keinen Lohnausgleich, natürlich gibts für 190 Stunden in diesem Monat mehr Geld durch die Zulagen. Die Überstunden (bei mir stehen knapp 500 auf dem Konto) könnte man sich auszahlen lassen, jedoch zu einem sehr schlechten Kurs. Die zweite Möglichkeit, diese Überstunden in Ruhetage (je Ruhetag 7,48 Stunden) umzuwandeln wird in meiner Dienststelle (flächendeckendes Problem) vom Dienstplaner meist durch Kopfschütteln abgewimmelt - wir machen die Arbeit, die eigentlich 750 Leute leisten müssten derzeit mit unter 600. Wir haben ein Nachwuchsproblem, bei der S-Bahn in München kriegen wir zwar jedes Jahr mehr Bewerbungen als wir Ausbildungsplätze haben, die 3 Jahre Ausbildung hält aber nicht jeder durch und danach flüchtet fast die Hälfte der Junglokführer in Richtung Teppichetage. Dadurch steigt die Arbeitsbelastung je Lokführer stark, wir haben kaum noch Schichten unter 10 Stunden - die Nachtschichten sind fast alle über 11,5h Stunden. Das ist für die älteren Kollegen eine starke Belastung. Das ist ein bisschen ein Henne-Ei-Problem, hätten wir ausreichend Kollegen damit die Schichten wieder etwas entspannter (man fährt ja nicht nur, man hat in den Schichten auch Vorbereitungs- und Abschlussdienste, Rangieren am Bahnhof, dazu kommt die persönliche Vorbereitung wo man sich sämtliche Informationen für den Tag holt - also wo ist mein Zug, wo ist mein Fahrplan, was gibts für Besonderheiten) gebaut werden könnten, würden auch mehr Nachwuchslokführer aufm Bock bleiben, so flüchten die ganz schnell in ruhigere Gewässer. Würden die Schichten nicht länger als 9 Stunden dauern wäre das gerade bei der Bezahlung ein durchaus attraktiver Beruf. Weniger für Leute mit Abitur, aber für absolventen der Mittel- und Realschulen mit technischem Verständnis und Spass daran, so ein Wunderwerk in Bewegung zu halten.

Der Verdienst ist für einen Facharbeiter, gerade am Anfang, sehr gut, ich hab ja selber einen anderen Job (Industriekaufmann im Baugewerbe) gelernt, da ist der Anfangsverdienst unter 2000€ brutto - steigt jedoch in den ersten 10-15 Jahren deutlich stärker als mein jetziger Verdienst, da hätte ich jetzt wohl genauso viel Geld - mit der Aussicht auf noch größere Möglichkeiten, ich bin aber einfach kein Bürogewächs - jedenfalls nicht zu 100%.

Konkrete Streitpunkte der GDL sind, für alle, die nicht wissen, was ein Lokrangierführer ist:

Die Klasse 1 ist ein Lokrangierführer (Rangierer), der darf ein Eisenbahnfahrzeug innerhalb eines Bahnhofs bewegen (Rangieren). Wird hierfür nach Tarifklasse 6 vergütet.

Die Klasse 3 ist ein Lokführer, dieser darf ein Eisenbahnfahrzeug in einem Bahnhof und auf freier Strecke (sofern er das dort installierte Zugsicherungs- und Signalsystem beherrscht - derer haben wir in Deutschland aktuell 8) bewegen. Dafür gibts die Vergütung nach Klasse 5 (je kleiner die Zahl desto mehr Knete).

Es gibt Lokführer, die Hauptsächlich nur die Arbeit eines Lokrangierführers übernehmen - teilweise mit kurzen Überführungsfahrten, z.B. aus dem Betriebsbahnhof in den angrenzenden Bahnhof. Diese werden aktuell nach Klasse 6 vergütet obwohl sie eben auch die Arbeit eines Lokführers übernehmen und daher alle deren Voraussetzungen erfüllen und erhalten müssen (mehr Themen im jährlichen Betriebsunterricht usw.) - für diese fordert die GDL daher die Klasse 5. Damit wir überhaupt noch Leute für diese Arbeit finden gibts auf unserer Dienststelle entsprechend höhere Zulagen.

Wie ich es auch allen Fahrgästen, die mich dazu fragen, beantworte, möchte ich sagen, dass man jetzt durch dieses Tal muss - gewinnt jetzt die DB mit der arg handzahmen EVG (die sich zu o.g. Punkten ausschweigt und eine Lohnforderung in Höhe der aktuellen Lebenshaltungskostensteigerung hat) wird der Beruf des Lokführers und auch vieler anderer Berufsgruppen bei der Eisenbahn für den Nachwuchs weniger attraktiv - das Problem sehen wir jetzt vielleicht nicht, aber in 20 Jahren schlägt dann der Demografiefaktor zu, dann fallen wirklich reihenweise Züge aus weil das Personal fehlt. Uns durch den Computer zu ersetzen ist eine schöne Forderung von einfach gestrikten Leuten - die nötigen Voraussetzungen für einen Betrieb ohne Lokführer sind so teuer, das rentiert sich z.B. bei der U-Bahn Nürnberg (als Beispiel eines autarken Systems) nach offizieller Darstellung um das Jahr 2050, bis dahin hat der Staat aber Leute zu versorgen, die ihre Arbeit verloren haben - aus volkswirtschaftlicher Sicht für die Deutsche Bahn, einen Betrieb, der zwar nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten geführt wird, jedoch zu 100% dem Staat gehört also kein zu verfolgendes Ziel, danke.
PowerAM

Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von PowerAM »

Guten Streikmorgen! Die Strassen nach Berlin hinein waren wieder erheblich voller und dazu sah ich vermehrt Radfahrer, die aus dem nahen Umland in die Stadt radelten. Trotz vorhandener Radwege in gutem Zustand natuerlich auf der Strasse. :mad:

Vor meinem Buerofenster ist es stiller geworden. Die Berliner S-Bahn (Ringbahn) faehrt nicht, jedoch fahren wohl weiterhin einzelne Linien von aussen auf den Ring auf und darauf weiter. Erstaunlich viel Bewegung ist auf den Fernbahngleisen und ich glaube fast, dass es mehr als sonst ist. Bunt durcheinander Gueter- und (meist leere) Personenzuege. Letzeres scheinen Verschiebefahrten zu sein.

Nachmittags wird es dann wieder extrem voll sein, ich rechne mit einem durchgaengigen Stau bis zur Autobahnauffahrt. Egal, man nimmt gern daran teil!
DX-Matze

Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von DX-Matze »

Meine AVG/KVV-Stadtbahn (S41) kam heute morgen. Heute Abend sollte es auch klappen, bin gespannt. Fürs Warten nach der Arbeit hab ich gestern das Tablet mit Filmen befüllt. :drink:
PowerAM

Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von PowerAM »

Herr Platzeck darf schlichten. Der Bahnstreik ist auEs. Hatte mich gerade erst daran gewoehnt.
Spacelab

Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von Spacelab »

Die GDL hat sich darauf eingelassen ab heute Abend 19 Uhr wieder ganz normal zu arbeiten. Im Gegenzug dürfen sie einen eigenen Tarifvertrag machen. Wie es weitergeht wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Vorerst hat die GDL erstmal eine 3 Wöchige Friedenspflicht einzuhalten. Die ersten Mitglieder maulen jetzt schon das dieser Preis für einen eigenen Tarifvertrag zu hoch gewesen sein soll. Ein höheres Mitglied der GDL hat bereits gestern schon durchsickern lassen das die Gewerkschaft langsam mit dem Rücken an der Wand steht. Denn nach dem neunten(!) Streik alleine in diesem Jahr seien die Streikkassen langsam leer.

Aber damit es nicht langweilig wird und die Reisewilligen nicht auf die absurde Idee kommen mit der Bahn zu fahren hat direkt nach bekannt werden des Streikendes der GDL die konkurrierende Gewerkschaft EVG massive Streis angedroht wenn man sich nicht innerhalb 48 Stunden mit der Bahn einige. :wall:
PowerAM

Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von PowerAM »

Der Streik der GdL hat nichts mit dem angedrohten Streik der EVG zu tun, das muss man wirklich trennen. Noch gibt es die Tarifautonomie und noch kann jede Gewerkschaft verhandeln und ggf. Arbeitskampfmassnahmen durchfuehren. Die gesetzlichen Voraussetzungen sind in der Vorbereitung, die diesem Treiben ein Ende setzen sollen und nur noch den Dachgewerkschaften die Verhandlungskompetenz zugestehen. Dass diese haeufig Arbeitgebern und Lobbyverbaenden offener gegenueberstanden, das ist kein Geheimnis.

Die GdL hat, bei allem Verstaendnis fuer deren Ziele, die Akzeptanz in der Bevoelkerung inzwischen verspielt. Es war zuletzt nicht mehr erkennbar, dass ueberhaupt Interesse an einer Einigung mit der Gegenseite bestand.
Spacelab

Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von Spacelab »

Ich sagte doch gar nicht das die beiden Streiks etwas miteinander zu tun haben. Es war nur der Hinweis das man sich vielleicht nicht zu sehr daran gewöhnen sollte das die Bahn wieder regelmäßig fährt. Vor lauter Zirkus um die GDL in den letzten Wochen hat man nur die andere, viel größere Gewerkschaft total aus den Augen verloren. Und deren Käse ist noch lange nicht gegessen.
DH0GHU

Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von DH0GHU »

Natürlich gab es ein erkennbares Interesse an einer Einigung. Aber eben nicht unter Aufgabe grundlegender Ziele. Mir gefällt diese in der Unternehmerpresse getätigte Einseitigkeit der Schuldsuche nicht. Wenn zwei sich streiten, sind meist auch zwei schuld, zumindest bei rational handelnden Erwachsenen. Dass eine Einigungsbereitschaft da war, haben wir ja heute gesehen. Aber es ging offenbar nur mit einer "Bedrohung des pfingstwochenendes und darüber hinaus".
Sicher hat Weselsky den Bogen überspannt, indem Kunden übermäßig, z.B. durch viel zu kurzfristige Ankündigungen, über Streiks informiert wurden (wie soll ich z.B. auf mein Auto umsteigen, wenn ich nur noch eine RÜCKREISE vor mir habe?).
Ich bin mir aber garnicht so sicher, ob die GDL wirklich allgemein ihre Akzeptanz verspielt hat. Ich höre immer wieder ganz andere Töne. Selbst von Unternehmern!


Was die EVG betrifft: Gegen die Streiks der EVG sind GDL-Streiks, die den Bahnverkehr nur (regional unterschiedlich stark; hier war am ehesten zu merken, daß Züge pünktlicher als sonst waren) einschränken, ein Kindergeburtstag. Wenn die EVG Stellwerke, Werkstätten, Leitzentralen etc. massiv bestreikt, fährt GARNICHTS mehr. Kein Zug der DB, kein Zug der Privatbahnen. NULL.
PowerAM

Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von PowerAM »

Genau das wollen sie ja realisieren, morgen laeuft die Frist aus. Sollte der Streikaufruf kommen, dann faehrt in der Tat ueberhaupt nichts mehr. Die Fernbusse sind ueberbucht, zum Regionalverkehr gibt es haeufig keine tauglichen Alternativen.

Bei der GdL soll es ja ein Machtwort der Politik gegeben haben, wie ich so zwischen den Zeilen der offiziellen Berichterstattung rausgehoert hatte. Das koennte der EVG auch drohen. Auf jeden Fall haben sie die Macht, dem Pfingstwochenende zum Bahnstillstand und dem Autoverkehr zu Staulaengen zu verhelfen, die man so schnell nicht vergisst.

Wer es irgendwie kann, der sollte mit seinem A*sch zuhause bleiben.
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