Bahnstreikopfer

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Spacelab

Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von Spacelab »

Irgendwie scheint die GDL aber auch untereinander uneins zu sein. Gerade hatte man gleich zwei Gewerkschaftler der GDL im Radiointerview die beide alles andere als erfreut waren über diese plötzliche vorschnelle Einigung. Man habe damit einfach mal so die beste Karte die man hatte, nämlich die Drohung am Pfingstwochenende Chaos zu verursachen, einfach mal so leichtfertig verschenkt. Die DB habe jetzt deutlich Oberwasser bekommen. Und das nur für die Zusage das man einen eigenen Tarifvertrag machen darf. Was da drin steht sei aber alles andere als Sicher und muss nochmals gesondert verhandelt werden. Man käme heute, vor allem innerhalb der GDL, aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus.
DH0GHU

Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von DH0GHU »

PowerAM hat geschrieben: Das koennte der EVG auch drohen. Auf jeden Fall haben sie die Macht, dem Pfingstwochenende zum Bahnstillstand und dem Autoverkehr zu Staulaengen zu verhelfen, die man so schnell nicht vergisst.

Wer es irgendwie kann, der sollte mit seinem A*sch zuhause bleiben.
Ein EVG-Funktionär hat kürzlich erklärt, dass man Streiks mindestens eine Woche im Voraus ankündigt. Ob das für Warnstreiks gilt ist natürlich fraglich, aber die dauern meist nur wenige Stunden. Insofern ist "zuhause bleiben" sicher die falsche Reaktion.


Achja: und seit wann kann die Politik einer Gewerkschaft ein Machtwort aussprechen?!
PowerAM

Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von PowerAM »

Scheinbar muss es eins gegeben haben - ansonsten waere das Schlichtungsverfahren nicht in Gang gekommen.
DH0GHU

Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von DH0GHU »

Vielleicht hat ja auch der Druck auf die Bahn durch den Pfingststreik gereicht? Immerhin hat die Bahn Zugeständnisse gemacht, die sie vorher nicht gemacht hat (Eigenständiger TV, Einbeziehung Rangierlokführer).
Noch'n Saarländer

Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von Noch'n Saarländer »

Bei allem geifernden Gekeife, welches gerne vor allem von der Springerpresse gegen die GDL abgefeuert wird, sollte man eines nicht vergessen: Die GDL ist die erste Gewerkschaft seit Jahren, die sich für ArbeitnehmerRECHTE in Deutschland einsetzt. Wie oft wollte man ihr seit 2006 schon das Streikrecht wegklagen, welches ein wichtiges Grundrecht in der Demokratie ist?
Denkt mal drüber nach.
Sonst geht es mit der Aushölung der Grundrechte auch in diesem Bereich noch munter weiter.
Thomas (Metal)

Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von Thomas (Metal) »

@ Noch'n Saarländer
Gekeife findet man nicht nur in der Springerpresse. Durchaus auch dort wo ich es als Friendly-Fire verstehen würde. Als ver.di-Mitglied kann man schön nachvollziehen, daß ver.di tunlichst verhindern will daß es weitere Gewerkschaften in einem Betrieb gibt. Verständlich, man darf ja schließlich auch hier keine weiteren Götter haben ;-) . Dennoch sieht man das Gesetz zur Tarifeinheit kritisch und serviert den Mitgliederen immer wieder scheibchenweise was aus der Giftküche dieses Gesetzes. Man möge doch bitte unterschreiben damit die Tarifeinheit ver.di stärkt, das Gift was jetzt noch im Gesetz ist löfft dann ver.di raus, wenn man denn entsprechend stark ist - eben auch durch diese Unterschriftenaktion.
Vielleicht sollte man auch mal anders fragen: Was passiert wenn mich meine Gewerkschaft nicht mehr angemessen vertritt? Was passiert dann, wenn sich Teilbereiche, die nicht zwingend einen eigenen Betrieb im Sinne des Betriebsverfassungsgesetzes darstellen, selbst organisieren wollen und selbst nach einem Abschluß mit dem Arbeitgeber suchen?
Sicher, ich bin im Grunde auch für die Tarifeinheit. Dennoch darf man nicht so blind sein und auf Grund eines Bahnstreikes nach Abschaffung seiner Grundrechte rufen.
Wenn es die Bahn für die Funktion des Landes so wichtig ist, müßte man sie hoheitlich betrieben. Dann fährt auch immer alles, es gibt keinen Arbeitskampf. Selbst jetzt wo noch ein Teil der Leistungen aufrecht erhalten werdne konnte haben Gerichte aus diesem Grund nicht die Notwendigkeit gesehen den GDL-Streik zu verbieten. Es fährt ja schließlich noch was.
Thomas (Metal)

Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von Thomas (Metal) »

Heckenschützen am Morgen
...das ist die eine Seite. Die andere: Der Arbeitgeber darf natürlich weiterhin nach seinem Belieben Anteile in einen anderen eigenständigen Betrieb überführen für den dann ein eigener Tarfivertrag gilt. Spart u. U. sehr viel. Wer stellt denn sicher, daß der TV dann auch wirklich _überall_ gilt? => Ist das dann nicht vielleicht doch zweierlei Maß?
Und wie sieht es überhaupt damit aus, daß Beschäftige sehrwohl selbst mit dem Arbeitgeber über ihr Gehalt verhandeln können, die Aussichten auf Erfolg lasse ich mal dahingestellt. Die müßten sich ja dann dieser Logik folgend auch dem TV unterordnen ;-) . Der ATler darf also, der Rest im TV kann nicht so auftrumpfen, darf sich dann aber auch nicht zusammenschließen um mit dem AG etwas abzuschließen, wenn sie nicht die Mehrheit haben. Apropos Mehrheit: Die wird dann häufig so aussehen wie bei politischen Wahlen. 50% sind die absolute Mehrheit, aber hat man sie wirklich in der Bevölkerung, wie steht es mit den Nichtwählern. Hier wäre dann das Pendant der Organisationsgrad...
PAM
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Bahnstreikopfer

Beitrag von PAM »

Bundesweit ist der Fernverkehr eingestellt. Im Berliner Raum entfallen alle RE, die von der DB bedient werden. In Berlin entfallen die S1, S2, S26, S26, S3, S41, S42, S45, S46, S5, S75, S8, S85 und S9. Aus dem Norden kommt man derzeit praktisch gar nicht mehr nach Berlin hinein.

Die Straßen sind brechend voll. Wäre ich später losgefahren, dann hätte ich auch lange angestanden.
🎧📺📻📡
RheinMain701
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Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von RheinMain701 »

In Frankfurt ist der gesamte Fern-, S- und Regionalverkehr eingestellt. Auf den Straßen herrscht pures Verkehrschaos.
zerobase now
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Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von zerobase now »

Hier in NRW sieht es derzeit auch nicht besser. Einige Züge fahren, aber die Zufahrt zu den Stellwerken werden ja bestreikt, von daher kann man teilweise nicht in die größeren Bahnhöfe einfahren. War heute auch satte 50 Minuten später auf der ARbeiten. Da kommt Freude auf. Auto ist aber auch keine Alternative, da es heute morgen alleine in NRW fast 500 KM (!!!!) Stau gab.
Das muß Kesseln

Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von Das muß Kesseln »

500Kilometer Stau in NRW ist das Bundesland überhaupt so groß :gruebel: In MV ist auch alles Ausgefallen das freut sicherlich die Privaten Bus und Taxi Unternehmen.
zerobase now
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Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von zerobase now »

Das muß Kesseln hat geschrieben: Mo 10. Dez 2018, 12:03 500Kilometer Stau in NRW ist das Bundesland überhaupt so groß :gruebel:
Ja.

https://www.waz.de/region/langer-stau-n ... 80171.html
Das muß Kesseln

Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von Das muß Kesseln »

Schon heftig so ein Stau. Vor allem die Pendler zur Arbeit können ein echt Leid tun. Danke für den Lesestoff @zerobase now.
elchris
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Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von elchris »

Die streikende EVG ist weniger beim Lok- als dem Stellwerks und Servicepersonal vorhanden, also Fahrdienstleiter und Zugbegleiter. Die Beteiligungsquote des Streiks bei den Fahrdienstleitern lag bei etwa 75% - das hat die Bahn sichtlich beeindruckt und es wird wohl zu keinen weiteren Streiks kommen - das war jetzt ein kleiner Warnstreik, sollten die einen ganzen Tag in den Ausstand treten bricht der Gesamtverkehr völlig zusammen und man hat noch eine halbe Woche danach Probleme und Ausfälle - das wird dem Konzern zu teuer, da sind die gut 1% (und die weiteren Forderungen) sicher kein Problem mehr. Hauptforderung ist wohl auch die Aufstockung des Personals und damit ein runtergehen mit der Arbeitsbelastung, vorallem durch wegnahme dieser Stunts in den Dienstplänen - also wir fahrenden Volk dürfen ja auch öfters von Nacht auf Frühschicht binnen zwei Tagen uns versuchen umzustellen, die Doppelschichten (5-10 und 15-20Uhr) haben so nur wir, die haben dafür sowas:

MO 4-10Uhr
MO 22-08Uhr (ja, das ist der gleiche Tag am Abend!)
DI 21-07Uhr
MI frei (also der Rest)
DO 12-22Uhr
FR 8-20Uhr
SA frei
SO 22-08Uhr

Dabei ist es unerheblich ob der Kollege ein altes Bahnhofsstellwerk hat und während seiner Dienstzeit ständig Hebel bedient und Telefonate führt oder in einer Steuerzentrale vor 10 Monitoren sitzt und für 200 Zugfahrten auf 150km Strecke gleichzeitig verantwortlich ist. In letztem Fall sitzt der gerne stundenlang da und schaut dem Treiben zu und plötzlich passiert was (Zug defekt, Personenunfall, Unfall an der Strecke oder auch nur ein eingefrorenes Bauteil) und er muss sämtliche betrieblichen Störungsregeln auf x Züge gleichzeitig anwenden weil natürlich alle weiter wollen. Nicht umsonst hab ich bei uns klar gemacht, wenn ich mal nimmer fahren darf (weil ich mir ein Bein abgehackt hab oder so) nehm ich viele Ersatzposten, aber nicht Fdl.

Die zweite große Gruppe ist das Zugbegleitpersonal - Angriffe durch gewisse Subjekte unserer Gesellschaft auf diese sind an der Tagesordnung, ihnen wurden teilweise Zulagen weggenommen (ja, weniger Geld, nicht mehr!) weil sie auf vielen Strecken statt wie früher nicht mehr mit betrieblichen Tätigkeiten (Abfertigen des Zuges) betraut sind sondern zum Fahrkartenzwicker und laufende Infosäule degradiert wurden.

-> Die Bahn ist ein privates Unternehmen mit nurnoch wenigen Beamten, alle nach 1993 eingestellten und alle von der Deutschen Reichsbahn der DDR übernommenen Mitarbeiter sind normale Angestellte mit ganz normalem Streikrecht und da die Bahn nicht mehr als Daseinsfürsorge gilt OHNE Regelungen zu einem verpflichteten (siehe Krankenhäuser als Beispiel) Notdienst. Sehr lustig find ich hier Kunden und Passanten auf der Straße, die dann meinen, man sollte sich einen anderen Job suchen - das tun jedes Jahr etliche Kollegen, wer vor einigen Jahren in diese Berufsfelder gewechselt ist, geht zurück in seinen gelernten Beruf und auf der Azubimesse ziehen Eltern ihre Kinder die mit großen Augen dastehen "boah, Zug fahren!" weg - würde ich genau so machen, kann diese Branche keinem mehr empfehlen und bin auch immer mit einem offenen Auge und Ohr auf der Suche - ich hab die Hoffnung aufgegeben und denke spätestens semiautomatische Autos werden zumindest den Personenverkehr auf Schiene noch vor meinem Rententermin im Jahre 2053 beerben.
Unterwegs auf Schiene und Straße.
Thomas(Metal)
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Re: Bahnstreikopfer

Beitrag von Thomas(Metal) »

@ elchris
Sauber, insgesamt 56 Stunden in einer Woche. Bei 60 Stunden liegt das Limit und auch die Verkürzung der Ruhezeit auf 10h wurde mehr als einmal augeschöpft. Bliebe die Frage nach dem Ausgleich auf im Schnitt 40 Stunden, das ist ebenfalls Gesetz.
Die Personaldecke geht gegen Null, es wird gespart koste es was es wolle. Die wird dann auch mal dicht gemacht wie in Marburg: https://www.hessenschau.de/wirtschaft/k ... n-104.html
Eines noch: Sprechen wir hier eingentlich über Sklaventreiber oder Terroristen? Ganz sicher nicht über normale Arbeitsbedingungen. Man wünsche sich einmal mehr einen Arsch in der Hose wie es in Frankreich üblich ist. Aber wahrscheinlich digitalisiert man lieber und läßt es dann von Indien aus betreiben. Da sind viele und die machen das noch billiger...

Nochmal was zu den Transportsklaven wie man sicher vermuten darf: https://www.hessenschau.de/panorama/pol ... m-100.html
QTH: 911-69 (II: Körner 9.2, III: LPDA16), QTH-alt: 9354 (II: FUBA UKA-028)
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