Rundfunksituation in Nordkorea

[Lutz2]

In letzter Zeit wird in den Medien ja recht häufig über Nordkorea berichtet.
Wie man hört, sei dieses Land ja total abgeschottet.

Mich würde es mal interessieren, wie man die dortige Bevölkerung davon abhalten kann, ausländische Rundfunkprogramme, beispielsweise aus dem Süden, zu empfangen.

Vor vielen Monaten las ich, dass die Radiogeräte, die in Nordkorea im Umlauf seien, auf feste Frequenzen voreingestellt sein würden, so dass damit nur inländische Programme empfangen werden können.
Andererseits würden jedoch von China aus "konventionelle" Empfänger ins Land geschmuggelt.

Strahlt der staatliche Rundfunk in Nordkorea Radiosendungen für den Süden des Landes aus?
Werden in Grenznähe Störsender betrieben, um den Empfang südkoreanischer Programme im Norden ganz zu unterbinden?

Wer weiß zu diesem zugegeben etwas exotischen, aber wie ich finde auch recht interessanten Thema mehr?

[Manager.]

Vor vielen Monaten las ich, dass die Radiogeräte, die in Nordkorea im Umlauf seien, auf feste Frequenzen voreingestellt sein würden, so dass damit nur inländische Programme empfangen werden können.

@ Lutz2:
Vor 3 Wochen war im WDR-TV eine Sendung "Nordkorea - Einblicke in ein verschlossenes Land " über das Leben in Nordkorea zu sehen. Dabei wurde auch die Wohnung einer Blockwartin gezeigt. Zu der Wohnungseinrichtung gehörte auch ein Radio, das an der Wohnzimmerwand hing. Die Blockwartin erklärte stolz, dass sie auf diesem Weg immer die neuesten Losungen der Partei und des geliebten Führers Kim Jong Il hören könne.

Nach Angaben der Reporter lassen sich diese Radios nicht ausschalten; höchstens leiser drehen.

Hier ist die Sendung ---> http://www.lernzeit.de/sendung.phtml?detail=795091


Anmerkung:
Nordkorea ist in der Rangliste der Menschenrechtsorganisation "Reporter ohne Grenzen" bezüglich Pressefreiheit auf Platz 168 von 168 Ländern.
---> http://www.reporter-ohne-grenzen.de/pre ... dwort.html

[Alqaszar]

Manchmal möchte ioch schon wissen, was Dichtung und Wahrheit ist. Wenn ich mir überlege, was teilweise für merkwürdige Geschichten über diue Länder des ehemaligen Ostblocks, der Sowjetunion oder der DDR kursierten, dann sollte man eben auch nicht alles glauben, was westliche Reporter über das verschlossene Land erzählen.

So ist es schwer, sich ein realistisches Bild über das alltägliche Leben der Nordkoreaner zu machen. Wenn man davon ausgeht, dass die Menschen in Nordkorea nicht dümmer sind als anderswo auch, so ist anzunehmen, dass sie die Propaganda des Regimes durchschauen. Genau so natürlich wäre es, wenn sie versuchen würden, von anderswo her Informationen über die Lage der Welt zu bekommen.

Das Internet dürfte als Informationsquelle wegfallen, da kein Medium so effizient und lückenlos überwacht werden kann. Es geht daher nicht darum, ob der Zugang zu einer bestimmten Information möglicherweise zensiert und dann über Proxies dennoch zugänglich gemacht werden kann, sondern darum, wer überhaupt Zugang zum Internet hat und wie gut er bei seinem Surfen überwacht werden kann.

Die Überwachung ist auch der Schlüssel zum Zugang zu internationelen Radiosendern auf Kurzwelle. Selbst die besten Störsender haben es nie geschafft, sämtliche unerwünschten Sendungen aus dem Ausland zu unterdrücken. Selbst primitive Radios wie die Volksempfänger im Dritten Reich waren in der Lage, die wichtigsten europäischen Stationen ("London", "Beromünster") zu empfangen. Folglich stand das Hören ausländischer Sendungen unter Todesstrafe.

Aber weil eben die Überwachung nicht lückenlos war, wurden die Sendungen dennoch gehört. Genau so wird es also in Nordkorea sein. Es wird wohl kein Problem sein, ein fest eingestelltes Radio auf eine andere Frequenz zu verstimmen. Es sei denn, es handelt sich um einen Drahtfunkempfänger. Aber selbst diese dürften zur Not zu modfizieren sein.

Nun hängt es also vom Risiko ab, erwischt zu werden. Gibt es eine Strafe, wenn man ein Radio besitzt, mit dem man Kurzwelle empfangen kann? Welche Strafe bedeutet es, wenn man beim Hören ausländischer Sender "erwischt" wird?

Daher ist anzunehmen, dass der Zugang zu Informationen aus dem Ausland in Nordkorea zwar möglicherweise sehr schwierig, aber nicht unmöglich ist. Näheres wissen sicher die Geheimdienste der USA und Südkoreas, aber die werden das nicht ausplappern.

Was macht eigentlich die Blockwartin mit ihrem Radio, gegeben den Fall es könnte auch Kurzwellensender empfangen? Da sie ja diejenige ist, die die anderen Kontrolliert, ist für die das Risiko, erwischt zu werden eher geringer (natürlich wird auch sie kontroilliert werden). Hört sie wirklich nur die neuesten Nachrichten des großen Führers Kim Irgendwas?

[Huddich]

[quote Manager.]
Nach Angaben der Reporter lassen sich diese Radios nicht ausschalten; höchstens leiser drehen.
[/quote]
So ein Blödsinn, dann nimmt man dem Radio die Stromversorgung und dann ist es auch aus !

[DLR-Fan Sachsen-Anhalt]

Bei den wenigen Stunden am Tag an welchen es in Nordkorea überhaupt Strom gibt, spielt auch eine "große Führer-Kiste" sicher sowieso schon nicht all zu häufig.

[georgk]

Strahlt der staatliche Rundfunk in Nordkorea Radiosendungen für den Süden des Landes aus?

Nicht nur für den Süden Koreas, sondern auch für uns. Allabendlich auf 9325 kHz.

Wer weiß zu diesem zugegeben etwas exotischen, aber wie ich finde auch recht interessanten Thema mehr?

Das hier empfangbare Programm spricht eigentlich für sich:
Zuerst 15 Minuten Nachrichten. Meist geht es um einen der vielen nationalen Feiertage. Monate vorher wird über die Grußbotschaften, die von den zahlreichen Freunden Nordkoreas aus aller Welt eintrudeln, berichtet. Nach dem Feiertag dann noch mal ein Monat lang Berichte, wie schön es doch war, um sich dann langsam wieder auf das nächste Event einzustimmen. Nach den Nachrichten gibt es eine Lesung aus den 30-bändigen Lebenserinnerungen des großen Führers. Dazwischen Musik mit Titeln wie "Wer weiß, wann der liebe Führer schlafen geht..."

Georg

[Lutz2]

Ja, es ist schon sehr tragisch, was die Menschen in Nordkorea alles mitmachen müssen.
Was jedoch auffällt, ist die Tatsache, dass es ganz offensichtlich nicht den geringsten Widerstand gegen das Regime gibt. Möglicherweise hat dies etwas mit der dort vorherrschenden vom Buddhismus geprägten Mentalität zu tun; aber das ist halt nur meine Vermutung.

Mich würde es trotzdem mal interessieren, wie denn die Medienlandschaft in Nordkorea aussieht.
Gestern fand ich auf http://www.addx.de/Service/CDaudio.php unter Nr.12 ein sehr interessantes Feature von Arnulf Piontek.
Hat jemand von Euch möglicherweise diese CD?
Existiert eventuell sogar ein Bandscan aus der Hauptstadt Pjongjang? - Dies wäre insofern interessant, da sicherlich nicht das "normale" für den UKW-Rundfunk vorgesehene Band zwischen 87,5 und 108 MHz verwendet wird.
Auf Kurzwelle sendet Radio Pjongjang ja auch außerhalb der regulären Bänder.

[digifreak]

Lt. WRTH gibt es in Pyongyang und Kaesong UKW Stationen im Bereich von 89,1 MHz - 107,3 MHz. MW sowieso, im Kurzwellenbereich gibt es viele Sender im 120m und 90m Tropenband.

[Lutz2]

Sind diese Stationen denn auch einzeln nach Frequenz aufgelistet?

[zerobase now]

Was jedoch auffällt, ist die Tatsache, dass es ganz offensichtlich nicht den geringsten Widerstand gegen das Regime gibt. Möglicherweise hat dies etwas mit der dort vorherrschenden vom Buddhismus geprägten Mentalität zu tun; aber das ist halt nur meine Vermutung.

Also das ist doch wohl jetzt nicht dein Ernst, oder? Wir sprechen hier von einer Diktatur. Warum hat es in der DDR keinen Wiederstand gegeben, warum nicht im dritten Reich, warum im Iran nicht? Weil man Angst hatte bzw hat. So wird es auch in Nordkorea sein. Aber wir wollen jetzt ja keine politsche Diskussion führen, wenngleich sich das bei dem Thema nicht ganz vermeiden lässt.

[andimik]

Ich hab mal in PM (oder geo) einen Bericht über Turkmenistan gelesen, das kann man sich eigentlich auch nicht vorstellen, was dort abläuft!

[Lutz2]

Nun ja, in der DDR hat es doch zumindest kurz vor dem Fall des eisernen Vorhangs sogar sehr heftige Proteste gegeben (wie praktisch in ganz Osteuropa); auch im Iran gibt es eine Opposition, die natürlich mit aller Macht durch die Regierung unterdrückt wird.

Vor einigen Jahren kursierten in den Medien Meldungen über Nordkorea, die so unglaublich erscheinen, dass es schon eine Überwindung kostet, sie an dieser Stelle anzuführen: So hätten Dissidenten, die über China in den Südteil des Landes geflüchtet seinen, davon berichtet, dass es aufgrund einer in Nordkorea vorherrschenden Hungersnot sogar zu vereinzelten Fällen von Kannibalismus gekommen sei (siehe auch folgenden Link: http://www.wams.de/data/2003/06/15/118640.html).

Angesichts der ungeheuren Brisanz, die in diesen Nachrichten steckt, erlaube ich mir nicht, die Frage nach dem Wahrheitsgehalt solcher Meldungen aufzuwerfen.
Allein schon die Intention, soetwas zu verfassen, zeigt jedoch, wie gewaltig die Not in Nordkorea sein muss (sicher ist diese in keinster Weise mit den Problemen im früheren Ostblock zu vergleichen).

Vor diesem Hintergrund stelle ich mir schon die Frage, weshalb es, so wie es scheint, keinerlei Opposition in Nordkorea gibt.
Sollte letztere dennoch existieren, wieso berichten dann die westlichen Medien nicht hierüber?

Dies sind freilich Fragen, die nicht direkt in dieses Forum gehören; bei einem Thema, was über Nordkorea handelt, lässt sich jedoch, wie Du zurecht bemerkt hast, unmöglich eine Betrachtung der politischen Lage in diesem Lande ausblenden.

[Marcin Wilk]

ZUR RUNDFUNKSITUATION IN NORDKOREA KANN ICH FOLGENDES BERICHTEN :

Ich habe ein Jahr lang in der Nähe Nordkoreas ( 200 km ) gelebt, kein einziges Programm konnte ich auf UKW empfangen, selbst nicht die oft genannten Frequenzen für Pyöngyang. Meine Vermutung ; Es gibt gar kein UKW in Nordkorea. Denn Sender aus dem noch weiter entfernten Südkorea konnte ich oft gut empfangen ( Distanz 500 km+),
Dagegen konnte ich auf Mittelwelle auf mehreren Frequenzen tagsüber den nordkoreanischen Rundfunk sehr gut empfangen, Auch im 120m Tropenband !!! ist Pyöngyang und vielen anderen KW-Frequenzen konnte ich zwei unterschiedliche Sender, die aber beide entweder dämmliche Lieder à la Drittes Reich ausstrahlten oder Wortprogramme im martialischen Styl.
Sehr interessant fand ich auch, dass KBS, der südkoreanische Staatssender, eine leitungsstarke Frequenz auf 3985 khz betreibt, diese aber sehr stark gestört ist, so dass kaum was zu hören ist. Vergleichen konnte ich das Programm mit mehreren ! UKW Frequenzen.

[Kay B]

@ alqaszar

Manchmal möchte ioch schon wissen, was Dichtung und Wahrheit ist. Wenn ich mir überlege, was teilweise für merkwürdige Geschichten über diue Länder des ehemaligen Ostblocks, der Sowjetunion oder der DDR kursierten, dann sollte man eben auch nicht alles glauben, was westliche Reporter über das verschlossene Land erzählen.

Na ja, damals herrschte ja noch der Kalte Krieg. Da hat man wohl auch auf westlicher Seite gerne einen negativen Unterton mit rüber gebracht.

Heute sollten doch - zumindest westeuropäische Sender - darüber objektiv berichten.


Wie sieht's in Nordkorea eigentlich TV-mäßig aus?

Es soll dort auch TV-Sender mit Zielrichtung Südkorea geben, die in NTSC-M senden. Irgendwo hab' ich aber mal gelesen, daß selbige mittlerweile abgeschaltet wurden.

[digifreak]

Gelistete TV-Sender:
Mansudae TV Pyongyang ch 5 350 kW, Cultural&Educational TV Pyonyang ch 9 140 kW; Kaesong ch 8 30 kW. PAL/ NTSC Norm D/K u. M