Man könnte diesen Eindruck durchaus gewinnen.
Dass alles teurer wird, war aber weltweit so. Die Inflation begann ja direkt nach Corona durch die wieder anspringende weltweite Nachfrage bei nach wie vor gestörten Lieferketten - und sie war so stark, dass darauf folgende Zweitrundeneffekte die Inflation manifestieren. Man kann sich das ja wunderbar anhand der Weltmarktpreise für z.B. Rohstoffe, Energie und Nahrungsmittel auf Plattformen wie finanzen.net rekonstruieren. Eine Regierung alleine hat darauf keinen Einfluss - zumindest nicht in Marktwirtschaften. Nicht marktwirtschaftlich orientierte Regierungen können erfahrungsgemäß aber auch nur "Armut für alle" regulieren
Ohne Spritpreisbremse, 49-€-Ticket und Strompreisdeckel wäre das alles noch viel schlimmer geworden.
Was dann noch dazu kommt, ist Stimmungsmache. Wenn man sich hinstellt, und die Spritpreise 2023 mit denen von 2020 vergleicht, ist das natürlich dramatisch. Vergleicht man sie mit vor ca. 10 Jahren, sieht es schon anders aus. Irgendwann um 2014 herum waren knapp 1,50 € für den Liter Diesel nicht ungewöhnlich. Gerade die Energiepreise sind während der weltweiten Lockdowns massiv eingebrochen, und da gleichzeitig auf die Explorationstätigkeit still stand, müssen wir eigentlich froh sein, dass Rohöl derzeit sogar billiger als vor 10 Jahren ist. Dass Diesel derzeit trotzdem ca. 15% teurer als vor 10 Jahren ist, ist dann die wahre Steigerung an Abgaben, Verarbeitungskosten, Lohnkosten, etc. Allerdings liegt das auch im Rahmen der allgemeinen Einkommenssteigerung - bezogen auf untere Einkommensgruppen sogar noch darunter. Der Mindestlohn ist seit seiner Einführung 2015 um immerhin 46% gestiegen.Und ja, natürlich wird dadurch auch Vieles wieder teurer. Sozialstaat muss man sich auch erst mal leisten können - und da kann man es sich halt nur von Gutverdienenden (natürliche wie juristische Personen...) nehmen. Tut man das nicht, muss man irgendwem irgendwas nehmen. Das ist eigentlich ziemlich trivial, scheint aber vielen nicht bewußt zu sein.
Und ja, das Einfachste und ökonomisch sinnvollste wären hier tatsächlich Kürzungen im Sozial-Etat. Dem stehen aber teils verfassungsrechtliche Schranken entgegen, außerdem würde es den sozialen Frieden noch weit mehr gefährden. Allerdings rennen die Wähler ja gerade in Massen zu Parteien, die genau das tun würden ...