Manager hat geschrieben: ↑Sa 27. Mär 2021, 14:19
Ist ja schön und gut wenn sich unsere Politik in der Rolle der moralischen Super-Großmacht gefällt. Dafür habe ich sie aber nicht gewählt.
Als jahrzehntelanger braver Steuerzahler erwarte ich vielmehr, dass die mit meinen Steuergeldern entwickelten Impfstoffe auch mir als erstes zugute kommen und nicht die schon halbe Welt glücklich gemacht wird, während man mich noch von einem Lockdown in den anderen schickt.
Oder frei nach Bertolt Brecht:
Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.
Ganz so einfach ist es ja leider nicht.
- Auch andere Staaten haben zum Teil die Entwicklung dieser Impfstoffe mitfinanziert und gefördert. AstraZeneca ist immerhin "very british", Pfizer amerikanisch.
- Wenn die EU ein strenges Exportregime aufbaut, baut im Gegenzug niemand seine Impfstofffabrik in der EU auf. Hilft also auch nix.
- in einer Marktwirtschaft spielt es halt auch eine Rolle, wer bereit ist, wie viel zu zahlen. Die EU war nicht bereit, so viel zu zahlen wie andere Länder. Was natürlich ein Witz ist, angesichts der Gesamtlage wäre es sogar besser, 100 € für eine Dosis zu zahlen, wenns dann "nur" doppelt so schnell ginge. Man, bzw die Sparkommissarin/schwarze Null an der Spitze war auch noch stolz darauf, den Preis gedrückt zu haben. Die Zeche zahlen wir halt nichtmonetär. Ich fände es aber dann konsequenter, die Impferei ganz dem Markt zu überlassen (oder zumindest bei 2/3 der Dosen). Also ich würde für eine Immunisierung mit dem BioNTech-Zeug sofort nen Tausender hinlegen (bzw 2 500er)....
Du als braver Steuerzahler leistest halt einen viel kleineren Beitrag als der israelische Steuerzahler, der pro Dosis wesentlich mehr zahlt - und auch noch in besonderem Umfang Studiendaten liefert. Ich finde es ja auch doof, aber es ist nunmal eine Folge des ach so geilen sparens (koste es, was es wolle).
- Globale Lieferketten werden auch von den Herstellern in der EU genutzt - was bringt es dann, wenn Vorprodukte gar nicht mehr in die EU kommen, weil andere auch egoistisch sind?
- Auch andere Großproduzenten wie Indien, Rußland und China exportieren ihre Vakzine, sind aber noch langsamer als wir
- Es bringt auch nichts, wenn bei uns alle geimpft sind, und das Virus, vor allem bei Risikopatienten wo das wohl öfters passiert, im Ausland munter dahinmutiert.
Machen wir uns nichts vor: Wir müssten 6,5-7 Milliarden Menschen in weit unter einem Jahr impfen, um das Problem in den Griff zu bekommen. Wo, ist zweitrangig. Es bringt mir nix, wenn ich heute geimpft werde, und ich in 3 Monaten mit der Supermutation B.4711-0815 infiziert werde...
Außerdem: Es ist ein Blick zurück, wir können das alles nicht mehr ändern, wir können es nur noch versuchen, zukünftig besser zu machen. Und das, was man daraus lernt, ist, dass folgendes nötig gewesen wäre:
- Geld reinbuttern, um auf Steuerzahlerkosten die Produktionskapazitäten zu erhöhen - im Versagensfall Abschreibung der Investition, nicht Regress. (Die Spar-Ursel hat ja zugegegeben, dass man das Thema unterschätzt hat)
- Lieferverträge mit verbindlichen Chargen ab Zulassungsdatum bei Zulassung bis Tag X. Im Gegenzug Zusicherung großzügiger Kompensationszahlungen bei Nichtabnahme (falls andere noch schneller waren). Da waren andere Kunden wohl auch strenger
- Einen Preis zahlen, der es für die Hersteller sehr attraktiv macht, Lieferzusagen zu erfüllen und überzuerfüllen.