Rundfunksituation in Nordkorea

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Köllepözer

Re: Rundfunksituation in Nordkorea

Beitrag von Köllepözer »

Er meint diese [www.*k*d*v*r*.de] lustige Seite (Sternchen weglassen).

Da werden einem Reisen schmackhaft gemacht. Den Reisebegleiter von der staatlichen Schlapphutorganisation gibts gratis dazu.
Rosti 2.0

Re: Rundfunksituation in Nordkorea

Beitrag von Rosti 2.0 »

Genau, mittlerweile ist das vor lauter "DDR-Diskussion" vielleicht bisschen unter gegangen, deshalb hier nochmal:
...und für die ganz links-aussen Fraktion empfiehlt sich www.kdvr.de
Dixie_

Re: Rundfunksituation in Nordkorea

Beitrag von Dixie_ »

So, habe mir das Ganze jetzt auf der 9.325 kHz mal angetan (mit einem Degen 1103).

Leider kommt so gut wie nichts durch, nur einige Wortfetzen waren verständlich:

Verstanden habe ich: »Verteidigungsministerium«, »Weltfrieden«, »Stoßtrupps«, »KDVR«, »Führer«, »Zentralorganisation«, »Friedenssicherung« und noch ein paar andere Wörter, die relativ eindeutig waren.

Der Tonfall der Dame klang ungefähr wie der der Durchsagesprecherin bei »1984« ...Das Deutsch schien ansonsten relativ akzentfrei zu sein.

Was interessant ist: Wenn ich mit dem Degen auf »News« schalte, kommt »Voice of Korea« durch, auf »Music« ein (griechischer?) Musiksender. Beides auf der 9325 ... Seltsam, oder?

Nachtrag: Jetzt spricht gerade ein Mann (ebenfalls akzentfrei -- heuern die da Deutsche an?) und spricht über die »kommunistische Revolution und die bewaffnete Befriedung (?) der Weltvölker durch den Sozialismus«. Ist ganz witzig. ;)
Schwabinger

Re: Rundfunksituation in Nordkorea

Beitrag von Schwabinger »

@Dixie
Das Deutsch schien ansonsten relativ akzentfrei zu sein.
Nachtrag: Jetzt spricht gerade ein Mann (ebenfalls akzentfrei

heuern die da Deutsche an?
Die Sprecher werden bestimmt in dem einstigen sozilalistischen Bruderstaat DDR studiert haben.
Alqaszar

Re: Rundfunksituation in Nordkorea

Beitrag von Alqaszar »

Ein höchst interessanter Beitrag, sehr informativ.

Es fällt auf, das vieles mit "ich habe von jemanden gehört, dass." oder "es wurde gezeigt, wie..." abgeht. Vieles basiert eben auf Gerüchten. Vergleicht man das mit der Lage in den 80ern in Europa, so fallen einem viele Ähnlichkeiten auf.

Weiter oben wurde z. B. erwähnt, dass ein Koreaner sagte, Nordkoreaner würden bei der Flucht teilweise von chinesischen Grenzsoldaten erschossen. Der Wahrheitsgehalt ist nicht zu ermitteln. Es kann natürlich die Wahrheit sein, aber es kann auch ein gezielt in die Welt gesetztes Gerücht sein, vielleicht von den Chinesen selbst, oder von den Nordkoreanern, um eben Fluchtgedanken abzuschrecken.

Etwas ähnliches habe ich aus Rumänien erfahren. Hier war der Mythos verbreitet, dass die Grenze zum damaligen Jugoslawien von der jugoslawischen Seite streng bewacht würde. Tatsächlich aber wurde die rumänische Grenze von der bekanntlich nicht in den Ostblock integrierten JSFR nicht besonders streng auf "illegale" Flüchtlinge hin überwacht. Vielmehr gab es kilometerlange "grüne Grenzen", auch zu Ungarn, die nicht so gesichert waren wie die innerdeutsche Grenze und nur schwer zu überwachen waren.

Wenn man den relativ großen Aufwand bedenkt, welche die DDR-Bürger teilweise für ihre Fluchten auf sich genommen haben (und damit auch das Risiko der vorzeitigen Entdeckung eingingen), wäre es einfacher gewesen, während eines "normalen" Urlaubs quasi spontan an die grüne Grenze zu Unganr zu fahren, den Stachedraht durchzuschneiden und nach Österreich zu flüchten.

Bezogen auf die Situation in und um Nordkorea zeigt es: Das Regime ist bestrebt, die Bevölkerung möglichst im Unklaren zu lassen, was an der chinesischen Grenze tatsächlich vor sich geht. Wenn, dann sollen abschreckende Nachrichten verbreitet werden.

Ein weiterer Aspekt: Vielfach wird die Situation der Nordkoreaner so dargestellt, als würden sie sich -- mehr oder weniger freiwillig -- dem Regime fügen und dem propagandistischen Bild entsprechen, welches die eigene Führung zeichnet.

Wie es aber wirklich in den Köpfen der Menschen aussieht, das weiß niemand. Nicht einmal, wie viele Informationen wirklich in das Land gelangen, und ob die Koreaner nicht mindestens so viel Erfindungsgeist beweisen, um "festgestellte" Radios zum Empfang ausländischer Sender zu nutzen. Interessant ist, dass es offensichtlich eine Gruppe von Nordkoreanern sind, die tatsächlich äußerst regimetreu sind und sich im Ausland aufhalten (dürfen).

Aussagen von Nordkoreaner, die sich im Ausland aufhalten, sind daher immer mit Vorsicht zu genießen. Umgekehrt aber auch Aussagen, welche von "überglaufenen" Nordkoreanern stammen, diese könnten ebensogut gefärbt sein, eben im Sinne Seouls.

Alles in allem weiß man also nichts wirklich Handfestes über Nordkorea, da eben die Gefahr besteht, dass alles, was man erfährt, aus Informationen besteht, die dem jeweiligen Regime, aber nicht der Wahrheit dienen sollen.

Abschließend ist zu bemerken: In Asien waren insgesamt vier Staaten nach dem zweiten Weltkrieg zwischen "Ost" und "West" gespalten. Es waren die Jemen und Vietnam, und es sind noch China und Korea. Es gab einen kommunistischen Teil, der von der Sowjetunion und/oder China unterstützt wurde, und ein "westlich" orientierter Teil. Allerdings muss man sehen, dass in keinem der genannten Länder eine Demokratie nach westlichem Vorbild herrschte. In Taiwan, Südkorea und in Südvietnam herrschten korrupte, nationalistische Regime. Im Falle von Taiwan und Südkorea haben sich erst innerhalb des letzten Jahrzehnts demokratische Verhältnisse heruasgebildet.

Und wie die Sache in Vietnam ausgegangen ist, dürfte dank "Platoon", "Rambo" und "Full Metal Jacket" ja allgemein bekannt sein.
Rosti 2.0

Re: Rundfunksituation in Nordkorea

Beitrag von Rosti 2.0 »

(fast) OT: Wenn man den relativ großen Aufwand bedenkt, welche die DDR-Bürger teilweise für ihre Fluchten auf sich genommen haben (und damit auch das Risiko der vorzeitigen Entdeckung eingingen), wäre es einfacher gewesen, während eines "normalen" Urlaubs quasi spontan an die grüne Grenze zu Unganr zu fahren, den Stachedraht durchzuschneiden und nach Österreich zu flüchten.

Geht nicht wenn du schon ein Reiseverbot hast! Die Grenzkontrollen zu den "sozialistischen Bruderstaaten" waren schon auf dem DDR-Boden immens (das fängt im Zug an und hört bei dem nur sehr begrenzt möglichen Geldumtausch auf!). Einfach "abhauen" ist auch nicht, das Überwachungsnetz war sehr eng gestrickt, so gab es bspw. in jeden Wohnblock einen Blockwart, einen "Hauswächter" mit Hausbuch, wo selbst jeder noch so kleine Besuch penibelst eingetragen werden musste! Da fällt es dann schon auf, wenn du länger als einen Tag fehlst... vermutlich wärst du nicht einmal bis zur DDR-Grenze gekommen.
Einfach so reisen, wie wir es hier gewohnt sind war da nicht.
Mathias Volta

Re: Rundfunksituation in Nordkorea

Beitrag von Mathias Volta »

Habe letztes Jahr um Weihnachten rum eine deutsche Sendung auf 6285 kHz gehört. Was da über den Äther ging war ziemlich heftig. :eek:
Da ich eher seltener Kurzwelle höre und entsprechend wenig recherchiere: Weiß jemand, ob diese Frequenz noch aktiv ist?
Wie es aber wirklich in den Köpfen der Menschen aussieht, das weiß niemand. Nicht einmal, wie viele Informationen wirklich in das Land gelangen, und ob die Koreaner nicht mindestens so viel Erfindungsgeist beweisen, um "festgestellte" Radios zum Empfang ausländischer Sender zu nutzen. Interessant ist, dass es offensichtlich eine Gruppe von Nordkoreanern sind, die tatsächlich äußerst regimetreu sind und sich im Ausland aufhalten (dürfen).
Mal ganz einfach gedacht:
Häufig reicht es wohl in vielen Landesteilen noch nicht mal für eine Handvoll Reis, aber: Es müßte doch selbst in einem Land wie Nord-Korea möglich sein, sich irgendwie privat ein paar Bauteile zu beschaffen, um ein sehr einfaches Mittelwellenradio zusammenzuzimmern oder halt diese "festeingestellten Empfänger" irgendwie zu manipulieren, um aus einem westlich orientierten Land eine Auslandssendung abzufangen - halbwegs Sprachkenntnisse natürlich vorausgesetzt. Aber auch hier stellt sich die Frage, ob es für Nord-Koreaner überhaupt möglich ist, an Sprachkurs-Bücher, geschweige denn überhaupt an Wörterbücher anzukommen.
Ob das Abhören von Auslandssendungen wie im 3. Reich unter Todesstrafe steht, ist eine weitere Sache.
Komplexes und bedenkliches Thema...

Grüße,
Matze
Sebastian Fritzsche

Re: Rundfunksituation in Nordkorea

Beitrag von Sebastian Fritzsche »

Ich habe gehört, daß es in Nordkorea einen blühenden Schwarzhandel mit aus China geschmuggelten Videokassetten gibt, auf denen die neuesten südkoreanischen Fernsehserien sind, was zur Folge hat, daß Mode- und Frisurentrends aus Südkorea so auch ihren Weg auch in den Norden finden.

Was die ganzen Horrorstories angeht, die über Nordkorea in die Welt gesetzt werden - die würde ich, wie alles, was man nicht selbst überprüfen kann, mit Vorsicht genießen. Solche Informationen lassen sich sehr leicht manipulieren, vor allem, wenn es sich um ein Land handelt, das die meisten westlichen Fernsehzuschauer noch nie von innen gesehen haben. Daß da ein totalitäres Regime herrscht, kann schon sein - aber auf wie viele andere Länder der Welt trifft das noch zu; in wie vielen gibt es noch Hunger, Armut und Willkürherrschaft? Vielleicht auch in Rußland oder China abseits der großen (Vorzeige-)Städte?

Ich habe im Fall von Nordkorea jedenfalls noch keine g l a u b w ü r d i g e n Berichte gesehen, nach denen es dort tatsächlich so ist, wie gewisse Kreise es gerne glauben machen möchten. Ich möchte es zwar auch nicht ausschließen, daß es tatsächlich gewisse Mißstände dort gibt, allerdings habe ich gerade im Fall von Nordkorea den Eindruck, daß da gezielt eine Hetzkampagne betrieben wird.

Zu den "Grenzkontrollen zu den 'sozialistischen Bruderstaaten'" muß ich sagen, daß ich den hier gemachten Schilderungen nur teilweise zustimmen kann. Die Reisepolitik der DDR war sicherlich das (vor-)letzte, was man einem Volk zumuten möchte (und das letzte, was Reisen in den Westen anging). An großartige Reisebeschränkungen in die Ostblock- ('Warschauer Pakt-')Staaten kann ich mich aber nicht erinnern.

Als Kind war ich mehrfach in der ČSSR, in Ungarn und Rumänien (in Rumänien gab es damals wirklich fast nichts zu Essen zu kaufen, zumindest nicht in den Geschäften), ohne daß es jemals größere Probleme gab. Nach Bulgarien war m.E. auch kein Problem. Beschränkungen gab es nach Polen während der 80er Jahre (Solidarność-Zeit), wo aber bei Verwandschaftsverhältnissen Ausnahmen gemacht wurden. Schwieriger (aber nicht unmöglich) war es auch, in die Sowjetunion zu fahren; das ging wohl nur übers offizielle Reisebüro oder persönliche Einladung (was aber beim heutigen Rußland nicht anders ist und das geht von d e r e n Einreisebeschränkungen aus!).

Nicht daß es mit dem innersozialistischen Reiseverkehr optimal lief. Aber so schlimm, wie hier geschildert, kann es gar nicht gewesen sein - wie sonst wäre die Massenflucht einiger DDR-Bürger über Ungarn in den Westen zu erklären? An einen Blockwart kann ich mich auch nicht erinnern, jedenfalls nicht in unserem Haus. Selbst wenn es in anderen Häusern sowas gab, heißt das ja nicht, daß sie der restlichen Hausbewohnerschaft unbedingt feindlich gegenüberstanden.

Ich hatte mal, nach der Wende, einen aus dem Westen stammenden Lehrer, der wollte uns gelegentlich erklären, wie es früher im Osten war, und hat sich dabei völlig lächerlich gemacht, da er selbst nie da gelebt hatte (im Ggs. zu sämtlichen anwesenden Schülern). Er hatte seine Informationen aus zweiter Hand (also aus den Westmedien) und hat das für die Realität gehalten.

Auch wenn die Schilderungen über die Zustände in der DDR in den Westmedien auf tatsächlichen Gegebenheiten beruhten, wurden diese verzerrt wiedergegeben, was dann, angereichert durch die Phantasie des jeweiligen Rezipienten, zu einem entsprechend verzerrten Bild führte. Journalisten müssen ja prinzipiell übertreiben (vor allem wenn bestehende Klischeevorstellungen befriedigt werden sollen), und das ist heute nicht anders als damals!

Und das alles sage ich, ohne hier jemandem zu nahe treten zu wollen! Stattdessen muß ich zugeben, daß auch der größte Teil meines Weltbildes aus Informationen aus zweiter und dritter Hand besteht, und das wird den meisten hier so gehen - was bleibt einem auch anderes übrig? Mehr als Bruchstücke des Ganzen wird man niemals am eigenen Leib erfahren können.

Was ich damit nur sagen will, ist, daß man sich an der Hetzkampagne gegen Nordkorea nicht unbedingt beteiligen m u ß - damit bestärkt man nur die bestehenden Klischees, die, unter Umständen(!), auf gezielt in die Welt gesetzter Desinformation beruhen.
Rosti 2.0

Re: Rundfunksituation in Nordkorea

Beitrag von Rosti 2.0 »

Sebastian Fritzsche:
Ich habe bis ca. 1995 in der Havannaer Str.37 in Erfurt-Nord gelebt. Dies ist ein Neubauviertel und dort wurde "Buch" geführt (Namen möchte ich nicht nennen).

Meine Eltern haben, noch bevor sie den Ausreiseantrag gestellt hatten (weit vor der Wende), ihre Hochzeitsreise nach Prag unternommen und wurden ziemlich scharf im Zug kontrolliert (u.a. wegen Kleidung).

Sie wollten auch über Ungarn abhauen, aber da sie mittlerweile seit Jahren "auffällig" waren (Michaeliskirche, Montagsdemonstrationen in Erfurt), keine Chance... Um überhaupt nach Ungarn zu kommen musste man vorher ein (relativ) "braver" Bürger gewesen sein.

Diese Infos mögen aus zweiter Hand sein, aber nicht von irgendeinem Journalisten. Und damit zurück zur eigentlichen Diskussion. ;)
andimik

Re: Rundfunksituation in Nordkorea

Beitrag von andimik »

Wenn ich mit dem Degen auf »News« schalte, kommt »Voice of Korea« durch, auf »Music« ein (griechischer?) Musiksender. Beides auf der 9325 ... Seltsam, oder?
Mit dem 1103?? Da gibt es keine Newstaste. Oder meinst du den Schalter unter dem Drehrad?
Steffen_K1

Re: Rundfunksituation in Nordkorea

Beitrag von Steffen_K1 »

Wenn man den relativ großen Aufwand bedenkt, welche die DDR-Bürger teilweise für ihre Fluchten auf sich genommen haben (und damit auch das Risiko der vorzeitigen Entdeckung eingingen), wäre es einfacher gewesen, während eines "normalen" Urlaubs quasi spontan an die grüne Grenze zu Unganr zu fahren, den Stachedraht durchzuschneiden und nach Österreich zu flüchten.
Es gab bis ca. Mitte der 80er Jahre auch eine 5km Sperrzone an der ungarischen Grenze zu Österreich,mit Wachtürmen,Schlagbäumen.etc.Ohne Genehmigung war es verboten,sich in dieser Zone aufzuhalten.Ich konnte mich selbst, 1988 , davon überzeugen.Es waren noch Überreste vorhanden.Die Reiseleiterin hatte es auch erwähnt,das es so war.Deshalb wußte in der DDR auch sogut wie keiner,wie es an den Grenzen in den "Bruderstaaten" zum Westgebiet aussah.Denn in den anderen Ländern wird es vermutlich genauso gewesen sein.
ardey.fm

Re: Rundfunksituation in Nordkorea

Beitrag von ardey.fm »

@Sebastian Fritzsche
Was die ganzen Horrorstories angeht, die über Nordkorea in die Welt gesetzt werden - die würde ich, wie alles, was man nicht selbst überprüfen kann, mit Vorsicht genießen. Solche Informationen lassen sich sehr leicht manipulieren, vor allem, wenn es sich um ein Land handelt, das die meisten westlichen Fernsehzuschauer noch nie von innen gesehen haben. Daß da ein totalitäres Regime herrscht, kann schon sein - aber auf wie viele andere Länder der Welt trifft das noch zu; in wie vielen gibt es noch Hunger, Armut und Willkürherrschaft? Vielleicht auch in Rußland oder China abseits der großen (Vorzeige-)Städte?

Ich habe im Fall von Nordkorea jedenfalls noch keine g l a u b w ü r d i g e n Berichte gesehen, nach denen es dort tatsächlich so ist, wie gewisse Kreise es gerne glauben machen möchten. Ich möchte es zwar auch nicht ausschließen, daß es tatsächlich gewisse Mißstände dort gibt, allerdings habe ich gerade im Fall von Nordkorea den Eindruck, daß da gezielt eine Hetzkampagne betrieben wird.
Finde ich ziemlich abenteuerlich, was du schreibst. Demnach sind die (aus diesem abgeschotteten Land naturgemäß spärlich fließenden) Berichte, die zu uns vordringen und Nordkorea einhellig als faschistoiden/ stalinistischen Führer- und Militärstaat beschreiben, nichts als vom imperialistischen Ausland gelenkte Gräuelpropaganda? Ist etwa Peter Scholl-Latour ein Agent westlicher Hetzkampagnen und antikommunistischer Verschwörungen? Sind es „Horrormärchen“ und „Zerrbilder“, dass das dortige Regime bereit – und möglicherweise auch in der Lage ist – seine Terrorherrschaft mit nuklearen Mitteln zu verteidigen, während die bäuerliche Bevölkerung gezwungen ist, sich (wenn überhaupt) von Beeren und mit Händen gefangenen Fischen zu „ernähren“? Oder dass kein Lied erklingen darf, das nicht dem „großen“ bzw. dem „geliebten“ Führer oder der Armee huldigt?
Weiter ist mir kein ernstzunehmendes Medium bekannt, das sich völlig unkritisch oder gar beschönigend mit dem Thema Demokratie und Menschenrechte in Russland oder China auseinandersetzt. Und dass Menschen auch außerhalb Nordkoreas unterdrückt werden (und natürlich auch im goldenen Westen bei weitem nicht alles Gold ist) ist ja kein Hinweis darauf, dass im Reiche Kim Jong Ils doch eigentlich alles gar nicht so schlimm ist.
Nicht daß es mit dem innersozialistischen Reiseverkehr optimal lief. Aber so schlimm, wie hier geschildert, kann es gar nicht gewesen sein - wie sonst wäre die Massenflucht einiger DDR-Bürger über Ungarn in den Westen zu erklären?
Verstehe ich auch nicht so ganz. Haben denn vor 1989 auch schon ungarische Regierungsvertreter mit Bolzenschneider am Eisernen Vorgang Spalier gestanden, um ausreisewilligen DDR-Bürgern die Flucht in den Westen zu ermöglichen?
Und für Regimekritiker lief es mit dem innersozialistischen Reiseverkehr doch auch nicht so „optimal“, oder?

So, sorry fürs OT und v.a. nichts für ungut, aber die ein oder andere abschweifende Anmerkung zur politischen Situation scheint mir beim Thema ‚Rundfunksituation in Nordkorea’ doch nicht ganz vermeidbar zu sein.
Kroes

Re: Rundfunksituation in Nordkorea

Beitrag von Kroes »

Die ein oder eine andere Abschweifung kann da sicher nicht ausbleiben - aber es wäre schön, wenn es jetzt langsam wieder zum Thema zurückkommen könnte. Für politische Diskussionen - insbesondere die Verteidigung oder Verteufelung totalitärer Regime egal welcher Ausrichtung - ist hier aber definitiv nicht der richtige Platz!
Alqaszar

Re: Rundfunksituation in Nordkorea

Beitrag von Alqaszar »

@Terrestrix:

Was ich meinte, war eher auf die Gesamtheit bezogen. Wenn ich wissen will, ob es in Köln oder in Düsseldorf schöner ist, dann fahre ich in die beiden Städte und schau sie mir an. Danach kann ich mich entscheiden, was mir an beiden gefällt und was nicht.

Wenn ich aber auf das Urteil von Dritten vertrauen müsste, dann wäre ich aufgeschmissen. Da gibt es nämlich die Liga der Düsseldorf-Liebhaber, die das Gediegene lieber mögen. Dagagen stehen die Köln-Fans mit ihren Hang zur Herzlichkeit und lautem Gesang. Die einen mögen Kölsch, die anderen Alt. Wenn ich beides noch nicht probiert habe, kann ich mir kein eigenes Bild machen.

Es steht wohl außer Frage, dass in Nordkorea ein Regime herrscht, das so bald wie möglich von diesem Planeten entfernt werden sollte. Es steht auch außer Frage, dass solch ein System nicht ohne Angst und Einschüchterung funktionieren kann.

Aber wir sind auf andere angewiesen, wir können uns kein eigenes Bild machen. Selbst ein Peter Scholl-Latour ist in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt und bekommt nicht alles zu sehen. Berichtet er zu kritisch, kann er damit rechnen, demnächst nicht mehr ins Land gelassen zu werden. Wir dürfen also getrost davon ausgehen, dass es in Wirklichkeit schlimmer ist, als wir es je im TV sehen können.

Das aber sagt eben nichts aus über ganz einfache Fragen: Kann ein durchschnittlicher Nordkoreaner sein Radio so umbauen, dass er damit Signale aus dem Ausland empfängt? Wie hoch ist das Risiko, das zu tun? Ist das etwas, das jeder tut und vom Blockwart "übersehen" wird; oder riskiert man sein Leben, wenn man dabei erwischt wird, dass die Klospülung lauter war als die Lobpreisungen des gelobten Führers Kim Il Dingsda?

So gesehen haben bestimmt sämtliche Diktaturen ihre Gemeinsamkeiten, aber im Detail gibt es unterschiede. Mein Problem besteht nicht darin, dass ich etwas verharmlosen möchte. Ich möchte aber genauer wissen, wie das Leben der Menschen in diesem gespenstischen Land aussieht. Daher muss auch die Qualität ALLER Informationen kritisch diskutiert werden, die wir aus Nordkorea haben.

ardey.fm

Re: Rundfunksituation in Nordkorea

Beitrag von ardey.fm »

Hallo alqaszar, ich bin jetzt zwar leicht verwirrt – bist du mit Sebastian Fritzsche identisch? -, würde aber deinen Anmerkungen von 00:51 weitestgehend zustimmen. Der von mir kritisierte Beitrag verfolgte jedoch meinem Empfinden nach einen etwas arg verschwörungstheoretischen Tenor und – ohne jetzt auch noch eine erkenntnistheoretische Debatte entfachen zu wollen: ich wehre mich v.a. gegen die Ansicht, dass ich in (z.B.) Guantanamo oder Dachau persönlich anwesend gewesen sein muss, um mir ein grundsätzliches Bild (über derartige Schandflecke der Menschheitsgeschichte) verschaffen zu können. Oder wenn (relative) Wahrheiten, wie dass ‚Geschichte immer durch den Sieger geschrieben wird’ oder dass jedwede Information/ Erfahrung grundsätzlich subjektiv oder tendenziös ist, den Umkehrschluss rechtfertigen sollen, dass es sich bei o.g. Phänomenen etwa um „Mythen“ handelte, wie uns diverse zweifelhafte Buchautoren dieser Tage Glauben machen möchten.

Aber nun wirklich back to topic: Angeregt durch den Thread habe ich beschlossen, nach ca. 15 Jahren mal wieder einen Empfangsbericht zu schreiben – auch wenn mir leicht mulmig dabei wird, beim „geliebten Führer“ namentlich bekannt zu werden. Weiß jemand, wie es sich bei der „Stimme Koreas“ mit dem QSL-Gebahren verhält? Gibt es eigentlich noch IRCs? Wenn ich ’ne 5-USD-Note beilege, mache ich mich nachher noch strafbar…?
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