So richtig ernst nehmen Politik und Wirtschaft das Thema Klimaschutz nicht, bei dem Gehänge und Gewürge bezüglich Deutschlandticket und Homeoffice.
Deutschlandticket: Gut finde ich das Luxemburg-Modell mit dem kostenlosen Nahverkehr. Damit schafft man auch gute Argumente pro ÖPNV:
- Einfache Benutzung ohne Tarifstudium
- kein Vergessen des Tickets möglich
- Keine nervigen Vordereinstiege oder Fahrkartenkontrollen
- immer billiger als das Auto
- Einsparung von Fahrkartenautomaten, Kontrolleuren
- mögliche Einnahmequelle für den Staat: Streichung der Pendlerpauschale (außer in Ausnahmefällen, wo ÖPNV nicht zumutbar ist)
Damit würde man auch Zielgruppen besser erreichen, für die das Deutschlandticket verhältnismäßig teuer ist: Schüler, Gelegenheitsfahrer, Bürgergeldler.
Fürs Erste bin ich aber zufrieden mit dem 49-Euro-Ticket. Ich würde es auch bei einem höheren Preis behalten, bis hoch zu 99 Euro. Bei einem höheren Preis wäre ich aber nicht begeistert – einerseits wegen meinem Geldbeutel und andererseits, weil damit Lenkungswirkung verlorenginge.
Dass ÖPNV fahren billiger sein sollte als der Sprit fürs eigene Auto, halte ich für wichtig.
Der Denkfehler von vielen ist, die Fahrkartenkosten mit den
kompletten Autokosten zu vergleichen. Nur fällt ein Großteil der Autokosten schon an, wenn man ein Auto nur
bereithält, ohne einen Kilometer gefahren zu sein: Anschaffung, Kfz-Steuer, Wartung, HU. Bestimmte variable Kosten sind kaum pro Kilometer nachvollziehbar: Versicherung, Verschleiß, Reifenabrieb. Als nachvollziehbarer Preisposten pro Kilometer verbleibt der Treibstoffverbrauch. Schließlich soll sich das Deutschlandticket für den Arbeitsweg auch dann lohnen, wenn zuhause ein Auto als Wocheneinkaufs-, Ausflugs- und Familienbesuchsvehikel herumsteht.
Das Abschaffen des eigenen Autos könnte man dann thematisieren, wenn das mit der ÖPNV-Nutzung gut eingespielt ist. Im Sinne von: „Jetzt nutzt du dein Auto eh nur noch für den Wocheneinkauf, jetzt lohnt sich Carsharing.“ Wobei ich auch Carsharing im Privaten (etwa unter Nachbarn) oder Fahrgemeinschaften (etwa zum Wocheneinkauf) für förderungswürdig halte. Ich muss als Sechsparteienhaus nicht mit sechs Autos einzeln zu Kaufland fahren, es würde ein Auto reichen, das zweimal mit je drei Parteien fährt. Allerdings muss für den Abschaffungs-Schritt der ÖPNV dann verlässlich sein und nicht durch Streitereien, Preiserhöhungen, Bahnstreiks und Ausfälle vergällt werden.
Ein notwendiger Ausbau muss nicht
statt, sondern
neben einem günstigen Ticket stattfinden. Niemand würde eine Busverbindung im 5-Minuten-Takt nutzen, wenn die Einzelfahrt 20 Euro und das Monatsticket 500 Euro kosten würde.
Homeoffice: Die Klimabelastung durch Verkehr kann nicht nur durch
Verkehrsverlagerung (z. B. von Auto auf ÖPNV), sondern auch durch
Verkehrsvermeidung verringert werden. Ein ultimatives Mittel zur
Verkehrsvermeidung wäre Homeoffice. Mit meinen 3 HO-Tagen pro Woche spare ich wöchentlich sechs Fahrten ein. Das wären ca. 270 Fahrten pro Jahr. Als ÖPNV-Dauerkarteninhaber spare ich zwar im Verkehrsbereich kein Geld, aber schütze das Klima (immerhin muss meine Masse nicht herumkutschiert werden) und entlaste den vollen ÖPNV. Autofahrer würden auch die vollen Straßen entlasten, Lärm und Abgase vermeiden und Unfälle würden sich reduzieren. Als persönlichen Vorteil hat man Zeitersparnis, Ruhe und Bequemlichkeit. Der Arbeitgeber spart Büromiete, Heizkosten, Beleuchtung und Wasser. Das nicht beheizte Büro kommt auch dem Klima zugute.
Deswegen habe ich kein Verständnis dafür, dass Großunternehmen – wie zuletzt VW – ihre Leute in die Büros zurückbeordern. So schützt man nicht das Klima.