Ich meld mich hier mal wieder als gelegentlicher Zwischenrufer. Und zwar zu dem Unwort "Nimby", das gerne bei Diskussionen um den Ausbau von Verkehrswegen benutzt wird.
not in my backyard = nicht in meiner Nachbarschaft, wenn es um Veränderungen geht.
Ich behaupte mal: Jeder! ist auf irgendeine Weise ein Nimby bei dem Thema.
Die NOZ Kolumnistin schreibt heute "Schuld sind immer die anderen" in ihrer Betrachtung der Auswirkungen der Berliner Verkehrspolitik auf das Wahlergebnis zum Abgeordetenhaus. Dieses Phänomen konnte man in den letzten Jahren auch anderen Ortes schon sehen: Egal ob Hannover oder Osnabrück: Der Stadtrand tickt dabei anders als die Mitte.
Das 29€ Ticket war dann wohl doch nicht so der Burner für Frau Giffey. Aber egal worum es geht: Fahrradstrassen, Fahrradbügel, Mobilitätsboxen, Anwohnerparken, E-Scooter, Reaktivierung von Schienentrassen. Es gibt Begünstigte und andere, die Verschlechterungen in Kauf nehmen müssen im Alltag. Das erklärt die emotionale Betroffenheit beim Thema.
In Münster wird aus der lächerlichen Verwaltungsgebühr von 17€ fürs Anwohnerparken jetzt eine bis zu 380€ gestaffelte je nach Größe der Autos. Klar ruft das bei Betroffenen Unmut hervor. Genauso wie in Osnabrück der Pilot Tempo 30 auf dem zentrumsnahen Abschnitt einer Ausfallstrasse.
Die Interessen von Bewohnern im Stadtkern, am Stadtrand und im Umland sind nicht so einfach miteinander zu vereinbaren. Wieviel Verzicht ist jeweils z.B. in Bezug auf Bequemlichkeit noch zumutbar ?
In Osnabrück hängt gerade überall, gross plakatiert, das grosse Fragezeichen vom Stadtmarketing : "Wie sehr ihr eure Stadt in Zukunft? Das Thema Mobilität wird da sicher eine recht grosse Rolle spielen.
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"Zusammen sind wir Osnabrück !" claimt das Lokalradio neuerdings. Meint aber nicht die Stadtteile: Gegensatz Schinkel-Westerberg. Sondern Stadt und Landkreis. Da gibt es aber grosse Meinungsunterscheide gerade zum Thema Mobilität.
Letzte Woche grosse Diskussion über ein wichtiges, die Regionen spaltendes Thema in der Kulturfabrik Vlotho auf WDR 5 im Stadtgespräch. Hitzige Diskussion über die ICE Aus-oder Neubautrasse Hannover-Bielefeld. Judith Schulte-Loh, die das sehr gut gemanged hat, hatte trotzdem einige Probleme, das Publikum zu bändigen.
Welche übergeordneten Interessen rechtfertigen den CO 2 Aufwand für dieses landschaftsverschandelnde Mammutprojekt, das sich vermutlich bis 2040 hinziehen wird und Milliarden aus dem Bundeshaushalt verschlingen wird?
Einige Lobby-Verbände wie Pro Bahn und VCD aus NRW versuchen es über den Weg, lokale Vorteile im Nahverkehrsausbau herauszustellen, spalten sich dabei aber gerade selbst dabei, weil z.B. Lösungen wie vom VCD Herford: (Westlich von Bad Oeynhausen bleibt alles wie es ist, der Ausbau soll in NDS die Fahrzeitverkürzung bringen) den länderübergreifend arbeitenden BI nun wirklich nicht zu verkaufen sind.
Eine total verfahrene Kiste, aus der schwer herauszufinden ist. Und lokal gibt es viele solcher Projekte mit weitaus geringeren Auswirkungen, die sich an den Interessengegensätzen festbeissen und oft genug im Sande verlaufen.