maroon6 hat geschrieben: ↑Mo 23. Jan 2023, 10:19
Es ist schon bezeichnend, dass man inzwischen als Schwurbler, Rechtsradikaler oder Putin-Freund gilt, wenn man sich sehr offen gegen die Lieferung von Kampfpanzern positioniert:
https://www.mdr.de/audio-2235940_zc-61c ... 56218.html
Und die Reaktionen:
https://www.t-online.de/nachrichten/pan ... 02276.html
Unfassbar, was dort mal wieder in dieser Gesellschaft passiert und wie es einer moralisch-arrogant-selbstgefälligen Schein-Elite wieder gelingt, alle zu unterdrücken, die sich nicht der "Alternativlosigkeit" des Mainstreams anpassen wollen.
Man ziehe sich das einmal rein: Menschen werden als dumm, Nazi oder Putin-Freund beschimpft, nur weil sie gegen schwere Waffenlieferungen sind, was eigentlich Kriegstreibertum wäre.
Meine Position hierzu ist: Sollten Staaten wie Polen oder die Balten die Ukraine mit Leopards unterstützen, dann sollen sie es tun dürfen. Ich müsste ja auch nicht Mercedes um Erlaubnis fragen, wenn ich einen Mercedes an einen Freund verschenken will. Was eigene Lieferungen angeht, bitte ich aber um klare Abwägung auch in Hinblick auf mögliche Gefahren einer Eskalation. Ob es das die Sache dann noch wert ist...
Dazu passt auch:
https://www.br.de/nachrichten/deutschla ... ei,TTfWags
Natürlich muss man die Panzerlieferungen auch mit einer politischen Strategie flankieren. Tut man ja auch. Die Eckpfeiler sind doch klar:
Die Basis der Verhandlungen seitens des Westens muss sein:
- Anerkennung der Grenzen der Ukraine von 1991
- Anerkennung des Rechts der Ukraine, frei über Bündnisse zu entscheiden
- Anerkennung der ukrainischen Regierung
- Reparationsleistungen in vollem Umfang
Russland ist bisher nicht bereit, unter diesen Randbedingungen in Verhandlungen einzutreten. Solange Russland diese Randbedingungen nicht akzeptiert, kann man auch nicht die Randbedingungen Russlands (Anerkennung der Annexionen, Verzicht der Ukraine auf Bündnisse, Wiedereinsetzung des Janukowitsch-Regimes = was die mit "Entnazifizierung" der Regierung meinen) als Diskussionsgrundlage akzeptieren (Anerkennung besetzter Gebiete, Nichtaufnahme der Ukraine in die NATO, etc).
Wenn BEIDE Seiten ihre Bedingungen als Startposition in die Verhandlungen einbringen dürfen, dann kann man frühestens verhandeln. Und Russland sieht das wohl erst ein, wenn auch Putin und Prigoschin einsehen, dass sie keine Siegchance haben. Solange Russland glaubt, den Krieg gewinnen zu können, wird es keine Verhandlungen auf Augenhöhe geben, und wird es danach auch keine Sicherheitsarchitektur geben, die andere ex-Ostblock-Staaten/Sowjetrepubliken absichert. Denn die haben natürlich und verständlicherweise und leider vor allem auch zurecht Angst, dass sie die nächsten sind, wenn Russland mit seiner Strategie auch nur ein bischen Erfolg haben sollte.
Und selbstverständlich wird am Ende keine Seite ihr Maximalziel erreichen. So könnte die Ukraine tatsächlich auf eine NATO-Vollmitgliedschaft verzichten, aber z.B. unter den nuklearen Schutzschirm der NATO gestellt werden. Oder die Krim könnte Autonomie erlangen. Oder sogar bei Russland bleiben? Man kann sie für N Jahre unter UN-Verwaltung stellen und dann die Bevölkerung abstimmen lassen...
Russland wird am Ende auch nicht die ganze knappe Billion an Reparationen zahlen. Für einen Rückzug wird man vielleicht auch bereit sein, wieder Energiehandel aufzunehmen. Irgendwas wird am Ende heraus kommen müssen, was beiden Seiten eine Zukunftsperspektive gibt. Das kann dann auch weder Morgenthau2 noch Versailles2 sein. Keine Partei darf am Ende derart unterlegen sein, dass sich weiterer Hass aufbaut. Aber genau dort hin würde ja auch ein Diktatfrieden nach dem Willen Moskaus führen.
Und was das Atomwaffengefasel anbelangt: Russland weiß sehr genau, dass es aufhört zu existieren, sollte es eine Atomwaffe einsetzen. Sich hier atomar erpressbar zu machen wäre eine Blaupause für Despoten jeglicher Couleur, die es so nicht geben darf. Übrigens auch mit umgedrehten Vorzeichen - deshalb sollte Russland sehr genau überlegen, was es droht.