Die Verantwortung trifft primär den Schussabgebenden. Es ist nichts anderes, als ob ein Polizist (zurecht!) auf einen angreifenden Messerstecher schießt, diesen aber verfehlt und einige Meter weiter fällt Oma Wuttig getroffen um. Hierbei wäre ein Treffer des Messerstechers gewollt und angestrebt gewesen, der Treffer bei Oma Wuttig aber unbestritten fahrlässig. Vorsatz kann man hier wohl ausschließen, ansonsten wäre direkt auf Oma Wuttig gezielt worden.
Politisch und militärisch muss das aufgearbeitet werden, unbestritten. Unstrittig ist auch, dass es der ukrainischen Luftabwehr der Schussgrund gefehlt hätte, würde es nicht immer und immer wieder zu Raketen- und Drohnenangriffen kommen. Polen ist NATO-Mitglied, die Ukraine möchte es gern werden - ist es aber nicht. Was die NATO jetzt daraus macht, könnte wegbereitend sein. Belässt man es bei der Feststellung, es wäre ein bedauerliches Versehen gewesen und Polen zeigt sich damit besänftigt, könnten sich die derzeit hochschlagenden Wellen wieder glätten. Bewerten NATO und NATO-Mitglied Polen die Sache anders, müsste man darüber nachdenken, welche Antworten in Betracht kämen. Direkt lese ich aus dem NATO-Statut nicht direkt die Möglichkeit eines vergeltenden Gegenschlages heraus. Eine Verteidigungsreaktion halte ich für derzeit nicht erforderlich, da der gefühlte Angriff ja nicht fortdauert. Für angemessen würde ich die Unterstützung Polens bei der Sicherung der Landesgrenzen halten, hier tatsächlich aufgrund des Krieges im Nachbarland auch mit militärischer Unterstützung.
Berliner-Zeitung.de:
Tote bei Einschlag von Rakete in Polen: Was wir wissen