htw89 hat geschrieben: ↑Mi 15. Okt 2025, 14:13
Der Gedanke in Ehren, grundsätzlich auch richtig, aber nicht uneingeschränkt:
Welchen Wert haben solche Gedanken noch in einer Welt in der wir auf +3°C zusteuern und die Leute zunehmend diejenigen wählen die ihnen versprechen dass das alles nur Lüge sei, sich somit der Realität verweigern und einfach weitermachen wie bisher? Das Eigenheim an der Nordseeküste nützt in 52 Jahren nichts wenn es dann komplett unter Wasser liegt. Das will dann auch keiner mehr kaufen mangels Atemluft. Das wäre so ein Fall wo ein Kauf ggf. ein Problem wäre bzw. sogar nachteilig wäre persönlich gesehen. Ich weiß, aus Alpensicht ist das weit weit weg, anders als evtl. noch vorhandene Gletscher.
So oder so kühn soweit in die Zukunft zu planen.
Dass wir auf der Erde auf ein Klima-Szenario von etwa + 3°C in 2100 zusteuern, ist wohl ziemlich wahrscheinlich - man muss sich nur die Szenorien im
IPCC-Report aus 2020 ansehen und das, was sich seither tatsächlich auf der Welt tut. Für Mittel- und Südeuropa sieht es eher noch etwas schlechter aus. Es ist schon erschreckend, dass trotz bekannter, wissenschaftlich belegter Fakten so wenig tut und sich weite Teile der Regierungen und der Bevölkerungen (Wähler) auf egoistisches, kurzfristiges und rückwärtsgewandtes Denken und Handeln beschränken, auch abseits der MAGA-Blase in den USA. Es gibt aber auch Lichtblicke, siehe das
Interview von Bill McKibben, Autor des Buchs "The End of Nature" aus 1989. Er ist genauso frustriert über die Untätigkeit in Sachen Klimaschutz, weist aber auf die aktuellen Entwicklungen in Sachen Photovoltaik hin - massive PV-Zuwächse in Asien inkl. China, gesteuert weniger durch Einsicht ins Notwendige als vielmehr durch die vergleichsweise tieferen Energiekosten wegen der inzwischen effizienten und preisgünstigen Solarmodule. Die millardenschwere fossile Industrie in den USA hat sich zwar bei Trump eine Lebensverlängerung erkauft, wird aber letzlich auch vor den billigen Erneuerbaren einknicken - oder die USA werden bald als Technologiemuseum aus dem 20. Jahrhundert enden

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Mein Fazit: Ja, der Klimawandel kommt und wird auch für uns in Europa heftige Folgen haben. aber die Bedingungen in Europa sind ja nicht so, dass wir nichts gegen die Folgen tun könnten, d.h. uns anpassen, z.B. auch bei Stadtentwicklung und Hausbau. Also kein Grund, sich gegen ein Eigenheim zu entscheiden, sofern das nicht gerade 1 m über dem Meeresspiegel, in einem Bergrutschgebiet, in einer Problemzone für Hochwassergefahr oder einem sozialen Brennpunkt (also z.B. in einer AfD-Hochburg

) liegt.
Ich wohne seit vielen Jahren in eigenen vier Wänden, zunächst in einer Eigentumswohnung. Die treibenden Kräfte dazu waren eine unbefriedigende Mietwohnung (Verkehrslärm, zu eng), ein geringes Angebot für Mietwohnungen, eine damals noch verfügbare steuerliche Förderung (§ 10e EStG) und eine günstige Hypothek durch die Pensionskasse meines Arbeitgebers. Als ich dann viel später mit meiner Frau zusammengezogen bin, war diese Wohnung zu klein. Dass wir uns dann ein Einfamilienhaus gekauft haben, war rückblickend eine sehr gute Entscheidung: Viele Angebote und Preisverfall nach der Finanzkrise in 2008, tiefe Hypothekenzinsen (die ganze Zeit 1.5-1% bei variablem Zinssatz) bei gleichzeitig angespanntem Markt für Mieter. In den Jahren zuvor wurde ich im Kollegenkreis belächelt, weil ich überschüssiges Geld nicht spekulativ in IT-Aktien gesteckt hatte - nach 2008 sind diese Stimmen verstummt... Inzwischen sind Eigenheime hier sehr gefragt, die Preise haben sich seit 2009 fast verdoppelt, die guten Objekte gehen unter der Hand oder mit sehr kurzen Entscheidungsfristen an neue Eigentümer. Dabei ist es hier in DE immer noch deutlich billiger als nebenan in CH, dort kommt nochmal ein Faktor 2 drauf, wenn man nicht gerade nach weit draussen zieht.
Rückblickend würde ich also wieder genauso entscheiden! Aber die Randbedingungen müssen beim Hauskauf oder -bau wirklich stimmen: Lage, gutes Wohnumfeld (Läden, Ärzte, Schulen, Naherholung, Nachbarn), nicht zu langer Arbeitsweg, gute Verkehrsanbindung (nicht nur mit dem Auto!), genügend Eigenkapital (ca. 1/3 des Preises), Szenarien wie Arbeitsplatzverlust oder Krankheit durchrechnen, gute Bausubstanz (evtl. mit einem Fachmann überprüfen lassen). Das sind fast alles Punkte, die auch bei der Auswahl einer Mietwohnung zutreffen aber so einen Kauf kann man u,a, wegen der Nebenkosten nicht so schnell rückgängig machen. Wenn es am Eigenkapital mangelt: Eventuell ein Renovierungsobjekt kaufen und es mit viel Eigenarbeit bewohnbar machen?
73 de Uli