Ganz einheitlich ist die Meinung der russischsprachigen Bevölkerung in der Ostukraine da aber auch nicht. Ich kenne welche, die von dort geflüchtet sind, russisch sprechen, sich aber trotzdem als Ukrainer sehen und eben trotz der Sprache nicht als zu Russland zugehörig. Diese Leute möchten einfach in beide Richtungen gute Beziehungen, zum Westen wie zu Russland, und trotzdem eine eigene, ukrainische Identität mit russischer Sprache haben.frank.koriander hat geschrieben: ↑Di 3. Jun 2025, 07:30 Nein, so einfach ist es nicht. Ursache für den Konflikt ist der "Euromaidan". Dieser wurde, anders als hier oft dargestellt, von einem Teil der Ukrainer eben nicht unterstützt. In Russland gilt er als Putsch von Nazis, die aus dem Westen unterstützt und finanziert wurden. Das ist freilich Bullshit. Richtig ist: Ein Großteil der Ukrainer wollte sich von Russland unabhängig machen und strebte eine Unabhängigkeit in der EU an. Je weiter westlich, umso mehr waren es.
Aber: Im Osten der Ukraine wollte ein Großteil der Menschen nicht mitgehen, da man sich historisch mehr Russland zugewandt zeigt. Als prorussische Separatistenbewegungen im April 2014 die sogenannten Volksrepubliken „Donetsk“ und „Luhansk“ im Osten des Landes ausriefen, hatte ein Teil der Bevölkerung gegen die unerwünschte Regierung in Kiew aufbegehrt. Die Menschen dort fühlen sich „russisch“ und wurden zum Teil von den neuen Machthabern in Kiew unterdrückt. Dafür gibt es zahlreiche Belege (Beispiel: https://www.europarl.europa.eu/doceo/do ... 31_DE.html) und das führte zum Krieg.
Und natürlich gab es zum Euromaidan und davor/danach verschiedene Strömungen und teils bürgerkriegsähnliche Zustände. Das ist aber letztendlich v.a. auch relativ wenigen, politischen Akteuren geschuldet. Dem Otto-Normal-Ukrainer war das m.E. gar nicht sooo wichtig! Die sagen vielleicht im Osten, sie würden sich *lieber* Richtung Russland orientieren, aber wenn die Ukraine westlicher wird, ist es ihnen auch egal, hauptsache, das gute Verhältnis zu den Nachbarn bleibt.
Diese "pro-russischen" Akteure waren also möglicherweise selbst im Osten nicht unbedingt eine Gruppe, die hier mit der Abspaltung von der Ukraine eine Mehrheit repräsentiert haben. Und man muss auch unterscheiden, ob es hier um eine russischsprachige, schon länger ansässige Minderheit geht (die selbstverständlich alle Schutzrechte genießen soll wie jede Minderheit), oder ob es um erst vor kurzem eingewanderte Russen geht, die hier nur die Aufwiegler spielen.
Entsprechend ist das im Baltikum natürlich auch schwierig, zu unterscheiden, wo hört eine schützenswerte russischsprachige Minderheit auf und wo fangen neu zugewanderte Aufwiegler an, von denen man sich nicht auf der Nase rumtanzen lassen muss.