Unsere erste Urlaubswoche verbrachten wir endlich wieder einmal bei unseren langjährigen Bekannten in Sellin auf der Insel Rügen. (27.7 bis 2.8.12)
In der Vergangenheit (27 Jahre
) habe ich es leider nie geschaft, Antenne und Radios mit einzupacken.Vorweg möchte ich gleich sagen, dass es nicht mein Ziel war, einen kompletten Bandscann von dort anzufertigen.
Auch DAB, DVB-T,..und was es noch so alles gibt, waren nicht das Thema.
Ich habe mich nur auf UKW beschränkt. Mein Interesse galt mehr den Sendern aus den baltischen Staaten.
Hier im Forum gab es schon öfters die Frage, ob auf der Insel der Empfang von Sendern aus dem Baltikum wohl möglich ist.
Um das zu testen habe ich meine selbst entworfene 8 El. Antenne am Geländer der Terrasse drehbar befestigt. Höhe etwa 5 m über Grund und etwa 20 m über dem Meeresspiegel. Entfernung zum Strand etwa 1 km. Als Radio waren mein "Elta" (Roadstar) und ein Pioneer-Autoradio mit guter Trennschärfe dabei.
Die Daten der Antenne und der Standort sehen so aus.
Als am späteren Abend alle Strippen angeschlossen waren, schnell noch ein Bier geöffnet und los ging es.
Nachdem ich einmal übers Band gedreht hatte, gab es das erste Fazit: Sch..ße, das ganze Band von Polen verseucht.
Daneben natürlich auch einige Dänen, Schweden und deutsche Sender.
Da die Sender aus dem Baltikum meist nur geringe Sendeleistung haben, ist es schwer gegen die Polen anzukommen.
Zum Glück gab es noch einzelne baltische Frequenzen die nicht (stärker) gestört wurden. Diese habe ich nun über längere Zeit beobachtet.
Königsberg war mit 440 km die kürzeste Distanz. Leider gab es aber nichts zu hören.
Nun fragte ich mich, wie weit wird ein 3- bis 5 kW Sender eigentlich reichen?
Ich "peilte" nun Sender im Norden Polens mit ähnlich kleinen Leistungen an, um ein Gefühl für die Reichweite zu bekommen.
Nach einigen Stunden war klar, die wenigen kW Leistung reichten unter den momentanen Bedingungen nur etwa 200 km weit. Sender mit 10 kW schafften 250 km.
Danach versuchte ich es mit dem stärksten baltischen Sender (LV 1 Riga) auf der 90,7. (35 kW)
Die Entfernung war hier aber bereits 695 km. Bayern 1 auf der gleichen Frequenz konnte ich zum Glück gut ausblenden.
Zu hören war aber nur ein Fading-Mix mehrerer schwacher Sender aus Polen und SWE. Identifizieren konnte man nichts. (Evtl. war ja auch Riga dabei?)
Andere Frequenzen mit starken baltischen Sendern waren leider schon belegt. Als letzten Versuch lauschte ich gezielt nach baltischen Klassik-Sendern.
Da sich auf vielen Frequenzen oft mehrere ganz schwache Signale abwechselten, erhoffte ich mir hiervon eine bessere Identifizierung.
Ein Klassik-Sender würde sich vom üblichen Musikmix besser abheben. Aber auch hier gab es kein Ergebnis.
Auf der 87,5 fiel mir über die Tage mehrmals ein ganz schwacher Sender in "osteuropäischer" Sprache auf. Da mir in Mitteleuropa kein Sender auf der 87,5 bekannt war und die Antenne nach NO zeigte, "träumte" ich schon leise von Sankt Petersburg. Als ich an einem Tag die Antenne mal in alle möglichen Richtungen gedreht habe, fadete der Sender plötzlich bis zu fast rauschfreiem Mono hoch. Die Antenne zeigte aber nach SO. Nun musste ich feststellen, dass es ein Pole war. Ich schaute erstaunt in die Programmlisten und dort war der Sender sogar gelistet. Es war PR 1 mit 10 kW aus 551 km Entfernung. Eine echte Überraschung.
Erstaunt war ich auch über die Sender vom Ochsenkopf (536 km). Die Sender waren den ganzen Tag über etwas verrauscht, aber noch gut verständlich, zu hören.
Bayern 1 und Bayern 3 konnte ich teilweise mit RDS empfangen. Auch Sender aus Thüringen und Sachsen mit guten Standorten haben es bis zur Ostsee geschafft.
Aus Tschechien war nur die 89,1 aus Plsen zu hören.
Und nun noch eine absolute Überraschung. Als ich die Antenne nach Süden gedreht hatte, fadete auf der 87,5 etwas vor sich hin. Nach einer Weile Ruhe kam der Sender wieder hoch. Er wurde immer stärker und schaukelte sich bis zum RDS hoch. Auf der Anzeige stand nun "SUBASIO_".
(In einem anderen Thread hatte ich schon darüber berichtet.)
Unglaublich, ein Italiener mit RDS ohne Sporadic E auf der Insel Rügen. (ca. 1270 km)
Das Szenario war kein Einzelfall. Der Sender schaffte es dann die letzten Tage noch mehrmals bis zum RDS.
Andere Exoten aus dem Süden konnte ich aber nicht empfangen.
Sporadic E gab es am 28.7.12 gegen 18 Uhr auf der Insel auch.
Da wir aber gerade in einer gemütlichen Runde zusammen saßen und ich am Grill "Dienst" hatte, war der Zeitpunkt ungünstig.
Notiert habe ich mir nur noch "Gafsa" auf 87,8 (2361 km) und "Culture" auf 89,5 (1971 km) aus Tunesien mit RDS.
Auch wenn es keine Logs aus dem Baltikum gab, war es eine schöne Woche.
Frau und Tochter waren baden oder "Kohle verbraten" und ich habe mich ausgiebigst um meine Radios gekümmert.
Ob es direkt am Wasser bessere Ergebnisse gegeben hätte kann ich nicht sagen.
Bei den Massen am Strand hätte man da aber keine ruhige Minute gehabt.
Ich hatte jedenfalls keine Lust unzählige Fragen zu beantworten oder mit meiner Ausrüstung noch unter Terrorverdacht zu geraten.
Schoener Bericht, danke!
:hot: