Poly FM - der Protest gegen Energy St. Gallen und den Einheitsbrei überhaupt

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dxbruelhart
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Poly FM - der Protest gegen Energy St. Gallen und den Einheitsbrei überhaupt

Beitrag von dxbruelhart »

Seit Mai sendet Radio Energy aus St.Gallen – zum Ärger einer Gruppe, die nun einen Guerilla-Sender gegründet hat (Autor: Aylin Erol)

Mitte Mai eröffnete der Radiosender Energy in St.Gallen eine neue Station und kleisterte dafür sein Logo auf die Strassen der ganzen Innenstadt. Einer Gruppe junger St.Galler war das zu viel. Aus Protest gründeten sie kurzerhand ihren eigenen Radiosender. Am Samstag ist ihr eigenes Musikprogramm nun erstmals zu hören.

Gut gelaunt, im Sommerkleid und mit grossen Kopfhörern auf den Ohren, aus denen «Beat Breu» der St.Galler Mundartband Dachs schallt, läuft die junge Frau im Youtube-Video durch die Stadt St.Gallen. Doch die Stimmung kippt umgehend, kaum rückt ein «Energy St.Gallen»-Logo in ihr Blickfeld.

Zur Bewerbung der fünften Energy-Radiostation, welche in der Kantonshauptstadt am 13. Mai eröffnet wurde, sprayte der Ringier Radiosender in der ganzen Innenstadt sein Logo auf die Strassen und Trottoirs. Diese unübersehbare Werbeaktion wurde zur Geburtsstunde von Poly FM, einer Art Stadtsanktgaller Guerilla-Radiostation. Diesen Samstag präsentiert sie ihr erstes Musikprogramm.

Jeden Tag dieselben Lieder
«Wir möchten mit Poly FM Kritik an der Schweizer Radiobranche üben, wo private Sender mehrmals am Tag dieselbe Playlist laufen lassen», sagt einer der Gründer. Er möchte unerkannt bleiben und mit NRJ benannt werden. Angestachelt von der Energy-Werbeaktion, habe sich eine Gruppe junger Leute aus der Region in einem Kurzschlussentscheid zusammengetan. Poly FM – die Antwort auf den Einheitsbrei privater Radiosender – ist entstanden.

«Wir verstehen uns nicht als typischen Radiosender, sondern eher als Plattform, auf der man neue Musik von lokalen, aber auch internationalen Künstlerinnen und Künstlern kennen lernen kann», sagt NRJ. Sie seien sozusagen eine Gegenbewegung zur jetzigen Radiosituation in der Schweiz.

Ein- bis zweimal im Monat soll nun ab Samstag nun ein DJ-Mix auf Youtube und Instagram erscheinen. Es soll Musik gespielt werden, die man seltener auf anderen Schweizer Sendern zu Ohren bekommt. Der DJ oder die DJane werden kurz vor der Veröffentlichung der Playlist auf einer Dachterrasse in der Altstadt beim Mischen gefilmt und das Ganze schliesslich online gestellt.
Zehnmal am Tag Camila Cabello und Ed Sheeran


Ihre erste Protestaktion kündigten die Gründerinnen und Gründer am Donnerstag mit einem ersten Video auf Instagram und Youtube an. Zu sehen ist darin ebenjene junge Frau, die durch St.Gallen schlendert – zunächst. Unter plötzlich bedrohlich dröhnendem Beat wird dann aber bei jedem Energy-Logo, das sie auffindet, eingeblendet, wie oft der Sender an einem einzigen Tag denselben Song gespielt hat.

So zum Beispiel «BAM BAM» von Camila Cabello und Ed Sheeran. Wer Radio Energy von früh bis spät hört, wird ganze zehnmal mit dem Lied beschallt: um 0.22 Uhr, 1.14 Uhr, 3.36 Uhr, 5.53 Uhr, 9.03 Uhr, 12.02 Uhr, 15.12 Uhr, 17.27 Uhr, 19.49 Uhr und schliesslich um 22.04 Uhr.

«Möchte wirklich irgendjemand den ganzen Tag dasselbe hören?», fragt NRJ plakativ. Nein, findet wohl auch die Frau im Video, schneidet sich eine Strumpfhose zurecht, stülpt sie über den Kopf und macht sich in einer Nacht- und Nebelaktion auf den Weg, um jedes einzelne Energy-Logo mit Kreide zu übermalen. «Kreide für Kultur» lautet das Motto im Protest-Video. Es ist kein Zufall, dass im Hintergrund das Lied «Unmade» des st.gallisch-bündnerischen Indie-Pop-Duos Mischgewebe ertönt.

Auch jenes Logo, das sich direkt vor dem Hauseingang der neuen St.Galler Energy-Station befindet, wird bunt übermalt. Das sei sogar ihre schönste Malerei geworden, sagt NRJ und muss lachen. In Wirklichkeit waren in jener Nacht im Mai nämlich deutlich mehr Poly-FM-Gründerinnen und -Gründer an der Kreideaktion beteiligt. Wie viele, darüber möchte NRJ keine Auskunft geben.

Energy St.Gallen möchte sich nicht äussern

Weshalb aber verstecken sich die Gründerinnen und Gründer des Online-Radiosenders? «Bei uns soll die Musik und nicht wir im Zentrum stehen», begründet NRJ. Hier beginnt auch ein weiterer Kritikpunkt des neuen Senders. «Beim Radiohören haben wir oftmals das Gefühl, dass Musik eher als Lückenfüller genutzt wird», sagt NRJ. Dabei könnte doch gerade eine Radiogrösse wie Energy seine neue Station in der Ostschweiz dazu nutzen, um die lokale Musikszene zu unterstützen. NRJ würde Energy St.Gallen deshalb gerne fragen:

«Warum macht ihr nicht eine Playlist, die die Leute fordert, überrascht und begeistert?»

Eine Antwort darauf liefert Energy St.Gallen auf Nachfrage nicht. «Wir möchten uns zu einer ‹anonymen Gruppe› nicht äussern», heisst es. Für eine Diskussion über Poly FMs Kritikpunkte sei man bereit, wenn sich die Personen hinter dem Guerilla-Sender zu erkennen gäben. NRJ versichert, dass die Kritik von Poly FM nicht einzig Energy gelte.

«Wir möchten mit unserer Aktion eigentlich der gesamten Branche nur einen Anstoss dafür geben, ihre Playlisten zu hinterfragen.»

Ob das gelingen wird, muss sich erst noch zeigen. Poly FM ist momentan nur als Projekt über den Sommer geplant. «Alles Weitere lassen wir uns noch offen», sagt NRJ.
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Re: Poly FM - der Protest gegen Energy St. Gallen und den Einheitsbrei überhaupt

Beitrag von RZCH »

Webradio? Langweilig. Wenn das Wort Protest fällt, muss gezündet werden.
Auf 9D St. Gallen hats ja auch noch Platz.
Ab dem 01.03.24 dürfen Daten aus diesem Posting nur mit meinem Einverständnis in die FMLIST übernommen werden.
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Re: Poly FM - der Protest gegen Energy St. Gallen und den Einheitsbrei überhaupt

Beitrag von Cyberjack »

Was wohl Jana Rutishauser dazu sagt? :joke: :bruell:

Energy hat eine unerträgliche Moderation, noch unerträglichere Playlists und ist Dünnpfiff für die Ohren.
Passt gut zu OE3 ...

Kein Wunder dass hier im schweizer Rheintal oft Antenne Vorarlberg oder Radio Vorarlberg läuft.
Die Schweizer halten den Mist aus dem eigenen Land (Hallo FM1) auch nicht mehr aus.

M.
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Re: Poly FM - der Protest gegen Energy St. Gallen und den Einheitsbrei überhaupt

Beitrag von RADIO354 »

Schon Anfangs wurde davor gewarnt : Der Mainstream wird die DAB Kanäle für sich beanspruchen.
Somit wird oft im Internet gesucht. Diese Entwicklung ist am Ziel angekommen und eine Umkehr nicht zu sehen.
Für Poly FM wäre es schon eine Option mal mit der Digris zu reden, ob eine Aufschaltung in SG machbar wäre, zuzüglich eventuell Dazu Notwendiger Formalitäten,
um Ordentlich zu senden.
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