Roger Schawinskis Probleme mit (Planet) 105

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Tatzelwurm

Roger Schawinskis Probleme mit (Planet) 105

Beitrag von Tatzelwurm »

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Erinnern Sie sich an den Zürcher Radiokrieg im Januar 2014? Das war eine ziemlich schmutzige Angelegenheit. Es ging um das Jugendradio 105, welches bekanntlich pleiteging. Während Tagen lieferten sich Dani Büchi von der Energy-Gruppe und Roger Schawinski eine Schlammschlacht. Sie können alles nachlesen, wenn Sie auf Google «Totengräber», «Schnäppchenjäger» und «Scaglione» eingeben. Am Schluss konnte Schawinski den Jugendsender nach einem nervenaufreibenden Auktionsverfahren kaufen. Mit 1,585 Millionen Franken bezahlte er aber einen deutlich zu hohen Preis.

Ich kann mich noch an den Tag erinnern, als Roger Schawinski den Zuschlag bekam. In seinem Büro erzählte er mir und einem Journalistenkollegen von seinem Triumph. Die negative Publicity der letzten Tage störte ihn nicht. Im Gegenteil: Sie würden ihm und seinen Plänen letzten Endes nützen. Wie damals bei Radio 24. Stolz trug er einen 105-Pin auf der Brust. Er servierte uns Champagner, ein «Pol Roger». Die Stimmung im Studio war fröhlich. Man feierte.

Heute, fast zwei Jahre später, ist den 105-Machern das Lachen vergangen. Schawinskis Jugendradio steckt in der Krise, und dies aus verschiedenen Gründen.

Baustelle I: Die Hörerzahlen

Roger Schawinski hat mit Planet 105 und Radio 1 zwei Radios. Im Januar 2014 hatte der Radiounternehmer eine kumulierte Hörerschaft von 260’000. Heute sind es etwa 190’000. Er hat heute weniger Hörer als Radio Zürisee und knapp mehr als Radio Top. Insbesondere sein Jugendradio verlor sehr viele Hörer. Im Januar 2014 übernahm Schawinski bei 102’000. Seither hat er zwischen 30 und 40 Prozent der Hörer verloren.

Baustelle II: Das Personal

Gleich mehrere Schlüsselmitarbeiter haben den Sender in den letzten Monaten verlassen. Aushängeschild Jan Müller wechselte im Sommer 2014 zu Radio 24. Mehrere langjährige Mitarbeiter verliessen den Sender in Richtung Energy Zürich, also zur direkten Konkurrenz. Morgenmoderator Sascha Wanner, den Schawinski von Energy zu Planet 105 holte, geht nach einem kurzen Gastspiel wieder zurück zu Dani Büchi und Team. Andere Radiokollegen sollen ebenfalls kurz vor dem Absprung stehen.

Baustelle III: Die Marke

Schawinskis härtester Konkurrent ist Giuseppe Scaglione. Dieser ist seit ein paar Monaten mit My105 im Markt präsent. Nicht auf UKW, sondern auf DAB. Es buhlen zwei 105-Radiomarken um die Gunst der jungen Hörer. Laut einer von Scaglione in Auftrag gegebenen Hörermessung zählt seine Streaming-Plattform My105 doppelt so viele Hörer wie Roger Schawinskis Planet 105. Das Verhältnis zwischen den beiden Radiounternehmern ist so angespannt, dass Schawinski seinen Mitarbeitern verbot, an Scagliones letzter Lancierungsparty teilzunehmen.

Baustelle IV: Verstoss gegen Konzession?

Als Schawinski die Konzession von Radio 105 übernahm, versicherte der Radiomann in einem Schreiben ans Bundesamt für Kommunikation (Bakom) mit dem Titel «Übertragung einer Konzession mit Leistungsauftrag», dass für Moderation, Redaktion, Layout, Homepage und Technik im Vollausbau eine Zahl von 9 bis 11 Mitarbeitern vorgesehen sei. Dabei werden – entsprechend den bundesrätlichen Vorgaben – auch mehrere junge Praktikanten ins Metier eingeführt. Nun kann Schawinski aber aufgrund von mehreren Kündigungen und Entlassungen diese Anforderungen womöglich schwer erfüllen. Auf der Homepage von Planet 105 weist der Radiounternehmer zwar ein grosses Team aus, darunter fungieren aber zahlreiche internationale DJs, Musiker und Radio-1-Mitarbeiter. Zählt man die Redaktoren von Radio 1 ab, arbeiten heute weniger als 11 Personen für Planet 105. Gemäss dem ursprünglichen Konzessionsgesuch von Radio 105 müssten für das Jugendradio sieben Newsredaktoren und acht Moderatoren im Einsatz stehen.

Ist das ein Verstoss gegen die Konzession? Auf Anfrage teilt das Bakom mit, dass die Veranstalter verpflichtet seien, Auskunft über die Anzahl Programmschaffender zu geben. Bei der Überprüfung stellte das Bakom fest, dass die entsprechende Angabe von Planet 105 fehlte. Nun muss Schawinski diese nachreichen. Liegt ein Verstoss vor, sieht das RTVG (Art. 89) eine Reihe von Massnahmen vor, die von der Herstellung des rechtmässigen Zustands bis hin zum Entzug einer Konzession reicht.

Laut Schawinski blieb das von ihm nach dem Konkurs übernommene Team zum allergrössten Teil beim Sender. Die Programmleistungen würden in der bisherigen Form erbracht. Jeder, der den Sender höre, könne dies bestätigen. Das Bakom schreibt auf Anfrage, dass bisher keine Meldungen aus dem Publikum eingegangen seien, die darauf hingewiesen hätten, dass der Leistungsauftrag nicht erfüllt sei.
Maxtech

Re: Roger Schawinskis Probleme mit (Planet) 105

Beitrag von Maxtech »

Der grösste Fehler war die Verabschiedung beider Sender von DAB,
Bei 105 hat der Züriberg eine bescheidene Reichweite.

Programmlich lässt die Musikauswahl bei Radio 1 und 105 zu wünschen übrig.
Zu viele Wiederholungen in kurzer Zeit und die grössten Hits aller Zeiten muss man sich wo anders suchen.
radiohead

Re: Roger Schawinskis Probleme mit (Planet) 105

Beitrag von radiohead »

Radio 1 finde ich noch der angenehmste Zürcher Radiosender und höre diesen ziemlich oft. Vorallem auch wegen der vielen Musik aus den 80er Jahren.
Tatzelwurm

Re: Roger Schawinskis Probleme mit (Planet) 105

Beitrag von Tatzelwurm »

Höre nur noch via DAB+ ---- da Radio 1 dort nicht drauf ist... höre ich es leider nie.
Wrzlbrnft

Re: Roger Schawinskis Probleme mit (Planet) 105

Beitrag von Wrzlbrnft »

Mich würde tatsächlich interessieren, inwieweit der Rückzug vom SMC-Muxx Auswirkungen auf die Hörerzahlen hatte. Ich selber höre Planet 105 seither auch nicht mehr, einfach weil es bei mir in der Region Basel auch noch andere ähnliche Programme lokal auf UKW oder DAB+ gibt.

Ja, ich könnte Planet 105 über Internet hören. Da habe ich aber auch gleich Zugriff auf wesentlich bessere Programme, warum sollte ich dort noch den Schawinski-Sender hören?
dxbruelhart

Re: Roger Schawinskis Probleme mit (Planet) 105

Beitrag von dxbruelhart »

Scaglione hat IMHO das musikalisch weit bessere my105 wieder gebracht auf DAB bei Swissmediacast.
Ich habe auch Gerüchte von verschiedenen Seiten gehört, dass Schawinski Planet 105 rasch verkaufen oder ganz einstellen will.
DAB-Swiss

Re: Roger Schawinskis Probleme mit (Planet) 105

Beitrag von DAB-Swiss »

Der ehemalige Radiopionier macht momentan leider sehr vieles falsch. Einerseits hat er sich mit SMC verkracht und würde nun das Gesicht verlieren, wenn er wieder auf deren Netz senden möchte. Andererseits beschränkt sich das DAB-Ensemble von Limus-Digris momentan wirklich nur auf die Agglomeration Zürich. Damit hat Schawinski in grossen Ballungsräumen wie Basel, Bern oder der Zentralschweiz sehr viele, treue Hörer verloren, welche wahrscheinlich nicht wieder zurückkommen werden. Zudem ist es unbestritten, dass Scaglione das Machen eines Jugendradios einfach besser im Blut hat.

Was Radio 1 anbelangt, ist und bleibt es einfach ein Trauerspiel. Da hätte man mal ein Programm, welches etwas anders als alle anderen klingt und schaft es nicht, dieses via Digitalradio zu verbreiten. Gerade jetzt, wo da wirklich ein spürbarer Aufbruch stattfindet, kommt dieses Verhalten einem Kapitalfehler gleich.

Schade Roscheee, Du warst fürher mal wirklich der Inbegriff Innovation und Pioniergeist. :o

Dies sind meine persönlichen Ansichten, welche ich natürlich aus der Sicht eines Aussenstehenden formuliere.
Stefan Heimers

Re: Roger Schawinskis Probleme mit (Planet) 105

Beitrag von Stefan Heimers »

Es ist aber nicht Schawinskis Fehler, wenn es bei Digris nicht vorwärts geht. Nach dem ursprünglichen Plan müssten doch die DAB-Inseln mit 105 drauf schon in etlichen Städten on air sein.
digiradio.ch

Re: Roger Schawinskis Probleme mit (Planet) 105

Beitrag von digiradio.ch »

Schawinski scheint über eine Rückkehr auf ein DAB+ Netz der SMC nachzudenken.

Könnte mir vorstellen, dass auch er vom Sondertarif profitieren will, wenn sich dereinst andere Anbieter wieder verabschieden. Dies wäre ein ganz cleverer Schachzug.
PLANET 105: Roger Schawinski will grösseres Sendegebiet

Seine Privatradio-Konkurrenten befürchten, nachziehen zu müssen.
Roger Schawinski will ein grösseres UKW-Sendegebiet für sein Jugendradio Planet 105. Wie die "Schweiz am Sonntag" schreibt, soll dazu ein neuer UKW-Sender in Würenlos AG gebaut werden.

Dieser soll das Limmattal und die Autobahn A1 erschliessen. Die kleine UKW-Reichweite rund um die Stadt Zürich sei heute eines der grössten Probleme von Planet 105, sagt Schawinski der Zeitung. Er rechne mit grünem Licht für den neuen Sender.

Privatradio-Konkurrenten wehren sich allerdings gegen die Pläne: Er sei gegen jede Erweiterung von UKW-Netzen, sagt Energy-Chef Dani Büchi dem Blatt. Eine solche sei ein "absolut falsches Signal" und würde andere Sender unter Druck setzen, ebenfalls die UKW-Netze auszubauen.

Dabei habe sich die Branche darauf geeinigt, bis 2024 aus UKW auszusteigen und auf den Digitalradio-Standard DAB+ zu setzen. Wie die "Schweiz am Sonntag" weiter schreibt, will Schawinski mit Planet 105 nun auch die DAB+-Verbreitung wieder ausbauen: Eine Rückkehr in die grossen Sendernetze sei "angedacht", sagt er dem Blatt. Ab 1. Februar will er dem Sender zudem eine völlig neue Programmstruktur verpassen. (SchwaS)
Quelle: Persoenlich
dxbruelhart

Re: Roger Schawinskis Probleme mit (Planet) 105

Beitrag von dxbruelhart »

Für Würenlos-Bick wurde bereits eine (neue) Frequenz koordiniert, die 107.10. Aber es wäre wirklich fatal, wenn jetzt die UKW-Sendegebiete noch ausgebaut würden - Frequenzkorrekturen sind viel nötiger.
So ist es wirklich zu hoffen, dass die beiden Schawinski-Radios bald auf 7A wieder auftauchen, so können wieder viel mehr Hörer erreicht werden.
tommy_radiofan

Re: Roger Schawinskis Probleme mit (Planet) 105

Beitrag von tommy_radiofan »

dxbruelhart hat geschrieben:Aber es wäre wirklich fatal, wenn jetzt die UKW-Sendegebiete noch ausgebaut würden - Frequenzkorrekturen sind viel nötiger.
Es geht ja nicht um allgemein "die" UKW-Sendegebiete, sondern nur um ein geringfügige Sendegebietserweitung sowie Verbesserung der Empfangsqualität für den Sender, welcher in der Schweiz der Sender mit der geringsten UKW-Reichweite ist.
Der Frequenzvorgänger auf 93.0, Radio Tropic war nicht überlebenfähig mit nur diesem schwachen Sender und Sendestandort.
Gegner dieses Senders in Würenlos sind wohl direkte Konkurrenten wie die lieben Mitbewerber von Energy/Ringier oder auch Leute, die immer aus Prinzip gegen Roger Schawinski sind oder die im eins heimzahlen wollen.
dxbruelhart

Re: Roger Schawinskis Probleme mit (Planet) 105

Beitrag von dxbruelhart »

Eine Frequenzkorrektur bzw. 2 können hier einen zusätzlichen Sender ersparen:
- 105 wechselt am Zürichberg von 93,0 auf 93,1
- R. Top Wil wechselt im Gegenzug von 93,1 auf 93,0
Damit könnte 105 mehrere Hundertausend Hörer mehr erreichen auf UKW.
RadioZombieCH

Re: Roger Schawinskis Probleme mit (Planet) 105

Beitrag von RadioZombieCH »

dxbruelhart hat geschrieben: Eine Frequenzkorrektur bzw. 2 können hier einen zusätzlichen Sender ersparen:
- 105 wechselt am Zürichberg von 93,0 auf 93,1
- R. Top Wil wechselt im Gegenzug von 93,1 auf 93,0
Damit könnte 105 mehrere Hundertausend Hörer mehr erreichen auf UKW.
Radio 1 von Neuhausen kommt in Zürich schon ordentlich durch. Das würde eher 105 schaden als nützen.
Maxtech

Re: Roger Schawinskis Probleme mit (Planet) 105

Beitrag von Maxtech »

Auf DAB+ wird seit heute 105 und Radio 1 angezeigt. Jedoch noch ohne Audio und Radiotext.
DAB-Swiss

Re: Roger Schawinskis Probleme mit (Planet) 105

Beitrag von DAB-Swiss »

@Maxtech: In welchem Ensemble denn? Nordschweiz oder Ostschweiz? Bei mir wird auf jeden Fall noch nichts eingelesen... ;-)
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