Die Tageswoche hat auch schon zum LIMUS-Netz etwas geschrieben:
http://www.tageswoche.ch/de/2013_25/sch ... uf-dab.htm
Die kleine Radiorevolution auf DAB
25.6.2013, 10:27 Uhr
Die nicht-kommerzorientierten Radios in der Schweiz dürfen ihre eigene DAB-Plattform aufbauen. Die Digris AG von Thomas Gilgen, Kopf von «Open Broadcast» und ehemaliger Betreiber der «Satisfactory» in Basel, erhält dazu die Funkkonzession. Von Patrik Tschudin
Die Technik ist nicht neu, die Öffnung schon: Die nicht-kommerzorientierten Radios in der Schweiz dürfen ab sofort ihre eigene DAB-Plattform aufbauen. (Bild: MARTIN RUETSCHI)
Der Entscheid des Bundesamtes für Kommunikation (BAKOM) vom Dienstagmorgen kommt einer kleinen Radiorevolution gleich. «Digitale Inseln für Radios mit kleinem Budget» nennt das Bakom bescheiden, was in den nächsten Jahren entstehen sollen. «Im Moment können sich die kleinen Radios DAB nicht leisten. Darum haben wir das Projekt gestartet, selber ein Netz zu bauen», erklärt Thomas Gilgen von der Digris AG gegenüber der TagesWoche.
Dank einfacherer Technik und dem Einsatz von Open Source Software von «Opendigitalradio» sollen die Verbreitungskosten darüber deutlich tiefer liegen, als bei der Konkurrenz Swisscom und SMC («SwissMediaCast»). Digris wird mit ihrer für die ganze Schweiz geltenden Funkkonzession zunächst in Genf und Zürich erste Testsender installieren. Gegen siebzig Programmveranstalter aus dem ganzen Land haben bereits ihr Interesse angemeldet.
Als Netzbetreiberin kann Digris selber bestimmen, welche Programme bei den Empfängern via ihre Sender aus dem DAB+Radio ertönen. Der Grund: Bei DAB sind Funk- und Programmkonzession nicht aneinander gekoppelt, wie auf UKW. Mit dem Digris-Netz, das den etwas umständlichen Namen LIMUS («Layer zur Innovation und Migration Urbaner Sendegebiete») trägt, kann jede «digitale Insel», jedes Einzugsgebiet, durch mehrere DAB+Radioprogramme gleichzeitig versorgt werden. Die Grösse des Einzugsgebietes passt Digris den lokalen Bedürfnissen an. Wenn Digris beispielsweise in Basel einen DAB-Sender installiert, und die Stadt zu einer der «digitalen Inseln» von LIMUS wird, steigt das hiesige Angebot an «durch die Luft» empfangbaren DAB-Radios mit einem Schlag potenziell um bis zu zwei Dutzend Stationen.
Der Radiorat vergibt die Sendeplätze
Wer diese Dutzenden neuen LIMUS-Kanäle im ganzen Land bespielen darf, entscheidet nicht mehr das Konzessionierungsverfahren des Bundesamtes für Kommunikation («Bakom»), bei dem der Bundesrat das letzte Wort hat. So war es in den vergangenen Jahrzehnten immer der Fall beispielsweise bei der Vergabe von UKW-Lizenzen für die Lokal- und Regionalradios. Bei LIMUS hingegen entscheidet der von Digiris bestellte «Radiorat».
Die Mitglieder des «Radiorates» von LIMUS sind noch nicht definitiv bestimmt. Thomas Gilgen sagt gegenüber der TagesWoche, es solle ein Gremium werden «aus unabhängigen Leuten, die aus der Perspektive des Publikums entscheiden». Der Radiorat werde anhand qualitativer Merkmale auswählen, nicht über einen «beauty contest der Äusserlichkeiten», wie er es nennt. Es kursieren bisher die folgenden Namen: Liselotte Tännler von der «Radioschule Klipp&Klang», Lukas Weiss, Präsident der UNIKOM («Union nicht-kommerzorientierter Lokalradios»), Patrick Studer (Kabelsender «Iischers Radio») und Nick Lüthi (Medienjournalist und Redaktor des Magazins «medienwoche», ehemaliger Mitarbeiter von «Open Broadcast»).
Aufbruchstimmung wie in den Anfangszeiten
Der in Basel wohnhafte UNIKOM-Präsident Lukas Weiss spürt eine neue Aufbruchstimmung in seinen Reihen. «Wir sind sozusagen wieder zurück in den 1920er Jahren, in den Anfängen des Radios. Als alles noch nicht so sehr reglementiert war.» Mit der Erteilung der Funkkonzession für LIMUS sei nun eine grosse Tür aufgestossen worden. Jetzt könne man Vieles ausprobieren, sowohl bei den Programmen als auch bei der Technik.
Nick Lüthi, Medienjournalist und designiertes Mitglied des «Radiorates», hält die Konzessionierung von Digris und den Aufbau von LIMUS für einen «äusserst erfreulichen und absolut notwendigen Schritt auf dem Weg zur Digitalisierung des Radios».
«Ab heute in frühestens vier Monaten», sagt Thomas Gilgen, würde der erste DAB-Sender von LIMUS in Zürich in Betrieb gehen, in Genf vielleicht schon etwas früher. Zu den Preisen meint er: «Beim unserem Netz kostet ein Kanal auf einer Insel um die 1'000.- Franken pro Monat.» Damit liegt er bei einem Bruchteil dessen, was die Konkurrenz verlangt.
Ein Internetradio muss pro möglichen Hörer rund einen Franken pro Monat budgetieren für die notwendige Bandbreite, um die Töne vom Sender zum Empfänger zu transportieren. Je erfolgreicher ein Webradio ist, je mehr Leute es also hören, desto teurer wird darum der Spass. Bei DAB hingegen ist es, wie bei allen «Broadcast»-Verfahren, in technischer Hinsicht egal, wie viele Leute gleichzeitig zuhören. Nicht zuletzt deshalb interessieren sich auch einige Dutzend Internetradios für die Möglichkeit, ihr Programm künftig per LIMUS zu verbreiten.