Szenario zur Frequenzoptimierung im digitalen Zeitalter

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Rolf, der Frequenzenfänger

Szenario zur Frequenzoptimierung im digitalen Zeitalter

Beitrag von Rolf, der Frequenzenfänger »

Ich habe mir mal ein paar Gedanken gemacht, wie man in Zukunft die terrestrische (digitale) Verbreitung von Radio und Fernsehen in der Schweiz am elegantesten lösen könnte. Folgendes Szenario kam dabei heraus:

- DVB-T sollte ausschliesslich im UHF-Bereich senden, wofür eine komplette Neuordnung fällig ist. Es macht wenig Sinn, die vorhandenen Kanäle einfach zu digitalisieren. Stattdessen sollte ein möglichst grossflächiges Gleichwellen-Netz aufgebaut werden, das die Vorteile von DVB-T voll ausnutzt. In der Nordschweiz könnte man z.B. die jetzigen Säntis- bzw. Les Ordons-Kanäle 31 und 34 nutzen, da diese auch im angrenzenden Ausland frei sind. Alle Sender vom Rheintal im Osten bis zum Jura im Westen könnten auf diesen beiden Kanälen zwei landesweite DVB-T-Pakete übertragen. Füllsender werden in vielen Fällen überflüssig, da an den allermeisten Orten mindestens einer der Gleichwellen-Standorte empfangbar ist und sich Reflexionen und Überschneidungen der Versorgungsgebiete sogar positiv auf den Empfang auswirken.
- Durch die Neuordnung werden zahlreiche "alte" Frequenzen frei, die für lokale oder regionale DVB-T-Ensembles genutzt werden können. So kann z.B. vom Uetliberg ein Ensemble mit den Zürcher Lokalsendern ausgestrahlt werden, oder vom Schaffhauser Cholfirst könnten auf einem der jetzigen Analog-Kanäle das Schaffhauser Fernsehen und das Lokal-TV Diessenhofen digital senden. Da diese zusätzlichen Ensembles vermutlich nicht von den lokalen Anbietern alleine finanziert werden können, sollten sie auch nationalen Programmen wie U1-TV, SAT1 Schweiz, PRO7 Schweiz usw. offen stehen, welche Interesse an einer terrestrischen Verbreitung haben könnten.
- Die Übergangsphase würde ich in der Nordschweiz folgendermassen realisieren: SF1 und SF2 bleiben zunächst unverändert analog in Betrieb. Das UHF-Gleichwellennetz geht anfangs nur auf einem Kanal (z.B. K34) on air, und zwar mit SF1, SF2, TSR1 und TSR2, um Probleme entlang des Röschtigrabens zu vermeiden (Standorte Bantiger, Chasseral usw.).
In der zweiten Phase wird SF2 analog abgeschaltet und die zweite DVB-T-Gleichwelle in Betrieb genommen. SF1 bleibt zunächst noch analog empfangbar.
In der letzten Phase wird dann auch SF1 analog abgeschaltet und eventuelle regionale DVB-T-Ensembles gehen in Betrieb.
- Nach Abschaltung der VHF-III-Sender wird dieser Bereich für DAB geöffnet, wodurch eine fast unbegrenzte Anzahl lokaler, regionaler und überregionaler Ensembles ermöglicht wird.

Was meint ihr zu diesen Ideen? Ich finde, man sollte die Chance nutzen und jetzt alles neu organisieren. Die Realisierung wäre allerdings sicher aufwändig und kostspielig, weil an den meisten Sendern teure Umbauarbeiten an den Antennen notwendig wären. Daran wird dieses Konzept wohl letztlich scheitern. Aber schön wär's doch, oder?

Radio_Freak

Re: Szenario zur Frequenzoptimierung im digitalen Zeitalter

Beitrag von Radio_Freak »

- DVB-T macht wenig Sinn in der Schweiz.

Es werden ja keine Nationalen Programme ausser der SRG verbreitet.
Die paar Leute, welche man mit den 4 Programmen (davon 2 fremdsprachige) hinter dem Ofen hervorlocken will, bringen wohl nicht den erhofften Verkauf von solchen Geräten. In Deutschland würde wohl niemand ein solches Gerät kaufen, wenn man nur ARD und ZDF hätte. Gleiches gilt vermutlich auch für Österreich.

Die Privaten haben in der Schweiz keine Sendegenehmigung für die ganze Nation.
Wer von denen hätte wohl das Geld, in der ganzen Schweiz oder auch nur in der Deutschweiz zu senden. Ferner, alle Schweizer Privatsender sind "Wiederholsender", das heisst, deren Programme werden fast alle 1-4 Stunden wiederholt.

Würde natürlich ganz anders aussehen, wenn RTL; SAT1 und andere terrestrisch enden würden. Ich denke aber, die bergige Landschaft mit den wenigen "Sehern" verbietet aus Kostengründen, die terrestrische Verbreitung.

Natürlich würde ich auch ein Gleichwellen-Netz begrüssen, bei der SRG, wie auch bei den Privaten.

Ich sehe in der Schweiz am ehesten für DAB die Chance, dass auch die Privaten mitmachen würden. Nur, die wollen im Moment nicht, weil wieder neue Kosten auf sie zukommen würden. Dann noch die wenigen DAB Empfänger die es hierzulande gibt. Die Ensemble-Pflicht tut noch ein übriges dazu.

Ich würde heutzutage ganz auf DVB-T verzichten und mal was anderes ausprobieren: T-DMB. Bald werden die kombinierten DAB / T-DMB Empfänger auf den Markt kommen, die haben übrigens auch UKW drin. Eine Ensemble-Pflicht würde es für die Fernsehsender nicht mehr geben.

Peter

Was ich noch anmerken möchte:
Mit dem Abbruch des Höhronen-Turms ist bereits ein erster DVB-T Versuch gescheitert! Ferner auch ein privates DAB Ensemble!

PS: in wenigen Minuten kommt eine Sendung auf SF2, dass RTL2 in der Schweiz kommen soll? Mit Werbung? Etwas anderes kann ich mir eigentlich gar nicht vorstellen.
dxbruelhart

Re: Szenario zur Frequenzoptimierung im digitalen Zeitalter

Beitrag von dxbruelhart »

Aus meiner Sicht ist DVB-T für die Schweiz ein sehr gutes, erfolgsversprechendes Projekt. Ich würde die Ideen von Rolf praktisch genau so verwirklichen.
Ich würde aber auch von Anfang an private Angebote ins DVB-T Paket mit aufnehmen.
Bislang gibts immer noch etwa 30% Haushalte, die nicht an ein Kabelnetz angeschlossen sind. Ausserdem hats nicht wenige Kabelteilnehmer, die gerne die rund 300.-- Franken pro Jahr einsparen, dafür im Gegenzug auf einige Programme, die eh kaum genutzt wurden, verzichten,
Ich würde folgende Programme in der Startphase ins DVB-T Paket aufnehmen:
SF1, SF2, TSR1, TSR2, TSI1, TSI2, SFinfo, U1TV, VivaSwiszz, StarTV, ORF1, ORF2, ARD, ZDF, SW3, BR3, RTL. Sat1, CNN, RAI1; ich würde diese 19 Programme auf 2 Kanäle aufteilen. Auf einen Kanal lassen sich 10 Programme in hoher Qualität im DVB-T-Modus unterbringen - siehe Beispiel im Oberwallis.
So könnte man von Anfang an z.B. auf Kanal 34 und 69 starten.
Der VHF-Bereich sollte auch aus meiner Sicht komplett für DAB organisiert werden, d.h. alle VHF-TV-Sender stellen um auf UHF-Kanäle.

@ Radio_freak: Ob der Höhronenturm gesprengt wird oder doch weitergenutzt werden kann, ist noch nicht klar. Derzeit sieht es doch so aus, als ob der Höhronen stehen bleiben kann - http://forum.myphorum.de/read.php?f=11947&i=1718&t=1718

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