Alle zehn Jahre gibt es eine Neukonzessonierung im Bereich Lokalradio/Fernsehen. Wer diese Konzession und das Geld kriegt, ist an einen Leistungsauftrag gebunden.
Dieser soll sicherstellen, dass der Lokaljournalismus nicht ausstirbt. Ausserdem soll damit die Medienqualität und Vielfalt gefördert werden. Es geht um viel Geld, im Sendegebiet 32 (Graubünden, Glarus, Sarganserland) um fast drei Millionen Franken.
Tatsache ist, dass in solchen dünnbesiedelten Randgebieten ohne entsprechende Konzession kaum Radio gemacht werden kann. Ausser man schickt ein reines Musikprogramm über den Äther, dass von einer Festplatte irgendwo abgespielt wird. Der Werbemarkt ist viel zu klein, die paar Fränkli würden kaum für mehr ausreichen.
Jeder und jede hat selbstverständlich das Recht, sich für diese leistungsgebundene Konzession zu bewerben. Das Bundesamt für Kommunikation evaluiert alle Bewerbungen für die jeweiligen Sendegebiete. Die besten Bewerber erhalten die Konzession.
In diesem Falle entschied das Bakom, dass Schawinski/Bühler die bessere Bewerbung eingereicht hatten, die Konzession ging an Radio Alpin. Dagegen legte die Somedia erfolgreich Rekurs ein, das Bundesverwaltungsgericht hob den Entscheid des Bakoms wegen einer Formalität auf, und die Konzession ging zurück an das bisherige Radio Grischa. Damit waren die beiden selbstverständlich nicht zufrieden, sie haben ein Revisionsverfahren beantragt. Der neue, endgültige Entscheid ist noch hängig.
Radio Grischa hat in diesem Sinne nichts falsch gemacht, die Bewerbung war schlicht schlechter als die von Schawinski/Bühler. In einer Demokratie hat jeder das Recht, eine Bewerbung einzureichen. Das Geld sollen die besten zur Verfügung stehenden Bewerber kriegen.
Einerseits bin ich mit dem Sender ja grundsätzlich zufrieden. Trotzdem finde ich das Verhalten der Somedia teils fragwürdig. Man hätte den legendären Lovebrand Radio Grischa nie reaktiviert, wenn Schawinski ihn nicht für sich beansprucht hätte. Das ist sein gutes Recht. Jede Marke, die länger als fünf Jahre nicht kommerziell genutzt wird, kann, falls gewünscht, aus dem Register gelöscht werden.
Sie haben diese legendäre Marke radikal ausgelöscht, trotz des Widerstands aus der Bevölkerung. Ich habe mir sagen lassen, dass Mitarbeiter nicht mal mehr Schlüsselanhänger oder Kugelschreiber mit dem alten Namen tragen und verwenden durften. Nach dem Namenswechsel verliessen viele Mitarbeiter das Team. Dabei ist viel Herzblut verloren gegangen. Das Programm des Senders heute ist okay, mehr nicht. Das war früher ganz anders.
Letztes Jahr, kurz vor der Rückkehr zum alten Namen, verteidigte man die Umbenennung noch, sie sei richtig und wichtig gewesen. Als Somedia plötzlich gemerkt hat, dass man die Markenrechte verlieren würde, hat man sich in die Hose gemacht. Brauchen wollten sie den Brand zwar nicht, es war ihnen aber auch nicht recht, dass jemand anderes ihn nun verwenden möchte. Das hat etwas Trotziges. Also holte man die Marke zurück und tut jetzt so, als wären die letzten zehn Jahre nie geschehen.
Jetzt wird die Revision geprüft, bald soll es einen endgültigen Entscheid geben. Dann ist klar, wer senden wird. Wer leer ausgeht, wird den Sendebetrieb einstellen müssen. Deswegen der erbitterte Kampf.
Beide Sender können nicht bestehen, dafür ist der Markt schlicht zu klein. Die Somedia könnte eventuell noch ein Musikprogramm senden, falls sie verlieren sollte. Als Konzern könnte man das aus der eigenen Tasche finanzieren.