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Frequenzhunger des Mobilfunks gedämpft

Bei den ITU-Funkkonferenzen schachern Regierungsdelegationen vier lange Wochen um die Zuteilung von Frequenzen und bewegen sich dabei zwischen den Maßgaben der weltweiten Harmonisierung und der Positionierung der jeweils eigenen Märkte.
Aufteilung der Welt in ITU-Regionen
Für die Zuweisung von Frequenzen ist die Welt in drei Regionen eingeteilt: 1 – Europa, Russland, Zentralasien, Naher Osten, 2 – Nord- und Südamerika, 3 – China, Australien, Südostasien
In den vergangenen Jahrzehnten war es insbesondere der wachsende Mobilfunk, der nach mehr Frequenzen gerufen hat. Das war auch bei der WRC23 nicht anders. Bis zuletzt wurde darüber gerungen, ob Mobilfunk – in ITU-Lingo International Mobil Telecommunications, kurz IMT – einen Platz in attraktiven Teilbändern unterhalb von 700 MHz (UHF) bekommen könne.
Wenigstens für den überwiegenden Bereich der Region 1, das sind Europa, Afrika, Russland und Zentralasien, hat sich hier aber der "alte" Nutzer Rundfunk durchgesetzt, bilanzierte Jochen Zenthöfer, Sprecher der Initiative "SOS - Save Our Spectrum".
Der Rundfunk bleibe im UHF-Bereich alleiniger Primärdienst, so Zenthöfer gegenüber heise online.
Die Forderungen der Mobilfunkanbieter wurden mit einer sogenannten Sekundärzuteilung beschieden.
Das bedeutet, IMT-Anbieter dürfen die Frequenzen für ihre Dienste mitnutzen, müssen aber Beeinträchtigungen des Primärnutzers, etwa durch Interferenzen, auf jeden Fall vermeiden.
Das mache die Nutzung dieser Frequenzbereich wenig interessant für Mobilfunkunternehmen, erklärt Zenthöfer.
Eine ko-primäre Zuweisung für Mobilfunk im Bereich 614-694 MHz haben elf arabische Staaten, einschließlich Palästina, bekommen.
Keine Extra-Frequenzen für deutsches Behördennetz
Zu den Verlierern gehören deutsche Blaulicht-Organisationen. Sie hatten ursprünglich, so Zenthöfer, ebenfalls eigene Frequenzen im UHF-Bereich fürs digitale Behördennetz ins Auge gefasst. Doch hatte die Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben am Ende nicht einmal mehr an der Konferenz in Dubai teilgenommen.
Noch nicht ausgestanden sind für SOS die Sorgen, dass die "Programme Making and Special Events" (PMSE) Nutzer, sich nun die vom Rundfunk gelassenen Lücken im Band mit den Mobilfunkern teilen müssen. Zu den PSME gehören Konzertveranstalter und Rundfunk mit ihren Mikrofonen und Kopfhörern. Am Ende komme es hier auf die Umsetzung an, so Zenthöfer, und über die werde bereits im Januar im Bundesministerium für Verkehr und Digitales weiter diskutiert.