"Vox Humana" - Privat-Rundfunk-Pläne anno 1967 auf Langwelle 209 kHz

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ulionken
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Re: "Vox Humana" - Privat-Rundfunk-Pläne anno 1967 auf Langwelle 209 kHz

Beitrag von ulionken »

DXer hat geschrieben: Di 5. Dez 2023, 22:56 Interessanterweise konnte ich über die Entwicklung des UKW-Rundfunks in Frankreich keinerlei Informationen im Internet finden, mit Ausnahme der Tatsache, dass 1981 der private Rundfunk im Land zugelassen wurde.
Einfach in Wikipedia nachschauen: https://fr.wikipedia.org/wiki/Radio_FM, Kapitel "Historique"

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DH0GHU
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Re: "Vox Humana" - Privat-Rundfunk-Pläne anno 1967 auf Langwelle 209 kHz

Beitrag von DH0GHU »

Wann gingen eigentlich 101,4 und 104,4 MHz in Nordheim für Radio France (Bleue Alsace und Info) in Betrieb? Das muss tatsächlich auch recht spät gewesen sein. Ich kann mich aus meiner Kindheit noch an eine recht kräftige Präsenz französischer Sender auf Mittelwelle erinnern (1161 und 1278 kHz waren absolute Ortssender, und einfachst-Detektor-Empfänger empfingen quasi nur diese). Es gab ja aufgrund der formidablen Frequenzausstattung, anders als in Deutschland, keinen großen Zwang zur Nutzung von UKW aus Frequenzmangel...
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Ekke
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Re: "Vox Humana" - Privat-Rundfunk-Pläne anno 1967 auf Langwelle 209 kHz

Beitrag von Ekke »

wasat hat geschrieben: Di 5. Dez 2023, 18:16
Ekke hat geschrieben:...drängen sich die Probleme zu Erdnetz, Bodenleitfähigkeit (Fels?), Kühlwasser und evtl. zweitem Mast für Richtstrahlung in dieser alpinen Hanglage
geradezu auf.
Wenn schon auf einem Berg, dann ganz hinauf. Das bekannteste Beispiel dafür war "Sud Radio" in Andorra. Man sendete bis 1986 vom Pic Blanc (ca. 2500 m) mit 900 kW in Richtstrahlung nach Norden.
Dank für dieses schöne Beispiel, das ist auf jeden Fall eine vergleichbare Situation. Im verlinken SPIEGEL-Artikel wird Radio Andorra sogar kurz
als eines der Vorbilder für die Liechtenstein-Pläne erwähnt.

Umso mehr ich über den eingangs verlinkten Artikel nachdenke, komme ich zu dem Schluss, dass es wohl in etwa so ausgesehen haben mag:

Die Standortsuche ("nahm ein Beauftragter Messungen in der Nähe des Dorfes Planken vor, dessen Höhenzüge als Standort ausersehen sind")
betraf wahrscheinlich eher die - im Artikel nur einen Absatz vor der Standortfrage erwähnte - "Television-Anlage" oder die ebenfalls angedachte UKW-Verbreitung. Vom oberhalb des Dorfes Planken gelegenen Berges "Drei Schwestern" hat man einen ziemlich guten Rundumblick, wie die 360°-Fotos auf Google Maps zeigen. Hier würde ein UKW-Sender wie die später errichteten, Richtung Deutschland sendenen Südtiroler Sender Flatschspitze und Zirogalm eher Sinn machen. Oder man denke an die Reichweite des TV-Senders Säntis, die zur Zeit in diesem Forum in einem anderen Thema ja auch diskutiert wird.

Was die etwas mysteriösen Langwellen-Pläne angeht, so glaube ich, dass damals nicht viel mehr passiert ist, als dass "Springers Elektronik-
Experten" (ist nicht abfällig gemeint, nur aus dem Artikel zitiert) die Frequenzliste aufschlugen und feststellten, dass die 209 kHz in Mitteleuropa frei war. Das wird es gewesen sein. Wäre dieses Vorhaben weiter gediegen, so hätte das mit Sicherheit zu einer Sendeanlage unten im Rheintal
geführt, wo ja wirklich alle Voraussetzungen (Ebene, Platz, Bodenleitfähigkeit, Erdnetz usw...) erfüllt gewesen wären.
Habakukk
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Re: "Vox Humana" - Privat-Rundfunk-Pläne anno 1967 auf Langwelle 209 kHz

Beitrag von Habakukk »

War die 209kHz nicht zumindest teilweise tatsächlich Liechtenstein zugeordnet? Ich meine, dass ich irgendwo zum Thema Deutschlandfunk 209kHz (Sender Erching) eine Formulierung im Sinne von "Liechtenstein hätte diese Frequenz freigegeben" gelesen hätte.

Der Bereich rund um die "Drei Schwestern" befindet sich ja quasi direkt gegenüber des Säntis, sodass man vermutlich die Reichweite des Säntis als Maßstab nehmen könnte, was auf UKW möglich gewesen wäre. Zumindest wenn man die Sendeanlage auf einer vergleichbaren Höhe installiert bekommen hätte.
RudiP
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Re: "Vox Humana" - Privat-Rundfunk-Pläne anno 1967 auf Langwelle 209 kHz

Beitrag von RudiP »

Bevor der DLF ca. 1979 begann, von Erching aus über 209 kHz zu senden, sendete dort und auf dieser Frequenz nach meiner Erinnerungdie Voice of America. Der Sender musste Richtung Südosten (nachts?) ausgeblendet werden, um einen rumänischen Sender nicht zu stören.
Harald Z
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Re: "Vox Humana" - Privat-Rundfunk-Pläne anno 1967 auf Langwelle 209 kHz

Beitrag von Harald Z »

RudiP hat geschrieben: Mi 6. Dez 2023, 12:51 Bevor der DLF ca. 1979 begann, von Erching aus über 209 kHz zu senden, sendete dort und auf dieser Frequenz nach meiner Erinnerungdie Voice of America. Der Sender musste Richtung Südosten (nachts?) ausgeblendet werden, um einen rumänischen Sender nicht zu stören.
Erching war zuerst auf 173 kHz und ab 4. Juli 1979 209 kHz - siehe letzter Abschnitt bei http://www.wabweb.net/radio/radio/lw3.htm
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Re: "Vox Humana" - Privat-Rundfunk-Pläne anno 1967 auf Langwelle 209

Beitrag von Radio Fan »

RudiP hat geschrieben: Mi 6. Dez 2023, 12:51 Bevor der DLF ca. 1979 begann, von Erching aus über 209 kHz zu senden, sendete dort und auf dieser Frequenz nach meiner Erinnerung die Voice of America. Der Sender musste Richtung Südosten (nachts?) ausgeblendet werden, um einen rumänischen Sender nicht zu stören.
Was dir da, bezüglich von Störungen eines rumänischen Sender‘s (Brasov), in Erinnerung geblieben ist, trifft aber für den Sender Donebach im Odenwald zuletzt auf 153 kHz, zu… ;)
Hier nachzulesen: 🧐

https://de.wikipedia.org/wiki/Sender_Donebach

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Re: "Vox Humana" - Privat-Rundfunk-Pläne anno 1967 auf Langwelle 209 kHz

Beitrag von jkr 2 »

Harald Z hat geschrieben: Mi 6. Dez 2023, 13:06
RudiP hat geschrieben: Mi 6. Dez 2023, 12:51 Bevor der DLF ca. 1979 begann, von Erching aus über 209 kHz zu senden, sendete dort und auf dieser Frequenz nach meiner Erinnerungdie Voice of America. Der Sender musste Richtung Südosten (nachts?) ausgeblendet werden, um einen rumänischen Sender nicht zu stören.
Erching war zuerst auf 173 kHz und ab 4. Juli 1979 209 kHz - siehe letzter Abschnitt bei http://www.wabweb.net/radio/radio/lw3.htm

Für Erching bzw. Passau (daraus wurde dann Aholming) wurde 1975 im Genfer Wellenplan die 209 kHz erstmals offiziell für die Voice of America koordiniert. Wurde aber mit nächtlicher Richtstrahlcharakteristik versehen, um Kiew zu schützen, was aber mit dem vorhandenen Sendemast nicht ging. Und einen zusätzlichen Reflektormasten zu errichten, hatte die VoA kein Interesse mehr. Der damals in Erching befindliche Doherty-Modulationssender mit 1000 kW Träger war amerikanischer Bauart und nicht mit dem deutschen Energienetz kompatibel und wurde daher mit Dieselgeneratoren betrieben.
So gab man die Frequenz für den DLF frei; die Anlage wurde auf 207 bzw. 209 kHz umgerüstet. Der geplante Bau eines Reflektormasten scheiterte an der Nähe zum neuen Flughafen im Erdinger Moos. Anfangs soll es noch die Bestimmung gegeben haben, dass die Frequenz im Krisenfall an die VoA zurückfällt.
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Re: "Vox Humana" - Privat-Rundfunk-Pläne anno 1967 auf Langwelle 209 kHz

Beitrag von DH0GHU »

Ekke hat geschrieben: Mi 6. Dez 2023, 12:03
Die Standortsuche ("nahm ein Beauftragter Messungen in der Nähe des Dorfes Planken vor, dessen Höhenzüge als Standort ausersehen sind")
betraf wahrscheinlich eher die - im Artikel nur einen Absatz vor der Standortfrage erwähnte - "Television-Anlage" oder die ebenfalls angedachte UKW-Verbreitung. Vom oberhalb des Dorfes Planken gelegenen Berges "Drei Schwestern" hat man einen ziemlich guten Rundumblick, wie die 360°-Fotos auf Google Maps zeigen. Hier würde ein UKW-Sender wie die später errichteten, Richtung Deutschland sendenen Südtiroler Sender Flatschspitze und Zirogalm eher Sinn machen. Oder man denke an die Reichweite des TV-Senders Säntis, die zur Zeit in diesem Forum in einem anderen Thema ja auch diskutiert wird.
... vielleicht ja auch UKW.
Womit auch das Fragezeichen aufwirft.
Vom Schwarzenstein bestand teils Sicht aufs Flachland rund um München, Radiosicht allemals. Bei nur 130 km Entfernung ist das schon eine ganz gute Voraussetzung. Von den "Drei Schwestern" aus besteht Sicht nach Ulm. Nach München sind es 180 km, ebenfalls an den mittleren Neckar. Jeweils ohne Sicht. Aber für den damals üblichen Mono-Empfang per Dachantenne sicherlich auch dort noch interessant. Flatschspitze hatte auch keine Sicht nach München, aber war halt auch näher dran, und zumindest die "Brechungskanten" nördlich des Inntals sind von München aus gut sichtbar.
Für UHF-TV gänzlich unbrauchbar, und dort wo TV gegangen wäre, konkurrierte man mit ORF und SF.
Aus technischer Sicht Gründe genug, froh zu sein, dass das Projekt aus anderen Gründen beendet werden konnte :-)

Einzig Lang- und Mittelwelle hätten demnach, zumal damals, reichweitentechnisch einen Sinn ergeben.
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Re: "Vox Humana" - Privat-Rundfunk-Pläne anno 1967 auf Langwelle 209 kHz

Beitrag von ulionken »

RudiP hat geschrieben: Mi 6. Dez 2023, 12:51 Bevor der DLF ca. 1979 begann, von Erching aus über 209 kHz zu senden, sendete dort und auf dieser Frequenz nach meiner Erinnerungdie Voice of America. Der Sender musste Richtung Südosten (nachts?) ausgeblendet werden, um einen rumänischen Sender nicht zu stören.
Auf 209 bzw 207 kHz war kein rumänischer Sender, sondern Kiew (Ukraine). Der DLF musste deshalb den Sender Erching mangels Richtantenne nachts abschalten. In Aholming war dann eine Richtantenne mit Einzug nach Kiew vorhanden. Unter https://www.geschichtsspuren.de/artikel ... ching.html findet man mehr zum Thema, auch zur VoA.

Brasov (Rumänien) sendet auf 153 KHz, und DLF Donebach musste dorthin ausblenden.

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jkr 2
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Re: "Vox Humana" - Privat-Rundfunk-Pläne anno 1967 auf Langwelle 209 kHz

Beitrag von jkr 2 »

Das Projekt hatte aus meiner Sicht nie eine Chance auf Realisierung. Die jeher stets auf Eigenständigkeit bedachte Schweiz dürfte keine Lust gehabt haben, das zu genehmigen. Man hätte sich ja "eine deutsche Laus in den Pelz gesetzt".

Und eine Anlage ins Rheintal zu bauen: man hatte ernsthaft vor, unter anderem das Rheintal im Verteidigungsfalle künstlich zu überschwemmen (Schutz vor Fahrzeugkolonnen wie auch Schutz vor Luftlandeunternehmungen) . Da gabs mal eine interessante Dokumentation darüber. In den Bergen über dem Rheintal gabs ausgebaute Verteidigungsstellungen mit großem Schussfeld und starken Beleuchtungseinrichtungen. Das alles soll man erst in den 2000er Jahren eingemottet haben.
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wasat
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Re: "Vox Humana" - Privat-Rundfunk-Pläne anno 1967 auf Langwelle 209 kHz

Beitrag von wasat »

Zu den früheren militärischen Anlagen der Schweiz in dieser Gegend gibt es einen Wikipedia-Artikel: https://de.wikipedia.org/wiki/Festungsgebiet_Sargans
Frankfurt
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Re: "Vox Humana" - Privat-Rundfunk-Pläne anno 1967 auf Langwelle 209 kHz

Beitrag von Frankfurt »

wasat hat geschrieben: Di 5. Dez 2023, 23:40 Frankreich war in den 1960ern tatsächlich auf UKW noch spärlich versorgt.

Beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk O.R.T.F. sah es 1967 so aus:
France-Inter auf Langwelle Allouis und 7 MW-Kleinsendern in den Randlagen.
France-Inter "Varietes" auf MW (30 Standorte, davon 10 Kleinstsender) und UKW in den Großstädten (ca. 50 Standorte, davon die Hälfte mit nur geringer Leistung)
France Culture auf MW (17 Standorte) und UKW in den Großstädten
France Musique nur auf UKW in den Großstädten

Es war naheliegend, dass die Privatsender, die aus dem Ausland einstrahlten, die Langwelle nutzten.
Ganz lange gab es in Frankreich keine preiswerten UKW Autoradios. In der Fläche hat man sowieso nur LW/MW gehört. Anfang der 80er noch reine GO/PO Autoradios
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Re: "Vox Humana" - Privat-Rundfunk-Pläne anno 1967 auf Langwelle 209 kHz

Beitrag von Alqaszar »

Springers Elektronik-
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war vom Spiegel damals sicherlich mit einem abfälligen Unterton gemeint gewesen. Denn wirklich durchdacht erscheint das nun wirklich nicht gewesen zu sein.

Andererseits hat es offensichtlich auch nie das Bestreben gegeben, bei Radio Luxemburg einzusteigen – vielleicht, weil man dort nicht politisch werden wollte, verständlicherweise.

Das konservative kleine Fürstentum hätte vermutlich weniger Probleme damit gehabt, so rechnete man vermutlich bei Springer.
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