kram5610 hat geschrieben: ↑Mo 20. Mär 2023, 07:56
UK-DX hat geschrieben: ↑So 19. Mär 2023, 23:36
Links in UK und links in Deutschland sind oft zwei unterschiedliche Dinge. Es wird genug Deutsche Linke geben, die selbst den Guardian als rechts sehen wuerden. Es wundert mich oft, wie ideologisiert die Welt in Deutschland und noch mehr in Oesterreich ist. In Deutschland gilt man schon als Neoliberal wenn man mit Aktien spekuliert, und sauer darauf ist, dass in Deutschland darauf noch Steuern abkassiert werden, in UK etwa nicht. Dass man dem Unternehmen Geld zum Wirtschaften dafuer gibt, kapieren die linken Ideologen einfach nicht.
Die Probleme die ueberall in Europa zu sehen sind gehen auf den Populismus zurueck. Der konservative Waehler hat leider seine politische Heimat fast ueberall verloren. Die Conservatives in UK versprachen freie Wirtschaft und niedrige Steuern mit dem Brexit und erhoehten dann die Steuern.
Die Merkel CDU liess so viele Fluechtlinge unkontrolliert ins Land dass dies auch nichts mehr mit den Werten der CDU zusammenpassen kann. Ueber Messerstechereien, Vergewaltigungen und Einbruechen darf man ja in Deutschland nicht sprechen, dann ist man ja der Nazi. Es sind alles nur "Einzelfaelle".
UK hat zumindest den Vorteil, dass es mehr eine tabulosere Diskussionskultur gibt, zumindest bis zum Brexit gab es das im Lande.
Die EU hat auch genug Fehler gemacht, etwa sich in UK nie zu Wort gemeldet, dass die dort verbreiteten "Argumente" fuer den Brexit alle auf Luegen basieren. So liess man quasi ein EU Land einfach ziehen, mit all den Konsequenzen. Nicht nur fehlt UK die EU, aber der EU fehlt auch UK.
Franzosen die nicht so lange arbeiten wollen und immer nur demonstrieren, zusammen mit buerokratischen und inflexiblen Deutschen die Veraenderungsresistenz lieben, und ein Suedeuropa das nicht reformieren will, eine solche Zukunft stelle ich mir in der EU auch grausam vor.
Ich hatte es nicht besser schreiben können - ich bin persönlich (klassisch) sozialliberal. Aber die Ära Merkel hat vieles für Europa kaputt gemacht. Ich hatte mal das „Vergnügen“ Nigel Farage live in Cornwall (kurz vor dem Brexit) in meinem Hotel zu erleben. Es habe eine Diskussionsrunde zwischen ihm und einem „Posh Labour Heini aus London‘“ gegeben. Nigel hat ganz klar die Debatte gewonnen - klare Positionen und gegen die Elite in Berlin und Brüssel Wind gemacht. Der Labour Kandidat sprach von „one Familly“ und bla bla.
Wenn man nach Dänemark guckt, befürchte ich, dass Dänemark das nächste Land sein könnte das die EU verlässt. Dänemark war immer gespalten - aber im Moment kippt die Stimmung mehr und mehr gegen die EU (Grenzkontrollen etc). Die Mette Frederiksen (sozialdemokratische Premierministerin in Dänemark) vertritt Meinungen wie die AfD im Bezug auf Flüchtlingen und Ausländern (man will mit der UK ein Auffanglager in Rwanda bauen). Hierfür mache ich, unter anderem, Merkel verantwortlich.
Gruß
Morten Hesseldahl
Ich sehe zwar die wirtschaftlichen Vorzuege der EU Mitgliedschaft, aber unkritisch sehe ich die EU auch nicht. Das Problem ist dass strukturelle Designfehler von Anfang an gemacht wurden, und ueber Jahrzehnte mitgeschleppt wurden, und diese Probleme raechen sich irgendwann, besonders dann, wenn es immer mehr Mitglieder gibt die sich an Vereinbarungen nicht halten.
Das Hauptproblem bei der EU ist dass man sich von Tag 1 nicht klar war wie verbindlich die Zukunft aussehen soll, welche Regeln gelten und wie man sie einhalten wird bzw. rechtlich durchsetzen kann. Etwas wie die EFTA oder eine EU mit verbindlicher gemeinsamer Aussenpolitik und einem einzigen Finanzministerium, - letzteres waere notwendig bei der Gemeinschaftswaehrung Euro. Nur bei Euro hat man sich an die Stabilitaetskriterien nicht gehalten, und Deutschland unter Schroeder war das erste Land, dass sie gebrochen hatte. Nur die Linken sind halt immer die Guten, die duerfen das.
Hinzu kommt noch, dass sie alle nicht gerade die besten Politiker in jedem Land nach Bruessel schicken.
Regelmaessig gab es in London Demonstrationen fuer die EU und gegen den Brexit. Die Teilnehmer reisten aus allen entfernten Ecken aus UK an auch aus Wales oder Schottland. Meist waren sie ohne Gewalt, erschuetternd war aber dennoch das auf dem Westminster Square von Brexit-Befuerwortern sogar EU Flaggen verbrannt wurden, - vielleicht Einzelfaelle, aber so etwas kennt man nur aus 3. Welt Laendern.
Die extremeren Linken bruellten etwas von "Refugees are Welcome" die anderen zeigten Transparente, wie "If we leave, they leave as well" und nannten dabei Namen diverser Autohersteller und auch Airbus und die Brexit-Befuerworter bruellten irgendwas von "Taking back control".
Auslaender aus der EU, besonders die Polen die in UK als gute Handwerker bekannt wurden oder auch als Krankenschwestern beim NHS, wurden von Brexit-Befuerwortern immer wieder doof angredet und sogar explizit angesprochen, das Land zu verlassen, und wenn sie in UK sind, auch Englisch zu sprechen. Ich meine, dass seit dem Brexit-Referendum eine Million EU Buerger UK den Ruecken gekehrt haben mit allen seinen Folgen von Arbeitskraefteknappheit bei Jobs die Niemand mehr wirklich machen will. Das hatte schon alles gewisse Parallelen zu Deutschland in den 30ern.
Leute wie Farage oder Rees-Mogg sind uebrigens heute erstaunlich ruhig geworden.