Das eigentliche Problem ist doch nicht, dass Journalisten per se links sind.
Das primäre Problem ist, dass ein Teil des rechtskonservativen Spektrums nicht damit umgehen kann, wenn seine Positionen nicht kritiklos geteilt werden. Das gilt gleichermaßen für Teile des linken Spektrums, ist rechts aber ausgeprägter. Und vielleicht liegt das auch an einer etwas komplexeren Logik, die aber inhaltlich den Anhängern einer "Verschwörungstheorie einer bösen linksgrünversifften Journallie" nicht gefallen dürfte:
Ich stelle mal folgende Gedankengänge zur Diskussion:
1. Was ist, wenn tiegründige Recherche in Verbindung mit logischem Denken - oder auch Anstand - dazu führen, dass manche Positionen rational nicht vertretbar SIND? Wenn wissenschaftlich widerlegte Behauptungen von einer Partei verbreitet werden, ist es doch per se (wenn man Anstand hat und die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu verstehen fähig ist) unmöglich, darüber neutral zu berichten. Man müsste dann schließlich Fakten bewusst ausblenden.
Das ist beispielsweise bei der Klimadebatte oder bei Flacherdlern ein großes Problem. Klimawandelleugner oder auch Flacherdler können per se nicht in seriösen Medien "gleichberechtigt" vorkommen, weil sie wissenschaftlich widerlegt sind. Politik an den Rändern spielt gerne auch mit den Ängsten von Menschen. Rationale Recherche entkräftet Ängste. Das Spiel mit der Angst ist quasi in Opposition zum Ergebnis von seriösem Recherche-Journalismus - wenn der nicht gerade Ergebnisse liefert, die Ängste untermauern (im obigen Beispiel z.B. vor Klimawandelfolgen!)
2. Dann dürfte natürlich auch die Persönlichkeitsstruktur eine Rolle spielen. Wer gerne etwas in Frage stellt/hinterfrägt wird eher Journalist, als jemand, der etwas "gerne auf sich beruhen" oder "ja nichts ändern" möchte - was dann die Motivatio konservativ strukturierter Menschen reduzieren dürfte, Journalist zu werden. Es sei denn, sowas wird wiederum als "Kampagnen-Relevant" betrachtet. Das könnte tatsächlich dazu führen, dass konservative Menschen eher selten Journalist werden. Auch solche nicht, denen der schnelle Reibach wichtig ist. Solche Menschen machen irgendwas mit Wirtschaft... Und schon sind bestimmte Personengruppen unter den Journalisten seltener vertreten. Jede Berufsgruppe hat ihre eigenen Ideale. Und zum Typus "Schneller Euro" passt der Beruf des Journalisten nunmal weniger als zum Typus des "alles hinterfragenden".
3. Mal ganz böse: Es gibt Untersuchungen über die Intelligenzverteilung bzw über das Bildungsniveau der Anhänger politischer Positionen - und Intelligenz und Bildung entscheiden nunmal auch über den beruflichen Werdegang. "Dumme" Positionen (also solche, die auf fehlende Fähigkeiten zum Verstehen/Nachvollziehen komplexer Vorgänge und Verhältnisse beruhen) sind dann in "bildungsnäheren" Berufsgruppen automatisch weniger häufig vertreten als im gesamtgesellschaftlichen Durchschnitt.
Womit ich konform gehe: Öffentlich-Rechtliche Medienhäuser als "Abstellbahnhof" für ausrangierte Parteifreunde zu benutzen, oder als aktiver Politiker zu versuchen, aktiv auf Inhalte Einfluss zu nehmen, ist nicht akzeptabel. Wobei es wiederum gut ist, dass z.B. ein Koch damit voll auf die Schnauze gefallen ist. Aber da waren es sicher nur die bösen linken Journalisten, die ihn auf dem Gewissen haben