Die Frage nach der Überfinanzierung muss man auch als jahrelanger Verteidiger des öffentlich-rechtlichen Rundfunks stellen dürfen, ohne gleich zum Totengräber des gesamten Systems erklärt zu werden. Um überhaupt mit Streamingkonkurrenten mithalten zu können, müssen sich ARD und ZDF ohnehin massiv verschlanken. Geplant ist etwa eine gemeinsame Mediathek. Das wird viel Geld kosten. Das geht nur mit einer Radikalkur.
www.rnd.de/medien/runter-mit-dem-rundfu ... 3NYMY.html
schreibt Imre Grimm beim RND in seinem aktuellen Beitrag "Warum der Rundfunkbeitrag sinken muss ".
Im Hinterkopf haben muss man dabei natürlich, dass die Redaktionen der Print- und Onlineportale auch eigene interessen vertreten. Das Budget der Konsumenten ist nicht unendlich. Immer mehr geht für den Konsum von unterhaltenden Streamingdienste wie Netflix drauf. Die Kosten für Zeitungen und Digitalabos steigen auch immer weiter. Da ist es naheliegend, dem ör Rundfunk ähnlche Rosskuren zu verordnen wie den Verlagen. Zusammenstreichungen der Redaktionen, bundesweite Mantelredaktionen, Druckereischließungen, Outsourcing etc.
"Die Welt geht nicht unter ohne „SOKO Wismar“ oder den „Lissabon-Krimi“. Aber gerade bei der Reduktion auf die Kernaufgaben tauchen doch die Probleme genauso auf. Es gibt auch bei ö.r.Portalen Tendenzen, sich mehr auf Blaulichthemen ,Skandalthmen und Boulevard zu beschränken. Das ist z.B. beim NDR weitaus höher als beim WDR.
Wenn nur noch zählt, was am meisten geklickt oder gestreamt wird :
Auf der Strecke bleiben in dieser Denke übrigens auch sogenannte Randgruppen, denen der Journalismus eigentlich eine Stimme geben sollte. Warum über Hartz-IV-Empfänger berichten, die sich ja eh kein Abo leisten können? Warum Migranten in den Blick nehmen, wenn sich die deutsche Mehrheitsgesellschaft nicht für sie interessiert? Führt die auf die Spitze getriebene Datenanalyse zu diesem Ergebnis, erblindet der ohnehin von blinden Flecken belastete Journalismus für einige Themenfelder vollends. Haben Mittellose und andere gesellschaftlich Randständige überhaupt noch eine Chance, in den Fokus umsatzzentriert denkender Journalisten zu kommen?
.
www.journalist.de/startseite/detail/art ... alte-heiss
Schreibt der Chefredakteuer des Mindener Tageblatts, der in intensiven Leserdialogen die Ursachen von mangelnder Zahlungsbereitschaft für Bezahlmodelle analysiert hat.
Also Vorsicht bei Forderungen nach bundesweiten Mantelprogrammen für den ARD Hörfunk und bundesweiten Internetportalen:
www.teltarif.de/ard-linear-radio-fernse ... 91489.html
Der Königsweg ist das nicht. Natürlich führt das zu mehr Gleichförmigkeit ähnlich wie im Printbereich. Wenn in beiden Kölner Tageszeitungen Kommentare entweder aus Osnabrücker oder Hannoverschem Blickwinkel erscheinen, ist das genauso fragwürdig, wie wenn überall nur NDR Info als Angliederung an die Tagesschau gesendet würde.
Die Medienordnung der Nachkriegszeit kann man nicht so einfach mal über den Haufen werfen. Dafür sind die Interessenlagen und politischen Stimmungen im Land einfach viel zu heterogen. Herr Döpfner kann da gerade ein Lied von singen.