Krise im rbb

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kram5610
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Re: Krise im rbb

Beitrag von kram5610 »

Hallo zusammen,

jetzt möchte ich doch etwas zum Thema schreiben, gefühlt verteidigen die große Mehrheit hier den ÖR und RBB zu 100%, dafür ich habe kein Verständnis.

Vorab: ich bin keineswegs gegen den ÖR und schätze viele Sender und Programme dessen. Aber der ÖR ist doch völlig überdimensioniert... Die Akzeptanz des ÖRs ist seit Jahren im Sinkflug - große Teile der Bevölkerung nutzt den ÖR kaum oder gar nicht. Ich sage seit Jahren, dass man einige Anstalten zusammenlegen sollten:
HR und MDR
RB, NDR und RBB
SR und SWR

Darüber hinaus, wäre es an der Zeit mehr Bundesweite Programme zu machen (sprich Ausbau von DRadio), nehmen wir als Beispiel den NDR (meine Rundfunkanstalt), NDR 1, NDR 2 und NDR Info wie heute. N-Joy und NDR Kultur sofort abschalten. Dafür aber eine Kulturwelle sowie einen Jungendsender bei Dradio aufschalten. Mozart oder Justin Bieber klingen nicht anders in München als in Flensburg. Ich bin mir ziemlich sicher, dass man so einige tausend Mitarbeiter einsparen könnte... Tom Buhrow wäre dann nicht mehr Chef von mehr als 4.200 Mitarbeitern und müsste nicht länger 30% mehr als der Bundeskanzler verdienen!

Es muss dringend etwas gemacht werden, sonst passiert das gleiche wie in der Schweiz und Dänemark - hier wurde der ÖR politisch stark reduziert... Vielleicht zu stark - aber 2/3 der Bevölkerung war auf einmal gegen den ÖR.

Gruß
Morten Hesseldahl
shortwave
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Re: Krise im rbb

Beitrag von shortwave »

kram5610 hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 08:32 große Teile der Bevölkerung nutzt den ÖR kaum oder gar nicht.
Ist das "gefühlt große Teile" oder mit Zahlen belegt?
Ruhrwelle
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Re: Krise im rbb

Beitrag von Ruhrwelle »

Ich glaube, dass man da differenzieren muss. ÖR-Radio und TV wird schon viel genutzt, was nicht akzeptiert ist ist die Gebühr dafür :verrueckt:
Es gibt sicherlich recht ungenutzte Angebote, die man überdenken könnte (wenig genutzte Kulturangebote auf jeden Fall ausgenommen), aber vor allem die Mainstreamunterhaltung wird genutzt.
Abgesehen davon kann man das Angebot für 80 Millionen nicht auf ein Angebot für 6-9 Millionen wie in DK und CH runterbrechen. Im Beispiel Schweiz nochmal weniger, da es drei große Sprachregionen mit jeweils einer Anstalt gibt.
Schaut man nach Schweden mit 10 Millionen Einwohnern hat man z.B. die P4-Lokalprogramme für teilweise nicht mal 300.000 Einwohner.

Würde man in D nur noch die drei Dlfs plus je ein Landesprogramm sowie im TV zwei Sender mit Bildung, Information und Kultur anbieten hieße es vmtl. noch eher, dass man die Gebühr nicht zahlen möchte, weil man das Angebot nicht nutzt (auch wenn ich als Nicht-Durchschnitt damit zufrieden wäre)
kram5610
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Re: Krise im rbb

Beitrag von kram5610 »

shortwave hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 09:49
kram5610 hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 08:32 große Teile der Bevölkerung nutzt den ÖR kaum oder gar nicht.
Ist das "gefühlt große Teile" oder mit Zahlen belegt?
Ehrlicherweise eher gefühlt. Im Freundeskreis schauen viele mittlerweile eher Netflix und Disney+, ja einigen sind die 6 Euro für HD+ zu teuer. Die Kinder im Freundeskreis (zwischen 9 und 16) hören gar kein Radio (meistens Youtube oder Spotify) - die Erwachsende eine Mischung aus ÖR, Antenne Deutschland oder halt Online.

Wenn laut Welt 75% der Deutschen die Rundfunkgebühr abschaffen wollen, muss man das ernst nehmen. Ist eine Struktur 2022 wie in der 80eren noch Zeitgemäß? Ich würde ganz klar nein sagen.

Gruß
Morten Hesseldahl
SeltenerBesucher
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Re: Krise im rbb

Beitrag von SeltenerBesucher »

Habt Ihr schon vergessen? Rundfunk ist Ländersache. Darum haben wir den Saarländischen Rundfunk und Radio Bremen. Warum wollt Ihr Anstalten in großen Bundesländern zusammenlegen?
Vergleichen wir doch mal:
Niederlande: 17.591.394 Einwohner | 13 regionale TV-Programme | 13 lokale Hörfunkprogramme, die ihr Programm auch noch auseinander schalten z.B. Radio Gelderland in 4 Regionen.
NRW: 17.924.591 Einwohner | 11 Lokalzeiten innerhalb des WDR Fernsehens | 8 Lokalfenster von 3 Minuten innerhalb von WDR 2
kram5610
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Re: Krise im rbb

Beitrag von kram5610 »

Ruhrwelle hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 10:15 Ich glaube, dass man da differenzieren muss. ÖR-Radio und TV wird schon viel genutzt, was nicht akzeptiert ist ist die Gebühr dafür :verrueckt:
Es gibt sicherlich recht ungenutzte Angebote, die man überdenken könnte (wenig genutzte Kulturangebote auf jeden Fall ausgenommen), aber vor allem die Mainstreamunterhaltung wird genutzt.
Abgesehen davon kann man das Angebot für 80 Millionen nicht auf ein Angebot für 6-9 Millionen wie in DK und CH runterbrechen. Im Beispiel Schweiz nochmal weniger, da es drei große Sprachregionen mit jeweils einer Anstalt gibt.
Schaut man nach Schweden mit 10 Millionen Einwohnern hat man z.B. die P4-Lokalprogramme für teilweise nicht mal 300.000 Einwohner.
Der ÖR wird weiterhin viel benutzt und wie oben erwähnt bin ich kein ÖR-Gegner. Allerdings ist das mir schleierhaft warum der WDR mehr 4.200 Mitarbeiter braucht oder warum ein kleines Bundesland wie Bremen eine eigne Anstalt braucht - NDR 1 Bremen würde es auch tun.

Ich will ja auch das föderale System erhalten - Volksmusik (was ich überhaupt nicht höre) ist ja nun mal anders in Bayern als in Ostwestfalen oder gar in Nordfriesland. Aber in einem großen Land wie Deutschland muss es möglich sein den ÖR effizienter auszustellen. In Dänemark (mein Heimatland) hatte man bis 2018 das teuerste ÖR-System der Welt (Pro Einwohner) - man hat deutlich weniger gekriegt als i De (nicht verwunderlich). Allerdings ist man angefangen mit dem Geld wie beim RBB (und anderen ÖR-Anstalten) verschwenderisch umzugehen - ganz schnell kippte die Stimmung in DK. Heute ist das ganze Steuerfinanziert, aber die Akzeptanz sinkt weiterhin in Dänemark. Mehr als 30% der Dänen gucken heute kein lineares Fernsehen mehr und gefühlt ist es nur eine Frage der Zeit bis DR und Radio 4 mit weiteren Einschnitten rechnen müssen.

Gruß
Morten Hesseldahl
kram5610
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Re: Krise im rbb

Beitrag von kram5610 »

SeltenerBesucher hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 15:24 Habt Ihr schon vergessen? Rundfunk ist Ländersache. Darum haben wir den Saarländischen Rundfunk und Radio Bremen. Warum wollt Ihr Anstalten in großen Bundesländern zusammenlegen?
Vergleichen wir doch mal:
Niederlande: 17.591.394 Einwohner | 13 regionale TV-Programme | 13 lokale Hörfunkprogramme, die ihr Programm auch noch auseinander schalten z.B. Radio Gelderland in 4 Regionen.
NRW: 17.924.591 Einwohner | 11 Lokalzeiten innerhalb des WDR Fernsehens | 8 Lokalfenster von 3 Minuten innerhalb von WDR 2
Das habe ich nicht vergessen... Aber es gibt einen Finanzausgleich innerhalb der ARD... Die großen könnten (sollten) einfach den Geldhahn zudrehen... Dann gäbe es sehr schnell keinen SR und Radio Bremen mehr.

Gruß
Morten Hesseldahl
RudiP
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Re: Krise im rbb

Beitrag von RudiP »

kram5610 hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 15:42
SeltenerBesucher hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 15:24 Habt Ihr schon vergessen? Rundfunk ist Ländersache. Darum haben wir den Saarländischen Rundfunk und Radio Bremen. Warum wollt Ihr Anstalten in großen Bundesländern zusammenlegen?
Vergleichen wir doch mal:
Niederlande: 17.591.394 Einwohner | 13 regionale TV-Programme | 13 lokale Hörfunkprogramme, die ihr Programm auch noch auseinander schalten z.B. Radio Gelderland in 4 Regionen.
NRW: 17.924.591 Einwohner | 11 Lokalzeiten innerhalb des WDR Fernsehens | 8 Lokalfenster von 3 Minuten innerhalb von WDR 2
Das habe ich nicht vergessen... Aber es gibt einen Finanzausgleich innerhalb der ARD... Die großen könnten (sollten) einfach den Geldhahn zudrehen... Dann gäbe es sehr schnell keinen SR und Radio Bremen mehr.

Gruß
Morten Hesseldahl
Man könnte auch alle Bibliotheken bis auf eine schließen und die Bücher per Fernleihe ausleihen. Als nächstes werden dann alle Theater bis auf eines geschlossen, das dann per Internet überträgt. Ist doch egal, wer Regie führt und auf der Bühne steht. Und die Orchester brauchen wir auch nicht mehr, gibt's doch im Netz. Außerdem hören die meisten ohnehin nur Musiktitel. Und Informationssendungen brauchen wir auch nicht, gibt's doch alles im Netz. Dann kann sich jeder selbst aussuchen, ob Trump die Wahl gewonnen oder verloren hat, ob es Corona gibt oder nicht und ob Merkel von einem Krokodil abstammt. Wozu brauchen wir da noch Qualität und Vielfalt?
Marc!?
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Re: Krise im rbb

Beitrag von Marc!? »

kram5610 hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 15:42
SeltenerBesucher hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 15:24 Habt Ihr schon vergessen? Rundfunk ist Ländersache. Darum haben wir den Saarländischen Rundfunk und Radio Bremen. Warum wollt Ihr Anstalten in großen Bundesländern zusammenlegen?
Vergleichen wir doch mal:
Niederlande: 17.591.394 Einwohner | 13 regionale TV-Programme | 13 lokale Hörfunkprogramme, die ihr Programm auch noch auseinander schalten z.B. Radio Gelderland in 4 Regionen.
NRW: 17.924.591 Einwohner | 11 Lokalzeiten innerhalb des WDR Fernsehens | 8 Lokalfenster von 3 Minuten innerhalb von WDR 2
Das habe ich nicht vergessen... Aber es gibt einen Finanzausgleich innerhalb der ARD... Die großen könnten (sollten) einfach den Geldhahn zudrehen... Dann gäbe es sehr schnell keinen SR und Radio Bremen mehr.

Gruß
Morten Hesseldahl
Das ist ein weitverbreiter Irrglaube. Das Einsparungspotential wäre abgesehen vom Intendanten gering.
strade
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Re: Krise im rbb

Beitrag von strade »

Na, dann fragen wir in zwei Jahren doch mal , wo die investigativen Journalisten geblieben sind.
kram5610
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Re: Krise im rbb

Beitrag von kram5610 »

RudiP hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 17:50 Man könnte auch alle Bibliotheken bis auf eine schließen und die Bücher per Fernleihe ausleihen. Als nächstes werden dann alle Theater bis auf eines geschlossen, das dann per Internet überträgt. Ist doch egal, wer Regie führt und auf der Bühne steht. Und die Orchester brauchen wir auch nicht mehr, gibt's doch im Netz. Außerdem hören die meisten ohnehin nur Musiktitel. Und Informationssendungen brauchen wir auch nicht, gibt's doch alles im Netz. Dann kann sich jeder selbst aussuchen, ob Trump die Wahl gewonnen oder verloren hat, ob es Corona gibt oder nicht und ob Merkel von einem Krokodil abstammt. Wozu brauchen wir da noch Qualität und Vielfalt?
Dieser Vergleich hinkt doch gewaltig. Ich will lediglich die Anzahl der TV Senderen um 4 verringern (RBB, HR, SR und RB) - davon sind 2 (SR und RB) eh keine richtiger Sender. Wenn man die Bibliotheken schließt reduziert man das Angebot vor Ort.

Die Anzahl der Hörfunksender würde ich um die 20 Sender reduzieren (Absolute Anzahl) aber vor Ort gäbe es genau so viele empfangbaren Sender wie vorher. Deutschland hätte trotzdem das teuerste ÖR-System der Welt.

Auf kurz oder lang muss man sich der Gegenwart stellen. Die absolute Mehrzahl der unter 20-Jährigen werden von den ÖRs kaum erreicht. Diese werden auch irgendwann mal erwachsene… Was denn?

Gruß
Morten Hesseldahl
Marc!?
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Re: Krise im rbb

Beitrag von Marc!? »

kram5610 hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 19:00
RudiP hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 17:50 Man könnte auch alle Bibliotheken bis auf eine schließen und die Bücher per Fernleihe ausleihen. Als nächstes werden dann alle Theater bis auf eines geschlossen, das dann per Internet überträgt. Ist doch egal, wer Regie führt und auf der Bühne steht. Und die Orchester brauchen wir auch nicht mehr, gibt's doch im Netz. Außerdem hören die meisten ohnehin nur Musiktitel. Und Informationssendungen brauchen wir auch nicht, gibt's doch alles im Netz. Dann kann sich jeder selbst aussuchen, ob Trump die Wahl gewonnen oder verloren hat, ob es Corona gibt oder nicht und ob Merkel von einem Krokodil abstammt. Wozu brauchen wir da noch Qualität und Vielfalt?
Dieser Vergleich hinkt doch gewaltig. Ich will lediglich die Anzahl der TV Senderen um 4 verringern (RBB, HR, SR und RB) - davon sind 2 (SR und RB) eh keine richtiger Sender. Wenn man die Bibliotheken schließt reduziert man das Angebot vor Ort.

Die Anzahl der Hörfunksender würde ich um die 20 Sender reduzieren (Absolute Anzahl) aber vor Ort gäbe es genau so viele empfangbaren Sender wie vorher. Deutschland hätte trotzdem das teuerste ÖR-System der Welt.

Auf kurz oder lang muss man sich der Gegenwart stellen. Die absolute Mehrzahl der unter 20-Jährigen werden von den ÖRs kaum erreicht. Diese werden auch irgendwann mal erwachsene… Was denn?

Gruß
Morten Hesseldahl
Beim RB und SR kann man TV mäßig nichts sparen.
kram5610
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Re: Krise im rbb

Beitrag von kram5610 »

Marc!? hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 18:46 Das ist ein weitverbreiter Irrglaube. Das Einsparungspotential wäre abgesehen vom Intendanten gering.
Warum? Wenn man die Mitarbeiteranzahl beim WDR um z.B. 500 Mitarbeiter (Sozialverträglich) reduziert, würde man doch eine Stange Geld sparen. Es gibt doch Doppelstrukturen überall ohne Ende.

Gruß
Morten Hesseldahl
Marc!?
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Re: Krise im rbb

Beitrag von Marc!? »

kram5610 hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 19:05
Marc!? hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 18:46 Das ist ein weitverbreiter Irrglaube. Das Einsparungspotential wäre abgesehen vom Intendanten gering.
Warum? Wenn man die Mitarbeiteranzahl beim WDR um z.B. 500 Mitarbeiter (Sozialverträglich) reduziert, würde man doch eine Stange Geld sparen. Es gibt doch Doppelstrukturen überall ohne Ende.

Gruß
Morten Hesseldahl
Gerade der SR und RB sind auf grund des Sparzwangs mit die wirtschaftlichen ARD Anstalten. Die bisherigen Landesprogramme und Produktionen würden ja nicht wegfallen. Landesfunkhäuser etc bleiben. Das wird immer vergessen.
kram5610
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Re: Krise im rbb

Beitrag von kram5610 »

Marc!? hat geschrieben: Mo 15. Aug 2022, 19:04 Beim RB und SR kann man TV mäßig nichts sparen.
Wollen wir wetten… lass mich mal ran ;-)
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