Krise im rbb

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wolfgangF
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Re: Krise im rbb

Beitrag von wolfgangF »

Manager hat geschrieben: Do 15. Jun 2023, 20:19
Der Programmdirektor von Radio Bremen, Jan Weyrauch, wird am Freitag nicht zur rbb-Intendantenwahl antreten. Zur Wahl stehen nun noch die Kandidatinnen Heide Baumann und Ulrike Demmer.

In einer Erklärung verweist Weyrauch darauf, dass - nach einer möglichen Entscheidung für ihn durch den Rundfunkrat - die Gefahr bestanden habe, dass mit dem rbb-Verwaltungsrat kein Vertrag zustande kommt.
...weil er zu viel Geld wollte. :sagnix:
Link ---> https://www.tagesschau.de/inland/region ... k-100.html
Es ist wirklich unglaublich.

Immer mehr Menschen in diesem Land haben Probleme, überhaupt noch irgendwie über die Runden zu kommen.

Aber dann gibt es immer noch Leute, die offenkundig tatsächlich glauben, dass sie zig Tausend Euro jeden Monat „verdienen“. Denen fehlt doch jeglicher Anstand. Und dem ÖR Rundfunk wird dadurch ein immer größerer Imageschaden zugefügt.
ulionken
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Re: Krise im rbb

Beitrag von ulionken »

wolfgangF hat geschrieben: Fr 16. Jun 2023, 20:25
Es ist wirklich unglaublich.
Ich finde das gar nicht unglaublich, aber erfreulich: Das Schachern um möglichst hohe Entlohnung und/oder möglichst viel Einfluss ist doch bei "Alphatieren" in unserer Gesellschaft völlig normal, so abstoßend das auch auf Idealisten wie unsereins wirkt. Die CEOs der Multis verlangen und bekommen locker das Hundertfache von dem, was die Leute in untersten Lohngruppe in der gleichen Firma bekommen...

Erfreulich finde ich, dass der RBB dieses Spiel offenbar nicht (mehr?) mitspielt. Die Intendantenstelle ist sicherlich anspruchsvoll, stressig und verdient ein gutes Salär, aber nicht unbedingt das, was man in der Privatwirtschaft rausholen könnte. Es ist nur gut, wenn jetzt eine Kandidatin zum Zug gekommen ist, die den Job offenbar auch für weniger machen will und deshalb dafür eine andere Motivation haben muss, als das eigene Einkommen zu maximieren.

73 de Uli
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Thomas(Metal)
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Re: Krise im rbb

Beitrag von Thomas(Metal) »

ulionken hat geschrieben: Fr 16. Jun 2023, 22:20 Erfreulich finde ich, dass der RBB dieses Spiel offenbar nicht (mehr?) mitspielt. Die Intendantenstelle ist sicherlich anspruchsvoll, stressig und verdient ein gutes Salär, aber nicht unbedingt das, was man in der Privatwirtschaft rausholen könnte. Es ist nur gut, wenn jetzt eine Kandidatin zum Zug gekommen ist, die den Job offenbar auch für weniger machen will und deshalb dafür eine andere Motivation haben muss, als das eigene Einkommen zu maximieren.
Wie hier schon mal gesagt: B-Tabelle. Was weiter auch noch wichtig wäre: Der Intendant steht für kritischen und unabhängigen Journalismus ein und ist _abgesichert_. Jetzt komme ich wieder auf die B-Tabelle: Es läßt sich festhalten diese Position beamtenähnlich zu führen. Wenn die Politik ihn schon abschießen will soll er zumindest finanziell abgesichert sein. Es soll nicht privatwirtschaftlich darauf hinauslaufen Gelder für den "Fall der Fälle" erwirtschaften zu müssen - wir sprechen hier von öffentlich-rechtlichem Rundfunk!

Und dennoch, die Politik wäre gefragt: Warum legt man nicht RBB und mdr zusammen? Ggf. spuckt man Berlin wieder aus und macht die Stadt selbst als NDR-Anhängsel.
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Manager
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Re: Krise im rbb

Beitrag von Manager »

ulionken hat geschrieben: Fr 16. Jun 2023, 22:20 Erfreulich finde ich, dass der RBB dieses Spiel offenbar nicht (mehr?) mitspielt. Die Intendantenstelle ist sicherlich anspruchsvoll, stressig und verdient ein gutes Salär, aber nicht unbedingt das, was man in der Privatwirtschaft rausholen könnte.
Es ist hier die Politik, die diese Richtung vorgegeben hatte.
Zur Erklärung schreibt Woidke weiter, die Länder Berlin und Brandenburg hätten vor, bei der Reform des Staatsvertrags den Vorschlag der Rechnungshöfe zu berücksichtigen, wonach Intendant:innen beim rbb zukünftig um die 177.000 Euro jährlich erhalten sollen.
siehe ---> https://www.rbb24.de/politik/beitrag/20 ... tungs.html
CosmicKaizer
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Re: Krise im rbb

Beitrag von CosmicKaizer »

Thomas(Metal) hat geschrieben: Fr 16. Jun 2023, 22:29
ulionken hat geschrieben: Fr 16. Jun 2023, 22:20 Erfreulich finde ich, dass der RBB dieses Spiel offenbar nicht (mehr?) mitspielt. Die Intendantenstelle ist sicherlich anspruchsvoll, stressig und verdient ein gutes Salär, aber nicht unbedingt das, was man in der Privatwirtschaft rausholen könnte. Es ist nur gut, wenn jetzt eine Kandidatin zum Zug gekommen ist, die den Job offenbar auch für weniger machen will und deshalb dafür eine andere Motivation haben muss, als das eigene Einkommen zu maximieren.
Wie hier schon mal gesagt: B-Tabelle. Was weiter auch noch wichtig wäre: Der Intendant steht für kritischen und unabhängigen Journalismus ein und ist _abgesichert_. Jetzt komme ich wieder auf die B-Tabelle: Es läßt sich festhalten diese Position beamtenähnlich zu führen. Wenn die Politik ihn schon abschießen will soll er zumindest finanziell abgesichert sein. Es soll nicht privatwirtschaftlich darauf hinauslaufen Gelder für den "Fall der Fälle" erwirtschaften zu müssen - wir sprechen hier von öffentlich-rechtlichem Rundfunk!

Und dennoch, die Politik wäre gefragt: Warum legt man nicht RBB und mdr zusammen? Ggf. spuckt man Berlin wieder aus und macht die Stadt selbst als NDR-Anhängsel.
Und das macht dann genau welchen Sinn? Der rbb krankt unter anderem auch daran, dass Berlin und vor allem auch Brandenburg nicht ausreichend abgebildet wird. Sieht man von den 30 schönsten Irgendwas im Hauptabendprogramm ab, bleibt da journalistisch zumindest im Fernsehen nicht mehr viel, außer die Nachrichten und die Regionalschiene um halb acht. Um aber Leute wieder für das Programm und den rbb an sich zu interessieren, muss die Regionalberichterstattung und dabei vor allem wieder kritische Formate ausgebaut werden. Und das kann weder von Leipzig noch von Hamburg aus geleistet werden.

Statt im Programm zu sparen und Anhängsel von etwas zu werden, dass hier kaum bis gar keine Akzeptanz hat, müsste der rbb ins Programm investieren - auch um den entstandenen Imageschaden wenigstens ein Stück weit zu reparieren, sofern dass noch möglich ist. Von mir aus auch über Kredite.

Und ein weiteres Problem sehe ich in der miesen Bezahlung der freien Mitarbeiter. Das ist auch nicht gerade motivationsfördernd...
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Re: Krise im rbb

Beitrag von Saarländer (aus Elm) »

CosmicKaizer hat geschrieben: Sa 17. Jun 2023, 10:51
Und ein weiteres Problem sehe ich in der miesen Bezahlung der freien Mitarbeiter. Das ist auch nicht gerade motivationsfördernd...
Dazu passend die 'Abwesenheitsnotiz' des Podcasts des rbb-Medienmagazins vom vergangenen Samstag unter dem Hashtag #wirsindnichtda

https://rbbmediapmdp-a.akamaihd.net/con ... 00f719.mp3
Radio Fan
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Re: Krise im rbb

Beitrag von Radio Fan »

Nun ja das ist beim NDR auch schon mal passiert… 😅
Auch unser Chief wurde davon etwas beeinträchtigt. 🤷🏼‍♂️

QTH: Rostock Mitte
RX:Technisat DIGITRADIO 143, Grundig Satellit 700, Peaq PDR050
TEF 6686, Panasonic RF-D10, Technisat DigiPal DAB+, Sangean DPR76
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Manager
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Re: Krise im rbb

Beitrag von Manager »

Neuer rbb-Staatsvertrag sieht Gehaltsdeckel für Intendanz vor
---> https://www.tagesschau.de/inland/region ... r-100.html

Fazit:
- Intendantengehalt auf 2/3 gekürzt
- nur noch 2 anstatt 3 Direktoren Posten
- regionale TV Sendezeit verdoppelt
- 1 zusätzliches Regionalstudio


:danke:
wolfgangF
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Re: Krise im rbb

Beitrag von wolfgangF »

Auch 180.000 € im Jahr halte ich für völlig überzogen und absolut unanständig. Ausgehend vom aktuellen Mindestlohn müsste man mal definieren, wie viel jemand „leisten“ muss, damit er eine solche Summe „verdient“.
mittendrin
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Re: Krise im rbb

Beitrag von mittendrin »

Manager hat geschrieben: Mo 28. Aug 2023, 18:15 - 1 zusätzliches Regionalstudio
Ob es dann die 106,2 MHz aus Bad Belzig mit dem Regionalprogramm für Brandenburg/Havel gibt?
Und auf dem DAB+ 10B Antenne BRB?
Fragen über Fragen :gruebel:
mittendrin ist hier: QTH 11e59 / 51n23 (südlich von Halle/Saale)
DAB+ mit PEAQ PDR050-B (Teleskopantenne) jederzeit indoor mindestens einlesbar aus: 19km (5C,6B), 23km (5D, 11C), 29km (6C, 9A, 10A, 12A), 52km (8B), 63km (12B), 98km (10B), 105km(8A)
RudiP
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Re: Krise im rbb

Beitrag von RudiP »

wolfgangF hat geschrieben: Mo 28. Aug 2023, 18:27 Auch 180.000 € im Jahr halte ich für völlig überzogen und absolut unanständig. Ausgehend vom aktuellen Mindestlohn müsste man mal definieren, wie viel jemand „leisten“ muss, damit er eine solche Summe „verdient“.
Dann schau Dir mal die Gehaltsstruktur von Leuten mit Hochschulabschluss und Führungserfahrung an. Beim Staat findest Du das wohl nicht, aber in der Industrie ist das nicht außergewöhnlich. Schon vor etlichen Jahren lag das Durchschnittseinkommen eines niedergelassenen Arztes bei 160 000 €. Also liegen Intendant und Arzt ungefähr gleichauf.
Du darfst nicht vergessen, dass diese Leute in vermehrten Schuljahren und den Studienjahren nichts und in Referendariatsjahren (trotz berufsqualifizierendem Abschluss) nur ein halbes Gehalt verdient haben. Es Kommt nicht nur auf die aktuelle Leistung an, sondern auch darauf, worauf die Leute vorher lange Jahre verzichtet haben.
wolfgangF
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Re: Krise im rbb

Beitrag von wolfgangF »

Damit hast du sicher recht, aber solch gewaltige Unterschiede des Einkommens sind dadurch -zumindest für mich- trotzdem nicht zu rechtfertigen.

Ich las dieser Tage, dass die Durchschnittsrente bei Männern derzeit bei ca. 1100 € im Monat liegt, bei Frauen sind es deutlich weniger als 1000 €… Ich glaube, dass bspw. solche Relationen endlich mal mehr beachtet werden sollten. Für mich persönlich ist das eine Frage der Gerechtigkeit und auch des Anstandes.
ulionken
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Re: Krise im rbb

Beitrag von ulionken »

RudiP hat nach meiner Meinung recht. Ein Job, bei dem man u.a. jeden Tag in der Öffentlichkeit steht, jederzeit erreichbar sein muss und beim kleinsten Fehler mit vollem Namen in den Medien steht, verdient einen anständigen Lohn. Wenn Du für weniger überhaupt jemanden findest, dann wird er/sie diesen Job quittieren, sobald es mal eng wird. Ich würde sowas definitiv nicht mal fürs Doppelte machen wollen!

Ja, es ist eine Schande, dass man in diesem Land nach einem langen Arbeitsleben je nachdem am Hungertuch nagen muss, weil die Rente kaum reicht. Dieses Problem löst man aber nicht, indem man anspruchsvolle Jobs nicht halbwegs grosszügig entlöhnt.

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Re: Krise im rbb

Beitrag von Thomas(Metal) »

RudiP hat geschrieben: Mo 28. Aug 2023, 19:04
wolfgangF hat geschrieben: Mo 28. Aug 2023, 18:27 Auch 180.000 € im Jahr halte ich für völlig überzogen und absolut unanständig. Ausgehend vom aktuellen Mindestlohn müsste man mal definieren, wie viel jemand „leisten“ muss, damit er eine solche Summe „verdient“.
Dann schau Dir mal die Gehaltsstruktur von Leuten mit Hochschulabschluss und Führungserfahrung an. Beim Staat findest Du das wohl nicht, aber in der Industrie ist das nicht außergewöhnlich. Schon vor etlichen Jahren lag das Durchschnittseinkommen eines niedergelassenen Arztes bei 160 000 €.
Ich bleibe bei meiner Aussage: 40-fach des kleinsten Mitarbeiters, da wäre dann nach oben sogar noch Luft, oder eben Besoldung nach B-Tabelle. Ich würde die Tätigkeit öffentlich verortet sehen, daher einerseits B-Tabelle, andererseits sollte ein Intendant schon den doppelten Boden haben wenn er politisch in Mißkredit fällt. Dann geht er eben mit 80% seiner Bezüge in Ruhestand. Das muß dann für die oberste Führungskraft die den anderen Journalisten darunter den Rücken frei hält drin sein. Aber: Es sollte alles im Vorfeld berechenbar und festgelegt sein. Da ist dann nichts irgendwie im Sender selbst zu machen. Die Sender sind öffentlich durch die Landtage bestellt.
QTH: 911-69 (II: Körner 9.2, III: LPDA16), QTH-alt: 9354 (II: FUBA UKA-028)
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