Krise im rbb

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DH0GHU
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Re: Krise im rbb

Beitrag von DH0GHU »

ulionken hat geschrieben: Mo 28. Aug 2023, 21:56 RudiP hat nach meiner Meinung recht. Ein Job, bei dem man u.a. jeden Tag in der Öffentlichkeit steht, jederzeit erreichbar sein muss und beim kleinsten Fehler mit vollem Namen in den Medien steht, verdient einen anständigen Lohn. Wenn Du für weniger überhaupt jemanden findest, dann wird er/sie diesen Job quittieren, sobald es mal eng wird. Ich würde sowas definitiv nicht mal fürs Doppelte machen wollen!

Ja, es ist eine Schande, dass man in diesem Land nach einem langen Arbeitsleben je nachdem am Hungertuch nagen muss, weil die Rente kaum reicht. Dieses Problem löst man aber nicht, indem man anspruchsvolle Jobs nicht halbwegs grosszügig entlöhnt.

73 de Uli
So sehe ich das auch. Warum soll jemand bei der öffentlichen Hand für 150 k€ im Jahr anheuern, wenn er für weit weniger Arbeitsaufwand in der freien Wirtschaft das gleiche Geld bekommt - oder für den gleichen Aufwand das 4-fache? Natürlich, in der Medienbranche sind die Gehälter etwas niedriger, aber ich kenne Entwicklungsingenieure in der Automobilindustrie, die schon vor über 5 Jahren irgendwo zwischen 150 und 200 k€ p.a. bekommen haben. In einigen Branchen bekommt man nach 2 Jahren Berufserfahrung als Hochschulabsolvent bereits um 60-70k€ p.a. Die Verantwortung für mehrere Hundert Mitarbeiter, die rechtliche Verantwortung für ein Unternehmen und die Tatsache, eigentlich immer im Dienst zu sein, muss dann schon mit ein bischen mehr als Faktor 2 oder 3 vergoldet werden.

Unsere Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung basiert nunmal auf Markt und Leistung. Man mag das kritisch sehen (ich finde es gut, weil prinzipiell gerecht), aber wenn die öffentliche Hand keine Leute bekommt, muss sie halt mehr bezahlen, egal ob das die Wähler "angemessen" finden.
Zuletzt geändert von DH0GHU am Mi 30. Aug 2023, 15:16, insgesamt 1-mal geändert.
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DH0GHU
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Re: Krise im rbb

Beitrag von DH0GHU »

Thomas(Metal) hat geschrieben: Di 29. Aug 2023, 22:51
Ich bleibe bei meiner Aussage: 40-fach des kleinsten Mitarbeiters, da wäre dann nach oben sogar noch Luft, oder eben Besoldung nach B-Tabelle.
Hast Du Deine Aussage mal nachgerechnet? Der kleinste Mitarbeiter bekommt von Gesetz wegen 12 € pro Stunde. Bei einer 40-Stunden-Woche sind das knapp 24k€ pro Jahr. Das 40-fache wären 960 k€.
Der RBB bietet nichtmal Faktor 8. Wobei ich nicht glaube, dass ein Intendant mit einer 40-Stunden-Woche nach Hause geht, der landet eher bei 60. Dann ist er eher bei Faktor 5.
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Re: Krise im rbb

Beitrag von Chief Wiggum »

Man muss aber auch nicht irgendwas von "Draussen" auf den Chefposten setzen, sondern irgendwas aus dem eigenen Hause beispielsweise.
Und die Verantwortung...naja...wie viele Intendanten mussten schon vorzeitig ihre Koffer packen, weil irgendwas schlecht lief?
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Re: Krise im rbb

Beitrag von DH0GHU »

Chief Wiggum hat geschrieben: Mi 30. Aug 2023, 15:18 Man muss aber auch nicht irgendwas von "Draussen" auf den Chefposten setzen, sondern irgendwas aus dem eigenen Hause beispielsweise.
Und die Verantwortung...naja...wie viele Intendanten mussten schon vorzeitig ihre Koffer packen, weil irgendwas schlecht lief?
Eben. Bei so einem Job hast Du auch keinen Kündigungsschutz - da gehts raus, und zwar sofort. Alles Sachen, die man sich vergolden lässt. Wie so viele Dinge... Verantwortung, Konkurrenzverbote, lange Kündigungsfristen für den Arbeitnehmer, flexible Arbeitszeiten, häufige Reisen, Wochenendtätigkeiten, etc.

Aus dem eigenen Haus besetzen? Bin ich bei Dir. Für 25% mehr würde ich den Abteilungsleiterjob beispielsweise nicht machen. Und vielleicht will man in einem Haus wie dem RBB auch nicht Leute mit "Stallgeruch" haben - bekanntlich mieft der Stall ein wenig.... So eine Organisation muss von externen Leuten aufgeräumt werden. Und die bekommt man nicht für lau. Und das Szenario machts nur noch teurer. Jeder weiß, wohin er sich da bewirbt. Abgesehen von der privaten Belastung - zum vorherigen Job müssen da schon 30-50% raus springen, sonst macht das keiner. Da wäre doch jeder bescheuert.
Haus und Familie in Bremen, Katapult-Job in Berlin. Ne danke. Da muss auch nach Abzug der privaten Zusatzkosten noch ein dickes Gehaltsplus bleiben, sonst tut man sich sowas nicht an.
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Re: Krise im rbb

Beitrag von PAM »

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Thomas(Metal)
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Re: Krise im rbb

Beitrag von Thomas(Metal) »

DH0GHU hat geschrieben: Mi 30. Aug 2023, 15:15
Thomas(Metal) hat geschrieben: Di 29. Aug 2023, 22:51
Ich bleibe bei meiner Aussage: 40-fach des kleinsten Mitarbeiters, da wäre dann nach oben sogar noch Luft, oder eben Besoldung nach B-Tabelle.
Hast Du Deine Aussage mal nachgerechnet? Der kleinste Mitarbeiter bekommt von Gesetz wegen 12 € pro Stunde. Bei einer 40-Stunden-Woche sind das knapp 24k€ pro Jahr. Das 40-fache wären 960 k€.
Das hatte ich durchaus so gerechnet und ging auch von 24.000 im Jahr aus. :cheers:
Natürlich muß es nicht das 40-fache geben. Und dennoch sehe ich das als gute Richtschnur für die Grenze zur Unanständig an, auch wenn es für die Privatwirtschaft gilt Klar, beim RBB liegen wir noch sehr weit darunter.
Die andere, mir liebere Möglichkeit: B-Tabelle und Beamtenstatus nach Bundesbesoldung.
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Re: Krise im rbb

Beitrag von DH0GHU »

Thomas(Metal) hat geschrieben: Do 31. Aug 2023, 10:19
Das hatte ich durchaus so gerechnet und ging auch von 24.000 im Jahr aus. :cheers:
Natürlich muß es nicht das 40-fache geben. Und dennoch sehe ich das als gute Richtschnur für die Grenze zur Unanständig an, auch wenn es für die Privatwirtschaft gilt Klar, beim RBB liegen wir noch sehr weit darunter.
Die andere, mir liebere Möglichkeit: B-Tabelle und Beamtenstatus nach Bundesbesoldung.
Dass ein Intendant nicht mehr bekommt als ein Minister, ist ja durchaus schlüssig. Aber sind 180k€ p.a. für einen Minister nicht ein wenig knapp? Also ich würde den Job nichtmal für das Doppelte machen wollen. Allein schon, weil man kein unbeachtetes Privatleben mehr hat.
Wenn die wirklich fähigen Köpfe in der Privatwirtschaft viel mehr Geld bekommen als bei der öffentlichen Hand, ist das aber dann ein Problem, wenn es um Bereiche geht, in denen öffentliche Hand und Privatwirtschaft in einem irgendwie gearteten Wettbewerb stehen. Öffentlich-rechtliche Medien gegen Private Medien, Kontrollinstanzen (z.B. Zulassungsbehörden/Überwachungsbehörden) vs. Wirtschaft (Beispiel: Abgas), Staatsanwälte vs. Rechtsanwälte, Fachleute in Ministerien vs. Lobbyisten, ... In Zeiten des Fachkräftemangels bedeutet das am Ende: Disfunktion, weil Stellen erst garnicht besetzt werden.

Und die Höhe in der Privatwirtschaft? "Nur N x Gehalt des kleinsten Vollzeitgehalts" finde ich durchaus okay - ich würde da sogar noch einen Faktor "Zahl der äquivalenten Vollzeitstellen" rein bringen. Also sowas wie N x Log(basisx)(Vollzeitstellen) x kleinstes Gehalt.
Aber dann verlassen wir das Fundament der Marktwirtschaft. Die Direktoren der VEBs haben ihre Unternehmen nicht unbedingt besser geführt als heutige Top-Manager die ihnen anvertrauten AGs und GmbHs ;)
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Re: Krise im rbb

Beitrag von PAM »

rbb24.de:
Rundfunk Berlin-Brandenburg: Ulrike Demmer wird neue Intendantin des rbb - Vertrag unterzeichnet

Nun soll's also eine frühere Merkel-Vertraute für viel weniger Geld machen, als die Sonnenkönigin für ihr bescheidenes Leben beanspruchte.
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PAM
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Re: Krise im rbb

Beitrag von PAM »

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Re: Krise im rbb

Beitrag von DH0GHU »

Das Positive für mich an dieser Sache: Du kommst in Deutschland mit solchen Selbstbedienungsmethoden eben doch nicht durch, und selbst die eigenen "natürlichen Verbündeten" berichten kritisch, anstatt etwas unter den Teppich zu kehren.
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Re: Krise im rbb

Beitrag von Manager »

Laut einem juristischen Gutachten wurde die Wahl zur neuen Intendantin des rbb von gravierenden Mängeln bestimmt. Kritisiert wird insbesondere die Arbeit der Kontrollgremien sowie fehlende Staatsferne von mehreren Beteiligten.
---> https://www.tagesschau.de/inland/region ... g-100.html

:rolleyes:
PAM
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Re: Krise im rbb

Beitrag von PAM »

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wolfgangF
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Re: Krise im rbb

Beitrag von wolfgangF »

Ich halte die Wahl einer früheren Regierungssprecherin zur Intendantin ohnehin für nicht akzeptabel. Wie will man so die vorgeschriebene Staatsferne gewährleisten? Aber leider ist diese Unsitte ja schon mehrfach so passiert.

Die Wahl sollte aus meiner Sicht annulliert werden.
DH0GHU
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Re: Krise im rbb

Beitrag von DH0GHU »

Das hat ja allerbeste Tradition auch außerhalb des RBB: https://www.br.de/unternehmen/inhalt/or ... n-100.html
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