Wäre der Standort Mainflingen für den Ernstfall noch Langwellen-tauglich?

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maroon6
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Wäre der Standort Mainflingen für den Ernstfall noch Langwellen-tauglich?

Beitrag von maroon6 »

In Mainflingen befand sich einst ein Langwellen-Rundfunksender, der insbesondere als Reservesender für den Sender Donebach auf der Langwellenfrequenz 153 kHz genutzt wurde. Dafür wurde ein 142 Meter hoher, gegen Erde isolierter abgespannter Stahlfachwerkmast mit einer Reusenantenne mit einem maximalen Durchmesser von 64 Meter verwendet. Diese Vorrichtung einschließlich des Mastes wurde 1982 außer Betrieb genommen und abgebaut. In Donebach hat man ja alles weggesprengt.

Aus Mainflingen sendet aber noch der Zeitzeichensender DCF77. Wäre die Anlage noch schnell mit einem Rundfunksender aufrüstbar und einsatzfähig im Ernstfall? Was sagen die Experten?

Generell hat man sicvh in Naivität von wichtigen AM-Sendeanlagen getrennt, ohne zumindest einen Backup beizubehalten. Dazu gehört freilich neben Donebach und Aholming auch die Anlage in Zehlendorf. Die Frequenz 177 kHz erreichte zumindest die West-Ukraine noch passabel, man hätte sie heute für den Ukrainischen Rundfunk verwenden können.

Allgemein: Meines Erachterns gehört die Scahffung einer krisenfesten Rundfunkversorgung inklusive Beibehaltung und Wartung der Anlagen in den Verteidigungshaushalt. Es war töricht, solche Anlagen abzubauen, auch wenn sie zuletzt nur noch wenige genutzt haben.
UK-DX
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Re: Wäre der Standort Mainflingen für den Ernstfall noch Langwellen-tauglich?

Beitrag von UK-DX »

Was mich immer wieder wundert, ist die Forderung von LW Sendern im "Ernstfall". Selbst wenn man dort senden koennte, etwa den Deutschlandfunk, so ist der Anteil Jener die noch ein LW Radio besitzen, verschwindend gering. Wahrscheinlich gibt es mitlw. mehr DAB+ Radios als LW Radios in Deutschland. Demnach erreicht man auch kaum Jemanden, mit der LW.

Eher waere noch die MW zu waehlen, wenn man dies will.
dbk
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Re: Wäre der Standort Mainflingen für den Ernstfall noch Langwellen-tauglich?

Beitrag von dbk »

Alles von maroon6 und UK-DX geschriebene ist absolut richtig und wichtig. Dennoch würde mich die Antwort auf die Ausgangsfrage interessieren. Im übrigen wurde von Mainflingen aus ja hauptsächlich auf Mittelwelle gesendet. Ich denke, dass man auch auf 1539 kHz abends und nachts die Ukraine erreichen könnte.
Optimierer
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Re: Wäre der Standort Mainflingen für den Ernstfall noch Langwellen-tauglich?

Beitrag von Optimierer »

Ich denke, der Sender Burg bei Magdeburg ließe sich ggfs. schnell auf 261 kHz reaktivieren. Er wurde auf dieser Frequenz zuletzt für RadioRopa Info genutzt. Der 324 m hohe Mast steht noch, er wird derzeit für Rundsteuersignale genutzt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Sender_Burg
Zuletzt geändert von Optimierer am Do 17. Mär 2022, 18:58, insgesamt 1-mal geändert.
Radio Fan
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Re: Wäre der Standort Mainflingen für den Ernstfall noch Langwellen-tauglich?

Beitrag von Radio Fan »

dbk hat geschrieben: Do 17. Mär 2022, 14:57 Alles von maroon6 und UK-DX geschriebene ist absolut richtig und wichtig. Dennoch würde mich die Antwort auf die Ausgangsfrage interessieren. Im übrigen wurde von Mainflingen aus ja hauptsächlich auf Mittelwelle gesendet. Ich denke, dass man auch auf 1539 kHz abends und nachts die Ukraine erreichen könnte.
Verstehe nur nicht was das der Ukraine bringen soll oder sollen sich das die Russen auf Empfängern anhören, die sie eh nicht haben?… :gruebel:

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Optimierer
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Re: Wäre der Standort Mainflingen für den Ernstfall noch Langwellen-tauglich?

Beitrag von Optimierer »

Naja, rein technisch gesehen haben Lang- und Mittelwellen in Kellern oder Luftschutzbunkern schon ihre Berechtigung, um die Bevölkerung zu informieren. Sie bzw. deren magnetischer Anteil sind mit einfachen Ferritantennen auch unter der Erde problemlos zu empfangen, wo UKW- oder die noch höheren DAB-Frequenzen nicht mehr durchdringen.
Radio Fan
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Re: Wäre der Standort Mainflingen für den Ernstfall noch Langwellen-tauglich?

Beitrag von Radio Fan »

Optimierer hat geschrieben: Do 17. Mär 2022, 19:02 Naja, rein technisch gesehen haben Lang- und Mittelwellen in Kellern oder Luftschutzbunkern schon ihre Berechtigung, um die Bevölkerung zu informieren. Sie bzw. deren magnetischer Anteil sind mit einfachen Ferritantennen auch unter der Erde problemlos zu empfangen, wo UKW- oder die noch höheren DAB-Frequenzen nicht mehr durchdringen.
Aber nur wenn kein Stahlbeton verbaut ist. ;)

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Ruhrwelle
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Re: Wäre der Standort Mainflingen für den Ernstfall noch Langwellen-tauglich?

Beitrag von Ruhrwelle »

Mainflingen: Es müsste eine Antenne für die passende Langwellenfrequenz aufgebaut werden. Die Mittelwellenanlage ist abgerissen.
Am Sender Burg wird der LW-Mast für die Rundsteuerung genutzt, es müsste wohl auch wieder eine passende Antenne aufgebaut werden.

Ukrainisch läuft via ukrainischer UKW- und MW-Frequenzen, ukrainische Nachrichten auf Polskie Radio Jedynka (UKW und LW 225) sowie vormittags eine Stunde auf 6005 aus Kall (RUI bzw. derzeit UA:RADIO) und tagsüber via 6140KHz (UA:RADIO) aus den Niederlanden.
Dazu ebenfalls 24h über DAB in Polen und Tschechien.

Für den Dlf hätte ich aber gerne wieder eine Langwellenfrequenz, meinetwegen aus Burg oder Mainflingen. Die 180KHz ist ja jetzt schön frei :D Das wird aber aus bekannten Gründen nicht kommen.
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RalphT
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Re: Wäre der Standort Mainflingen für den Ernstfall noch Langwellen-tauglich?

Beitrag von RalphT »

Welchen Vorteil hätte so ein Langwellensender? Ok, hat eine größere Reichweite, als ein UKW-Sender. Warum sollten die vorhanden UKW / DAB-Sender nicht ausreichen?
Mal davon abgesehen, dass kaum einer ein Radio für Langwelle noch hat. Was wäre, wenn ein Bombentreffer so einen Sender zerstört? Wenn man UKW lahm legen möchte, dann müssten viele Sender vernichtet werden.

Es müssten jetzt viele Radios wieder mit Langwelle ausgestattet werden. Diese müssten dann auch verkauft werden, damit auch jeder so einen Empfänger hat.

Also ich sehe das nicht so. Ich würde das bei UKW und DAB belassen.
uhf
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Re: Wäre der Standort Mainflingen für den Ernstfall noch Langwellen-tauglich?

Beitrag von uhf »

Ein Kurzwellensender wäre eventuell eine Alternative, wenn man in Europa bleiben möchte.
Allerdings haben die meisten Bürger UKW und DAB Empfänger.
Manager
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Re: Wäre der Standort Mainflingen für den Ernstfall noch Langwellen-tauglich?

Beitrag von Manager »

@ maroon6:
Die beiden Masten für die LW in Mainflingen (50°00'27'' N / 09°00'55'' E und 50°00'21'' N / 09°01'10'' E) stehen wohl noch.
Hier im Vordergrund zu sehen. Im Hintergrund die Masten für DCF77 und die anderen Nicht-Rundfunkdienste.

Bild

Wie lange das dauern würde hier wieder einen Senderbetrieb zu realisieren, darüber können wir nur spekulieren.
Einfacher und schneller wäre es auf die RTL LW-Sender in Junglinster und Beidweiler zurück zu greifen.
Kohlberger91
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Re: Wäre der Standort Mainflingen für den Ernstfall noch Langwellen-tauglich?

Beitrag von Kohlberger91 »

RalphT hat geschrieben: Do 17. Mär 2022, 19:29 Welchen Vorteil hätte so ein Langwellensender?
Der einzige Vorteil sehe ich nur bei Verbreitung von Außerhalb für das Inland. Also Land X ist Land unter und im Land Y wird Programm von Land X verbreitet. Allerdings wäre der Empfang von Land Y mit Programmen von Land X im Land X auch nur oberirdisch möglich, also nichts mit Bunker. Da muß der AM Sender direkt schon vor Ort stehen.

Alles andere ist von AM Freaks "nach jeden Strohhalm greifen". Irgend ein Grund braucht es ja um es zu begründen zu können warum AM weiter laufen und gewartet werden sollte und da kommt halt immer diese Katastrophen Argumente. Ist halt nur schön träumereien. Kaum einer hat noch so Radio und selbst wenn, ist der Empfang in einen Bunker ebenso nicht möglich! Aber immer wieder wird dreist behauptet AM wäre das einzige was noch im Bunker geht. Was soll der Mist. Das stimmt einfach nicht. In U-Bahnen Schächten, in Höllen, Bunker aus Beton und Tunnels geht gar nichts von außerhalb ohne Tunnelanlage. Kein DAB, kein UKW und auch kein AM. AM sogar am schlechtesten. Wie war es den bei Unterführungen und Brücken wenn man darunter gefahren ist?. Weggerauscht ist die MW von DLF und BR Dillberg bei mir in Bayern. Selbst in Unterführung bei und in Nürnberg ist der Haussender Dillberg weggerauscht bei AM wo UKW dagegen weiterhin ging. Versorgung über Ausland ist auch so sache, zumindest bei MW, die Signale von Ausland können je nach Lage erst ab Abend bis Früh nur empfangen werden und auch nur oberirdisch oder meint einer Ernsthaft das in seinen Bunker am Tag dann sowas wie BBC in Deutscher Sprache gehen dürfte im Ernstfall. Wenn schon einheimische MW Sender verschwanden sobald man unterirdisch ging.

Es kommen ab und an auch Argumente das man bei AM keine eigene Stromversorgung braucht und das man sich ein AM Radio zu not selber bauen kann. Auch da kann man nur aus der Praxis her widersprechen. Dazu braucht es Fachwissen was außer bei AM Radiofraks nicht mehr vorhanden ist in der Bevölkerung. Empfang ohne ohne Batterien mit überspitzt gesagt mit "nur Stück Draht und Lautsprecher" geht auch nur unmittelbar am Senderstandort.
Zuletzt geändert von Kohlberger91 am Do 17. Mär 2022, 20:26, insgesamt 1-mal geändert.
Klaus
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Re: Wäre der Standort Mainflingen für den Ernstfall noch Langwellen-tauglich?

Beitrag von Klaus »

Japhi hat geschrieben: Do 17. Mär 2022, 19:15 Mainflingen: Es müsste eine Antenne für die passende Langwellenfrequenz aufgebaut werden. Die Mittelwellenanlage ist abgerissen.
Für Ortskundige: die Langwellen- und die Mittelwellen-Sender in Mainflingen waren räumlich getrennt: die Langwellen-Sender stehen nördlich der A3, die Mittelwellen-Sender standen südlich der A3.
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Re: Wäre der Standort Mainflingen für den Ernstfall noch Langwellen-tauglich?

Beitrag von Zintus »

RalphT hat geschrieben: Do 17. Mär 2022, 19:29 Welchen Vorteil hätte so ein Langwellensender? Ok, hat eine größere Reichweite, als ein UKW-Sender....
Genau das ist es. Man könnte auch in den Nachbarländern Deutschlandfunk hören. Ein politisch sehr interessierter deutscher Kollege von mir hat in Den Haag bis zur Abschaltung der MW- und LW-Sender täglich DLF gehört, vor allem unterwegs auf dem Fahrrad oder auch in der Straßenbahn. Nun muss er sich mit mobilen Daten behelfen. Das gleiche gilt für zwei englische Kollegen, die in Den Haag immer noch BBC Radio 5 und TalkSport nutzen. Für BBC Radio 4 fühlen sie sich noch zu jung. :bruell:
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Re: Wäre der Standort Mainflingen für den Ernstfall noch Langwellen-tauglich?

Beitrag von Jens1978 »

Was hier meiner Meinung nach immer verwechselt wird: Frequenzbereich und Modulation.

Die Modulation AM ist meiner Ansicht nach nicht mehr zu gebrauchen, egal ob die nun im Bereich bis 30 MHz oder auch wie früher im UHF Bereich genutzt wird.

Die Frequenzbereiche bis 30 MHz sind allerdings durchaus sinnvoll genutzt zu werden. Ob nun Langwelle, Mittelwelle oder Kurzwelle, eher zweitrangig; wobei Kurzwelle aufgrund kleiner Antennen, großer Reichweite mit geringen Sendeleistungen deutlich prädestinierter ist. Diese Frequenzbereiche quasi aufgegeben zu haben empfinde ich immer noch als ausgesprochen dumm. Signale ohne Inhalt und extrem lokal (=Elektrosmog durch Müll) in Frequenzbereiche zu lassen die global genutzt werden können, sowas macht keinen Sinn.
QTH: Bremer Umland
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