Wie nennt man die Tote Zone um einen Sender?

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Marc!?
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Wie nennt man die Tote Zone um einen Sender?

Beitrag von Marc!? »

wie nennt man nochmal die "Tote Zone", die radial um einen Sender sei es DAB oder ausgeprägter bei DVB-T im UHF-Band zu beobachten ist ?

Man sieht es auch schön bei RM Karten, dass in einem bestimmten Radius das Signal deutlich schwächer ist, aber dahinter wieder auf dem vorherigen Niveau ist.
Es ist keine klassische Tote Zone, wie bei Kurzwelle oder Abends Mittelwelle, wo die Bodenwelle nicht mehr, aber die Raumwelle noch nicht hinkommt, aber das Signal ist deutlich schwächer.

Ich hoffe ihr wisst was ich meine und vlt könnte jmd kurz die theoretischen Hintergründe erklären bzw ob das im Prinzip das Gleiche ist wie bei KW oder MW?

Danke.

PS: Bei der RM-Karte um den Olympia Turm ist es zu erkennen, was ich meine.
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Carlsberger
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Re: Wie nennt man die Tote Zone um einen Sender?

Beitrag von Carlsberger »

Ich kenne das nur bei entsprechender Topographie und in Folge nicht zwingend radial, genaugenommen in den jeweils (un?)geraden Fresnelzonen. Ein anderes Phänomen wäre mir neu.
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DH0GHU
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Re: Wie nennt man die Tote Zone um einen Sender?

Beitrag von DH0GHU »

Marc!? hat geschrieben: Do 3. Jun 2021, 23:59 wie nennt man nochmal die "Tote Zone", die radial um einen Sender sei es DAB oder ausgeprägter bei DVB-T im UHF-Band zu beobachten ist ?

Man sieht es auch schön bei RM Karten, dass in einem bestimmten Radius das Signal deutlich schwächer ist, aber dahinter wieder auf dem vorherigen Niveau ist.
Es ist keine klassische Tote Zone, wie bei Kurzwelle oder Abends Mittelwelle, wo die Bodenwelle nicht mehr, aber die Raumwelle noch nicht hinkommt, aber das Signal ist deutlich schwächer.

Ich hoffe ihr wisst was ich meine und vlt könnte jmd kurz die theoretischen Hintergründe erklären bzw ob das im Prinzip das Gleiche ist wie bei KW oder MW?

Danke.

PS: Bei der RM-Karte um den Olympia Turm ist es zu erkennen, was ich meine.
Die Zone selbst hat keinen mir bekannten Namen. Es handelt sich dabei um die Auswirkung der Nullstellen im Antennendiagramm. Steil nach unten strahlen die gängigen gestockten Antennensysteme sehr wenig Energie ab, vertikale Dipole theoretisch sogar gar keine. Wir reden bei vielfach gestockten Antennensystemen von Öffnungswinkeln von wenigen Grad, d.h. schon wenige Grad unterhalb der Horizontalebene geht deutlich weniger Leistung 'raus als nach vorne. Auf UHF ist der Effekt besonders schlimm, weil dort schlicht mehr Strahler gestockt werden können. Je kleiner die Antenne, desto weniger derartige Probleme hat man - aber umso mehr Leistung muss man in die Antenne einspeisen, um die Ziel-ERP zu erhalten.
Das Diagramm enthält dabei regelrechte Nullstellen, in deren Richtung so gut wie garnichts raus geht. Man versucht durch geschickte Phasenverschiebungen in der Einzelstrahlerspeisung diese Nullstellen aufzufüllen.
Neben dem niedrigeren Pegel war dabei v.a. bei Analog-TV auch noch das Problem, dass Reflektoren, z.B. benachbarte Berge, möglicherweise in der Hauptstrahlungkeule liegen konnten und über Reflexionen auch noch Geisterbilder verursacht haben.
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WKUTNA
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Re: Wie nennt man die Tote Zone um einen Sender?

Beitrag von WKUTNA »

Zitat. "Es handelt sich dabei um die Auswirkung der Nullstellen im Antennendiagramm. Steil nach unten strahlen die gängigen gestockten Antennensysteme sehr wenig Energie ab, vertikale Dipole theoretisch sogar gar keine. Wir reden bei vielfach gestockten Antennensystemen von Öffnungswinkeln von wenigen Grad, d.h. schon wenige Grad unterhalb der Horizontalebene geht deutlich weniger Leistung 'raus als nach vorne."

Das ist der Grund weshalb DX-er Chancen auf Fernempfang haben, selbst wenn sie sich unter einem Großsender auf einem Berg befinden.
Ruhrwelle
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Re: Wie nennt man die Tote Zone um einen Sender?

Beitrag von Ruhrwelle »

WKUTNA hat geschrieben: Fr 4. Jun 2021, 09:47 Das ist der Grund weshalb DX-er Chancen auf Fernempfang haben, selbst wenn sie sich unter einem Großsender auf einem Berg befinden.
Kenne ich aus eigener Erfahrung: An den Sender Bärbelkreuz gelehnt 89.0 RTL vom Brocken hören. Ohne Probleme.
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CBS
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Re: Wie nennt man die Tote Zone um einen Sender?

Beitrag von CBS »

Nun spricht Marc!? ja von RM Karten. D.h. eine theoretische Feldstärke wird berechnet, die aber m.W. nicht auf weitere Eigenschaften der Antenne, außer dem Diagramm als Verstärkunsfaktor, zugreift.
Eventuell lässt sich das RM Berechnungs-Phänomen besser über einer Wasseroberfläche darstellen und dann dort mit den Sendeparametern und Höhe des Senders experimentieren.
Mir ist dunkel in Erinnerung, dass in einem Forum vor Jahren schonmal darüber oder zumindest was ähnliches gesprochen wurde... Vielleicht findet sich das nochmal.
Thomas(Metal)
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Re: Wie nennt man die Tote Zone um einen Sender?

Beitrag von Thomas(Metal) »

CBS hat geschrieben: Fr 4. Jun 2021, 12:06 Nun spricht Marc!? ja von RM Karten. D.h. eine theoretische Feldstärke wird berechnet, die aber m.W. nicht auf weitere Eigenschaften der Antenne, außer dem Diagramm als Verstärkunsfaktor, zugreift.
Eventuell lässt sich das RM Berechnungs-Phänomen besser über einer Wasseroberfläche darstellen und dann dort mit den Sendeparametern und Höhe des Senders experimentieren.
Eine Wasseroberfläche wird nichts bringen da dort die STRM-Karten eine Höhe von 0m über NN ergeben.
Radio Mobile betrachtet zudem das Vertikaldiagramm nicht. Aus diesem Grund gehe ich nicht davon aus daß sich dieser beobachtbare Effekt (!) mit dem Programm darstellen läßt.
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Manager
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Re: Wie nennt man die Tote Zone um einen Sender?

Beitrag von Manager »

Japhi hat geschrieben: Fr 4. Jun 2021, 10:49
WKUTNA hat geschrieben: Fr 4. Jun 2021, 09:47 Das ist der Grund weshalb DX-er Chancen auf Fernempfang haben, selbst wenn sie sich unter einem Großsender auf einem Berg befinden.
Kenne ich aus eigener Erfahrung: An den Sender Bärbelkreuz gelehnt 89.0 RTL vom Brocken hören. Ohne Probleme.
Genau. War vor Jahren mit Robert S. am Ochsenkopf. Dort haben wir DLF 103,3 aus der Rhön störungsfrei empfangen, obwohl Antenne Bayern 103,2 mit 100 kW sendet.

Noch besser: War mit Peter Schwarz am Sender Unterhausen. Dort haben wir uns unter den Antennen auf den Boden gelegt und SWR1 RP 99,1 vom Donnersberg empfangen, obwohl nur wenige´Meter über unseren Köpfen SWR1 BW 99,1 gesendet wird. :D


EDIT: 99,1 (nicht 99,0)
Zuletzt geändert von Manager am Fr 4. Jun 2021, 14:42, insgesamt 1-mal geändert.
WKUTNA
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Re: Wie nennt man die Tote Zone um einen Sender?

Beitrag von WKUTNA »

Japhi: "Kenne ich aus eigener Erfahrung: An den Sender Bärbelkreuz gelehnt 89.0 RTL vom Brocken hören. Ohne Probleme."

Nicht schlecht, das sind ca. 330 km!

Manager: "Genau. War vor Jahren mit Robert S. am Ochsenkopf. Dort haben wir DLF 103,3 aus der Rhön störungsfrei empfangen, obwohl Antenne Bayern 103,2 mit 100 kW sendet.
Noch besser: War mit Peter Schwarz am Sender Unterhausen. Dort haben wir uns unter den Antennen auf den Boden gelegt und SWR1 RP 99,0 vom Donnersberg empfangen, obwohl nur wenige´Meter über unseren Köpfen SWR1 BW 99,0 gesendet wird."

Ja, das Hobby macht richtig Spass, wenn man scheinbar Unmögliches möglich macht.
Carlsberger
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Re: Wie nennt man die Tote Zone um einen Sender?

Beitrag von Carlsberger »

Nur am Rande: Donnersberg ist auf 99,1, nicht 99,0. ;)

Aber hier geht es doch scheinbar um ein Phänomen, welches auch von RM dargestellt werden soll… der Totwinkel der Antenne wird m.W. doch nicht in RM berücksichtigt, oder ? Ich denke es ist hier eher Zufall, dass sich die Topographie hier so auswirkt.
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Manager
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Re: Wie nennt man die Tote Zone um einen Sender?

Beitrag von Manager »

Carlsberger hat geschrieben: Fr 4. Jun 2021, 14:35 Nur am Rande: Donnersberg ist auf 99,1, nicht 99,0. ;)
Danke.
Natürlich 99,1 - sowohl Donnersberg als auch Unterhausen.
Alqaszar
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Re: Wie nennt man die Tote Zone um einen Sender?

Beitrag von Alqaszar »

Die Frage ist, wie die .ant-Datei aussieht, mit der man RM füttert. Im Idealfall hat diese erst 360 Werte für horizontal und dann noch einmal 360 Werte für vertikal -- also beide Ebenen. Dann, ob dabei in Realität genutzte null fills berücksichtigt sind oder nicht.

Ich habe außerdem den Eindruck (!), dass RM durchaus Artefakte produziert, die sich durch ringförmige, konzentrische Zonen zu kleiner berechneter Pegel äußern, die sich weder durch das Antennendiagramm noch durch die Topographie erklären lassen.

Andererseits ist es natürlich sinnvoll, wenn eine Sendeantenne keine Energie nach oben oder unten versendet.
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Marc!?
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Re: Wie nennt man die Tote Zone um einen Sender?

Beitrag von Marc!? »

Also bei RM lässt sich das unabhängig vond er Topographie an unterschiedlichen Standorte reproduzieren.
Peter Schwarz
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Re: Wie nennt man die Tote Zone um einen Sender?

Beitrag von Peter Schwarz »

Also von einer toten Zone würde ich jetzt nicht sprechen. Es ist nur so, dass freilich jede Antenne nicht nur einen horizontalen, sondern auch einen vertikalen Öffnungswinkel hat. Der Öffnungswinkel wird bei Stockung der Antennen übrigens kleiner, das ist aber ein uralter Hut. Man hat dies früher sowohl bezüglich des horizontalen Öffnungswinkel empfangstechnisch angewendet, in dem man z.B. zwei UHF-Yagis horizontal gestockt hat zum Empfang eines entfernter gelegenen Senders oder um Störer auszublenden. Bei Sendern größerer Leistung werden in der Regel Antennenfelder vertikal gestockt. Abgesehen von der Tatsache, dass dann mehr Leistung gefahren werden kann (die sich ja dann auf die Einzelantennen aufteilt, die alle bauspezifisch einen maximalen Eingangspegel haben, der nicht überschritten werden sollte, sonst droht Zerstörung der Antenne), verkleinert sich dann der vertikale Öffnungswinkel. Das hat den positiven Nebeneffekt, dass weniger Leistung verloren geht, die sonst gen Himmel und gen Erdboden abgestrahlt würde. Bei exponierten Gebirgsstandorten bedarf es dann freilich unter Umständen einer Absenkung des Abstrahlwinkels, das kann entweder mechanisch durch Neigung der Antennen nach unten oder elektrisch geschehen, in dem die einzelnen Strahler unterschiedlich stark angespiesen werden.
Bei entsprechender Stockung kommt so am Fuß einer Sendeanlage nur ein Bruchteil der ERP an. So war es mir auch am Säntis möglich, 100kHz von den dort abgestrahlten Frequenzen möglich, mit dem Degen 1103 schwach andere Sender zu hören (z.B. den Hardberg)
W.Pulsar
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Re: Wie nennt man die Tote Zone um einen Sender?

Beitrag von W.Pulsar »

Ist hier das Phänomen gemeint dass man auch am kleinen SWR-Füllsender Heidenheim-Schloss beobachten kann? Man kann dort direkt unter der Sendeantenne durchlaufen und auf einem Quadratmeter den Sender vollständig ausblenden.
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