Radio in der DDR

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Opposite
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Radio in der DDR

Beitrag von Opposite »

Ich habe gelesen in der DDR wurden die Sender in LW, MW, KW und UKW gesendet, dass erscheinen mir doch recht viele Übertragungswege zu sein. Was war denn die gebräuchlichste Empfangsmethode?

Gib es nur 2,3 verschiedene Radiosender die die ganze Republik mit Radio versorgten oder gab es wie heute für jedes Bundesland / Region unterschiedliche Sender?

Vielen Dank !
Chris_BLN
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Re: Radio in der DDR

Beitrag von Chris_BLN »

Das war natürlich ein Entwicklungsprozess, ähnlich dem der westdeutschen ARD-Anstalten. Los ging es ganz ohne UKW (gab es noch nicht), nur auf Lang- und Mittelwelle. Kurzwelle teils wohl auch, habe ich mich nie damit befasst, ist ausbreitungstechnisch eher was für Auslandsrundfunk. Anfangs gab es regionale Studios und der regionale Sendebetrieb wurde zeitlich nicht einheitlich aufgenommen. Es musste ja erst Technik aus Trümmern geborgen und repariert werden, oder man baute Wehrmachtstechnik um, dann waren Leitungen zum Sender zu flicken, dann war der Sender wieder aufzubauen usw. Das dürfte in Westdeutschland nicht viel anders gewesen sein.

Dann kamen die üblichen Entwicklungen genau wie in Westdeutschland. Einführung von UKW (im gleichen Frequenzbereich!), Einführung von UKW-Stereo (mit dem gleichen technischen Verfahren!), Ausbau der UKW-Versorgung, Ausbau der UKW-Stereoversorgung. Mittel- und Langwelle liefen dennoch weiter. Auf der Mittelwelle gab es inst neben den Großsendern, die in den 1950er Jahren neu gebaut wurden (Wilsdruff bei Nossen/Dresden, Burg bei Magdeburg, neue Sendeanlagen in Groitsch bei Pegau südlich von Leipzig ("Wiederau"), Ostberlin und wohl noch welche, an die ich mich nicht spontan erinnern kann) auch viele Kleinstsender, die auf nur wenigen Frequenzen liefen und ein paar Kilometer Umland versorgten, wo UKW noch nicht ging.

Zu den Kleinsendern z.B. hier: https://www.radioeins.de/programm/sendu ... ender.html

Wie welche Programme worüber ausgestrahlt wurden, war vor allem in den ersten Jahrzehnten der DDR eine wilde Geschichte und änderte sich ständig. So hängte man irgendwann das Regionalstudio Gera (Ostthüringen) statt an die Erfurter/Weimarer Einrichtung an die Chemnitzer und verbreitete das Regionalfenster für Gera vom Sender Katzenstein aus, weil der in Gera besser zu empfangen war als die bekannten Thüringer Standorte, die sich weit weg im Westen oder Süden befanden.

Die ersten Jahre in Berlin: https://www.radioeins.de/programm/sendu ... /1945.html

In Dresden: https://www.radioeins.de/programm/sendu ... esden.html

In Potsdam: https://www.radioeins.de/programm/sendu ... tsdam.html

In Cottbus und Frankfurt/Oder: https://www.radioeins.de/programm/sendu ... kfurt.html

In Görlitz: https://www.radioeins.de/programm/sendu ... utzen.html

In Weimar / Erfurt: https://www.radioeins.de/programm/sendu ... eimar.html

1952 wurde zentralisiert, die meisten Programmstunden kamen dann aus Ostberlin, wo ein neues, technisch fabelhaftes Funkhaus aufgebaut wurde. Waren die erstenS endestudios noch nichts besonderes, so stellten die in den 1950er Jahren geschaffenen Produktionsmöglichkeiten für Hörspiel und Musikaufnahmen aller Art weltweit die absolute Spitzenposition dar. Nirgendwo gab es ein besser ausgestattetes und vor allem raumakustisch besseres Funkhaus.

Hier einige Panoramen aus Block B und weiteren Räumen im Funkhaus Nalepastraße, nun auch schon längst nicht mehr im dargestellten Zustand:
https://kubische-panoramen.de/index.php?id_id=1453&p=i

1989 gab es 4 landesweite Programme und ein regionalisiertes Programm mit Mantelprogramm aus Berlin. Dazu gab es 5 UKW-Ketten, wobei die fünfte (ab 100 MHz) noch nicht voll ausgebaut war und erst wenige Jahre vorher überhaupt an den Start ging. Die UKW-Frequenzen waren bis auf einige Ausnahmen weitgehend in Bereiche eingeteilt, ähnlich dem Konzept der BBC. Egal wo man hinkam, das gewünschte Programm lag fast immer in einem bestimmten Bereich. Unten ging es mit Radio DDR 1 los, ab etwa 89,5 MHz kam der Berliner Rundfunk, ab etwa 92,5 MHz die Regionalsender mit Mantelprogramm von DDR 2, dann ab etwa 96 MHz Stimme der DDR und ab 100 MHz bis 104 MHz Jugendradio DT64.

Mittelwelle lief damals noch viel Radio DDR, in Berlin auch der Berliner Rundfunk, Stimme der DDR hatte eine Langwelle. Auch die Regionalwellen hatten teils Mittelwellenunterstützung.

Der Auslandsrundfunk funkte wie üblich auf Kurzwelle und hatte ein automatisiertes Playout-Center, in dem 2 Menschen die gesamte Programmabwicklung sämtlicher Auslandsdienste (zahlreiche liefen zeitlich parallel!) computergesteuert abwickelten. Als die Deutsche Welle nach 1989 kam, um sich das anzsuchauen, klappte denen die Kinnlade runter. Sowas hatten sie nicht. Ergo wurde das auch alles am 2.10.1990 um Mitternacht schnell plattgemacht, es gab keine Kooperation und keine Zulieferung, die Leitungen wurden umgeschaltet und fertig.

Die Rundfunk-Studiotechnik war zumindest in Ostberlin fortschrittlich, experimentierte sehr früh mit Stereo und mit Kunstkopftechnik in Hörspielen, evaluierte in den 1980er Jahren für Sony (!!!) Digitaltechnik, hatte also vor dem mauerfall ganz selbstverständlich das Potential zu digitaler Aufzeichnung PCM-Prozessor und U-Matic-Recorder sowie ab 1987/88 auch DAT). Die Mikrofone waren meist von Gefell (ein einstiger Betrieb von Georg Neumann, auch heute noch als Microtech Gefell am Weltmarkt mit exzellenten Mikrofonen), die Studiomonitore aus Geithain https://www.mdr.de/kultur/radio/ipg/sendung-573238.html - anhören! Die Mischpulte kamen in kleineren Regionalstudios zuweilen aus Ungarn (BEAG), in wichtigeren Studios waren es seit den 1970er Jahren modulare Pulte aus dem RFZ Berlin, deren Module teils heute noch hochgeschätzt sind (vor allem die Mikrofonvorverstärker) und durchaus vergleichbar mit den Neumann-Modulen der 400er Serie, die im Westen oft liefen. Es war geplant, auch im Ostblock das digitale Satellitenradio DSR zu etablieren, eine Gerätevorführung mit Bayern 4 Klassik von Satellit hatte es in der Nalepastraße gegeben, in Dresden hatte die DDR am entsprechenden Forschungsinstitut einen DSR-Tuner entwickelt (den brachte dann TechniSat nach der Wende zur Reife und auf den Markt, den ST5000). Man experimentierte auf UKW mit Kompandersystemen zur Verbesserung der Übertragungsqualität und legte großen Wert auf optimale Audioqualität. DDR-Rundfunk klang auf UKW zigmal besser als der heutige dröhnende Soundbrei.

1990 hatte das Rundfunk- und Fernsehtechnische Zentralamt in Berlin-Adlershof dieses Pult fertiggestellt als Prototypen, der dann in den Produktionskomplexen des Funkhauses eingebaut werden sollte, wozu es aber nicht mehr kam. Die Anlage wurde verschrottet (!). Bitte beim Anschauen des Fotos leise murmeln "das ist eine DDR-Entwicklung von 1989, das ist eine DDR-Entwicklung von 1989, das ist..."

Bild

(aus http://www.audiotechnologie.de/tonanlagentechnik.html - bitte lesen!)


Nicht verschrottet wurden die Mitarbeiter. Die gründeten dann eine Firma, die heute z.B. sowas macht: https://stagetec.com/de/produkte/audio- ... nzept.html


Selbstfahrbetrieb war weitgehend unbekannt im DDR-Rundfunk. Es gab die klassische Trennung Moderator/Sprecher vs. Techniker auf der anderen Seite der Glasscheibe. Hier zu sehen bei Jugendradio DT64: https://www.maz-online.de/Nachrichten/K ... radio-DT64 - links hinten der Moderatoren-Sprecherraum, rechts hinten der Nachrichten-Sprecherraum. Das Pult ist so ein modulares Pult aus der 700er RFZ-Serie. Die CD-Player waren Studer, die Cartmaschinen auch aus dem Westen. Die Bandmaschinen waren aus Ungarn (Mechlabor), obwohl die DDR auch eigene Maschinen baute.

Bei DT64 gab es im Sprecherraum eine "Moderatorenregie". Das waren 4 Stereo- und 2 Monokanäle, die der Moderator selbst bedienen konnte, die Bänder musste draußen freilich ein Techniker passend auflegen (oder die CDs einlegen).

Mehr habe ich erstmal nicht zu sagen.
Zuletzt geändert von Chris_BLN am So 26. Jul 2020, 20:23, insgesamt 2-mal geändert.
kt64
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Re: Radio in der DDR

Beitrag von kt64 »

gebrächlichste Empfangsmethode -- zunächst Mittelwelle, später dann UKW
LW - Stimme der DDR
MW - Radio DDR1
-Berliner Rundfunk
-Stimme der DDR
KW - Stimme der DDR (das normale Inlandsprogramm)
Radio Berlin International (Auslandsprogramm) // bis mitte 80ger auf MW abends
UKW - DT64 / Jugendradio (Rock Pop, Heavy Metal, Punkrock)
(ab 1986 Vollprogramm mit eigener UKW Kette + 1 Mittelwelle, davor Nachmittags vom Berliner Rundfunk / abends von Stimme der DDR abgestrahlt
--Berliner Rundfunk (UKW Kette) (mehr schlagerorientiert) Bei Musiksendungen im TV gabs dann hier den zugehörigen Stereoton
--Radio DDR1 (UKW Kette) (Vollprogramm mit gutem Liveanteil - von Fussball bis zur Friedensfahrt
--Radio DDR2 (UKW Kette) (Klassik/Kulturprogramm und Bildungsprogramme) / Vormittags wurden die Frequenzen für Regionalprogramme genutzt
Stimme der DDR (UKW Kette) Vollprogramm
----Situation der 80ger Jahre --also 5 Vollprogramme, in der Nebenzeit wurden Musiksparten bedient.
Es gab Radiogeräte mit einzelnen Bereichen z.B. KW/ MW oder UKW/MW oder Allbandgeräte zu kaufen.
Ca. 1988 -- Übertragung von Radioplaylisten im Digitalmode (Abspeicherung auf Audiokassette) für Kleincomputer Es gab bei DDR2 und auf DT64 je eine Computersendung
Chris_BLN
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Re: Radio in der DDR

Beitrag von Chris_BLN »

Alqaszar
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Re: Radio in der DDR

Beitrag von Alqaszar »

Die Entwicklung der Empfangswege in der DDR wsr nicht unterschiedlich zu anderen europäischen Ländern. Geprägt war die Situation von zwei hsutsächlichen Merkmalen:

1. Vor 1950 gab es keinerlei UKW-Rundfunk. Mittel- und Langwelle waren die Hauptempfangswege. Erst danach begann der UKW-Rundfunk, der allerdings aucj einige Zeit benötigte, um sich durchzusetzen.

2. Die Situation war stark geprägt vom "Kalten Krieg", also der Auseinandersetzung zwidvhen West und Ost, die sich besonders auch beim Radio und später beim Fernsehen wiederfand. Das hatte sowohl technische als auch inhaltliche Auswirkungen.

Zunächst gab es nach dem Krieg wenig "gute" Frequenzen in Deutschland. Das betraf alle Besatzungszonen jnd nech 1949 sowohl die BRD als auch die DDR. Gleichzeitig wollte man möglichst weit in den anderen Teil Deutschlands einstrahlen. Schaut man sich die europäischen Frequenzplane an, so ist auffällig,dass auf fast jeder Frequenz mindestens ein starker Sender jeweils in Ost jnd West arbeitete.

Generell gab es zu wenig Frequenzen für zu viele Sender, und die Situation war in der Mitte des Kontinrnts -- also in beiden Teilen Deutschlands -- besondes unbefriedigend. Dad führte zu einer verhältnismäßig frühen und schnellen Einführung von UKW hierzulande. Gleichzeitig konnte natürlich nicht schnell auf Mittel- und Langwelle verzichtet werden.

Ein besonderes Kapitel dürften Störsender sein. Besonders der Berliner Sender RIAS wahr wohl betroffen. Damit sollte ds Hören dieser Sender unterbunden werden. Dabei störte der Osten den Westen, zumindest für Europa sind mir keine gegenteiligen Informationen bekannt.

Die Störsendungen wurden nsch 1975 wohl weitgehend eingestellt, nachdem auch die DDR die Schlussakte von Helsinki unterzeichnet hatte.

In allen Besatzungszonen und somit auch in der DDR gab es auch Sender der jeweiligen Besatzungsmacht, In der DDR sendeten darüber hinaus der "Sender Frieden und Fortschritt" (zuletzt Langwrlle Burg 261 kHz) und Radio Moskau (zuletzt Wachenbrunn 1323 kHz).

Eine besondere Fußnite sind die Sendungen des "Deutschen Soldatensendes" bzw. des "Deutschen Freiheitssenders", die im Stile einrs Untergrundsenders daherkamen und auch im Westen gehört werden sollten. Zweck war natürlich Propaganda, auch diese Sendungen verschwanden wieder.

Letztlich bleibt zu bemerken, dass wohl sehr viele Menschen in der DDR auf Rundfunk und Fernsehen aus dem Westen zurückgriffen. Im Westen wurde der Deutschlandfunk auch zu diesem Zweck gegründet, nämlich für "ganz Deutschland" (westlicher Sprachgebrauch) zu senden und somit über dad hinsus was die ARD-Anstalten taten. Das konnte sber durchaus auch die Ursache darin gehabt haben, dass die DDR due Tradition des "Deutschlandsenders" aus der Weimarer Republik fortführte.

Während im Rest des Ostblock für UKW der OIRT-Frequenzbereich genutzt wurde, sendete man in der DDR im CCIR-Band. Als Grund wird genannt, dass man auch den Westen auf UKW erreichen eollte.

Allerdings dürfte es hier immer ein gewisses Ungleichgewicht gegeben hsben: Im Osten wurde mehr Westen gehört als andersherum. Das hstte allerdings eher inhaltliche als technische Gründe.
QTH: Viersen (NRW)
DB1BMN

Re: Radio in der DDR

Beitrag von DB1BMN »

Eigentlich müssten doch die ElJaBus eine schmackhafte Quelle sein, oder?
https://archive.org/details/elektronischesjahrbuch
Kranitz
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Re: Radio in der DDR

Beitrag von Kranitz »

Mich würde in diesem Zusammenhang mal interessieren, warum man ab 1978 noch 34 kleinere Mittelwellensender für hauptsächlich Radio DDR1 neu aufgebaut hat.

https://www.radioeins.de/programm/sendu ... ender.html

War der UKW-Empfang des "Hauptprogramms" im Rest der damaligen DDR wirklich noch so lückenhaft? Hab da zwar selten reingehört, aber im Großraum Berlin ging der in bestem Stereo.
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Re: Radio in der DDR

Beitrag von Robert S. »

Kranitz hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 22:55 Mich würde in diesem Zusammenhang mal interessieren, warum man ab 1978 noch 34 kleinere Mittelwellensender für hauptsächlich Radio DDR1 neu aufgebaut hat.

https://www.radioeins.de/programm/sendu ... ender.html

War der UKW-Empfang des "Hauptprogramms" im Rest der damaligen DDR wirklich noch so lückenhaft? Hab da zwar selten reingehört, aber im Großraum Berlin ging der in bestem Stereo.

Es gab viele,uns heut bekannte,UKW Standorte noch nicht.
ZB Ronneburg oder Remda kamen erst nach der Wende,die dortigen Regionen wurden also quasi von Chemnitz, Inselsberg, Leipzig oder Sonneberg versorgt,in gewissen Lagen kam auf UKW dann,ohne großen Antennenaufwand nicht viel an,daher noch die vielen MW Sender.
QTH:Steinheid-Thüringer Wald (Lkr Sonneberg) 4 km neben Bleßberg
EMPFÄNGER: Bremen 74,SONY XDR-S3HD , PHILIPS FW 630 (110 Khz Filter), DEGEN 1103 (53 Khz Filter),ROADSTAR,MICROSPOT RA-318Cубotниk УДЛ-09
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Re: Radio in der DDR

Beitrag von DLR-Fan Sachsen-Anhalt »

Kranitz hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 22:55 Mich würde in diesem Zusammenhang mal interessieren, warum man ab 1978 noch 34 kleinere Mittelwellensender für hauptsächlich Radio DDR1 neu aufgebaut hat.
Die meisten Kleinsender auf MW gingen in Betrieb, als die Rias Störsender abgeschaltet wurden. Da war das Material halt vorhanden.
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Re: Radio in der DDR

Beitrag von Radio Fan »

DLR-Fan Sachsen-Anhalt hat geschrieben: Mo 27. Jul 2020, 09:37 Die meisten Kleinsender auf MW gingen in Betrieb, als die Rias Störsender abgeschaltet wurden. Da war das Material halt vorhanden.
Na dann les mal diesem Artikel. Da steht, daß dem nicht so war... ;)
https://www.radioeins.de/programm/sendu ... ender.html

Zitat: "Dabei handelte es sich in der DDR nicht, wie verschiedentlich angenommen, um eine Weiternutzung der Technik, mit der bis 1978 die Mittelwellen von RIAS Berlin gestört wurden. Die Abschaltung dieser Störsender war Gegenstand der Verhandlungen auf der Wellenkonferenz, die 1975 in Genf stattfand."

QTH: Rostock Mitte
RX:Technisat DIGITRADIO 143, Grundig Satellit 700, Peaq PDR050
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Re: Radio in der DDR

Beitrag von DB1BMN »

Wie stand eigentlich Erich Honecker dazu?
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Re: Radio in der DDR

Beitrag von Badestadt »

Es ist keineswegs so, dass nur in der DDR MW-Kleinsender bei der Wellenkonferenz 1975 beantragt wurden. Auch in der alten BRD war dies der Fall.
In Hessen z.B. sendete der hr bekanntlich auf der Mittelwelle 594 kHz mit zwei Großsendern aus Weiskirchen (Rodgau) und vom Hohen Meißner. Dadurch kam es in einer Zone dazwischen zu einem "Verwirrungsgebiet", wie man damals nannte. Wurden beide Sender gleichzeitig empfangen, gab es Verzerrungen, Schwunderscheinungen usw.
Deshalb hatte man ursprünglich sogar einen weiteren Sender auf 918 kHz mit 200 kW auf dem Rimberg geplant, und später dann jeweils eine 1 kW-Funzel für Marburg und Fulda auf 1485 kHz.
Es gab sogar mal einen SSB-Sender mit dem Progamm von hr2 auf dem Dach des Funkhauses in Frankfurt. Das dürfte in der Geschichte der Mittelwelle ziemlich einmalig gewesen sein.
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Re: Radio in der DDR

Beitrag von Radio Fan »

Badestadt hat geschrieben: Mo 27. Jul 2020, 10:02 Es ist keineswegs so, dass nur in der DDR MW-Kleinsender bei der Wellenkonferenz 1975 beantragt wurden. Auch in der alten BRD war dies der Fall.
Das wurde doch auch gar nicht behauptet. Hier geht es darum was in der DDR passiert war.

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Re: Radio in der DDR

Beitrag von Chris_BLN »

DB1BMN hat geschrieben: Mo 27. Jul 2020, 09:54 Wie stand eigentlich Erich Honecker dazu?
Siehe u.a. https://www.sueddeutsche.de/politik/wes ... -1.3010277 :

Daran konnte auch der "neue Kurs" Erich Honeckers nichts ändern, als er schon zwei Jahre nach der Ablösung Walter Ulbrichts auf einer Sitzung des Zentralkomitees der SED im Mai 1973 sagte, dass "bei uns jeder nach Belieben" Hörfunk- und Fernsehprogramme der Bundesrepublik "ein- und ausschalten" könne.

Und gleich im nächsten Absatz steht die zugehörige Konfusion.

Bei uns (Ostthüringen) war es 1985 völlig normal, dass fast jeder Jugendliche Bayern 3 hörte. 1987 war es dann RIAS 2. Nur die "Loser" hörten NDR 2 oder waren nicht Fan vom FC Bayern München, sondern von Werder Bremen. ;)

Eine Musiklehrerin meiner Schule machte 1987 vor der Klasse (!!!) keinen Hehl daraus, dass RIAS 2 ihr "Leib- und Magensender" sei. Das war aber auch sonst eine durchgeknallte Nuss.

Nach dem Fall der Mauer schwenkte fast mein gesamtes Umfeld auf DT64 um, also auf einen DDR-Sender. Auch interessant. Wer nicht umschwenkte, war alsbald auch nicht mehr "mein Umfeld". Nicht wegen des Radioprogramms selbst, sondern wegen eines völlig disjunkten Kulturverständnisses.
mittendrin
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Re: Radio in der DDR

Beitrag von mittendrin »

DB1BMN hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 20:52 Eigentlich müssten doch die ElJaBus eine schmackhafte Quelle sein, oder?
https://archive.org/details/elektronischesjahrbuch
:spos: Gerade mal getestet:
Im Jahrgang 1965 ab S.386 finden sich die Frequenzen des DDR-Rundfunks auf AM und FM mit Programmbelegungen zum damaligen Zeitpunkt.
mittendrin ist hier: QTH 11e59 / 51n23 (südlich von Halle/Saale)
DAB+ mit PEAQ PDR050-B (Teleskopantenne) jederzeit indoor mindestens einlesbar aus: 19km (5C,6B), 23km (5D, 11C), 29km (6C, 9A, 10A, 12A), 52km (8B), 63km (12B), 98km (10B), 105km(8A)
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