Langwelle

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ulionken
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Re: Langwelle

Beitrag von ulionken »

102.1 hat geschrieben: Di 21. Jul 2020, 17:59
Dieses wunderbar unkomplizierte Empfangssystem der Langwelle wird so ziemlich Jeder vermissen, der sie gerne eingeschalten hatte. DLF, Europe 1, fast ohne Grenzen bei Fahrten quer durch Europa, und ganz ohne Roaming oder Datengedanken von Handyanbietern vermisse ich auch sehr, und RTL, wenn sie abschalten auch. Der Betrieb der Anlagen kostete wahrscheinlich ein Vermögen, und die Hörerzahlen wurden immer weniger. Beworben wurde das Thema allerdings auch nie.
So um 1985 herum hat der Deutschlandfunk seine Langwellenausstrahlungen und deren Reichweite mit einem Flugblatt und Werbespots unter dem Stichwort "Überall Langwelle" beworben. Das war nach dem Bau des Senders Aholming 207 kHz und dem Umbau des Senders Donebach 153 kHz auf 500 kW tagsüber und noch vor dem Aufbau der UKW-Sender, die mit dem Frequenzplan GE84 in Betrieb gingen. Die beiden Langwellensender waren tatsächlich fast überall in Mitteleuropa zu hören, mit Qualitätseinbussen auch auf den britischen Inseln und in Südskandinavien. In Nordeuropa war Oranienburg auf 177 kHz sehr gut zu hören.

Trotz der erheblichen Kosten - ich vermisse diese Sendungen auch. DAB+ ist ja schön und gut, aber es hat längst nicht die Flächendeckung der Langwelle.

73 de Uli
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102.1
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Re: Langwelle

Beitrag von 102.1 »

ulionken hat geschrieben: Di 21. Jul 2020, 21:07

So um 1985 herum hat der Deutschlandfunk seine Langwellenausstrahlungen und deren Reichweite mit einem Flugblatt und Werbespots unter dem Stichwort "Überall Langwelle" beworben. Das war nach dem Bau des Senders Aholming 207 kHz und dem Umbau des Senders Donebach 153 kHz auf 500 kW tagsüber und noch vor dem Aufbau der UKW-Sender, die mit dem Frequenzplan GE84 in Betrieb gingen. Die beiden Langwellensender waren tatsächlich fast überall in Mitteleuropa zu hören, mit Qualitätseinbussen auch auf den britischen Inseln und in Südskandinavien. In Nordeuropa war Oranienburg auf 177 kHz sehr gut zu hören.
Der Deutschlandfunk hatte ja von Anfang an auch eine andere Aufgabe, die er in den 80er Jahren mit Sicherheit noch wahrgenommen hatte. Die Versorgung hinter dem Eisernen Vorhang. Daher setzte man von Anfang an auch viel mehr auf die Mittelwelle und die Langwelle. Die UKW Sender folgten nach und nach erst. Nach der Wende krallte man sich die ganzen freien 100kW Sender in den neuen Bundesländern und bis heute blieb der DLF erhalten.
ulionken hat geschrieben: Di 21. Jul 2020, 21:07
Trotz der erheblichen Kosten - ich vermisse diese Sendungen auch. DAB+ ist ja schön und gut, aber es hat längst nicht die Flächendeckung der Langwelle.

73 de Uli
Bei mir ist das Nachtrauern an die Langwelle keine Nostalgie, sondern einfach eine praktikable Sache die heute einfach fehlt. Quer durch Europa ohne Grenzen, eine oder zwei bekannte Frequenzen, gut empfangbar, keine Diskussion über Handygebühren, Kleingedrucktes, oder Datenroaming im Ausland und leichte Empfangsmöglichkeiten überall.

DAB+ als europäischer Standard hat halt immer noch das Problem, dass er bei den Landesgrenzen Halt macht und jedes EU Land seinen eigenen Kram macht, dennoch der gleichen Technik. Einen EU weiten Europamux gibt es auf DAB+ nicht obwohl es sinnvoll wäre. Alleine die Kosten wären die zu viel, und der Gedanke alleine ist Vielen schon viel zu weit hergebracht.
Randfunker
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Re: Langwelle

Beitrag von Randfunker »

Wellenjäger hatte geschrieben
Auch Radio France ist auf deutscher Seite schlechter zu empfangen als der SWR auf französischer Seite.
Es ist richtig, dass die franz. Privatsender auf UKW nicht die Reichweite haben wie einige deutsche, die in der Fläche versorgen, da die franz. auf die Agglomerationen ausgerichtet sind, aber was das staatliche Radio France anbelangt, meine ich, dass die Unterschiede zu den dt. Sendern nicht erheblich sind. So ist z.B. Straßburg-Nordheim auf 87,7, 95,0, 97,3 und 104,4 bestens im ganzen Badischen und teils Pfälzischen zu empfangen, dazu kommen der Donon und Metz-Luttange für den Raum Luxemburg-Saar-Südeifel. Auch Mulhouse-Belvédère geht in der Nordwestschweiz ganz gut - besser als z.B. in andere Richtung der SRF, der sehr starke Einzüge hat.
Was die LW 234 kHz von Beidweiler anbelangt, werde ich versuchen, mal genauere Infos zu erhalten bezügl. der im Raum stehenden Abschaltung - muss nur an die entsprechende Person kommen. Stellt sich ja auch die Frage, was mit den Masten/dem Gelände passiert (dort ist ein riesiger Solarpark aufgebaut worden), und ob Junglinster weiterhin als "Museumssender" erhalten bleibt etc.
Dateianhänge
RTL u. Solar Beidweiler.JPG
Wellenjäger
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Re: Langwelle

Beitrag von Wellenjäger »

Auch die Sender von Radio France schwächeln auf deutscher Seite, wenn man von einem mobilen, beifahrertauglichen Empfang ausgeht. In der Pfalz ist hinter der Grenze schnell Schluss mit wirklich sauberem, glasklaren Empfang. In Baden ist der Empfang der Franzosen zwar gut, aber nicht zu vergleichen mit dem SWR im Elsass. In Lothringen versorgt der SR weite Teile relativ stabil, umgekehrt hat man den sogenannten Nordhelle-Effekt. Der Standort Donon ist für Deutschland auch so eine Nordhelle ;-)
Randfunker
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Re: Langwelle

Beitrag von Randfunker »

Interessant, die Bezeichnung "Nordhelle-Effekt": Handelt es sich dabei um das Phänomen, dass bestimmte Sender - wie eben Nordhelle oder Donon - eine sehr grossräumige "Streuung" haben mit teils brauchbarem Signal in hoher Entferung, aber bei vergleichsweise beschränktem Nutzsendegebiet, oder anders gesagt ein leichtes Missverhältnis zwischen hohem/günstigem Standort und einer Leistung, die für das potenziell besser zu versorgende Gebiet zu gering ist, aber doch so hoch, dass die verwendeten Frequenzen grossräumig für andere Sender unbenutzbar bleiben? In diese Kategorie könnte übrigens auch Feldberg/Schwarzwald fallen ...
Ist zwar jetzt völlig Langwellen-off-topic, dennoch ein interessanter Aspekt.
kt64
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Re: Langwelle

Beitrag von kt64 »

Das mit der realisierten Solaranlage in Beidweiler ist doch eine praktikable Idee, den nötigen Strom zu erzeugen, bzw die Betriebskosten für die Sendeanlage zu decken. So teuer ist die Langwelle nun ja wirklich nicht.
(realistische Annahme 5 Mio Errichtungskosten (zu ca. 50 Jahre Nutzungszeit/100000Eur/Jahr Abschreibung) Instandhaltung/TÜV ca. 50000Eur/Jahr (Rücklage)
Ein ordentliches Programm verschlingt höhere Kosten. (Personal/ Gema/ GVU)
Gegenüber einer Versorgung auf UKW / DAB bei gleicher zu versorgener Fläche, da ist die gute alte Langwelle um ein mehrfaches günstiger.
Anstatt die ganzen Anlagen abzureißen sollte eher ein besseres Übertragungsverfahren (Ziel: Mehr Programme) realisiert werden.
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