Internetradio - Streamingkosten

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udo17
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Internetradio - Streamingkosten

Beitrag von udo17 »

Im Moment lesen ich gerade das Buch "Internetradio - Grenzenlose Programmvielfalt" von Thomas Riegler. Es ist zwar schon aus dem Jahre 2014, aber immer immer noch sehr interessant, wenn man sich für das Radio im allgemeinen und die verschiedenen Möglichkeiten der Verbreitung interessiert.

Dort steht z. B. auch der Satz: "Hätten wir das nur nie angefangen", der von einem Verantwortlichen einer großen deutschen Rundfunkanstalt stammt.
Es werden die Sendekosten von UKW, DAB+ und Internetradio verglichen. Wenn man z.B. alle Hörer von Bayern 3 erreichen will kostet das (in 2014):
4 Mio. Euro für UKW, 0,4 Mio. Euro für DAB+ und 40 Mio Euro, wenn man alle Hörer mit einem eigenen Internetradio-Stream versorgen wöllte.

Ich wusste gar nicht, dass Streaming so teuer ist, wie können sich das dann Youtube, Netflix, Amazon, waipu-TV, und die Telekom leisten, so viele Filme zu streamen bzw. das Fernsehen live zu streamen?
Sind da die Preise in den letzten Jahren so massiv gefallen, oder kann das eigenltich auch nicht die Zukunft sein, immer alles zu streamen?

Was sagt Ihr dazu?
PURE Move 2500 / TECSUN PL-660er / Sangean WFR-27C / Sangen WFR-29C / Sangen DPR-76 / Nordmende Transita 200 / MEDION MD 48080 / Sony XDR-P1DBP / Majority Eddington, Technisat Sternradio IR2
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pomnitz26
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Re: Internetradio - Streamingkosten

Beitrag von pomnitz26 »

Ähnliche Artikel liest man auch heute noch. Die vielen Menschen derzeit zu Hause und die tollen DAB+ Radios mit Internet tragen fleißig dazu bei.
zerobase now
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Re: Internetradio - Streamingkosten

Beitrag von zerobase now »

udo17 hat geschrieben: Di 19. Mai 2020, 11:31 Ich wusste gar nicht, dass Streaming so teuer ist, wie können sich das dann Youtube, Netflix, Amazon, waipu-TV, und die Telekom leisten, so viele Filme zu streamen bzw. das Fernsehen live zu streamen?
Sind da die Preise in den letzten Jahren so massiv gefallen, oder kann das eigenltich auch nicht die Zukunft sein, immer alles zu streamen?
Durch Werbung (Youtube) und Gebühren beim Endkunden (z.B. Waipu, Netflix etc.) können die das finanzieren. Vermutlich ist es aber auch viel günstiger geworden. Seit 2104 sind bereits 6 Jahre vergangen. Mobile Internettarife sind ja auch deutlich günstiger und mit deutlich mehr Inklusivvolumen heutzutage zu haben. Streaming ist nicht die Zukunft, sondern die Gegenwart. Vermutlich wird in 2020 ein neuer Rekord in Sachen Streaming aufgestellt. Offenbar ist der Markt auch noch nicht gesättigt, da immer noch neue Anbieter dazukommen wie z.B. Disney+, Joyn+ etc.
udo17
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Re: Internetradio - Streamingkosten

Beitrag von udo17 »

„Streaming ist nicht die Zukunft, sondern die Gegenwart“ - ja so sehe ich das im Moment auch, wir sind hier aber im RUNDfunkforum und ich wollte eine Diskussion beginnen, ob das Streaming richtig und nachhaltig ist. Die Radiosender machen auch viel Werbung für ihre Apps usw. aber können die damit wirklich glücklich sein, wenn alle Hörer über Internet/App hören?
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zerobase now
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Re: Internetradio - Streamingkosten

Beitrag von zerobase now »

udo17 hat geschrieben: Mi 20. Mai 2020, 13:09 Die Radiosender machen auch viel Werbung für ihre Apps usw. aber können die damit wirklich glücklich sein, wenn alle Hörer über Internet/App hören?
Das wird ja wohl nicht so sein, dass wirklich ALLE über Internet hören. Aber unzweifelhaft wird der Marktanteil immer größer. Ob die Sender sich damit einen Gefallen tun und damit glücklich werden, darüber streiten die Gelehrten. Natürlich kann man dann weltweit gehört werden, aber andererseits konkurriert man dann auch mit zehntausenden anderen Programmen. Kann also durchaus sein, dass die Hörer sich dann Alternativen suchen und sich nicht mit 5 "Superhits" am Stück zufrieden geben.
Felix II
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Re: Internetradio - Streamingkosten

Beitrag von Felix II »

Es hat schon mal jemand anderes folgendes hier im Forum geschrieben und mir geht es ebenso:

Viele Programme haben einen Vorschaltspot (zumeist Werbung) welcher abgespielt wird bevor das eigentliche Programm gestartet wird. Fängt man nun an zu zappen weil man mal die Programme durchhören möchte hört man sehr oft immer wieder den gleichen Werbespot. Und das ist spätestens nach dem dritten Mal lästig. Das dämpft die Freude am Streaming doch sehr und führt dazu das man wenn man erst mal 2-3 Programme gefunden hat die einem gefallen dann auch bei denen bleibt.

Zum Glück geht das bei UKW und DAB+ nicht und man hört sofort nach dem auswählen des Programms auch ab der ersten Sekunde den eigentlichen Inhalt. Also aus Zuhörersicht komfortabler, wenn auch die Auswahl geringer ist.
mfG: Felix II
[hr]
Zitat H.S.: Es gibt kluge Menschen in Deutschland. Und solche die gendern...
Sticks and stones may break my bones but there will always be something to offend a feminist.
Wikipedia: Standart bezeichnet häufig eine Falschschreibung des Wortes Standard
pomnitz26
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Re: Internetradio - Streamingkosten

Beitrag von pomnitz26 »

Gestern Abend hat ein Radio Brocken Moderator eine Mail aus Bayern erhalten und einen Musikwunsch erfüllt. Der fragte ob die da keine eigenen Programme haben. Offensichtlich ist ja wie man auf UKW sieht kaum was übers eigene Bundesland hinaus gewollt. Bei DAB ist es ehr Zufall.

Mir vermiest auf DAB+ gerade der Umbau des Ochsenkopf alles. Bei UKW fährt man ebenfalls massenhaft Kämpfe gegeneinander. Warum soll ich mir überhaupt noch Rundfunkempfang mit zusätzlichen Verstärkern antun wenn es unbegrenzt Mobilfunk für 25€ gibt? Wohnortbeschränkung hat man auch abgeschafft. Fällt eine Basis aus gibt es noch eine weitere. Derzeit reichen mir aber die 100GB die ich sogar noch mit 4 weiteren Personen teile. Da nimmt man auch gerne mal die Mediathek statt der Festplatte.

Rundfunk spielt sich im Auto mobil oder unterwegs wo kein Mobilfunker versorgt für mich ab, dann natürlich nur lokal. Das sind halt die schönsten Gegenden. Reicht aber auch noch.

Satellitenempfang halte ich nach wie vor auch für dieses Jahrzehnt unverzichtbar.
Klaus
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Re: Internetradio - Streamingkosten

Beitrag von Klaus »

Ich hätte jetzt gedacht, Streaming wäre für den Programmveranstalter die kostengünstigste Lösung.

Insofern bin ich über die Aussage hier erstaunt.

Sie macht aber vor dem Hintergrund Sinn, dass es durchaus teuer sein kann, wenn man eine Hörerzahl wie z.B. Bayern 3 erreichen möchte. Das ist aber unrealistisch, da Bayern 3 nur deshalb von so vielen Menschen gehört wird, weil es terrestrisch nur wenige Alternative gibt. Würde Bayern 3 jetzt nur via Internet senden, und hätten die Menschen nur Internetradio zur Verfügung, würden sich viele vielleicht eine Alternative suchen.

Ich als Weltenbürger finde es klasse, dass es Internetradio gibt. Das, was früher die Kurzwelle war, ist heute das Internet, aber im Vergleich zur Kurzwelle in sehr guten Tonqualität und einer hervorrangenden Programmauswahl, da ich so gut wie jedes Programm hören kann.

In einem Land wie Deutschland möchte ich auch deshalb nicht auf Internetradio verzichten, da es mir Programme mit Musik ermöglicht, die ich terrestrisch nicht empfangen kann, z.B. Jazz. Hier wäre es zu begrüßen, wenn das terrestrische Angebot vielfältiger wäre, wie etwa in Frankreich. Durch die regionalisierte Struktur in Deutschland habe ich hier aber wenig Hoffnung. Wenn die Programme national senden würden, könnte man vielleicht mehr Vielfalt erzeugen, da dann mehr Kapazitäten zur Verfügung stünden und nicht alles 16x parallel produziert und ausgestrahlt werden müsste (in regionalen Varianten, siehe Radio Brocken vs. bayerisches Pendant, was hier als Beispiel angeführt wurde).
TobiasF
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Re: Internetradio - Streamingkosten

Beitrag von TobiasF »

Klaus hat geschrieben: Mi 20. Mai 2020, 18:35 Ich hätte jetzt gedacht, Streaming wäre für den Programmveranstalter die kostengünstigste Lösung.
Das kommt auf die Zuhörerzahl darauf an. Für Massenprogramme wie Bayern 3 ist DAB+ am günstigsten. Wenn das Radio aber nur magere 1000 Zuhörer hat, die quer über das ganze Bundesgebiet verstreut sind, ist das Internetradio am günstigsten.

Beim Internetradio sind aber die Verbreitungskosten nicht weg, sondern auf den Kunden abgewälzt, schließlich kosten Internetzugänge Geld. Das kann den Hörer davon abhalten, unterwegs (z. B. im Auto) einen Internetradiosender einzustellen.

Es gibt beim Thema „DAB+ vs. Internetradio“ viel zu betrachten:
  • Wie hoch ist die „Zuhörerdichte“? Je höher sie ist, desto deutlicher schwingt das Pendel in Richtung DAB+.
  • Wird das Radio eher zuhause oder unterwegs gehört? Bei Unterwegsnutzung sei DAB+ angeraten.
  • Mit welcher Altersgruppe habe ich zu tun? Während ich fast alle U50 über Internet erreiche, sieht es mit der Internetverbreitung bei den Ü65 eher mau aus, also sollte ich mein Ü65-Programm über DAB+ ausstrahlen.
  • Beim Internetradio habe ich den Vorteil, dass ich noch einen ganzen Sack Spartenprogramme mitliefern kann.
Standort: Dresden-Mickten / Moritzburg-Reichenberg bei Dresden
Empfangsgeräte: TechniSat Digitradio 361 CD IR, TechniSat Digitradio 1, PEAQ PDR050, TechniSat Digitradio mobil, TechniSat Digipal DAB+, TechniSat Digit ISIO S2
SeltenerBesucher
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Re: Internetradio - Streamingkosten

Beitrag von SeltenerBesucher »

Irgendwie ist diese Diskussion von vorgestern. Es gab doch bereits seit 1995 den RealPlayer und ORB und SFB streamten Inforadio Berlin-Brandenburg. Auch der SWR strahlte im Internet seine Programme aus. Spätestens mit der Einführung von T-DSL mit 0,768 Mbit/s war zumindest der Empfang von Radiosendern über das Internet gar kein Problem mehr. Doch genauso wie bei DAB(+) steigt der Anteil der Nutzer zwar stetig aber nur langsam. Für den Durchbruch sorgen nun Smartspeaker bei vielen älteren Hörern, die Angst vor der komplizieren Bedienung der Internetradioempfänger hatten. Entscheidend sind die Zahlen. Wenn populäre Radiowellen im Monat so viele Zugriffe per Internet haben, wie auf UKW an einem Tag, dann sind wir noch weit entfernt von einer Vergleichbarkeit. Aber es gibt kleine Internetprojekte, die an Orten entstanden sind, wo gar kein Privatradio oder öffentlich-rechtliche Anstalt einen Lokalsender gestartet hätte und für Musikrichtungen, die auf UKW und DAB+ nur Mainstreamqualität vertreten sind. Byte FM oder detektor fm wäre auf UKW nie entstanden. Kick FM wird vom Senden auf UKW durch das Internet abgehalten.
Klaus
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Re: Internetradio - Streamingkosten

Beitrag von Klaus »

SeltenerBesucher hat geschrieben: Mi 20. Mai 2020, 22:45 Spätestens mit der Einführung von T-DSL mit 0,768 Mbit/s war zumindest der Empfang von Radiosendern über das Internet gar kein Problem mehr.
Für mich begann die Zeit, als der Empfang von Radiosender über das Internet kein Problem mehr darstellt mit dem Augenblick, als es Radiogeräte gab, die Internetempfang hatten. Also WLAN Internetradios.

Denn ich möchte doch keinen PC hochfahren, um Radio zu hören. Das ist mir zu experimentell. Ich hatte seinerzeit die erste ISDN-Flatrate der Telekom, die nur sonntags galt - damit konnte man schon am PC Radio hören. Aber für mich kam der Durchbruch erst mit richtigen Internetradioempfängern.
SeltenerBesucher hat geschrieben: Mi 20. Mai 2020, 22:45 Für den Durchbruch sorgen nun Smartspeaker bei vielen älteren Hörern, die Angst vor der komplizieren Bedienung der Internetradioempfänger hatten.
Ich denke, Smartspeaker eröffnen einen weiteren Durchbruch beim Internetradio. Nicht nur ältere Menschen, deren Internetradio-Hardware zu kompliziert ist, greifen darauf zurück, sondern bestimmt auch Menschen „mittleren“ Alters und vielleicht auch jüngere.
SeltenerBesucher hat geschrieben: Mi 20. Mai 2020, 22:45 Kick FM wird vom Senden auf UKW durch das Internet abgehalten.
Wie meinst Du das?
smseplus
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Re: Internetradio - Streamingkosten

Beitrag von smseplus »

Mir gibt zu denken, dass Sender wie sunshine live nur im Internet mit einer hörbaren Datenrate senden. Über DAB+ wird gekleckert und sich tot-komprimiert. Ich würde gerne nur ein hundertstel der Kosten für SSL verursachen, aber zuhause darf es auch nach was klingen...
Nordi207
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Re: Internetradio - Streamingkosten

Beitrag von Nordi207 »

Beim Internetradio sind aber die Verbreitungskosten nicht weg, sondern auf den Kunden abgewälzt
Das ist fast ein eigenes Thema.
Das Netz ist doch im Grunde nur eine Kostenoptimierung für die Konzerne.
Früher wurden Verkäufer, Berater, Sachbearbeiter etc beschäftigt und heute muss man alles selbst recherchieren und buchen.
Der Staat wird gerufen, um den Breitbandausbau mit zu finanzieren, damit Geschäftsmodelle wie Dazn, Netflix, Amazon überhaupt funktionieren können. 🙄
793267
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Re: Internetradio - Streamingkosten

Beitrag von 793267 »

Nordi207 hat geschrieben: Do 21. Mai 2020, 16:50
Beim Internetradio sind aber die Verbreitungskosten nicht weg, sondern auf den Kunden abgewälzt
Das ist fast ein eigenes Thema.
Das Netz ist doch im Grunde nur eine Kostenoptimierung für die Konzerne.
Früher wurden Verkäufer, Berater, Sachbearbeiter etc beschäftigt und heute muss man alles selbst recherchieren und buchen.
Erinnert an ein Ladengespräch (Familienbetrieb), von mir, wo ich deren gute Beratung lobte.
Haben sich zwar gefreut, kam aber auch der Hinweis:
Hier kommen auch Leute rein, lassen sich durch uns ausführlich Beraten, gehen dann nebenan in den Baumarkt und kaufen es dort dann billiger (fehlendes Beratungs- / Fachpersonal im Baumarkt).
Wolfgang R
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Re: Internetradio - Streamingkosten

Beitrag von Wolfgang R »

udo17 hat geschrieben: Di 19. Mai 2020, 11:31 Ich wusste gar nicht, dass Streaming so teuer ist, wie können sich das dann Youtube, Netflix, Amazon, waipu-TV, und die Telekom leisten, so viele Filme zu streamen bzw. das Fernsehen live zu streamen?
Stichwort Telekom ist gut. Die lässt es sich fürstlich bezahlen, dass ihre Kunden auf die Dienste zugreifen können. Googelt mal nach "Peering Telekom"

Wer nicht zahlt, erreicht die Telekom über Transitverbindungen teils über USA (Telia, Level3, ...,) die quasi ständig überlastet sind.

Streaming macht in meinen Augen nur als Multicast Sinn. So verbreitet die Telekom übrigens ihre Angebote (Entertain).
Wahlbaiersbronner im schönen Murgtal
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