Antennenbau der 60er 70er Jahre

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SAT-Dish
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Antennenbau der 60er 70er Jahre

Beitrag von SAT-Dish »

Hallo,

ich habe mal ne Frage welche ich mir immer wieder stelle wenn ich auf die Dächer schaue und die Relikte alter analoger TV Tage betrachte.
Bei uns in der Gegend wurden schon seit der 60er Jahre alle Kanäle über UHF von einem Standort empfangen, so ist theoretisch auch nur eine UHF Antenne notwenig um sowohl ARD, ZDF als auch das dritte Programm zu empfangen.
Nun seh ich aber auf vielen Einfamilienhäuser dass teilweiße 2 UHF Antennen (mal gleichen Typs, mal normale UHF und UHF Gitterantenne gemischt, mal Antennen unterschiedlicher Baujahre) exakt in die gleiche Richtung zeigen.

Warum wurde das so gemacht ?
Meine Vermutung wenn sich ein Zweitfernseher (z.b. im Schalfzimmer) angeschafft wurde, wurde gleich noch eine neue Antenne mit aufgebaut für eben diesen Fernseher. Aber wäre es nicht einfacher gewesen ein T-Stück zu setzen ?

Falls dieses Phänomen euch fremd ist, mach ich bei Zeit auch mal gerne Bilder von solchen Relikten.

Viele Grüße,
SAT-Dish
Austria MV
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Re: Antennenbau der 60er 70er Jahre

Beitrag von Austria MV »

Bei unserer früheren Kabelkopfstation gab es
Antenne für ARD Kanal 7
eine Antenne für ZDF Kanal 26
Für BR Kanal ca 56
FS1 Kanal 6
FS2 Kanal 43

Also für jeden Bereich und Kanal einen Optimierte Antenne.
Wolfgang R
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Re: Antennenbau der 60er 70er Jahre

Beitrag von Wolfgang R »

Da gibt es viele Möglichkeiten. Oftmals wurde "das Dritte" später auf einem Kanal aufgeschaltet, welcher mit der alten Antenne "grieselte", weil ausserhalb des Gewinnmaximums

Dann war oft die alte Antenne noch mit symm. Ableitungen ins Haus geführt, weitere, modernere Geräte mit Koax wurden in Betrieb genommen. Fernseher waren sehr teuer, wurden oft und gerne repariert und liefen viele Jahre, also mangels besseren Wissens Parallelbetrieb

Dann war die alte Antenne oft schlichtweg kaputt, Anschlusskasten, Kabel abgefallen, Hagelschaden, ... Dach aufmachen und Mast einholen wollte man nicht. Mit anschraubbaren Steighilfen traute sich der Antennenbauer am zweckentfremdeten verzinkten Wasserrohr nicht hoch. Also neue Antenne drunter, so wie man drankam.

Weitere Variationen sind möglich, vor allem im MFH, wo Bewohner lebten, denen alles neue Suspekt war. Drei Programme? Wer braucht so viel? Das Dritte kommt ein bisschen schlechter, macht mir nix. Kommt sowieso fast nur Testbild. Da zahle ICH nix!

Antennen waren sehr teuer. Fernsehen Luxus. Grade zu der Zeit. Schlafzimmerfernseher - sowas konnte sich damals keiner leisten!

Mit Einführung des Sat Fernsehens bzw. Kabelanschluss ging die Diskussion mit den ewig gestrigen übrigens wieder los. Freue mich schon auf die SD Abschaltung, dann ruft genau die Klientel wieder an...manche Dinge ändern sich nie

Wolfgang
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SAT-Dish
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Re: Antennenbau der 60er 70er Jahre

Beitrag von SAT-Dish »

Hallo Wolfgang,

da bei uns ARD schon auf K50 sendete und S3 auf K53 dürfte das mit grieselnden Empfang rausfallen. Da dann wohl auch die ARD nicht richtig empfangbar gewesen wäre.
Könnte mir höchstens vorstellen dass die Antennen damals nicht so breitbandig waren und daher evtl. vorerst eine Antenne für die oberen Kanäle installiert wurde um ARD auf K50 zu empfangen und dann als ZDF aufgeschaltet wurde(bei uns K27), wurde nochmals eine UHF Antenne für die unteren Kanäle dazumontiert.

Soweit habe ich noch garnicht gedacht, da für mich eine UHF Antenne einfach immer 21 - 60 abdeckte.

Viele Grüße
Wolfgang R
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Re: Antennenbau der 60er 70er Jahre

Beitrag von Wolfgang R »

SAT-Dish hat geschrieben: Fr 8. Mai 2020, 22:26 Könnte mir höchstens vorstellen dass die Antennen damals nicht so breitbandig waren und daher evtl. vorerst eine Antenne für die oberen Kanäle installiert wurde um ARD auf K50 zu empfangen und dann als ZDF aufgeschaltet wurde(bei uns K27), wurde nochmals eine UHF Antenne für die unteren Kanäle dazumontiert
Da hast du es doch schon. UHF Antennen, zumindest grössere, waren eigentlich nie breitbandig.

Die mangelnde Breitbandigkeit ist sogar ein sehr grosses Problem. Jetzt, bei DVB-T2 kommen an vielen Standorten niedrige Kanäle im Band IV zum Einsatz, wo früher in hohen Kanälen im Band V gesendet wurde. Anlagen ausserhalb des Nahbereichs, die früher analog empfangen haben, sind nun empfangsschwach.

Wolfgang
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Thomas(Metal)
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Re: Antennenbau der 60er 70er Jahre

Beitrag von Thomas(Metal) »

Als Nordspessart-Kind der frühen 70er: Der örtliche Füllsender ist wohl 1972 entstanden. Die Sender selbst für ZDF/BayFS waren von Plisch, Baujahr 72, den für die ARD habe ich nie zu Gesicht bekommen. Zeitgleich sind aber wohl alle drei in Betrieb gegangen. Auch umliegend (Burgsinn, Gemünden) waren zu diesem Zeitpunkt die Füllsender bereits gebaut.
Entsprechend waren alle neuen Antennen auf die örtlichen Füllsender ausgerichtet. Hessen3 gab es noch nicht vom Heidelstein und das DDR-Fernsehen hat damals niemand (!) herangeholt obwohl via Bleßberg genauso möglich wie später in den 80ern wo dies häufiger zu beobachten war. Südwest3 war kaum empfangbar, in Langeprozelten gab es aus Langenburg so den einen oder anderen mir gegenüber bestätigten Beifang. Die alten Antennen, zu sehen bis in die 90er, hatten alle noch eine vertikale Band-I-Antenne für den Kreuzberg. Hier wurde auch nichts mehr umgebaut, die örtlichen Füllsender brachten schlicht besseren Empfang. Alte UHF-Antennen waren im Sinntal alles zum Heidelstein ausgerichtet, ab dem Maintal vor allem nach Würzburg.
Zuletzt geändert von Thomas(Metal) am Sa 9. Mai 2020, 12:58, insgesamt 1-mal geändert.
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mittendrin
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Re: Antennenbau der 60er 70er Jahre

Beitrag von mittendrin »

Thomas(Metal) hat geschrieben: Sa 9. Mai 2020, 12:21 Die alten Antennen, zu sehen bis in die 90er, hatten alle noch eine vertikale Band-III-Antenne für den Kreuzberg.
Erbitte Aufklärung:
Ich kenne den Kreuzberg nur mit waagerechter Kanal 3 Antenne. :gruebel:
mittendrin ist hier: QTH 11e59 / 51n23 (südlich von Halle/Saale)
DAB+ mit PEAQ PDR050-B (Teleskopantenne) jederzeit indoor mindestens einlesbar aus: 19km (5C,6B), 23km (5D, 11C), 29km (6C, 9A, 10A, 12A), 52km (8B), 63km (12B), 98km (10B), 105km(8A)
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Re: Antennenbau der 60er 70er Jahre

Beitrag von Thomas(Metal) »

mittendrin hat geschrieben: Sa 9. Mai 2020, 12:44
Thomas(Metal) hat geschrieben: Sa 9. Mai 2020, 12:21 Die alten Antennen, zu sehen bis in die 90er, hatten alle noch eine vertikale Band-III-Antenne für den Kreuzberg.
Erbitte Aufklärung:
Ich kenne den Kreuzberg nur mit waagerechter Kanal 3 Antenne. :gruebel:
Richtig. Ich habe es korrigiert. Es war jeweils eine Band-I-Antenne für Kanal E3 vertikal polarisiert.
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SAT-Dish
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Re: Antennenbau der 60er 70er Jahre

Beitrag von SAT-Dish »

Wolfgang R hat geschrieben: Sa 9. Mai 2020, 07:53
SAT-Dish hat geschrieben: Fr 8. Mai 2020, 22:26 Könnte mir höchstens vorstellen dass die Antennen damals nicht so breitbandig waren und daher evtl. vorerst eine Antenne für die oberen Kanäle installiert wurde um ARD auf K50 zu empfangen und dann als ZDF aufgeschaltet wurde(bei uns K27), wurde nochmals eine UHF Antenne für die unteren Kanäle dazumontiert
Da hast du es doch schon. UHF Antennen, zumindest grössere, waren eigentlich nie breitbandig.

Die mangelnde Breitbandigkeit ist sogar ein sehr grosses Problem. Jetzt, bei DVB-T2 kommen an vielen Standorten niedrige Kanäle im Band IV zum Einsatz, wo früher in hohen Kanälen im Band V gesendet wurde. Anlagen ausserhalb des Nahbereichs, die früher analog empfangen haben, sind nun empfangsschwach.

Wolfgang
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Re: Antennenbau der 60er 70er Jahre

Beitrag von Thomas(Metal) »

Nachzutragen wäre noch daß fast alle VHF-I für den Kreuzberg als 4-Elemente Yagi verbaut wurden. Im Ort gab es bis Anfang der 00er Jahre eine 2er Gruppe (2x 4-Elemente) zu bewundern. Selbst hatte ich bei uns auf dem Dachboden eine 5-Elemente (2x Refelektor) aus den 60ern vorgefunden. Für UHF war da wohl noch nichts verbaut worden. Der Heidelstein ging aber auch erst 1969 in Betrieb. Wie ich bei mir später in den 80ern feststelle brachte per Zimmerantenne (!) vor allem Geiersberg/Spessart, deutlich vor Heidelstein den Betrieb aufgenommen, bereits ein praktisch einwandfreies Bild. Dorthin ausgerichtete Antennen gab/gibt es erst in Neuendorf/Main, bzw. auf der Hochfläche der südlichen Vorderrhön.
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Re: Antennenbau der 60er 70er Jahre

Beitrag von jkr 2 »

Thomas(Metal) hat geschrieben: Sa 9. Mai 2020, 12:59
mittendrin hat geschrieben: Sa 9. Mai 2020, 12:44
Thomas(Metal) hat geschrieben: Sa 9. Mai 2020, 12:21 Die alten Antennen, zu sehen bis in die 90er, hatten alle noch eine vertikale Band-III-Antenne für den Kreuzberg.
Erbitte Aufklärung:
Ich kenne den Kreuzberg nur mit waagerechter Kanal 3 Antenne. :gruebel:
Richtig. Ich habe es korrigiert. Es war jeweils eine Band-I-Antenne für Kanal E3 vertikal polarisiert.
Zur Aufklärung: Kreuzberg war anfangs vertikal polarisiert, Ende Anfang der 80er Jahre hatte man auf horizontal umgestellt.
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RalphT
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Re: Antennenbau der 60er 70er Jahre

Beitrag von RalphT »

Zur Aufklärung: Kreuzberg war anfangs vertikal polarisiert, Ende Anfang der 80er Jahre hatte man auf horizontal umgestellt.
Ach, wusste ich auch noch nicht. Weißt du zufällig, warum die Umstellung kam?
jkr 2
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Re: Antennenbau der 60er 70er Jahre

Beitrag von jkr 2 »

RalphT hat geschrieben: Sa 9. Mai 2020, 17:00
Zur Aufklärung: Kreuzberg war anfangs vertikal polarisiert, Ende Anfang der 80er Jahre hatte man auf horizontal umgestellt.
Ach, wusste ich auch noch nicht. Weißt du zufällig, warum die Umstellung kam?
Ach, das ist schon so lange her. Ich glaub, es ging drum, um Gleichkanalstörungen (bei Überreichweiten) ausblenden zu können. Aber nagelt mich wegen dem Grund bitte nicht fest.
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mittendrin
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Re: Antennenbau der 60er 70er Jahre

Beitrag von mittendrin »

Also ich kenne es nur so:
Kanal 3 - Kreuzberg horizontal, Bayern
Kanal 3 - Helpterberg vertikal, Meck.-V.Pom.
Kanal 4 - Ochsenkopf vertikal, Bayern
Kanal 4 - Calau horizontal, Brandenburg
Mehr Entkopplung geht eigentlich nicht. :confused:
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Re: Antennenbau der 60er 70er Jahre

Beitrag von jkr 2 »

Zum Kreuzberg:

Die Umstellung vertikal/horizontal wurde im Technischen Bericht 1974
https://www.br.de/unternehmen/inhalt/or ... 0-100.html
(und zwar auf Seite 35) sowie im Bericht für 1973 (auf Seite 31)
beschrieben. Als Grund wurde eine wesentliche Empfangsverbesserung in weiten Teilen des Versorgungsgebiets genannt.
Im Übergangszeitraum wurde eine Halbantenne auf horizontal umgestellt.

Möglicherweise haben sich Kreuzberg Kanal 3 und Ochsenkopf Kanal 4 gegenseitig gestört
QTH: Regensburg
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