Zuführung von KW Programmen in der Vergangenheit?

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102.1
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Zuführung von KW Programmen in der Vergangenheit?

Beitrag von 102.1 »

Hinsichtlich des internationalen Kurzwellenempfangs in der Funkgeschichte habe ich eine Frage:

Wie wurde in der Vergangenheit die Zuführung des Kurzwellenprogramms (div. Auslandsdienste jeglicher Länder, BBC WS, VOA, DW, etc... ) zu den einzelnen Sendestandorten durchgeführt? Satellitenzuführung war ja keine Wahl, da die Technik noch nicht vorhanden? Etwa Ballempfang? Mit dementsprechenden Qualitätsverlusten in der übertragung?
catperson
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Re: Zuführung von KW Programmen in der Vergangenheit?

Beitrag von catperson »

Die kurze Antwort: Alles was praktikabel war.

Wo Satellitenübertragung möglich war (technisch und finanziell), wurde sie natürlich verwendet. Da, wo es entsprechende Kabel gab, auch die. Aber sprach-fähige Unterseekabel gibt es auch erst seit Ende der 1950er und die waren natürlich lange Zeit sündhaft teuer.

Wenn es dann live sein mußte, kam in der Tat Ballempfang über Kurzwelle zum Einsatz. In den 80er Jahren kam das sogar noch auf der Berliner 90,2 MHz zum Einsatz, wenn die normale Verbindung nicht verwendet wurde.

Bei weniger zeitkritischen Sendern, z.B. Missionssendern, wurden gerne Bandpakete zur Sendestation geschickt und dort vor Ort abgespielt.

Catperson
iro
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Re: Zuführung von KW Programmen in der Vergangenheit?

Beitrag von iro »

nicht wirklich per Ballempfang, sondern per Nutzung von SSB-Feedern auf der Kurzwelle.
Bei der VOA waren es ISB-Feeder, dort wurden auf USB bzw. LSB unterschiedliche Programmstreams zu den Relaisstationen zugeführt.
Dort gab es übrigens (nur über einen solchen Feeder) auch eine deutschsprachige Sendung der VOA.
102.1
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Re: Zuführung von KW Programmen in der Vergangenheit?

Beitrag von 102.1 »

SSB Feeder hatten da bessere Qualität? Ich habe dazu leider kein Wissen.

Bei Ballempfang hätte es ja einen immensen Qualitätsverlust gegeben, denke ich. BBC WS zu Zeiten des Empire wird es wahrscheinlich nicht anders gelöst haben? UK nach Indien oder Australien oder Afrika?

Angeblich hat AFN in Deutschland div. Sportübertragungen auch via Ballempfang auf KW aus den USA bekommen?
catperson
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Re: Zuführung von KW Programmen in der Vergangenheit?

Beitrag von catperson »

Die Feeder hatte ich ganz vergessen. Die laufen aber auch über Kurzwelle - mit allen Konsequenzen die dazugehören.

Wenn wir aber schon in die Geschichte zurückgehen, kommt man schnell auch in eine Zeit, in der es noch kein SSB gab. SSB hat den Vorteil, daß man keine Energie für den Träger braucht und eben die beiden Seitenbänder für unterschiedliche Programme nutzen kann. Professionelle Empfänger sind da weit jenseits dessen, was was man mit handelsüblicher Technik zu der Zeit hinbekam. Da man damit auch das Problem des Trägerschwunds umgeht, hört sich das Signal auch sauber an.

Ja, zu Empirezeiten war das mit Ballempfang gelöst. Später mag SSB dabeigewesen sein..

Zu meiner Zeit (ab 1980) waren die AFN-Übertragungen immer per Satellit, aber die ersten Jahre in grausamer Qualität.

Catperson
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Re: Zuführung von KW Programmen in der Vergangenheit?

Beitrag von iro »

catperson hat geschrieben: Mo 30. Mär 2020, 16:06 Wenn wir aber schon in die Geschichte zurückgehen, kommt man schnell auch in eine Zeit, in der es noch kein SSB gab.
Nee, so schnell kommst Du nicht in die Zeit. ;) SSB ist schon gute 80-90 Jahre alt...

wikipedia:
Die Einseitenbandmodulation (ESB, heute geläufiger als SSB, engl.: single-sideband modulation) ist eine spektrum- und energieeffiziente Modulationsart zur Sprach- und Datenübermittlung auf Funkverbindungen, das unter anderem im Kurzwellenbereich für Seefunk, Flugfunk auf Langstrecken, Militär und Amateurfunk verwendet wird. Es wurde in den 1930er Jahren von den Fernmeldeverwaltungen entwickelt und zunächst für die drahtgebundene Übertragung von Telefongesprächen über große Entfernungen, später auch für transkontinentale Funkstrecken eingesetzt.
793267
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Re: Zuführung von KW Programmen in der Vergangenheit?

Beitrag von 793267 »

iro hat geschrieben: Mo 30. Mär 2020, 14:37 nicht wirklich per Ballempfang, sondern per Nutzung von SSB-Feedern auf der Kurzwelle.
Bei der VOA waren es ISB-Feeder, dort wurden auf USB bzw. LSB unterschiedliche Programmstreams zu den Relaisstationen zugeführt.
Dort gab es übrigens (nur über einen solchen Feeder) auch eine deutschsprachige Sendung der VOA.
Beispiele, für Rebroacast (Relaisbetrieb)

RCI/CAN Direktsendungen.
Mittschnitt der RCI AM Direktsendungen, durch die BBC Meß- und Empfangsstation. #
Zeitversetzte Wiederausstrahlung (RCI G Relais) über BBC Sender.
# Später, durch Rundfunk Kabel (CAN-G) ersetzt.

VOA/USA Direktsendungen.
Empfang der VOA AM/SSB Direktsendungen, durch VOA Empfänger Station.
Gleichzeitige Wiederausstrahlung (VOA-MUN Relais), nach Signalaufbereitung durch Relaisstation.
Der Deutsche VOA Dienst, war ein US Angebot, an Sender, in AUT/D/DDR/SUI es zu übernehmen.
Meines wissends, wurde es nicht genutzt, da eigenen US Korrespondenten vorhanden.
Nutzer war der Berliner US Sender "RIAS BERLIN".
Kam über VOA SSB Feeder Sender, in den USA und Tanger.

Hinweis:
Über die VOA PTP Sender, außerhalb der KW Rundfunkbänder, kamen damals folgende Dienste.
1) VOA SSB Programme,
2) USIA RTTY Programme (US Pressemeldungen - vergleichbar mit DPA Englisch, RTTY auf KW).
ua. VOA Tanger, USIA Nahost/Middle East Dienst, in Englisch/Arabisch (mit RTTY Tastaturwechsel, auf Arabisch).
DW/D Direktsendungen.
Empfang der DW AM Direktsendungen, durch DW Empfänger Station.
Gleichzeitige Wiederausstrahlung (DW-RRW Relais), nach Signalaufbereitung durch Relaisstation.

Aktuelle Sendungen Live.
Nichtaktelle Sendungen, auch vorproduzierte (Postweg) Bandeinspielungen, beim Relais.

Bei Funkstörungen, Ersatz Bandeinspielungen (Musik und Ansagen), beim Relais.

KW Programmüberspielungen, zu Relaisstationen, setzten die regelmäßige QRG Überwachung, beim Relaissender voraus, mit täglichen Empfangsberichten (RTTY), zur Zentrale des Senders.
Zuletzt geändert von 793267 am Di 31. Mär 2020, 02:02, insgesamt 5-mal geändert.
Carlsberger
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Re: Zuführung von KW Programmen in der Vergangenheit?

Beitrag von Carlsberger »

Wenn mit SSB so gute Ergebnisse erzielt werden konnten, warum hat man dann keine Konsumergeräte für den Direktempfang damit ausgestattet ? :confused:
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DB1BMN

Re: Zuführung von KW Programmen in der Vergangenheit?

Beitrag von DB1BMN »

Weil Consumer-Geräte vor allem eines sein müssen: Billig!
Schon damals. Schaut euch mal die Schaltbilder der 50-er Jahre "Gebißradios" an. - Immer die gleiche Standard-Schaltung um die Standard-Röhren herum. Ebenso bei den Fernseh-Chassis.
SSB-Empfänger sind teuer und aufwändiger in der Herstellung: Zusätzlicher BFO, Filter, Balnaced-Modulator, stabilere Oszillatoren.

Die meisten Consumer wären auch zu blöd, einen SSB-Empfänger korrekt einzustellen.
Während bei Sprache noch 100 Hz Offset tolerabel sind und es sich allenfalls wie Mickey-Maus oder Darth-Vader anhört, reichen bei Musik-Übertragung schon ein paar Hz für Dissonanzen.
Eine automatische Frequenzkorrektur wäre ein weiterer Kostenfaktor.

Klar, heute in Sofware ist es ja egal, aber auch jetzt kann sich DRM nicht etablieren.
793267
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Re: Zuführung von KW Programmen in der Vergangenheit?

Beitrag von 793267 »

Carlsberger hat geschrieben: Mo 30. Mär 2020, 18:19 Wenn mit SSB so gute Ergebnisse erzielt werden konnten, warum hat man dann keine Konsumergeräte für den Direktempfang damit ausgestattet ? :confused:
H3E Emfangbar, mit SSB bzw. AM Empfänger. :bruell:
Ist aber wieder Eingeschlafen wie DRM.
793267 hat geschrieben: Sa 15. Jun 2019, 00:53 Re: BFBS / BFN - Entwicklung der Sendernetze
Hier wurden 2 Themen der Überseesendefunkstelle Elmshorn angesprochen.
Kann die Stellen, aber nicht so schnell wiederfinden.

Die Tagessendungen, in Deutsch ca 800-1600 Uhr (DWL Programm), waren Langzeit Testsendungen des Betreiber der Überseesendefunkstelle Elmshorn, in Modulation H3E, QRG 6140 kHz, für Europa.
Carlsberger
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Re: Zuführung von KW Programmen in der Vergangenheit?

Beitrag von Carlsberger »

Ah ok :danke:
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Re: Zuführung von KW Programmen in der Vergangenheit?

Beitrag von _Yoshi_ »

Wäre bei SSB überhaupt ein guter Klang möglich wenn man mit größere Bandbreite Sendet?
Meist kommen Filter mit 2,4KHz für Sprechfunk zum Einsatz.

Ich hab SSB eher als mäßige Telefonqualität in erinnerung.
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Re: Zuführung von KW Programmen in der Vergangenheit?

Beitrag von ulionken »

793267 hat geschrieben: Mo 30. Mär 2020, 17:18
KW Programmüberspielungen, zu Relaisstationen, setzten die regelmäßige QRG Überwachung, beim Relaissender voraus, mit täglichen Empfangsberichten (RTTY), zur Zentrale des Senders.
Diese RTTY-Übertragungen nach Deutschland (Bockhacken?) hat die DW zumindest aus Kigali und Malta über viele Jahre betrieben, soweit ich mich erinnere auf 18212 bzw. 15712 kHz mit 50 Baud. Ich hatte mir damals auf einem Apple-IIe ein einfaches RTTY-Decodierprogramm geschrieben, um diese Sendungen auszuwerten. Übermittelt wurde nicht nur die Empfangsqualität im SIO-Schema, sondern auch die jeweiligen Senderstandorte, die nicht im DW-Programmheft auftauchten. W für Wertachtal, J Jülich, S Sines, K Kigali, M Malta, A Antigua, C Sackville und T Trincomalee...

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UKW/TV-Arbeitskreis, FMLIST und REFLEXION
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Re: Zuführung von KW Programmen in der Vergangenheit?

Beitrag von 793267 »

ulionken hat geschrieben: Mo 30. Mär 2020, 21:20
793267 hat geschrieben: Mo 30. Mär 2020, 17:18
KW Programmüberspielungen, zu Relaisstationen, setzten die regelmäßige QRG Überwachung, beim Relaissender voraus, mit täglichen Empfangsberichten (RTTY), zur Zentrale des Senders.
Diese RTTY-Übertragungen nach Deutschland (Bockhacken?) hat die DW zumindest aus Kigali und Malta über viele Jahre betrieben, soweit ich mich erinnere auf 18212 bzw. 15712 kHz mit 50 Baud. Ich hatte mir damals auf einem Apple-IIe ein einfaches RTTY-Decodierprogramm geschrieben, um diese Sendungen auszuwerten. Übermittelt wurde nicht nur die Empfangsqualität im SIO-Schema, sondern auch die jeweiligen Senderstandorte, die nicht im DW-Programmheft auftauchten. W für Wertachtal, J Jülich, S Sines, K Kigali, M Malta, A Antigua, C Sackville und T Trincomalee...

73 de Uli
Uli
Korrekt

RTTY Sprachen waren damals:
Malta Englisch
Kigali Deutsch

Las in der DW RTTY Sendezeit, auch mal einen Bericht, über eine lokale Sportveranstaltung (Fußball), für DW Rebroadcast, nach Afrika (Sendungen der DW Afrikadienste, in Lokalspachen).
Dafür entfiel der Technische SIO Report, der DW.
Die Deutsche Sprache, war damals, auch bei Radio Ruanda beliebt. Wurde in vielen Büros
gesprochen, wie ich von jemanden hörte, der mal in Kigali (ua. bei Raduo Ruanda) war.

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Re: Zuführung von KW Programmen in der Vergangenheit?

Beitrag von 102.1 »

Ist bekannt, ab welchem Jahr etwa begonnen wurde Zuführungen zu KW Sendern zu betreiben? Ich gehe davon aus dass anfangs nur ein KW Sender betrieben wurde, mit irgendwelchen Richtstrahlungen in die Zielregion?
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