Neue dän.Regierung stoppt harten DR-Sparkurs: P6 und P8 sollen bleiben

[bennySL]

Gute Nachrichten für alle Freunde und Liebhaber der Jazz bzw. Beat Musik.
Die dänische Regierung Frederiksen 1 hat ziemlich überraschend vor ein paar Tagen die von den konservativen Vorgängern beschlossene Umstrukturierung von Danmarks Radio teilweise rückgängig gemacht und das Sparkorsett somit aufgehoben. P6 und P8 können damit erstmal weitersenden.

https://www.dr.dk/nyheder/kultur/jubel- ... ravlegaard
https://www.dr.dk/nyheder/kultur/ekstra ... ortsaetter

Theatralisch gesprochen könnte man sagen, mit dem Anlegen dieses Notverbandes, ist das befürchtete Ausbluten des öff.-rechtl. Rundfunks bei unseren nördlichen Nachbarn vorerst vom Tisch.

http://radionytt.se/nyheter/danmark-nya ... h-p8-jazz/
https://www.kulturmonitor.dk/p6-beat-og ... er-i-2020/

Für den Beat und den Jazzsender gibt es vorläufig eine Gnadenfrist von 1 Jahr. Mal sehen wie es denn danach für beide Programme weitergeht.
An der geplanten Einstellung des Popmusik Kanals P7 wird aber festgehalten.

https://nyheder.tv2.dk/samfund/2019-09- ... ver-et-aar
https://www.recordere.dk/2019/09/radiol ... for-et-aar
https://journalisten.dk/p7-mix-lukker-m ... t-for-det/

Unterdessen wird die Neuordnung des Kulturprogramms Radio 247 vorangetrieben.
Im Herbst wird dieses auf UKW durch Radio 4 ersetzt.
Hintergrund war eine neue Richtlinie der konservativen (Vorgänger) Regierung, dass die Redaktion
sich nicht in einem bestimmten Radius von der Hauptstadt Kopenhagen befinden darf.

www.radio4.dk

Ein Umzug kam für die Belegschaft von Radio 247 nicht in Frage, daher wird man UKW verlassen müssen.
Auf dem DAB Platz will man aber vorläufig weitersenden, auch wenn die weitere Zukunft des Senders unklar ist.
Neben dem bisherigen Inhaber des Kanals, gibt es zwei weitere Bewerber für das Kulturadio auf DAB, darunter ein TV Sender.

http://radionytt.se/nyheter/danmark-tre ... lturradio/
https://mediawatch.dk/Medienyt/Radio/ar ... 630461.ece
https://ekstrabladet.dk/nyheder/samfund ... yv/7796427

LG Benny

[kram5610]

Sehr schade...

Hier wird der Steuerzahler wieder zur Kasse gebeten für sender mit 0,001% Höreranteilen.

Ein kleines Land wie Dänemark sollte DR P1-5 / Radio 24/7 sowie der neue Radio 4 (ab den 1. November) reichen.

Radio spielt in Dänemark so wie so eine kleinere Rolle als in Deutschland.

Gruß
Morten Hesseldahl

[Jelvert]

Sehr schade...

Hier wird der Steuerzahler wieder zur Kasse gebeten für sender mit 0,001% Höreranteilen.

Sagen wir mal Sender mit etwa jeweils 1 % Höreranteil:
http://tvm.tns-gallup.dk/tvm/rpm/2019/rpm1938.htm

Wie hoch ist das Einsparpotential wenn man diese beiden Sender einstellt?

[kram5610]

Sagen wir mal Sender mit etwa jeweils 1 % Höreranteil:
http://tvm.tns-gallup.dk/tvm/rpm/2019/rpm1938.htm

Wie hoch ist das Einsparpotential wenn man diese beiden Sender einstellt?

Naja gut laut dem Link 0,4% für P8 Jazz... Kostet 15 Millionen DKR (2 Millionen Euro) im Jahr. Mir geht es aber ums Prinzip, DR wurden über die Jahre größer und größer - aber die Qualität wurde immer schlechter.

Gruß
Morten Hesseldahl

[Jelvert]

Es sind 0,9 % in der Altersgruppe ab 12, die Altersgruppe 15 bis 50 ist nur für die Werbung interessant. Natürlich ist das immer noch nicht sehr viel. Trotzdem machen diese Sender DAB+ ein Stück weit attraktiver. Kann man UKW eines Tages abschalten, sparen die Sender noch viel mehr Geld.

Man kann es aber auch sehen: die Sender haben zu wenig Hörer, kosten trotzdem noch viel Geld. Die können weg. Die Meinung akzeptiere ich auch.

Das die Qualität immer schlechter wird, ist kein alleiniges Problem vom DR. Das sieht man leider auch in anderen Ländern.

[Alqaszar]

@Marten Hesseldahl:

Bis vor wenigen Jahren hätte ich mich über die Angriffe von politischer Seite auf den öffentlichen Rundfunk noch geärgert. Diese kamen meist -- unabhängig vom jewigen Land -- aus der Ecke der bürgerlich-konservativen Parteien. Die neuen Rechtspopuliste haben ja, was den deutschen Sprachraum angeht, ARD, ZDF, ORF und SRG sowieso zum Lieblingsfeind erklärt.

Inzwischen aber hat die Qualität der Programme derart nachgelassen, dass auch ich glaube, weniger wäre mehr.

Aber dann sollte man gerade privatwirtschaftlich nicht rentable, aber kulturell wünschenswerte Programme erhalten. Bezogen auf NRW: Niemand braucht hier Eins Live, WDR 2 oder WDR 4 als gebührenfinanzierte Privatfunkkopie. Die kann man meinetwegen sofort abschalten oder privatisieren, aber was WDR 3, WDR 5 oder Cosmo angeht, so sollten solche Angebote erhalten bleiben (auch wenn diese in den letzten Jahren von der allgemienen Verblödungswelle überrollt wurden -- Intendant und Hörfunkchefin lassen grüßen!)

Daher kann man sicherlich fragen, welche Programme beim DR sinvoll sind, und obein öffentlicher Sender überhaupt die Einschaltquote wahrnehmen sollte, wenn die meisten sowieso Leute anspruchslose Unterhaltungsangebote einschalten, und ansonsten, wenn sie wirklich hinhören oder hinseehen, on-demand-Angebote nutzen.

[zerobase now]

@ Alquaszar

Vollste Zustimmung. Wenn man noch nicht mal 1% der Hörer erreicht, sollte man sich wirklich fragen, ob das noch unter Auftragserfüllung des öffentlichen Rundfunks fällt. Sowas kann man dann auch als ggf. noch als Internetstream anbieten oder aber man verzichtet ganz darauf.

[Leprechaun]

Hat der ÖR etwa einen reinen Quotenauftrag? Vielmehr muss ein ÖR auch Spaten anbieten, welche ein Privater nie im Stande wäre zu stemmen.

Und wenn sich eine ÖR Anstalt nur auf Quoten besinnt, kommt so etwas wie der neue WDR bei rum, über welchen die „Nullbasis jetzt!“ sich ebenso wie deren Programmchefin nur zu gerne echauffiert!

[zerobase now]

Hat der ÖR etwa einen reinen Quotenauftrag? Vielmehr muss ein ÖR auch Spaten anbieten, welche ein Privater nie im Stande wäre zu stemmen.

Gebe ich dir total Recht. Aber wie Morton Hesseldahl schon richtig anmerkte

Man kann es aber auch sehen: die Sender haben zu wenig Hörer, kosten trotzdem noch viel Geld

Das muss man dann eben abwägen, ob es bei einer Einschaltquote von weniger als 1% noch Sinn macht und dann das Geld nicht besser für andere (Kultur-) Programme verwendet.

[Leprechaun]

Ich bin auch der Meinung, dass DR in der Vergangenheit zu viele, und mitunter auch obsolete Digitalkanäle angeboten hat.

DR hatte aber auch die letzten Jahre einen schweren Stand unter der Rechtsregierung, der Entzug der 4. UKW Sendekette war ja auch nicht unumstritten und ist es bis zuletzt nicht.

Der Vielfalt auf UKW hat es geschadet, Radio 24syv konnte nichteinmal an die Quoten von DR P1 herankommen!

Ich empfinde es als nur richtig, dass P6 und P8 als alternative Programmangebote vorerst weiterbestehen dürfen.

[kram5610]

@Marten Hesseldahl:

Bis vor wenigen Jahren hätte ich mich über die Angriffe von politischer Seite auf den öffentlichen Rundfunk noch geärgert. Diese kamen meist -- unabhängig vom jewigen Land -- aus der Ecke der bürgerlich-konservativen Parteien. Die neuen Rechtspopuliste haben ja, was den deutschen Sprachraum angeht, ARD, ZDF, ORF und SRG sowieso zum Lieblingsfeind erklärt.

Die liberale-konservative Regierung hat „DR“ nicht angegriffen, sondern beschlossen, dass der ÖR in Dänemark nicht ständig wachsen soll, dieses ist sehr vernünftig und begrüßenswert. Die Regierung beschließ grundsätzlich zwei Sachen:

1. Abschaffung der Rundfunkgebühr
A: ist sozialer (die Einkommenssteuer wird erhöht, also bezahlt der Mehrverdiener mehr als der Geringverdiener)
B: Die Akzeptanz der Rundfunkgebühr in Dänemark nimmt kontinuierlich ab, vor allem die unter 35 Jährige lehnen vermehrt ÖR und die Gebühr ab (meine Schwester 20 Jahre als: ich gucke Netflix und hören die Nachrichten auf „The Voice“).

2. DR soll 20% der Kosten einsparen, es wurde keinerlei Vorgaben gemacht... DR hätte auch DR P3 schließen könne (hätte ich sehr begrüßt). Die Regierung hat sich die frage (so wie ich) gestellt: Braucht ein kleines Land wie Dänemark 8 Hörfunksender sowie 6 Fernsehsender von DR? Ich meine ganz klar nein.

Gruß
Morten Hesseldahl

[kram5610]

DR hatte aber auch die letzten Jahre einen schweren Stand unter der Rechtsregierung, der Entzug der 4. UKW Sendekette war ja auch nicht unumstritten und ist es bis zuletzt nicht.

Welche Rechtsregierung? Der (nun abgewählte) Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen ist von der Parti „Venstre“ (= FDP). Gut die Regierung wurde von der „Dansk Folkeparti“ unterstützt (was aber nicht mit der AfD zu vergleichen ist),

Der Vielfalt auf UKW hat es geschadet, Radio 24syv konnte nichteinmal an die Quoten von DR P1 herankommen!

Das war auch nie geplant. DR P1 und 24/7 senden ja beide auf UKW. DR P1 nur zwischen 6 und 18 Uhr, die meisten hören sowie so genau Radio in der Zeitspanne... 24/7 ist ein Zusatzangebot zu DR P1.

Ich empfinde es als nur richtig, dass P6 und P8 als alternative Programmangebote vorerst weiterbestehen dürfen.

Finde ich nicht. Jazz kann man locker auf DR P2 senden - 5 Radio Hörsender sollten locker reichen.

Gruß
Morten Hesseldahl

[2-0-8]

Vielmehr muss ein ÖR auch Spaten anbieten, welche ein Privater nie im Stande wäre zu stemmen.

Sind sie nicht imstande, das zu stemmen, oder lohnt er sich nicht, weil die Sparten vom ö.-r. Funk besetzt sind?

[Leprechaun]

In dem Falle wohl ersteres. In Dänemark ist Danmarks Radio übermächtig, selbst an der 5. Landesweiten UKW-Kette sind in den letzten Jahren mehrere private Anbieter gescheitert.

[vossi]

Die "tacktick" von konservativen und neoliberalen Parteien in Europa, was öffentlichen Rundfunk & TV angeht, ist eigentlich immer gleich:
Erstmal sollen die massenattraktiven Programme weg, damit auch die meisten Hörer/Zuschauer weg sind.
Werden dann mit Nischenprogrammen nur noch 5-10% Marktanteil erreicht, heisst es dann später:
Hört/sieht ja eh keiner mehr, wofür das viele Geld ausgeben, kann weg.

Die Medienwelt ist im Umbruch und die kommerziellen Sender sind die ersten Opfer von Spotify, Deezer, Netflix, DAZN und Amazon, da die junge Generation jetzt schon fast nur noch streamt ( >60%).
Ö-R Sender haben meist ein deutlich älteres Publikum, die trifft das erst in 15 bis 20 Jahren hart.
Solange wollen aber einige Parteien nicht warten....