Marinefunkstelle Sengwarden: Elektrifizierung der Bahnstecke macht Probleme

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Chris_BLN
Beiträge: 1778
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Marinefunkstelle Sengwarden: Elektrifizierung der Bahnstecke macht Probleme

Beitrag von Chris_BLN »

In Heusweiler schützte man Autofahrer und später auch Auto-Bordelektrik vor dem starken Mittelwellensender durch ein ca. 500 m langes Drahtnetz über der Autobahn.

Nahe Sengwarden verursacht der Schienenverkehr künftig Funkstörungen, die eine Marinefunk-Empfangsstelle behindern.

Aus der Wilhelmshavener Zeitung von Samstag, 22. Juni 2019:

Der Streckenabschnitt führt durch den seit 1978 bestehenden Schutzbereich der Marinefunk-Empfangsstation Sengwarden. Und dort ist elektrischer Zugbetrieb nicht gestattet, da der Funkempfang der Marine durch die hochfrequenten Kurzwellenstörungen der Triebfahrzeuge beeinträchtigt werden kann. [...] Obwohl die Bahnstrecke 900 Meter von der Marinefunk-Empfangsstation in der Kaserne Sengwarden entfernt verläuft, sind die Störungen so massiv, dass ein Empfang nicht mehr möglich wäre.

Was macht man? Man packt die Bahnstrecke auf 2,3 km Länge in ein Bauwerk, dass wie eine Lawinengalerie aussehen soll und seitlich (auf einer Seite!) geschlossen sowie geerdet ist.

https://www.wzonline.de/nachrichten/akt ... orgen.html

Interessant für mich, dass "einseitig geschlossen" ausreichen soll. Wäre ein engmaschiges Stahlnetz nicht ebenso ausreichend? Das hätte noch Lichtdurchlass und weniger Windlast. Wie eng müssten da die Maschen sein, um noch effiziente Abschirmung im gewünschten Frequenzbereich hinzubekommen?

Welche Frequenzbereiche werden bei der Marine genutzt und sind hier durch Störungen bedroht? "Seefunk" finde ich im Frequenzplan der BNetzA u.a. massenhaft im Längst-, Lang- und Mittelwellenbereich, bei 4-40 MHz mehrmals, 156 MHz, 440-470 MHz, 2,9 - 3,1 GHz (Radar), 8,8-9,5 GHz (Radar).
DB1BMN

Re: Marinefunkstelle Sengwarden: Elektrifizierung der Bahnstecke macht Probleme

Beitrag von DB1BMN »

Ich habe nur mal diesen Beitrag überflogen: https://www.drehscheibe-online.de/foren ... sg-8974795
Es soll wohl um Längstwellenkommunikation mit U-Booten gehen.
iro
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Re: Marinefunkstelle Sengwarden: Elektrifizierung der Bahnstecke macht Probleme

Beitrag von iro »

Die Marinefunkstelle Sengwarden ist die Empfangsstelle zur Marinefunksendestelle Neuharlingersiel DHJ59, die früher auf 53 kHz sendete.
Chris_BLN
Beiträge: 1778
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Re: Marinefunkstelle Sengwarden: Elektrifizierung der Bahnstecke macht Probleme

Beitrag von Chris_BLN »

Und sowas kann man nicht mit Netzen abschirmen? Sind ja riesige Wellenlängen.
DB1BMN

Re: Marinefunkstelle Sengwarden: Elektrifizierung der Bahnstecke macht Probleme

Beitrag von DB1BMN »

Wie ich in dem von mir verlinkten Forumsbeitrag bei DSO vermutet habe, geht es hier wohl um das reaktive Nahfeld, das von der Oberleitung ausgeht.
Das sind bei 50 kHz knapp 1000 m (Lambda / 2pi).

Man benötigt also eine "Kurzschlusswindung" um Oberleitung und Schiene als Gleichtaktdrossel.

Heusweiler sendete auf 1421 kHz. Dort ist das das reaktive Nahfeld bereits nach 34 m abgeklungen und in 845 m liegen bereits Fernfeldbedingungen vor.
Dort genügt also ein Faradayscher Käfig mit einer Maschenweite kleiner Lambda/10.
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