102.1 hat geschrieben: ↑Sa 3. Aug 2019, 01:43
Ich hielt wenig von der DDR und deren Gesinnung dort
Das hatte ich aus nem anderen Thread noch irgendwie dunkel in Erinnerung.
102.1 hat geschrieben: ↑Sa 3. Aug 2019, 01:43
Der Sender wurde damals von der DDR gebaut, im Geiste der Stalin-Zeit.
Und die deutschen Autobahnen wurden im Geiste der Hitler-Zeit gebaut. Und nun?
Alles abreißen? Sowohl Autobahnen (ich mag sie nicht, weil ich aus ökologischen, sozialen und gesundheitlichen Gründen entschiedener Gegner von Individual-Mobilität mittels Auto bin) als auch Sendeanlagen sind Gefäße für Inhalte. Mehr nicht. Der Wilsdruffer Sender kann nichts dafür, in diesem Land gebaut worden zu sein. Er war aber dringend nötig, um die Rundfunkversorgung der Region in den 1950er Jahren zu verbessern. Auf ihm wurden auch großartige Unterhaltungssendungen und
Sendungen mit "West-Musik" übertragen. Dazu - man müsste sich dafür die alten programmschemen anschauen - auch Kultursendungen, Wissenschaftssendungen, regional wichtige Informationssendungen etc.
Wenn ich mir anschaue, was vor dem Herbst 1989 im DDR-Rundfunk möglich war (Sendungen mit westlicher Punk-Musik und DDR-Punk, teils von Bands, die regional Spielverbot hatten, Computermagazine auf wissenschaftlich-technischem Niveau mit ausgestrahlten Programmlistings, eine Ansprechhaltung gegenüber jugendlichen Hörern, die erwachsen und gebildet war) und vergleiche mit dem Schund, der einem heute auch auf den meisten öffentlich-rechtlichen Programmen entgegenquillt, bleibt bei mir nicht viel Sympathie für das Rundfunksystem der heutigen Zeit.
pomnitz26 hat geschrieben: ↑Sa 3. Aug 2019, 07:43
Damals war es also DT64 auf 1044kHz, heute der Nachfolger Sputnik auf der 104,4Mhz. So ändern sich die Zeiten.
Mit der "1044" hatten die es massiv. Erst die 1044 kHz Wildsdruff, dann in Halle/Saale bei S+K auf 104,4 MHz im Kabelnetz, dann in Halle Petersberg terrestrisch auf der 104,4 MHz (Gleichkanal zum Hallenser Kabel!) - die UKW-Aufschaltung hat dem Programm aber dann endgültig das Genick gebrochen, es wurde dann direkt gegen Energy Leipzig ausgerichtet und verkam damit zum Vollpfostendudler.
pomnitz26 hat geschrieben: ↑Sa 3. Aug 2019, 07:43
Ich kann mich nur an MDR Info auf der Frequenz erinnern.
Vorher Radio DDR, die genauen Verwirrungen der Wendezeit kann und mag ich jetzt nicht auseinanderpflücken. Dunkel habe ich in Erinnerung, dass die 1044 mal Burg bei Magdeburg war und die 1431 in Wildsruff lief- beide mit DDR 1. Ahh ja - 1990 war dem noch so:
(Quelle unbekannt, ist ausm Netz)
Das widerspricht aber u.a.
http://www.husfl.net/DDR-F/rf-freq.htm (demnach 1044 kHz Gleichwelle auch aus Wildsdruff)
1991 war auf der 1044 kHz aus Wilsdruff dann Sachsenradio 1:
Ab 1992 war dann MDR Info drauf, ab irgendwann halt unterbrochen von Sächsischen Landtagsdebatten. Diese stanzte man dann 1992-1993 auch in die Ausstrahlung von DT64 ein, was halt bedeutete: in dieser Zeit gab es kein DT64. In Berlin produzierten sie wartend auf die Debattenpause teils off air die skurrilsten Dinge. Manches davon wurde später auch gesendet.
Die Abstrahlung von MDR Info kam aber nicht mehr vom Röhrensender. Man hatte einen transistorisierten Container aufgestellt und lief wohl nur noch mit 20 kW.
Die letzte aktive Mittelwelle mit Programm drauf war Wildsdruff aber nicht. Das war Reichenbach nahe Görlitz auf 1188 kHz. Der MDR hatte ab 30.4.2013 eine Woche lang eine Ansageschleife auf seinen Mittelwellen laufen, dass man doch bitte auf DAB+ wechseln möge:
http://www.wwwagner.tv/audio/20130430_0 ... altung.mp3 - zuerst noch die schon länger immer vor der vollen Stunde in die Ausspielleitung zu den Mittelwellen eingestanzte Ansage und dann punkt 6 Uhr am 30.4.2013 die Umschaltung auf die Schleife. Die ersten Stunden war diese Ansage, derbe komprimiert und viel zu hoch gepegelt, beinahe ein "Senderkiller" und musste nach Intervention der Media Broadcast im Pegel zurückgenommen werden. Das hat fast die Sender ausgehebelt.
Dann der Tag der Abschaltung: der MDR schaltete um 6 Uhr früh einfach die Modulationsleitung stumm. Wilsdruff 1044 kHz und Wiederau 783 kHz schwiegen, strahlten aber weiter einen unmodulierten Träger ab. Wiederau 783 kHz ging sogar mal ein paar Stunden komplett aus der Luft (automatisch?). Im Laufe des Tages sollte dann überall "richtig" abgeschaltet werden. Reichenbach 1188 kHz aber wurde rebellisch: dort war vergessen worden, die Havarieschaltung rauszunehmen, die bei Ausfall der Modulationsleitung (auf der eine Woche lang die Ansage lief, dass hier Schicht im Schacht ist) auf DVB-S als Zuführung umschaltet. Und so spielte nach einer Woche Pause munter wieder MDR Info in Reichenbach. Wir haben hier gefeiert über diese Panne. Nach einiger Zeit war es beim MDR angekommen, woraufhin der die Schleife wieder ausspielte, so dass Reichenbach zurückschaltete und Wiederau sogar wieder einschaltete. Dann fuhren offenbar MB-Techniker zu den 3 Sendeanlagen und schalteten die Sender ab. In Reichenbach hatte man begonnen: gegen 10:10 Uhr verstummte die 1188 kHz. In Wiederau knipste man gegen 11:30 aus, um 11:37 Uhr war in Wilsdruff Schluss - eventuell war das der Techniker, der zuvor Reichenbach stillgelegt hatte. Damit war Wilsdruff 1044 kHz immerhin die letzte Frequenz mit laufendem Träger.
https://web.archive.org/web/20130627041 ... chsen.html
Den Wiederauer Sender hatte es nicht lange davor bei einem Blitzeinschlag komplett ruiniert. Alle Endstufenmodule waren "durch". Die Ersatzteilvorräte der MB hatten wohl nicht gereicht, es wurde dann nochmal richtig Geld in die Hand genommen und vor Ort Transistoren getauscht - kurz darauf war Schluss.
So war das damals...