ITU Stockholm Plan 1961

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sup2a
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Re: ITU Stockholm Plan 1961

Beitrag von sup2a »

Spannend.

DILLENBURG 100,0 30.000 D 8E15 50N47 ---- ist dort in Betrieb
DILLENBURG 102,3 30.000 D 8E15 50N47 ---- Ging zum Pfeifensack
DILLENBURG 106,8 30.000 D 8E15 50N47 ---- Ging nach Driedorf
DILLENBURG 107,7 30.000 D 8E15 50N47 ---- dürfte die 107,7 Lohr sein

Was war da wirklich geplant ?
RheinMain701
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Re: ITU Stockholm Plan 1961

Beitrag von RheinMain701 »

EIn Füllsender für den hr zur Versorgung des Hessischen Hinterlandes, weil man, warum auch immer, meinte, dass die Sackpfeife dort nicht reicht. Den Sender Dillenburg gibt es übrigens nicht, der wurde nie gebaut. Die 100,0 ist eine Umkoordinierung zum TV-Grundnetzsender Angelburg, der ein ganzes Stück von Dillenburg entfernt ist.

Wäre Dillenburg wie geplant on air gegangen, wäre 102,3 gegen die 102,5 Großer Feldberg eine... "interessante" Konstellation gewesen.
Router
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Re: ITU Stockholm Plan 1961

Beitrag von Router »

iro hat geschrieben: Fr 16. Nov 2018, 20:11 Und https://de.wikipedia.org/wiki/Deutschlandfunk :
Offizielle Zielgruppen der Programme waren deutsch(sprachig)e Hörer in der DDR, in Osteuropa sowie in westeuropäischen Nachbarländern wie Italien, Frankreich, Benelux, Großbritannien, Irland, Dänemark, Norwegen und Schweden. Faktisch richtete sich der Deutschlandfunk aber vorwiegend an DDR-Bürger, denen mit dem Programm eine Alternative zum Rundfunk der DDR gegeben werden sollte. Eine per Bundesgesetz errichtete Rundfunkanstalt zur Versorgung der bundesrepublikanischen Bevölkerung wäre aufgrund der Kulturhoheit der Länder nicht zulässig gewesen (vgl. 1. Rundfunk-Urteil)
Jein...Die Focussierung des DLF auf die Hörer in der DDR mag für die 60iger Jahre zutreffend sein, ab Mitte der 70iger Jahre verstand man sich aber gemäß folgender Selbstdarstellung klar als ein gesamdeutsches Programm:
"Als Reinhard Appel am 20. März 1973 neuer Intendant wird, kündigt er den Hörern Veränderungen im Programm an(...) Tatsächlich stellt sich die Kölner Rundfunkanstalt nun verstärkt in den Dienst deutsch-deutscher Verständigung. Mehr als bisher werden nun auch die Hörer in der Bundesrepublik ins Visier genommen. Appel will den Sender zu dem deutschen Informationsprogramm machen. Mit dem Start der ersten morgendlichen Informationssendung beginnt im Oktober 1974 eine neue Ära.",
siehe https://www.deutschlandfunk.de/geschich ... e_id=97311
Auch Dr. Hansjörg Biener schreibt in seinem oben bereits verlinkten Artikel für die ADDX 2012: "Natürlich hatte der
Deutschlandfunk aufgrund seines deutschlandweiten Anspruchs ein besonderes Interesse an Flächendeckung durch Mittel- und Langwelle, andererseits wurde er als AM-basiertes Programm vom Boom des UKW-Rundfunks abgekoppelt." Sicherlich richtig ist wohl die Bemerkung von Dr. Biener "Im Konzert der ARD -Sender war der Deutschlandfunk wegen seiner besonderen Mission immer eine eigene Stimme."
Jan W.
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Re: ITU Stockholm Plan 1961

Beitrag von Jan W. »

Was bei dem UKW-Wellenplan von Stockholm 1961 auffällt: Keine Planung für die Standorte Roermond, Bonn (WDR), Bärbelkreuz, Visselhövede (NDR), St. Chrischona (für Deutschland). Schon damals sind für die DDR vier Ketten vorgesehen, lediglich am Standort Sonneberg nur die "großen Zwei". Und das finale Dokument listet eine Fülle von ungeeigneten oder grenzwertigen Koordinierungen:

Ungeeignete Koordinierung, Sender stören sich im Versorgungsgebiet:
- Langenberg 96,5 / Nordhelle 96,5
- Berlin 91,4 / Brocken 91,55 / Sonneberg 91,7 (**)
- Berlin 95,8 / Cottbus 95,65
- Wendelstein 98,6 / Gelbelsee 98,5
- Hornisgrinde 89,4 / Blauen 89,5
- Feldberg 92,4 / Blauen 92,6
- Langenberg 99,2 / Liège 99,05

Grenzwertige Koordinierung, Empfang der Sender in manchen Gebieten beeinträchtigt:
- Smilde 94,8 / Hoogezand 94,6
- Osnabrück (15kW) 88,9 / Brocken 88,95 / Smilde 89,0 / Langenberg 89,1
- Hohenpeißenberg 93,2 / Bregenz 93,3
- Hornisgrinde 98,3 / Würzberg 98,2
- Waldenburg 93,8 / Weinbiet 93,9 / Potzberg 94,1
- Marnach 96,95 / Moseltal (15kW) 97,2
- Haardtkopf 95,5 / Betzdorf 95,4
- Betzdorf 98,0 / Nordhelle 98,25
- Großer Feldberg 91,65 / Sonneberg 91,7
- Göttelborner Höhe 99,5 / Strasbourg 99,7 / Heidelberg 99,9
- Strasbourg 95,0 / Hardberg 95,1 / Rimberg 95,0
- Raichberg 88,3 / Donnersberg 88,4
- Feldberg 97,7 / Les Ordons 97,8
- Kreuzberg 93,1 / Coburg 92,9
- Hühnerberg 99,5 / Büttelberg 99,3 / Ochsenkopf 99,4 / Coburg 99,2 (**)
- Grünten 90,7 / Gelbelsee 90,6
- Grünten 88,7 / Hühnerberg 88,5 / München 88,4
- Hühnerberg 95,5 / Säntis 95,4
- Dequede 89,4 / Schwerin 89,2 (**)
- Inselsberg 87,85 / Karl-Marx-Stadt 87,75
- Inselsberg 97,15 / Karl-Marx-Stadt 97,05

Interessanterweise hat man offenbar schon sehr bald darauf vor allem im Westen und Südwesten Deutschlands und den angrenzenden Gebieten einiges umkoordiniert, in Grenznähe der DDR dagegen nur wenig: Kreuzberg 98,4 -> 98,3 / Ochsenkopf 93,4 -> 96,0 / Coburg 92,9 -> 93,5. Das Resultat entspricht ziemlich genau dem, was in Genf 1984 für den Bereich unter 100 MHz festgeschrieben wurde. Die meisten der obengenannten Fehlkoordinierungen wurden damit beseitigt, nur die drei mit (**) gekennzeichneten haben bis heute überdauert. Bei der Gelegenheit wurden vermutlich auch die Frequenzen für Bonn-Venusberg nachkoordiniert.

Nachteilig wirkte sich die Umstellung für den Donnersberg aus, wo die 60kW-Frequenz 88,4 im Prinzip ersatzlos weggefallen ist. Für Donnersberg III hat man deshalb notdürftig die 89,9 vom Weinbiet mit nur 30kW auf den Donnersberg verlagert, das dürfte aber gegen Haardtkopf 90,0 und Bad Marienberg 89,8 immer problematisch gewesen sein. Kein Wunder, daß man für SWF3 schon deutlich vor Inkrafttreten von Genf 84 auf die Übergangsfrequenz 103,1 umgestiegen ist.

Auch der Standort Gelbelsee hatte mit dem Verlust einer Frequenz das Nachsehen. Und Bad Marienberg 93,1 dürfte auf Gleichwelle mit dem Kreuzberg in weiten Teilen Mittelhessens für Ärger gesorgt haben.

Wann hat diese Nachbesserung stattgefunden? Im Geschäftsbericht des BR (https://www.br.de/unternehmen/inhalt/ge ... 0-100.html) für 1960 stehen mit Stand 1.4.1962 noch die alten Frequenzen, der Bericht für 1961 erwähnt die Neueinteilung der Kanäle und zeigt, daß zum 1.9.1962 auf die neuen Frequenzen gewechselt wurde. Aber nicht auf die von Stockholm 61, sondern auf die von Genf 84! Beispiel: Kreuzberg I auf 98,3 (statt 98,4) und Hühnerberg I auf 91,9 (laut Stockholm 61 für Ulm vorgesehen). Zwischen 1.4.1965 (Bericht für 1963) und 1.7.1966 (Bericht für 1964) wechselt auch Pfaffenberg II von der anfänglich verwendeten Stockholm-Frequenz 89,75 auf die 88,4. Spätestens dann war Donnersberg 88,4 nicht mehr möglich.

Was ist anno 1961/62 passiert? Kann es sein, daß im finalen Dokument für Stockholm 1961 versehentlich ein Zwischenergebnis statt des endgültigen UKW-Wellenplans reingerutscht ist? Dafür spricht, daß die obige Nachbesserung eine internationale Großaktion gewesen sein muß, das kann eigentlich nur bei der Konferenz beschlossen worden sein. Dagegen spricht, daß Pfaffenberg II offenbar zunächst auf der im Dokument genannten Frequenz in Betrieb gegangen ist.

Oder haben ein paar Leute, die sich in Stockholm kennengelernt haben, in den darauffolgenden Monaten ein paar Überstunden geleistet und auf dem kurzen Dienstweg die gröbsten Fehler beseitigt?
Marc!?
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Re: ITU Stockholm Plan 1961

Beitrag von Marc!? »

Der Sender Eifel Bärbelkreutz gab es ja noch gar nicht, der wurde erst 1985 gebaut. Der WDR nutze den SWF Standort bei Daun, der damals aber nur 160m hoch war. Meines Wissen hat der SWF am Anfang dem WDR auch nur 1 Frequenz geliehen.
NDR/WDR 1 kam nie aus der Eifel, sondern nur WDR 2 und 3. Die beiden Frequenzen unterhalb von 100 MhZ sind ein Relikt aus dieser Zeit.
RheinMain701
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Re: ITU Stockholm Plan 1961

Beitrag von RheinMain701 »

Jan W. hat geschrieben: So 25. Nov 2018, 22:55Nachteilig wirkte sich die Umstellung für den Donnersberg aus, wo die 60kW-Frequenz 88,4 im Prinzip ersatzlos weggefallen ist. Für Donnersberg III hat man deshalb notdürftig die 89,9 vom Weinbiet mit nur 30kW auf den Donnersberg verlagert, das dürfte aber gegen Haardtkopf 90,0 und Bad Marienberg 89,8 immer problematisch gewesen sein.
Deshalb gab es ja zeitweise den Tausch 90,0 Haardtkopf mit 91,1 Eifel, sodass die 91,1 ab Haardtkopf und die 90,0 ab Eifel (aber mit reduzierter Leistung) sendete. Zwar gab es dann immer noch übelste Störungen zwischen Donnersberg und Bad Marienberg, aber wenigstens konnte so im Nahetal halbwegs gescheiter Empfang hergestellt werden.
Marc!?
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Re: ITU Stockholm Plan 1961

Beitrag von Marc!? »

Den Tausch gab es, als auf Stereo Betrieb umgestellt wurde. Mono war es kein wirkliches Problem.
sup2a
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Re: ITU Stockholm Plan 1961

Beitrag von sup2a »

War es nicht eine 101,8, die man in Genf84 gegen den Kreuzberg 101,9 stellen wollte ? War dies
ein versteckter Hinweis auf die Getränke, die in Genf 1984 zu später Stunde auf den Tisch kamen ?

Immerhin wußte man um die Brisanz zw. Brocken und Berlin, so dass hier ein Versatz angedacht war.

Da wir grade in einem Bereich der xx,05er-MHz sind: Auf alten Karten sah ich mehrfach die Ö3-Frequenz 97,125
von der Zugspitze. Später wurde daraus mal eine 97,2 , dann letztlich eine 97,1. Wie kam man damals
auf diese 97,125 ? Immerhin sollen die Frequenzen ja bis in die 1980er so genutzt worden sein, wie man mir
mehrfach glaubhaft versichert hat.
Marc!?
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Re: ITU Stockholm Plan 1961

Beitrag von Marc!? »

Coburg 5 kW - 101,8
Kreuzberg 100 kW - 101,9

war in der Tat 1984 in Genf geplant.

In Genf hat man über 100 MHz ohne Rücksicht koordiniert. Sowohl das Schutzgebiet (240 km) als auch die Kanäle wurden reduziert. Man ging davon aus, dass die Grundversorgung mit Fernempfang bei den neuen Programmen nicht mehr nötig ist, da diese Zusatz wären. Durch FM regiert, das Recht des stärken und es gibt wie auf AM keine Mischprodukte.
Blöd nur, dass auch für die Programme unterhalb der 100 MhZ Grenze noch Standorte in Betrieb genommen wurden.

Hohe Wurzel vs Kreuzberg auf der 107,9 ist so ein Beispiel. Im Versorgungsgebiet funktioniert das Ganze. Aber wo die Standorte Ortsüblich sind in Hessen gibt es nur Kaudawelsch,

Ist eben eine andere Philosophie.
sup2a
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Re: ITU Stockholm Plan 1961

Beitrag von sup2a »

Generell sind die Koordinierungen gar nicht mal so schlecht.
Sofern man die vorgeschriebene UKW-Richtantenne in 10 Metern Höhe nutzt, ist da
allerhand zu trennen, auch über 100 MHz. Selbst die gnadenlose Koordinierung
von Gaisberg 107,6 und Wendelstein 107,7 wären kein Problem, wenn der Konsument
eine ordentliche Empfangsanlage nutzen würde. Nutzt er aber nicht. Radio hat
in der hintersten Ecke des Hauses, direkt an der Wand ohne Antenne neben dem defekten Schaltnetzteil
der DSL-Box zu funktionien.
iro
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Re: ITU Stockholm Plan 1961

Beitrag von iro »

sup2a hat geschrieben: Mo 26. Nov 2018, 01:08 Da wir grade in einem Bereich der xx,05er-MHz sind: Auf alten Karten sah ich mehrfach die Ö3-Frequenz 97,125
von der Zugspitze. Später wurde daraus mal eine 97,2 , dann letztlich eine 97,1. Wie kam man damals
auf diese 97,125 ? Immerhin sollen die Frequenzen ja bis in die 1980er so genutzt worden sein, wie man mir
mehrfach glaubhaft versichert hat.
Mir fällt da noch Blauen 89.175 MHz ein, heute 89.2 MHz.
RheinMain701
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Re: ITU Stockholm Plan 1961

Beitrag von RheinMain701 »

Marc!? hat geschrieben: Mo 26. Nov 2018, 01:28 Hohe Wurzel vs Kreuzberg auf der 107,9 ist so ein Beispiel. Im Versorgungsgebiet funktioniert das Ganze. Aber wo die Standorte Ortsüblich sind in Hessen gibt es nur Kaudawelsch,
Auch im Versorgungsgebiet funktioniert das nicht und zwar auf beiden Seiten. Rockland ist in Rheinhessen größtenteils nur im Wechsel mit BR-Klassik zu empfangen und umgekehrt ist BR-Klassik in Alzenau absolut nicht brauchbar zu empfangen, da Pfaffenberg dort abgeschattet ist und die 98,0 als schwächste Pfaffenberg-Frequenz in Alzenau nicht geht. Deshalb plante der BR auch die 103,6 ab Hahnenkamm um die Lücke bei BR-Klassik zu schließen, tja daraus wurde dann aber auch nichts.
Ruhrwelle
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Re: ITU Stockholm Plan 1961

Beitrag von Ruhrwelle »

War die 96.5 aus Langenberg und von der Nordhelle denn auch gleichzeitig in Betrieb mit BFBS? In irgendeiner Senderliste war das aufgeführt.
QTH: Niederwenigern [NRW] 5km nördlich vom Sender Langenberg
RX: Dacia MediaNav DAB+, TEF6686-Radio, Roberts Radio Play 11 (FS-Siena)
Jan W.
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Re: ITU Stockholm Plan 1961

Beitrag von Jan W. »

Japhi hat geschrieben: Mo 26. Nov 2018, 11:32 War die 96.5 aus Langenberg und von der Nordhelle denn auch gleichzeitig in Betrieb mit BFBS? In irgendeiner Senderliste war das aufgeführt.
http://www.dxradio-ffm.de/histo1968FM.htm

Aber daß das auch wirklich stattgefunden hat, glaube ich erst, wenn mir ein Zeitzeuge das bestätigt. Daß es nicht funktioniert haben kann (jedenfalls mit ND), dürfte wohl klar sein.
Saarländer (aus Elm)
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Re: ITU Stockholm Plan 1961

Beitrag von Saarländer (aus Elm) »

Die Liste hab ich damals gespendet und als ich sie 1989 gefunden habe, dachte ich schon, dass das wohl nur ein Fehler sein kann.
Jetzt, wo ich hier lese, dass das wirklich so koordiniert war, schwanke ich auch zwischen :rolleyes: und :kopf: .
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