OT: CD's in der DDR?

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baumbeisser

OT: CD's in der DDR?

Beitrag von baumbeisser »

Ich hatte dieses Wochenende mir die DVD "Good Bye Lenin!" reingezogen... Bin von diesem Film total begeistert!

Während des Films fragte ich mich auf einmal, ob es in der DDR ebenfalls CD's gab? Im Westen kamen ja die ersten Geräte 1979 heraus... Wie war das im Osten? Wurde da die CD ebenfalls eingeführt oder gab es dort sogar ein anderes digitales System?
Ehemaliger User

Geloescht

Beitrag von Ehemaliger User »

[Beitrag auf Wunsch des Users entfernt.]
Frankie

Re: OT: CD's in der DDR?

Beitrag von Frankie »

Stimmt Nicht. Ich kann mich erinnern, dass es 1988/89 in DDR-Plattenläden tschechische Klassik-CD's zu kaufen gab. Wenn gleich auch für sehr viel Geld...
radiohead

Re: OT: CD's in der DDR?

Beitrag von radiohead »

und waren diese Analogen Träger "Eigenproduktionen"? Also waren sie in der Form nicht mit den Westprodukten kompatibel?

Handydoctor

Re: OT: CD's in der DDR?

Beitrag von Handydoctor »

Analog bezieht sich bestimmt auf Schallplatte und Musikkassette.

Steffen_K1

Re: OT: CD's in der DDR?

Beitrag von Steffen_K1 »

Also ich hatte in der DDR keine CDs zu Gesicht bekommen.Weder in den Plattenläden oder Intershops.Die erste CD hatte ich gleich nach der Wende in Westberlin leibhaftig gesehen.Aber im Westfernsehen hatte ich Berichte über CDs sehen können.Die allererste Hifianlage mit eingebauten CD-Player ( die ich noch heute besitze, aber nicht mehr nutze) kaufte ich erst Ende 1993.Davor hatte ich nur analog.

Steffen
QTH: Lutherstadt Wittenberg (Sachsen-Anhalt)
Robert S.

Re: OT: CD's in der DDR?

Beitrag von Robert S. »

soweit ich mich erinnere hatten wir sowas auch nicht,es sei denn als schmugglerwahre aus dem westen

Radiowaves

Re: OT: CD's in der DDR?

Beitrag von Radiowaves »

Ich kann mich nur noch dunkel erinnern, um das Jahr 1988 in der CSSR CD-Player Marke Tesla (der zuständige HiFi-Produzent in der CSSR) gesehen zu haben. Preis? Keine Ahnung. Inhalt: vermutlich Philips-Technik oder irgendwas anderes "westliches". Ist ja auch nicht verwerflich, schließlich verbauen auch heute noch nur die ganz Großen der Branche eigene Laufwerke. Von RFT soll es einen CD-Player gegeben haben, bei eBay wurde letztens einer angeboten, möglicherweise aber auch "Nachwende-Produktion". Eterna, das DDR-Label für Klassische Musik, begann um das Jahr 1988/89 mit der Einführung von CDs, an entsprechende Informationen kann ich mich noch erinnern. Zu welchen Preisen diese angeboten werden sollten und worauf man sie abspielen sollte, bleibt unklar. Der Rundfunk der DDR erhielt die ersten CD-Player zum Senden um 1987 herum, ich kann mich daran erinnern, daß DT64 das komplette "Disintegration"-Album von The Cure von CD spielte und auch darauf hinwies. DAT-Recorder gelangten (wenn auch nicht in die Sendestudios) so um das Jahr 88 herum in den Rundfunk der DDR (und wurden zuallererst akribisch durchgemessen, man war halt neugierig...). Dann gab es blankes Erstaunen, übrigens auch über die Möglichkeiten, die in hochpreisigen (!) analogen Tapedecks westlicher Produktion steckten, so sie noch nicht verschlissen waren.

Kompaktkassetten gab es wohl schon seit den 60ern, die Produktion von 90er Kassetten wurde zwischenzeitlich eingestellt, so daß es nur noch 60-Minuten Kassetten gab, die auf Fe2O3- bzw. CrO2-Basis arbeiteten, aber so schlecht der IEC-Norm genügten, daß RFT beim Tapedeck H-MK D100 eine 4-Fach-Bandsortenumschaltung vorsah: IEC1, IEC2, DDR-Ferro, DDR-Chrome. Aus meiner Erinnerung heraus benötigten die zum Schluß 15 (fünfzehn!!!) DDR-Mark teuren Normalbandkassetten einen deutlich verringerten BIAS. Mit einem hochwertigen Pioneer-Deck von 1991 ließen sich diese Bänder gerade noch so einmessen, zuweilen quittierte der Einmeßcomputer jedoch mit "Error" seinen Dienst ;) . Waren sie eingemessen, mußte man einen Maximalpegel von vielleicht 6-10 dB unter dem westlicher Markenprodukte einkalkulieren - bei etwa 160 nWb/m Bandfluß war Schluß, dann fuhr das DDR-Band in die Sättigung. Ebenfalls unbefriedigend war die Konstanz der Beschichtung sowie deren Oberflächenrauhigkeit. Und: es geht die Geschichte, daß in den 70ern mal eine Charge Kassetten im Umlauf war, deren Gehäusemaße außerhalb der Toleranz lagen und die in manchen Geräten verkanteten oder klemmten...

Ob Lizenzgebühren an Philips für das Kompaktkassettensystem abgedrückt wurden, vermag ich nicht zu sagen. In Tapedecks der 80er Jahre fanden sich allerdings weitgehend Dolby B - kompatible Kompandersysteme (diskret aus vielen RC-Gliedern und OpAmps aufgebaut), die mangels Lizenz dann eben "RMS" (Rauschminderungssystem) oder "DNR" (Dolby bzw. Dynamic Noise reduction) genannt wurden. Leider waren die Systeme selten so präzise in ihren Zeitkonstanten und die Geräte schlecht auf die Bänder eingemessen, so daß es oft bei kritischem Tonmaterial zu Rauschfahnen kam.

Spulentonbandgeräte im gängigen 1/4"-Format und 19 cm/s kamen zuletzt aus der CSSR (Tesla B115 / B116), Plattenspieler wurden bis zur beinahe-Perfektion getrieben (mehrere Tangentialtonarm-Modelle, einer konnte sogar Leerrillen erkennen, so daß eine Titelprogrammierung möglich war). MM-Tonabnehmer im standardisierten 1/2"-Format kamen aus der CSSR (Tesla VM 2103) und der DDR (MS 26 SD vom Funkwerk Leipzig). Das Kassetten-Einmotoren-Servolaufwerk MU-300, das einerseits im Portable SKR700 für positives und im HiFi-Deck SK3930 für negatives Aufsehen sorgte, lieferte Sankyo zu. Ob die Teile dann in Lizenz gefertigt wurden, weiß ich nicht, in meiner SC1800 steckt ein echter Sankyo-Motor. Das Tonkopfproblem hat der VEB Magnetkopfwerk "Goldpfeil" Hartmannsdorf nie komplett in den Griff bekommen. Massive Azimut- und Phasenprobleme an seinem neuen Tapedeck H-MK D100 brachten meinem Patenonkel im Jahre 1987 einen traurigen Blick seitens eines RFT-Entwicklers vom VEB Stern-Radio Berlin sowie einen Sanyo(?)-Kopf aus dessen "geheimen Vorräten" ein...

Was Lautsprecherboxen betraf, gab es neben tönenden Mülltonnen (die Box "Carina" war AFAIR so ein Teil) auch das Kleinod namens BR25 (ohne "E"!). Die unscheinbare 2-Wege Baßreflexbox im Regalformat war klanglich ausgesprochen neutral und dynamisch und fand ihren Weg auch in einige Konzertsääle sowie ins Bachhaus Eisenach. Gefertigt wurde zwar im VEB Statron Fürstenwalde (der ist ansonsten durch Labornetzteile bekannt, auch im Conrad-Sortiment), die Chassisentwicklung erfolgte allerdings in Geithain. Und die Geithainer Firma MEG ist heute Studioausstatter, ihre Koaxialmonitore stehen in fast allen anständigen ARD-Studios (auch in den westlichen). Haben sich halt bei Blindhörtests unter den ARD-Tonmeistern durchgesetzt. MEG ersetzt wenns unbedingt sein muß auch noch die mit der Zeit brüchig werdenden Sicken der BR25-Boxen, die es auch in den Conrad-Katalog geschafft hatten. Wer es also unbedingt bezahlen will... ;)

Mikrofone der Spitzenklasse (wenngleich nicht fürs das "normale" Volk) baute man in Gefell. Noch heute kommen von http://www.microtechgefell.com hervorragende Mikrofone, die letztlich auf die Entwicklungsarbeit von Georg Neumann zurückgehen. Hier vor meiner Nase hängt noch ein UM70 Großmembran-Mikro, das sich hinter heutigen Produkten nicht verstecken muß.

Vinyl preßte die DDR selbst, zum Schluß auf einem Preßwerk, das die Japaner in der DDR aufgebaut hatten. Die Qualität einiger Pressungen ist so hoch, daß die Amiga-Alben westlicher Künstler (das "Graceland"-Album von Paul Simon wird gerne genannt, die "Bochum" von Grönemeyer dürfte jedoch auch unter diese Rubrik fallen) hohes Ansehen bei Freaks genießen. Eterna brachte noch vor 1989 Klassikpressungen in von Teldec lizensierter DMM (Direct Metal Mastering)-Technik heraus.
Der Rundfunk der DDR erhielt noch 1989/90 digitale Produktionsstudios, wenngleich die Sendestudios komplett analog liefen und viel von Schnürsenkel (ungarische Bandmaschinen der Firma Mechlabor, groß, schwer, digitales Zählwerk, 1/4" stereo Vollspur, Schicht innenliegend, 38 cm/s), einiges von Vinyl (ebenfalls Mechlabor-Plattenspieler) und halt zunehmend von CD gefahren wurde. Als Pulte fanden Einzelanfertigungen des Rundfunk-Forschungszentrums der DDR Verwendung. Noch heute klagen einige ARD-Leute angesichts massiver Probleme mit _heutiger_ Technik, daß die Grundlagenforschung des RFZ eben doch was gutes hatte...
Kay B

Re: OT: CD's in der DDR?

Beitrag von Kay B »

Also ich kann zu diesem Thema eigentlich nicht viel sagen, aber ich hab' im Internet auch mal CD-Player von RFT gesehen.

Soviel ich weiß, wurden selbige dann z.B. für Quelle produziert und dann unter dem Namen "Universum" verkauft.

DSR-Radios wollte man ja mal gar in der DDR herstellen:

http://www.deutsches-museum-bonn.de/exp ... ponat.html
Robert S.

Re: OT: CD's in der DDR?

Beitrag von Robert S. »

und warum das,um die 4 staatsender in digitaler qualität hören zu können :joke:

elchris

Re: OT: CD's in der DDR?

Beitrag von elchris »

Mei, auch bei uns im Westen, sogar im kapitalistisch erfolgreichen Bayern gab es ein Haus, das erst 1995 zur CD fand :D
Radiowaves

Re: OT: CD's in der DDR?

Beitrag von Radiowaves »

und warum das,um die 4 staatsender in digitaler qualität hören zu können

Wenn man die Regionalprogramme dazunimmt, kommt erklecklich viel mehr zusammen. Und was die Qualität angeht: versucht doch mal heute, über eine x-beliebige Popwelle Computerprogramme per Audio zu verteilen. Es dürfte scheitern, im digitalen Zeitalter mit seinem Hörfunk, der eine technische Qualität aufweist, die weit unter jeder HiFi-Norm liegt. Der DDR-Rundfunk kämpfte zwar mit Infrastrukturproblemen bei der Zuführung zu den Strahlern und teils mit alten (Regional)studios, aber mit Absicht LoFi wurde damals im Gegensatz zu heute nicht gefahren...
lupus

Re: OT: CD's in der DDR?

Beitrag von lupus »

@ baumbeisser: das es im "Westen" schon 1979 CD's gegeben hat, halte ich aber für ein Gerücht! CD`s gibts doch erst seit 1982! In der DDR gab es offiziell keine CD's. Zu Plattentauschmärkten konnte man aber Ende der 80er schon welche bekommen. Hatten aber ihren Preis, für "brothers in arms" legte ich ca. 1988 fast 250 Ostmark...
lupus
radiohead

Re: OT: CD's in der DDR?

Beitrag von radiohead »

@ Kay Bartholomäus

hey, diesen Technisat DSR-Empfänger habe ich immer noch in meinem Zimmer stehen WAHNSINN!!! Nur ist der bei mir in der Schweiz seit 2 1/2 Jahre nicht mehr in Betrieb... :-(

radiohead

Re: OT: CD's in der DDR?

Beitrag von radiohead »

@ lupus

also so viel ich weiss, hatte Philips 1979 ihren ersten CD-Player vorgestellt...

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