Digital-Radio geht in den USA auf Sendung

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Klausi

Digital-Radio geht in den USA auf Sendung

Beitrag von Klausi »

http://heisenews.de/newsticker/data/pmz-10.10.02-001/

In den Vereinigten Staaten hat das Zeitalter des terrestrischen digitalen Radios begonnen: Die US-Regulierungsbehörde für Telekommunikation, FCC, entschied am heutigen Donnerstag, dass US-Radiosender ihr Programm ab sofort auch digital ausstrahlen dürfen. Die Technik dafür kommt von iBiquity Digital, einem Unternehmen, das vor zwei Jahren aus den Radio-Technik-Anbietern USA Digital Radio und Lucent Digital Radio hervorgegangen ist und seither an der Entwicklung eines Standards für das digitale Radio gearbeitet hatte.

Bei der künftig genutzten IBOC-Technik (In-Band-On-Channel) werden die bisher von den Sendern belegten UKW- und MW-Frequenzen weiter verwendet. Zusätzlich zum analogen Radiosignal wird ein digitales Trägersignal auf der gleichen Frequenz abgestrahlt. So soll es auch weiterhin möglich sein, mit herkömmlichen Empfängern das analoge Signal zu empfangen. Neue Geräte müssen nicht gekauft werden. Jedoch gehen Analysten davon aus, dass die Nachfrage nach digitalen Radios wegen der bedeutend besseren Übertragungsqualität sehr groß sein wird. Die Radiostationen wird die digitale Sendeausrüstung durchschnittlich 75.000 US-Dollar kosten, die IBOC-Software-Lizenz soll für 3.000 US-Dollar zu haben sein. (pmz/c't)
Werner

Re: Digital-Radio geht in den USA auf Sendung

Beitrag von Werner »

Na also, das Ausland macht uns wie immer etwas vor. Genau DAS ist es, war in Dumm-Euroland einfach keiner machen will oder kann.
Ach ja, die Ami's haben auch einen ausgezeichneten AM-Sound, nur so nebenbei..... da mümmelt die Mittelwelle nicht so vor sich hin.

Warum aufregen. Lohnt nicht.
Brubacker

Re: Digital-Radio geht in den USA auf Sendung

Beitrag von Brubacker »

Na seht Ihr, die Amis kriegen's ja besser hin wie wir. Nix mit blöden Ensembles und nix mit L-Band. Einfach analog-digitaler Simulcast auf UKW, der die derzeitige Radioszene 1:1 abbildet und dann den nach der Abschaltung der analogen Signale neue digitale ermöglicht. Aber nö, bei uns fängt man mit dem blöden DAB an.
Ehemaliger User

Geloescht

Beitrag von Ehemaliger User »

[Beitrag auf Wunsch des Users entfernt.]
Wiesbadener

Re: Digital-Radio geht in den USA auf Sendung

Beitrag von Wiesbadener »

Das IBOC-System wurde in Deutschland abgelehnt. Angeblich aufgrund der hogen Senderdichte nicht realisierbar. Aber alleine die Tatsache, dass es bald kein weltweit einheitliches digitales Band mehr geben wird, spricht doch schon Bände...
Kay Bartholomäus

Re: Digital-Radio geht in den USA auf Sendung

Beitrag von Kay Bartholomäus »

Also diese Vorgehensweise - analog und digital erstmal simultan zu betreiben - ist schon nicht schlecht. Die Abwärtskompatibiltät des Farbfernsehens zum Schwarzweisfernsehen war ja auch förderlich um die bunte Fernsehwelt langsam aber sicher einzuführen.

Nur bevor ich dieses amerikanische System hochlobe, würde ich mich doch erst mal mit dieser Technik etwas genauer beschäftigen.

Denn immer wenn man irgendwas im "Huckepackverfahren" auf der analogen Frequenz verbreiten will, steht da meistens nicht viel Bandbreite zur Verfügung. Gerade beim Rundfunk wird das nicht so leicht sein. Beim TV sieht's da anders aus. Wenn man da 8 (bzw. 7) MHz zur Verfügung hat, läßt sich da audiomäßig noch was einbauen --> siehe NICAM in GB, DK, B...

Sollte da aber ein MP2 oder MP3 Stream mit 64 kB/s auf dem "Rücken" des analogen UKW-Signals liegen, würde ich das nicht gerade als Innovation beurteilen.
Terranus

Re: Digital-Radio geht in den USA auf Sendung

Beitrag von Terranus »

Ich kann nur sagen bis jetzt sind wir den Amis in den meisten technischen Normen voraus. GSM Netz, DVB-T (das US System ATSC ist ne Katastrophe). Ich kann mir nicht vorstellen, das man ne gute digitale qualität gleichzeitig mit analogem Signal anbieten kann.
Anders sieht´s mit der Nutzung des UKW Bandes aus. Hier in der Tat hat man bei uns völlig versagt. Man hätte vor 5 Jahren mit der Koordinierung von analogen UKW Frequenzen schluss machen müssen, und neue UKW Freq. für DAB nutzen können.
Brubacker

Re: Digital-Radio geht in den USA auf Sendung

Beitrag von Brubacker »

zu jkr:
Gleichwellennetze? Für was denn? Damit man ja keine Regionalsendungen mehr ausstrahlen kann! So ein Quatsch. Da ja bei digitalen Programmen nur noch neuartige Empfänger eingesetzt werden, werden die sich ihre neue Frequenz bei Abschwächung der alten von selbst suchen (auf einer Autofahrt z.B.). Für was denn da bitte Gleichwelle?
Kai

Re: Digital-Radio geht in den USA auf Sendung

Beitrag von Kai »

Ich bin ja kaum als DAB-Fan bekannt, aber Grund zum Jubel über IBOC besteht absolut nicht:

Zum einen bliebe uns der Frequenzverhau erhalten, wie schon gesagt wurde.

Zum anderen nähmen die Störungen bei Nachbarkanalbelegung noch zu. Bei den seit Anfang der 90er üblichen Koordinierungen in Europa ist KEIN Spielraum für diesen Digitalträger.

Die beste Chance am Digitalfunk, nämlich die Gleichwelle, wird von IBOC nicht genutzt.

Der Hauptgrund, aus dem die Amis mit unserem DAB nix anfangen können, ist folgender: Die US-Stationen betreíben in der Regel ihre Sender selber. Der Gedanke an Ensembles, Multiplexer und Zuführungsleitungen schreckt diese ab.

Davon abgesehen sind die Band-3-Frequenzen dort wohl nicht zu haben.

Das starre Ensemble-Konzept von DAB erweist sich in Europa als Hemmnis, in den USA als KO-Kriterium.
Alqaszar

Re: Digital-Radio geht in den USA auf Sendung

Beitrag von Alqaszar »

In den USA ist sowahl Radio und TV anders organisiert als in Europa. In den USA macht ein DAB-Ensemble keinen Sinn. Die Struktur dort verlangt nach einem IBOC-System.

Die "bessere Übertragungsqualität" kann man gerne anzweifeln. Wie bitte soll ein IBOC-Signal auf einem in den USA 10 kHz breiten Mittelwellenkanal aussehen?

Aber selbst auf UKW dürfte IBOC keine Datenraten bringen, die am Ende dem analogen UKW-Signal überlegen ist. Außerdem gilt für IBOC: Kein sauberer UKW-Empfang, kein sauberer Digitalempfang, allenfalls eine geringere Störungsanfälligkeit.

Letztendlich liegt es am Marketing, und genau hier liegen die Defizite des europäischen DAB-Systems. Technisch bieten sie dem IBOC-Sytem durchaus Vorteile.
gb

Re: Digital-Radio geht in den USA auf Sendung

Beitrag von gb »

Das UKW/MW Radio in den USA ist per Definition aufgrund von Frequenzabstand und Frequenzallokation störungsfrei. Daher schließt das IBOC-Sígnal Interferenzen kategorisch aus.

Der "Klanggewinn" kommt hauptsächlich AM-Sendern gut ins Geschäft. Sie spielen mit ihren ja überwiegend Wortprogrammen sozusagen klanglich "in der gleichen Liga" wie die Musiksender.

Fraglich ist jedoch, ob sich der "satte" AM-Sound in den USA tatsächlich durch das schmal wahrgenommene Klangsignal im Digitalradio beim Hörer - und auf den kommt es nur an - ersetzen läßt. AM-Radio gehört nach meiner Einschätzung in den USA als akustischer Genuß definiert, nirgends anders hört sich das Frequenzband, mobil wie stationär, so gut an.

Es fällt daher auf, daß die Argumentation sich nur um den "Klang" dreht, eine quantitative Erweiterung des Angebotes ist technisch somit nicht vorgesehen - und wohl aus Marktgründen ohnehin nicht realisierbar.

Für Deutschland verbietet sich das IBOC-Signal aufgrund der katastrophalen Frequenzverteilung von selbst. Im besten Fall führt die Summe der Aussetzer endlich zur lange überfälligen (digitalen) Stille im Äther. Und das wird man vermeiden wollen...
Sven

Re: Digital-Radio geht in den USA auf Sendung

Beitrag von Sven »

"Der Frequenzverhau bleibt, es kommen keine neuen Sender hinzu (wer schon analog da ist, der kann dann auch digital; der Rest schaut weiterhin, wo er bleibt; ergo: das Frequenzbesatzertum gewisser Anstalten hätte sich rentiert). Eine längst fällige Neuordnung?"

Das ist das Kern-Problem in Deutschland. Grundsätzlich halte ich den Weg, den die USA gehen, für sinnvoll. Denn sie haben diese oben zitierte x-fach Ausstrahlung von ein und dem selben Programm in ein und dem selben Sendegebiet nicht.

ICH HALTE ES FÜR EINEN SKANDAL, DASS ES KEINE FREQUENZBEREINIGUNG GIBT. AUF UNSEREM RADIO- "MARKT" GEWINNT NICHT DER BESSERE ODER BELIEBTERE, SONDERN DER KUNGELKÖNIG. EIN GRUND MEHR, WARUM DOOFLAND AUF DEM BESTEN WEG ZUR BANANENREPUBLIK IST.
jkr

Re: Digital-Radio geht in den USA auf Sendung

Beitrag von jkr »

zu Brubacker, 22.28 Uhr:

Du lehnst Gleichwellennetze ab, wegen der dann fehlenden Möglichkeit zur Regionalisierung. Dazu möchte ich bemerken, dass der Begriff "Regionalisierung" geradezu ein Totschlagargument für neue Netze und auch für eine Bereinigung in den vorhandenen Netzen. Man kann Regionalisierung unendlich weit treiben, so wie beim BR, der sowohl Bayern1 und Bayern2 in sechs Regionen unterteilt, wenns auch nur für maximal eine Stunde am Tag ist. Das kostet Frequenzen und bringt nicht viel. Die Medienanalysen gerade hier in Bayern zeigen klar, wo der Hörer die regionale Berichterstattung wahrnimmt, nämlich im örtlichen Lokalsender. Diese alle zusammengenommen, nehmen klar den 1. Platz vor Antenne Schwachsinn, Bayern1 und Antenne Schwachsinn2 alias Bayern3.

Daher meine Forderung: Wenn die öffentlich-rechtlichen Regionalberichterstattung betreiben wollen, dann sollen sie das auch. Aber alles zusammen in einem Programm, nicht in getrennten. Das hätte auch den Vorteil, dass die Schwaben mehr von den Oberfranken mitbekommen und die Mainfranken von den Oberbayern usw.

Sollte sich unser Rundfunkwesen im digitalen Bereich weiterentwickeln wollen, geht das nur so frequenzökonomisch wie irgendwie möglich. Und dazu sind Gleichwellennetze meiner Meinung die beste Möglichkeit, das umzusetzen.
Und dann noch: Vielfalt statt Einfalt! Mit dem derzeitigen einfältigen Programmangebot verliert der Hörfunk noch einen Teil der geringen Hörerschaft, die man sowieso nur noch hat.
Cornelius1999

Re: Digital-Radio geht in den USA auf Sendung

Beitrag von Cornelius1999 »

Die technische Radiolandschaft in der USA ist mit der europäischen nicht vergleichbar. So sind in großen schwach besiedelten Teilen der USA überhaupt kein UKW-Sender empfangbar. Dort brauchen die Leute um Radio zu hören die MW ( entsprechend gut ist sie auch )
Daher ist UKW in der USA immer Ballungsraum-Funk mit der Konsequenz, dass ein ressourcenschonendes SFN-Netz ( wie es von DAB bereitgestellt wird ) nicht benötigt wird.
Free Speech

Re: Digital-Radio geht in den USA auf Sendung

Beitrag von Free Speech »

Ich stimme den Vorrednern zu und kann aufgrund eigener Erfahrungen auch nur sagen, dass das Radio in den USA, aber auch in Italien oder den Niederlanden mehr Vielfalt bietet. Dabei liegt das nicht an Technik sondern an den hiesigen Strippenziehern, die diese -zigfach Versorgungen ermöglichen. Die amerikanische Digital-Technik scheint mir besser, weil man nicht neue Geräte kaufen muss. DAB ist wieder ein Versuch, den Leuten für fragwürdige "Verbesserungen" das Geld aus der Tasche zu ziehen. Aber solange sich in Deutschland an der politischen Großwetterlage nichts ändert, ändert sich auch an der Frequenzpolitik nichts.
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