Was ist Azimut?

[Stefan G.]

Ich kenne mich nicht sehr gut in Radiotechnik aus und würde gerne wissen was Azimut bedeutet.
Beispiel bei hr-online.de
SENDERNAME: Bingen --> Standort der Austrahlung
FREQ. (MHZ): 91.1 --> Frequenz
ERP (W): 320 --> Wattanzahl des Senders
AZIMUT: 40° --> ??
PROGRAMM: hr 3 --> Programmangebot

[KlausD]

Das ist der Winkel, den die Antenne abdeckt; hier eben 40 Grad ( ist Richtstrahlung - 360 Grad wäre Rundstrahlung ). In Bingen wird auch nur mit einem Antennenteil gestrahlt mit 7 Elementen horizontal.
Fotos übrigens unter http://www.sender-tabelle.de/frame_fotos.htm ( Hessen / Bingen-Rochusberg )

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http://www.lokalradio-rhein-main.de
http://www.wok-hessen.de
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[Stefan G.]

@KlausD: Also heisst 40° bei Bingen dass Richtung Norden (0°) und Nordosten (bis 40°) gestrahlt wird. Richtig?
Danke für die Info!

[KlausD]

Meinem bisherigen Kenntnisstand nach nicht. Nicht Richtung Norden, sondern die Antenne hat einen Öffnungwinkel von 40 Grad, um hier gezielt ( deshalb die nicht unbedingt häufigen 7-Elemente ) Richtung Rüdesheim, Geisenheim und Eltville zu strahlen. Dadurch kommt es hier auch zu Überreichweiten bis nach Wiesbaden und zur Main-Mündung ( hessische Seite gegenüber Mainz ). Deshalb hier auch die Richtstrahlung in Form einer "Keule". Hat nichts mit dem Kompass ( N = O Grad, S = 180 Grad usw. ) zu tun. Ist auch nicht ganz mein berufliches Gebiet; vielleicht kann ein Profis meinen Kenntnisstand bestätigen

[Namborner]

Unabhängig davon, ob die Azimutangabe nun Ausblendung oder Richtstrahlung bedeutet: Azimut (in der Geodäsie) von 0 Grad ist Norden, 90 Grad ist Osten, 180 Grad ist Süden und 270 Grad ist Westen.

[KlausD]

Dann hätte Stefan G. ja recht mit seinem posting von 13:54 Uhr
Laut Duden ist "Azimut" nur "eine bestimmte Winkelgrösse". Werde mich heute abend bei einem Antennenfachmann schlau machen, wie es hier zu verstehen ist.. Was lernen wir daraus: "Internet bildet !! "

[Saarländer (aus Elm)]

Azimut ist nicht der Öffnungswinkel, sondern die Ausrichtung einer Richtstrahlantenne relativ zu einer Bezugsrichtung, hier also wie vom Namborner erläutert, in Bezug auf Norden.

Die Antenne in Bingen ist also mit ihrem Strahlungsmaximum knapp nach Nordosten ausgerichtet (was auch hinkommt, denn sie soll ja das hessische Rheinufer versorgen).

Über den Öffnungswinkel sagt das nichts aus.
Der ist über die Punkte definiert an denen das Signal in Bezug zum Maximum um 3 dB (also auf die Hälfte) abgefallen ist. Daher nennt man das ganze auch Halbwertsbreite.

Hätte die Antenne z.B. einen Öffnungswinkel von 50°, dann lägen diese 3dB-Punkte bei 15° und 65° im Azimut.


P.S. : wenn das jetzt ein bisschen zu theoretisch war, liegt das daran, dass ich von Beruf Antennenmesstechniker bin.

[Andreas W.]

@Saarlaender:
Es gibt so manche Diagramme auf der ITU CD, die haben in manchen Richtungen 3dB Einzug. Ist das dann noch als Rundstrahlung zu bezeichnen, oder waer das schon gerichtet. Denn genau bei diesen Sendern wird oft Rundstrahlung angegeben und ich glaub auch kaum, dass sich solche theoretischen Diagramme in der Praxis so hinkriegen lassen.

[KlausD]

Danke Saarländer - ich sagte doch: Internet macht schlau . So genau habe ich es auch noch nicht gewusst !!

[Thomas (Metal)]

Frage an Saarländer (aus Elm):
Wie sieht es denn mit Nebenkeulen aus? Speziell wenn in eine Richtung garnicht gesendet wird dürfte das, sowie Reflektionen an den Tragwerken doch auch von Interesse sein.
Im Voralpenland ist seit der ORF1-Abschaltung (Nord-, bzw. West-Antennenfelder) zu beobachten, daß der Empfang (Zugspitze, E49) bei Regen oder hoher Luftfeuchtigkeit deutlich besser ist. Liegt es am Vertikaldiagramm, daß dann die ERP quasi über die Landschaft hinwegstreicht (normalerweise sind die Nullstellen einer Sendeantenne ja auch deswegen abgesenkt)? Außerdem sind in letzter Zeit vermehrt UHF-Antennen zu sehen die vertikal (!) polarisiert auf die Zugspitze ausgerichtet sind. Normalerweise ist ja eine falsch polarisierte Antenne bei schwachem Signal nicht gerade hilfreich.
Noch was: Wie sieht es denn bei der 7-Element-Yagi in Bingen aus, wenn die total vereist ist? Ich habe die Erfahrung bei einer normalen 8-Elemente-UKW-Yagi-Antenne gemacht, daß dann auf Grund des Eisansatzes in rückwertige Richtung besser zu empfang ist als in Hauptrichtung, bzw. die Empfangsrichtungen kehren sich genau um. Würde dann in Richtung Bad Kreuznach und nicht mehr in den Rheingau gesendet werden? Andere Bauformen sind da ja nicht so anfällig (oder Yagi in ein Radom einbauen und beheizen...).

[Thomas (Metal)]

Noch eine Anmerkung: Zur Zugspitze besteht dort Sichtverbindung, Reflektionsempfang, außer vielleicht an anderen Alpengipfeln, scheidet somit aus.

[Erich]

@ Thomas

Von einer "Schubumkehr" bei Yagis habe ich noch nie gehört, kann ich mir physikalisch auch nicht vorstellen. Wann immer die Ausrichtung meiner "beheizten" Zimmeryagi nicht mit der Senderrichtung übereinstimmt, ist ein mindestens gleichstarker Sender auf gleicher Frequenz im Spiel, der im Idealfall im 90°-Winkel ausgeblendet werden kann. Was dann noch vom gewünschten Signal übrig bleibt, sind wohl weniger Nebenkeulen, sondern Reflektionen aus der unmittelbaren Umgebung.

Beispiel: Ein 2m-OM berichtete von ungewöhnlichen Empfangsrichtungen, wenn er seinen schmalbündelnden Langyagi auf einen nahegelegenen zylindrischen Industrietank richtet. Die Reflektion an dieser konvexen Oberfläche ermöglicht ihm so mit Auslenkungen von nur wenigen Graden ein fast 270°-Empfangsbereich! (Man erinnere sich: "Einfallswinkel = Ausfallswinkel"). So kann ich mir auch erklären, daß sich die Empfangsrichtungen Deiner Richtantenne bei Eisbildung lehrbuchswidrig verhalten, aber nicht weil SIE, sondern weil die Umgebung (Dachflächen, Hauswände, etc.) vereist ist.

[Kay Bartholomäus]

Für alle Sendenatennen-Hungrige:

http://home.t-online.de/home/dieter.now ... /hordg.htm

http://home.t-online.de/home/dieter.now ... vertdg.htm

(Homepage: http://home.t-online.de/home/dieter.now ... mepage.htm).

Dort werden die Strahlungsdiagramme vom Sender Leipzig-Wiederau mathematisch "verdaut".

Die Seiten sind echt nett gemacht. Es lohnt sich auch mal über die Homepage die anderen Seiten über Sendeantennen usw. reinzuziehen. Ist echt nett mit vielen Bildern von einem pensionierten und passionierten Antennen-Ingenieur gestaltet.

Viel Spaß

[Kay Bartholomäus]

Sorry, beim Homepage-Link wurde die Klammer mit einbezogen. Also nochmal:


http://home.t-online.de/home/dieter.now ... mepage.htm

[Stefan G.]

Was mir aufgefallen ist: In Frankreich senden Sender z. B. so:
X-Stadt; X-Sender; 0°-90° 0.1 KW, 90°-100° 0.09KW, 100°-200° 0.2 KW, 200°-300° 0.1 KW, 300°-360° 0.2 KW.

Warum denn das?
An den Grenzen zu Nachbarländern kann ich das verstehen aber zum Beispiel mitten im Land in Nancy.