Abgebaute TV-Füllsender

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RheinMain701

Abgebaute TV-Füllsender

Beitrag von RheinMain701 »

Wundert mich, dass es dazu noch kein Thema gibt.

Mir ist soeben aufgefallen, dass der ehemalige Füllsender Marienthal/Pfalz vollständig abgebaut wurde. Auf den alten Luftbildern von 2012 sieht man ihn noch, auf den Luftbildern von 2016 nur noch Reste des Senderhäuschens. Der ist also vollständig weg. Wundert mich etwas, da man sich in der Gegend immer wieder über schlechten Handyempfang und langsames Internet beschwert, aber anscheinend hat sich der Standort nicht gelohnt.

Gesendet wurde von dort mal ARD-SWR K52, ZDF K48 und SWR-RP K58. Die ARD sendete mit sagenhaften 1,5 Watt, die anderen Programme mit 2 Watt. Marienthal/Pfalz liegt am Fuße des Donnersberg und der geht dort eigentlich auch als absolute Ortssender, allerdings steht der Donnersberg sich in gewissen Winkeln des Ortes selbst im Weg und dort dürfte es übelste Verzerrungen gegeben haben, daher auch der Füllsender.

Kennt jemand weitere Beispiele? Über die Suchfunktion findet man noch einzelne Beiträge zu dem Thema, aber eben kein gesammelter Faden.
elchris

Re: Abgebaute TV-Füllsender

Beitrag von elchris »

Das Thema war mir lange Zeit nicht erschlossen bis ich angefangen habe bei schönem Wetter zu Sendestandorten auch von Mobilfunk zu wandern und bemerkt habe wieviele ehem. Fernsehfüllsender heute Mobilfunk tragen (am Mast steht dann noch gern der BR als Inhaber des Standortes).

Bekannt ist mir z.B. der Standort "Mainburg" - der neue BR Standort für DAB+ ist NICHT der alte Füllsender, den gibt es nicht mehr.
MainMan

Re: Abgebaute TV-Füllsender

Beitrag von MainMan »

Im Bereich Südhessen / Odenwald hat der hr einige seiner TV-Umsetzer nach der Analogabschaltung 2006 zurückgebaut.
Dazu zählen Erbach und Unter-Schönmattenwag, beide sind vollständig verschwunden. Andere wie z.B. Beerfelden oder Grasellenbach werden heute für Mobilfunk genutzt.

Im badischen und hessischen Odenwald waren topographisch bedingt einige Dutzend Füllsender aktiv, wenn ich mal irgendwann Zeit habe, könnte ich zusammentragen, was mit denen im Einzelfall geschehen ist.
Als Faustregel kann man sagen: Dort, wo sich keine Nachnutzer gefunden haben, wurden die TVUs zurückgebaut.
Martin S.

Re: Abgebaute TV-Füllsender

Beitrag von Martin S. »

Schau mal hier http://www.saschateichmann.de/tvmap nach, da gibts ne Übersicht mit alten TV Umsetzern.
Wolfgang R

Re: Abgebaute TV-Füllsender

Beitrag von Wolfgang R »

Hier bei uns in SDR-Land beteiligte sich der damalige SDR nicht an TVU. Deshalb gab es in der Regel auch kein SDR1 sondern nur ZDF und S3.

Die TVU wurden von den Gemeinden gestellt, diese bezahlten auch den Strom und die DBP betrieb das Ganze - war ja sonst damals gar nicht anders erlaubt.

Dank der DBP war Mobilfunk sehr schnell mit drauf und mit Untervermietung an D2privat und Eplus erwirtschaftete man dann den Deckungsbeitrag für den D1-Standort.

Die Antennen wurden kurz nach dem ATO abgebaut, nun ist Mobilfunk Hauptnutzer. Ist bei mindestens 20 TVU hier im Umkreis so, ich kenen keinen, der abgebaut wurde.

Wolfgang
RalphT

Re: Abgebaute TV-Füllsender

Beitrag von RalphT »

Martin S. hat geschrieben: Schau mal hier http://www.saschateichmann.de/tvmap nach, da gibts ne Übersicht mit alten TV Umsetzern.
Geile Seite! So etwas hatte ich schon immer gesucht.
ExKetscher

Re: Abgebaute TV-Füllsender

Beitrag von ExKetscher »

Ich berichte mal von den Standorten in meiner unmittelbaren Nachbarschaft:

-Carlsberg Hertlingshausen: nur noch ein nackter Mast, Mobilfunk kommt von einem anderen Standort beim Wasserturm

-Altleiningen: das müsste ich mal im Detail anschauen, soweit ich weiß hängt da jetzt Mobilfunk dran

-Kleinkarlbach: wird noch als Füllsender für RPR Eins und -soweit ich weiß- für Mobilfunk verwendet
Wellenjaeger

Re: Abgebaute TV-Füllsender

Beitrag von Wellenjaeger »

RheinMain701 hat geschrieben:Die ARD sendete mit sagenhaften 1,5 Watt, die anderen Programme mit 2 Watt.
Konnte man die bei solchen Leistungen in dem Ort seinerzeit wirklich "schneefrei" empfangen?
Optimierer

Re: Abgebaute TV-Füllsender

Beitrag von Optimierer »

Hier im Südwesten von Hannover (Weserbergland) wurden eigentlich alle ehemaligen DBP-Umsetzer "nackt gemacht", also von den TV-Antennen befreit. Ca. die Hälfte davon trägt heute Mobilfunkantennen, die andere Hälfte ist nach wie vor "nackt". Einige ehemalige NDR- und WDR-Umsetzer tragen jedoch nach wie vor Ihre VHF-Sendeantennen und auch die TV-Ball-Empfangsantennen, so z.B. Luhden (NDR, nur wenige 10m von der A2 aus zu sehen auf der Südseite zwischen Grenze NRW/NDS und AS Bad Eilsen) und Bad Münder (WDR, ca. 3km südwestlich von Bad Münder im Wald).
RheinMain701

Re: Abgebaute TV-Füllsender

Beitrag von RheinMain701 »

Wellenjaeger hat geschrieben: Konnte man die bei solchen Leistungen in dem Ort seinerzeit wirklich "schneefrei" empfangen?
Mit Dachantenne sicher. Auf Zimmerantennen o. ä. hat man damals bei der Versorgungsplanung keine Rücksicht genommen.

Hab übrigens noch ein Bild von Marienthal mit dem Sendemast im Hintergrund gefunden: https://commons.wikimedia.org/wiki/File ... 5.2010.jpg Wenn man reinzoomt, sieht man den Füllsender ziemlich genau mittig im Bild, links neben dem Trafohäuschen. Das oben ist übrigens schon das nächste Dorf, Ruppertsecken, das nochmal 200 Meter über Marienthal liegt. Die Funzel stand damals kurz vor dem Ortseingang von Ruppertsecken. Dort oben brauchte man den Füllsender nicht (man kann zum Donnersberg rüberspucken) aber zur Versorgung von Marienthal ist der Standort wohl das beste, was man nehmen konnte.

Auf dem Bild sieht man übrigens sogar eine UHF-Antenne, die auf genau den Füllsender ausgerichtet ist. UKW-mäßig geht dort außer Donnersberg noch der Feldberg ganz passabel, der dürfte aber auf VHF/UHF schon deutlich zu weit entfernt gewesen sein.
Shortwaveservice

Re: Abgebaute TV-Füllsender

Beitrag von Shortwaveservice »

Der Mast in Hermeskeil ist auch weg.
Rolf, der Frequenzenfänger

Re: Abgebaute TV-Füllsender

Beitrag von Rolf, der Frequenzenfänger »

Die 2W-Funzel Hilzingen-Riedheim (ARD E36H) wurde abgebaut. Hat vermutlich eh' keiner genutzt, da sie viel zu spät kam (1986 oder so). War nur ein Ärgernis für die Nutzer von HF-Modulatoren...
sup2

Re: Abgebaute TV-Füllsender

Beitrag von sup2 »

Konnten diese Füll-TV-Sender eigentlich auch so etwas wie "Überreichweiten" erzielen ?
Ich frage, weil ich vor einiger Zeit mal einen solchen Standort besucht habe. Von dort aus hatte man einen sehr guten Blick, bis zu 60 Kilometer. An Standort selbst war man aber nur mit 10 Watt aktiv, für 3 kleine Orte. Aufgrund der Höhe und der guten Fernsicht müsste aber mehr zu schafffen gewesen sein.
jkr 2

Re: Abgebaute TV-Füllsender

Beitrag von jkr 2 »

sup2 hat geschrieben: Konnten diese Füll-TV-Sender eigentlich auch so etwas wie "Überreichweiten" erzielen ?
Ich frage, weil ich vor einiger Zeit mal einen solchen Standort besucht habe. Von dort aus hatte man einen sehr guten Blick, bis zu 60 Kilometer. An Standort selbst war man aber nur mit 10 Watt aktiv, für 3 kleine Orte. Aufgrund der Höhe und der guten Fernsicht müsste aber mehr zu schafffen gewesen sein.

Im Prinzip war dies sicherlich möglich, aber es war nicht erwünscht, da der Frequenzbedarf für alle Füllsender erheblich war, und die einzelnen Kanäle relativ dicht wieder verwendet wurden. Ermöglicht wurde dies zum einen durch eng begrenzte Richtstrahlung, sowie durch Reichweitenbegrenzung durch Downtilt der Antennen. Man wollte ja in einzelne Täler hineinkommen und nicht darüber hinwegsenden.
Beispiele: Rattenberg und Stallwang sind keine 10 km voneinander entfernt und trotzdem wurde für das Bayerische Fernsehen derselbe Kanal hergenommen (Stallwang auf dem Bergrücken, der dort Rattenberg wie jetzt auch bei DAB+ abschattet). Am Hohen Bogen mußte am Sendeturm eine eigene Füllsenderantenne mit Downtilt installiert werden, weil die Hauptantenne einfach über Furth im Wald hinweg blies.
Jens1978

Re: Abgebaute TV-Füllsender

Beitrag von Jens1978 »

sup2 hat geschrieben: Konnten diese Füll-TV-Sender eigentlich auch so etwas wie "Überreichweiten" erzielen ?
Ich frage, weil ich vor einiger Zeit mal einen solchen Standort besucht habe. Von dort aus hatte man einen sehr guten Blick, bis zu 60 Kilometer. An Standort selbst war man aber nur mit 10 Watt aktiv, für 3 kleine Orte. Aufgrund der Höhe und der guten Fernsicht müsste aber mehr zu schafffen gewesen sein.
Wenn man sich überlegt wie und warum Überreichweiten entstehen, kann man die Frage denke ich recht gut beantworten. Überreichweiten entstehen, da die Erde gekrümmt ist und die Sendeleistungen der Grundnetzsender so stark waren, dass die Freiraumdämpfung quasi bei den uns bekannten Entfernungen keine Rolle spielten. Überreichweiten bewirken nun, dass die, aufgrund der Erdkrümmung über uns im Himmel vorhandenen Senderfeldstärken wieder auf den Boden zurückreflektiert werden. Je stärker dieser Effekt, desto stärker die Überreichweite. Demnach gibt es an sich keine echten Überreichweiten in dem Sinne, dass die Entfernung bzw. die maximale Entfernung zum Senderstandort durch Wetterphänomene erhöht wird, denn es wird lediglich Sendeenergie umgelenkt. Füllsender hatten allerdings jeweils sehr wenig Sendeleistung, womit bei großen Entfernungen in der Atmosphäre schon gar nichts mehr vorhanden war, was hätte reflektiert werden können. Allerdings kann es vorkommen, dass beim Empfang eines schwachen Signals eines Umsetzers, zum Beispiel hinter einer leichten Erhebung, wodurch der Senderstandort nicht mehr sichtbar ist und leicht abgeschwächt wird, durch sehr lokale Wetterereignisse sich zum Beispiel auf einer Wiese eine leichte Inversionslage entwickelt und so das Signal leicht über den Berg bzw. den Hügel gebeugt wird. Dieses Phänomen hatte ich in QTH2 immer mit dem Sender Wickede mit den Programmen BRT TV1 K47 und RTBF 1 K59, Sendeleistung ca. 30W gehabt. Direkte Sichtverbindung war nicht gegeben, da ein ganz leichter Hügel in ca. 2 km Entfernung dazwischen lag. Bei einem Gewitterschauer, wobei danach auch alles feucht und warm war, hat sich auf den Feldern eine leichte Inversionsschicht aufgebaut. Dadurch wurden die Signale besser über den Hügel gebeugt. Der Pegel stieg marginal an, aber wirklich nur marginal, vllt. 2-3 dB. Der Effekt hielt dann meist so eine halbe bis maximal eine Stunde an, je nachdem wie schnell es wieder komplett abtrocknete.
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