Elbtaler20 hat geschrieben: ↑Do 1. Apr 2021, 17:51
Hallo Chris BLN,
Du bist wirklich aus der Zeit gefallen mit Deinen Auslassungen über den Osten Deutschlands. In Deinem Text zuvor spiegelt sich leider die jahrzehntelange Meinungsmache und Rechthaberei von Medien in der alten Bundesrepublik wieder.
Das sind dann also die Medien, die man unbedingt vor 1989/90 empfangen wollte, für die man riesigen Aufwand mit Antennengemeinschaften etc. trieb...
Sorry, ich kanns ja nachvollziehen, dass Wahrheiten mitunter unangenehm sind, aber dennoch sind sie keine "Meinungsmache" und keine "Rechthaberei". Man sollte Fakten nicht mit Meinungen verwechseln.
Elbtaler20 hat geschrieben: ↑Do 1. Apr 2021, 17:51
Wo nimmst Du denn sonst her, das die im Osten sowieso keine Coronaregeln einhalten ?
Zum Beispiel aus meinem familiären Umfeld. Ich bin nämlich zufällig Ostdeutscher. Ich darf mir seit einem Jahr anschauen, wie mit den Corona-Regeln umgegangen wird. Wie dagegen protestiert wird, schon aus Prinzip, weil man ja "gegen den Staat" ist - gegen den Staat, den man 1989 mit aller Macht haben wollte. Wie die jeweils geltenden Regelungen ausgetrickst werden. Wie Horden von Kindern und Jugendlichen gemeinsam herumlungern in Lockdown-Zeiten. Wie die Nachbarn Besuch empfingen und Party feierten in Lockdown-Zeiten. Ich habe in meinem Umfeld Menschen mit Kontakt in ostdeutsche Provinzen. Dorthin, wo die Leute sagen "wieso sollten wir Corona bekommen, wir sind doch gesunde Deutsche". Und ich sehe die Inzidenzen. Die sind natürlich auch frei erfunden, klar, ich weiß. Inzidenzen entstehen ja erst durchs Testen und so.
Elbtaler20 hat geschrieben: ↑Do 1. Apr 2021, 17:51
Lies das Telefoninterwiew von Herrn Haselhoff doch mal richtig durch.
Hab ich doch...
Ich weiß aber auch, was die politische Rechte (ich meine jetzt ausdrücklich nicht die Rechtsextremen!) mit "Bildungsauftrag und Grundversorgung" meinen: ein bis auf die Knochen abgespecktes Programmangebot, das so unattraktiv ist, dass es niemand mehr nutzen mag. Man will da möglichst alles, was in irgendeiner Weise attraktiv ist, raus haben, damit es von kommerziellen Anbietern besser bespielt werden kann. Dazu kommt, dass man den öffentlich-rechtlichen Journalismus nicht so sehr mag im Osten, weil er eben auch über das berichtet, was man dort besser unter den Teppich kehren würde. Hier darf man aber Ursache und Wirkung nicht verwechseln und statt einen Kampf gegen die Öffis zu führen, sollte man im Osten endlich mal Strategien entwickeln und umsetzen gegen bestimmte "Alltagsnormalitäten", die in einer zivilisierten Gesellschaft keine Alltagsnormalitäten sein dürfen und die auch international für gewise Aufmerksamkeit sorgen.
Dieses sich der vermeintlichen ostdeutschen Volksseele anbiedernde Gejammer der Ostpolitik kotzt mich an. Das ist ein Schlag ins Gesicht eines jeden anständigen Menschen, der in Ostdeutschland geboren wurde oder dort noch lebt.
Elbtaler20 hat geschrieben: ↑Do 1. Apr 2021, 17:51
Müssen denn ARD und ZDF immer mehr Geld für den über uns hereingebrochen Krimi -Tsunami erhalten ?
Ich selbst bin weder Nutzer von Sportübertragungen noch von Krimis und finde die Krimi-Flut auch auffällig und den Zustand für verändernswürdig, ums mal vorsichtig zu bezeichnen. Dafür fehlen seit Jahren mehr und mehr z.B. im Hörfunk solide Sendungen für kulturelle Nischen. Und Hörfunk ist weitaus kostengünstiger als TV. Alleine für die Tatort-Produktionen gehen monatlich ca. 14 Cent aus jedem Rundfunkbeitrags-Haushalt drauf. Mit jährlich (!) ca. 10 Cent schlägt der Betrieb des ARD-Hörfunktransponders zu Buche - und der ist gefährdet. Allein diese Relation... Oder: ein Tatort (es gibt Quellen, die ca. 1,6 Mio. EUR Produktionskosten angeben) kostet so viel Geld, dass man die in den vergangenen Jahren aus "Kostengründen" eingesparten gehaltvollen Sendungen in bestimmten Hörfunkwellen sofort wiederbeleben könnte. Man will das aber gar nicht - und das ist das eigentliche Problem und es ist nicht über den Geldhahn zu beheben. Der von Haseloff eingeschlagene Weg beschleunigt nur den kulturellen Abbau (wieder mit Verweis auf "Kostengründe"), während die Krimis dabei kaum angetastet werden dürften. Die sind nämlich Quotenbringer.
Hier müssen ganz andere Maßnahmen her und es müssen andere gesellschaftliche Gruppen eine Führungsrolle einnehmen. Die Politik hat ja keinen direkten Einfluss auf die Programminhalte, was auch prinzipiell gut so ist.
Elbtaler20 hat geschrieben: ↑Do 1. Apr 2021, 17:51
In den 2 Sendern mit seinen Ablegern gibt es inzwischen mehr Morde als in der bundesdeutschen Wirklichkeit.
Da stimme ich mit Dir offenbar überein. Ich konnte in vor-Corona-Zeiten (derzeit ist das eh tabu) nicht ins Wohnzimmer meiner wirklich netten Nachbarn, weil da ab 20:15 bis Mitternacht gefühlt durchgehend öffentlich-rechtlich gemordet wird. Ich vertrage sowas nichtmal, wenns im Hintergrund läuft.
Elbtaler20 hat geschrieben: ↑Do 1. Apr 2021, 17:51
Wieso geht es so wenig um niveauvolle Allgemeinbildung und Unterhaltung in den Programmen ?
Möglicherweise, weil man glaubt, dass das unbeliebt wäre bei den Zuschauern?
Wobei: wer sucht, findet auch. Es gibt Naturdokus - auch viel aus Ostdeutschland und teils wirklich richtig gut gemacht. Es gibt Portraits von Regionen und Menschen (auch über Ostdeutschland), Portraits über Menschen und Unternehmen (auch aus Ostdeutschland), Sendungen über Heimatgeschichte. Gerade mal geschaut, was sich bei mir als nicht-TV-Geräte-Besitzer so angesammelt hat an Filmen aus der ARD und ZDF mit Ostbezug:
- ein Stadtportrait meiner Heimatstadt von 73 Minuten Länge vom MDR
- zwei weitere Stadtportraits meiner Heimatstadt von je 30 Minuten Länge vom MDR
- ein Zweistünder über das DDR-Plattenlabel AMIGA vom MDR
- 38 Minuten von 3sat über die Heimcomputerszene der DDR
- 43 Minuten über das Eisenbahnsystem in der DDR vom ZDF
- 90 Minuten über den Depeche-Mode-Kult in der DDR vom MDR
- 45 Minuten über das Fernsehgerätewerk Stassfurt vom MDR
- 45 Minuten über DT64 vom MDR
- 43 Minuten über das Funkhaus Nalepastraße vom RBB
- 44 Minuten über das einstige Industrieareal Berlin Oberschöneweide (nicht weit von meinem aktuellen Wohnort weg) vom RBB
- Mitteldeutschland unterm Hakenkreuz - Teil 1 und 2, je 44 Minuten (es gab vergleichbare Produktionen für andere ARD-Anstalten)
- Deutschlands wilde Küste - Vorpommerns Naturwunder 87 Minuten
- Die Elbe von oben (2 Teile, je 90 Minuten)
- Die Saale von oben - MDR 90 Minuten
- Wasserwandern auf verschlungenen Wegen im Müritz-Nationalpark - NDR, 59 Minuten
- Wildes Deutschland - Der Thüringer Wald, 43 Minuten
- Orte der Arbeit - zwei geniale Dokus über einstige DDR-Betriebe und ihren Weg bzw. ihr Ende, MDR, je 45 Minuten
- Portrait eines regionalen Künstlers aus meiner Heimat, 30 Minuten (MDR)
- Portrait eines landschaftlich / kulturell bedeutsamen Ortes nahe meiner Heimatstadt, 30 Minuten (MDR)
- Portrait der Deutschen Werkstätten Hellerau, 45 Minuten (MDR)
- Zuglegende VT18.16 soll zurückkehren, 30 Minuten (MDR)
- Der Inselsberg - Rennsteig, Rundfunk und große Pläne, 45 Minuten (MDR)
- Portrait einer landschaftlich herrlichen Region in meiner Heimat, 30 Minuten (MDR) - ohne auch nur eine Erwähnung, dass dort teils über 60% AfD gewählt haben
Soviel kann man sich doch gar nicht anschauen!
Elbtaler20 hat geschrieben: ↑Do 1. Apr 2021, 17:51
Wieso wird unser hart erarbeitetes Gebührengeld immer zur Bedienung von Einschaltquoten verwendet ?
Wird es nicht immer, aber wird es aus meiner Sicht zu oft. Daran ändert man aber nichts, wenn man der moderaten Erhöhung des Rundfunkbeitrages (nach zig Jahren!) nicht zustimmt. Damit macht man genau diesen Zustand noch schlimmer - und ich gehe davon aus, dass das Absicht ist.
Elbtaler20 hat geschrieben: ↑Do 1. Apr 2021, 17:51
Und Herr Haselhoff hat recht, wenn er sagt, das der Osten zu wenig in der zentralen Organisation von ARD und ZDF vorkommt. Die nackten Zahlen nennt er. Das hat zur Folge, das die Bericherstattung,, Meinungsbildung und das Ausgeben unseres Geldes sehr weit westlich entschieden wird.
Das ist doch Quark. Es entscheidet niemand im Westen, worüber der MDR berichtet. Was in den MDR-Ländermagazinen läuft, ist deren Sache. Was in MDR Aktuell läuft, ist deren Sache. Was im MDR-TV geschunkelt wurde, war deren Sache. Dass der MDR-Hörfunk von Anbeginn an einer öffentlich-rechtlichen Anstalt unwürdig war und ist, ist auch Sache des MDR. Der MDR beteiligt sich halt gleichberechtigt an Gemeinschaftsaufgaben - genau wie es hr, WDR, SWR und die anderen Anstalten auch tun.
Ob sie im Saarland oder in NRW meckern, weil der KiKa in Erfurt produziert wird? Was soll diese affige "Meins! Meins!"-Haltung? Der MDR leistet sich sogar eine eigene Hauptnachrichtensendung, statt die Tagesschau zu übernehmen.