KEF: ARD und ZDF sollen SD-Signale über Astra bis 2020 einstellen

Das Radioforum. Hier dreht sich alles um die technischen Seiten des Radio- und TV-Empfangs.
Spacelab
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Re: KEF: ARD und ZDF sollen SD-Signale über Astra bis 2020 einstellen

Beitrag von Spacelab »

Der gemeine Zwangsgebührenzahler bezahlt den Radiotransponder offiziell ja gar nicht. Er bezahlt die für ihn zuständige Rundfunkanstalt und diese bezahlt für einen Platz auf dem Radiotransponder obwohl die Kasse eh schon leer ist. Denn die große Kohle floss und wird immer ins Fernsehen fließen. Die Radioanstalten würden aus dem Feiern nicht mehr heraus kommen wenn sie auch nur die Hälfte des Budgets vom TV bekommen würden.

Ich kann beide Seiten sehr gut verstehen. Natürlich ist es blöd wenn man etwas weggenommen bekommt was man als Gott gegeben empfunden hat und was vielerorts fest etabliert ist. Allerdings frage ich mich da ja immer "Leute was habt ihr denn vor dem Radiotransponder gemacht?" :confused: Leider habe ich aber auch schon mehrfach ungefiltert die Parole "Sparen! Sparen! Sparen!" bei den ARD Radios um die Ohren gehauen bekommen. Und da tut es nahezu null komma gar nicht weh die Ausstrahlung wieder auf das eigentliche Sendegebiet zu beschränken für das ich auch einen Versorgungsauftrag habe und für das ich bezahlt werde. Als (beispielsweise) BR bin ich nicht dafür zuständig Opa Ernst in Hamburg mit Ufftata Musik zu bespaßen. Und erst recht bin ich nicht dafür zuständig Kabelnetzbetreibern mein Programm zur Verfügung zu stellen damit die ihre zahlenden Kunden nicht verärgern.

Ich möchte nochmals betonen das ich das was die ARD menschlich/moralisch da abzieht als eine Sauerei empfinde. Leider kenne ich aber auch aus erster Hand den Sparzwang der Radiostationen und kann das Handeln auch ein Stück weit verstehen. Richtig absurd wird es dann aber wieder wenn man weiß das es bei der ARD für alles einen extra Geldtopf gibt und man beim besten Willen nicht einfach irgendwo was abzweigen kann und darf um etwas anderes zu finanzieren. Deswegen sind in der Vergangenheit schon Köpfe gerollt.
Chris_BLN
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Re: KEF: ARD und ZDF sollen SD-Signale über Astra bis 2020 einstellen

Beitrag von Chris_BLN »

Spacelab hat geschrieben: Sa 26. Jun 2021, 17:25Allerdings frage ich mich da ja immer "Leute was habt ihr denn vor dem Radiotransponder gemacht?"
Kann ich Dir sagen: da habe ich ADR genutzt und war froh, dass meine damals präferierten Programme von Anstalten kamen, die wussten, dass der Encoder bei joint stereo mackig ist und ihn in linear stereo laufen hatten: BR, RBB, NDR. BR für Bayern 2, RBB für Radio Eins (damals ohne UKW-Processing!), NDR für die Popkultursendungen auf NDR 4 / NDR Info. Unser Kabelnetz speiste damals auch etliches von ADR auf UKW ein, auch auf diesem Weg hätte es was gegeben, wenn auch nicht so viel wie jetzt und wenn auch in oft lausiger Qualität wegen schlechter UKW-Frequenzplanung. Aber ich hatte damals ja auch an diesem Ort eine Satantenne. Die kam erst weg, als ich das, was ich darüber geholt hatte / hätte, via Hörfunktransponder auch im Kabel zu haben war.

Vor ADR hatte ich Astra analog und es war eine üble Zeit zwischen dem Ende des für mich brauchbaren Rundfunks am damaligen Wohnort (das Ende kam Ende 1991) und dem Zugriff auf das gesamte ARD-Angebot. Klar gab es Bayern 2 auch damals auf UKW (wie zu DDR-Zeiten vom Ochsenkopf geholt), aber die Qualität war nicht allzu gut, genauer: sie war stressig beim Anhören.
Spacelab hat geschrieben: Sa 26. Jun 2021, 17:25 Leider habe ich aber auch schon mehrfach ungefiltert die Parole "Sparen! Sparen! Sparen!" bei den ARD Radios um die Ohren gehauen bekommen.hon Köpfe gerollt.
Das merkt man ja auch sehr massiv in den Programmen. Gerade deshalb brauche ich den Zugriff auf alle ARD-Programme, um mir wenigstens noch das zusammenstellen zu können, was mich anspricht. Mit den "Heimatanstalten" an beiden Wohnorten wäre ich komplett aufgeschmissen.
Spacelab hat geschrieben: Sa 26. Jun 2021, 17:25 Und da tut es nahezu null komma gar nicht weh die Ausstrahlung wieder auf das eigentliche Sendegebiet zu beschränken für das ich auch einen Versorgungsauftrag habe und für das ich bezahlt werde.
Dann sollen sie das auch beim Fernsehen machen. Also runter damit von Satellit außer dem Ersten und den Zusatzprogrammen. Alle Dritten nur noch im jeweiligen Sendegebiet - also DVB-T2 - aber dann bitte dort auch alle nicht regional richtigen Dritten rausnehmen. Das wäre ein Spaß... da wäre was los. Aber das ist ja Fernsehen. Das ist ja viel teurer als Radio. Das kann bleiben.

Spacelab hat geschrieben: Sa 26. Jun 2021, 17:25 Und erst recht bin ich nicht dafür zuständig Kabelnetzbetreibern mein Programm zur Verfügung zu stellen damit die ihre zahlenden Kunden nicht verärgern.
Da ca. 45% der deutschen Haushalte verkabelt sind (und etliche davon zwangsverkabelt, mit Satantennenverbot) hieße das also, die ARD ist nicht verpflichtet, die in solchen Haushalten wohnenden Beitragszahler mit ihren Programmen zu versorgen?
Spacelab hat geschrieben: Sa 26. Jun 2021, 17:25 Leider kenne ich aber auch aus erster Hand den Sparzwang der Radiostationen und kann das Handeln auch ein Stück weit verstehen.
Ich bleibe dabei: sie bräuchten für weitgehende Kompatibilität bei hoher Qualität kein zusätzliches Geld. Sie könnten mit dem, was sie jetzt nutzen wollen, durch wenige Maßnahmen Kompatibilität herstellen. Wenn das neue Angebot erstmal läuft, werde ich mir das genau anschauen und ein entsprechendes Konzept erstellen.

Was dafür natürlich nötig ist: Umverteilung von etwas (wenig!) Datenrate zwischen TV und Hörfunk. Wenn es schon daran scheitert ("ARD - wir sind eins"), dann gute Nacht.

DVB-S1-Geräte für Hörfunk am Leben zu halten, sehe selbst ich als unrealistisch (und damit hätten wir ein Problem mit den UKW-Umsetzern, aber dieses Problem wäre wahrscheinlich lösbar). Nicht-AAC-taugliche S2- und Kabelgeräte aber auszusperren, ist etwas, was einfach nicht geht.

Vor allem wird jegliche Spar-Begründung unglaubwürdig, wenn SDTV bis Ende 2024 am Leben gehalten wird. Wer das tut, signalisiert: ich habe zu viel Geld.
Spacelab
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Re: KEF: ARD und ZDF sollen SD-Signale über Astra bis 2020 einstellen

Beitrag von Spacelab »

Chris_BLN hat geschrieben: Sa 26. Jun 2021, 18:17 Das wäre ein Spaß... da wäre was los. Aber das ist ja Fernsehen. Das ist ja viel teurer als Radio. Das kann bleiben.
Das ist genau das was ich meine. Fernsehen ist viel teurer. Aber wehe da wird auch nur die kleinste Kleinigkeit angefasst. :mad:
Chris_BLN hat geschrieben: Sa 26. Jun 2021, 18:17 Da ca. 45% der deutschen Haushalte verkabelt sind (und etliche davon zwangsverkabelt, mit Satantennenverbot) hieße das also, die ARD ist nicht verpflichtet, die in solchen Haushalten wohnenden Beitragszahler mit ihren Programmen zu versorgen?
Doch. Aber nur mit den dort ortsüblichen. Im Saarland also den SR, in Bayern den BR... Also den Anstalten die für dieses Gebiet einen Versorgungsauftrag haben. Und die kann der Kabelnetzbetreiber dann über UKW abgreifen und einspeisen.
Chris_BLN hat geschrieben: Sa 26. Jun 2021, 18:17 Wenn das neue Angebot erstmal läuft, werde ich mir das genau anschauen und ein entsprechendes Konzept erstellen.
Ich hoffe du bleibst da auf alle Fälle dran und ich drücke dir alle Daumen das du was bewirkst. Die ARD soll ruhig mal merken das sie sich nicht alles erlauben kann nur weil wir gezwungen sind Gebühren abzudrücken.

Ich habe immer noch die Hoffnung das sich die ARD für ein Transportprotokoll entscheidet was die meisten Geräte unterstützen. Ich glaube das ist ADTS.
Chris_BLN
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Re: KEF: ARD und ZDF sollen SD-Signale über Astra bis 2020 einstellen

Beitrag von Chris_BLN »

Bei mir liefe auf den formal LC-AAC-tauglichen Geräten ADTS nicht, da liefe nach derzeitigem Kenntnisstand nur LATM. Wenn die ARD ADTS macht, verliere ich nicht 2 Satreceiver und einen Kabelreceiver, sondern 3 Satreceiver und 3 Kabelreceiver. Das wäre dann der Volltreffer, dann ginge keines meiner Endgeräte mehr. Dazu wäre bei AAC jeglicher Art auf UKW ein Verlust von 21 Programmen zu beklagen, darunter die von mir / meiner Mutter genutzten Bayern 2, BR Klassik, SWR 2, WDR 3, hr 2, MDR Klassik, NDR Blue (jeder von uns hat natürlich eigene Präferenzen...).
Franken
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Re: KEF: ARD und ZDF sollen SD-Signale über Astra bis 2020 einstellen

Beitrag von Franken »

Wie wäre es mal mit einer Sammelklage!? Weil das ist wirklich ein Schritt zurück in die Steinzeit.

Für SD TV ist Geld da aber für die paar Mbit Radio nicht?
Dann lieber SD TV platt machen alles andere ist Käse. Wer heute noch keinen HDTV Receiver besitzt der ist selbst schuld.

Und bei der ARD wird sehr wohl Geld von einen Top in den anderen Top geschaufelt. Denn die SD Austrahlung dürfte es laut KEF gar nicht mehr geben. Aber die ist eine Heilige Kuh. War lange für SD TV aber alte Zöpfe muss man auch mal abscheiden.

Besitze seit nen 3/4 Jahr den Technisat CABLESTAR 400 für sage und Schreibe damals 189€.
Mittlerweile bekommt man das Teil schon um die 100€.
Der kann nur DVB-C MPEG2 Radio. Man kann an den Teil ja nichtmal seine MP3 via USB Stick hören.
Der USB Anschluss ist nur für Firmwareupdates.
Soll man das ding dann wegschmeißen? Da platzt aber einen langsam der Kragen. :motz:
Franken
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Re: KEF: ARD und ZDF sollen SD-Signale über Astra bis 2020 einstellen

Beitrag von Franken »

Für die alten UKW Kopfstellenumster könnte man von Grundig einen GSS MUX nehmen: https://www.gss.de/gss-mux

Der kann 4 DVB-S/S2 Transponter Empfangen und als DVB-S wieder ausgeben. Somit wären die UKW Umsetzer gerettet wenn alles bei MPEG2 bleibt.
Chris_BLN
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Re: KEF: ARD und ZDF sollen SD-Signale über Astra bis 2020 einstellen

Beitrag von Chris_BLN »

Franken hat geschrieben: Sa 26. Jun 2021, 19:26 Wie wäre es mal mit einer Sammelklage!?
Sammelklagen gibt es in Deutschland meines Wissens nach nicht. Es gibt aber die Musterfeststellungsklage, die von bestimmten Einrichtungen betrieben werden kann, z.B. von den Verbraucherzentralen. Ob hier Aussichten auf Erfolg bestünden, müsste im Falle eines Beharrens auf AAC geklärt werden.
Franken hat geschrieben: Sa 26. Jun 2021, 19:26 Soll man das ding dann wegschmeißen?
Kannst ihn ja noch für die D-Radios nutzen. Und für ORF und SRF. Und die französischen Radioprogramme. Und die der Rai auf Hotbird. Außerdem hat das Gerät einen Aux-in. Da kannst Du dann schöne teure Aktivlautsprecher draus machen und einen AAC-tauglichen Satreceiver vorschalten...

Jaja, es ist sehr unlustig.

Franken hat geschrieben: Sa 26. Jun 2021, 19:37 Für die alten UKW Kopfstellenumster könnte man von Grundig einen GSS MUX nehmen: https://www.gss.de/gss-mux

Der kann 4 DVB-S/S2 Transponter Empfangen und als DVB-S wieder ausgeben. Somit wären die UKW Umsetzer gerettet wenn alles bei MPEG2 bleibt.
Den SMCIP 401 ASI habe ich genau dafür seit ca. 3 Jahren auf dem Schirm (ich hatte gedanklich vorgeplant...). Leider hat mir GSS 2 mal in dieser Zeit nicht auf die Frage geantwortet, ob der Remuxer auch PID-Remapping beherrscht. Wenn nicht, kann es potentiell Probleme geben mit der Zusammenfügung von Programmen, die auf unterschiedlichen Quelltranspondern liegen. Das kann zum PID-Crash führen. Müsste man mal ausprobieren: DLF Kultur über einen Tuner von TP 77 und Bremen 2 über einen anderen Tuner von TP 93 wäre so ein Fall: AC3-PID DLF Kultur 711, APID Bremen 2 ebenfalls 711. Oder RBB Kultur (PMT-PID 810) gegen DLF (APID 810). Kann gerne mal jemand ausprobieren, ob das crasht.

Die ARD hätte, wenn sie Layer II nähme, hier vorsorgen können, indem sie alle Audioservices, egal auf wie vielen Transpondern, PID-seitig so behandelt, als lägen sie auf einem Transponder. Dann crasht es auch mit einfachen Remuxern nicht.

Der SMCIP 401 ist auch wegen des ASI-Einganges interessant: falls man an einen Transcoder mit ASI-Ausgang kommen sollte, könnte man damit hoffentlich auf DVB-S wandeln. Aber das kostet alles einen Haufen Geld.

Es gäbe noch S2->S-Umsetzer ohne Mux, von Polytron (4-fach auf 4 Ausgangs-TP) und Sat-Müller (2-fach). Die dürften da nie Probleme machen, kosten aber nochmals deutlich mehr als der GSS und es käme ein Problem hinzu: ich habe nicht so viele Frontends frei. Derzeit kommt der gesamte ARD-Hörfunk via einen Transponder. Ich konnte die 5 x 2 Frontends meiner 5 UKW-Umsetzer nur durch geschicktes Verteilen der Empfänge überhaupt wie gewünscht nutzen: je Umsetzer ein Frontend macht ARD-TP 93 und ein anderes jeweils entweder TP 77 (für DLF Nova), TP 115 (OE1, FM4), TP 113 (Paloma, Schlagerradio), TP 87 (Rock Antenne, Sunshine Live), TP 103 (egoFM, Klassik Radio). Nur so bekomme ich die Programme unter. Eine Aufspaltung der ARD-Programme in 2 oder 3 TP kann ich nur durch Remux auffangen, da die Gruppierungen sonst nicht passen würden.
Winnie2
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Re: KEF: ARD und ZDF sollen SD-Signale über Astra bis 2020 einstellen

Beitrag von Winnie2 »

Franken hat geschrieben: Sa 26. Jun 2021, 19:26 Wie wäre es mal mit einer Sammelklage!? Weil das ist wirklich ein Schritt zurück in die Steinzeit.
Sammelklagen sind nach derzeitigem Recht in Deutschland nicht möglich. Ich frage mich allerdings welches Gericht für eine solche Klage überhaupt zuständig wäre.

Kann man die ARD überhaupt auf Bundesebene verklagen oder muss man in jedem Bundesland jede einzelne Landesrunkfunkanstalt verklagen?
Spannende Rechtsfrage, finde ich. Ich glaube das hat bislang noch kein Bürger versucht eine Klage in dieser Weise anzustrengen. Bislang ging es nur um Klagen von Bürgern rund um den Rundfunkbeitrag, und dieser läuft wohl über den ordentlichen Rechtsweg auf Landesebene.
vossi
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Re: KEF: ARD und ZDF sollen SD-Signale über Astra bis 2020 einstellen

Beitrag von vossi »

Sammelklage? Lustig.
Eine 500W UKW Funzel im Ruhrgebiet hat vermutlich mehr Hörer, als der Astra-Radiotransponder in ganz Deutschland, der dafür aber jedes Jahr Millionen € verschlingt. Dachte bisher, moderne Digital-Technik wie DAB+ wäre hier im Forum der letzte Schrei?
Jetzt soll alte Digitaltechnik aus dem letzten Jahrtausend gezwungenermaßen weiterlaufen, aber UKW soll schnell abgeschaltet werden?
TobiasF
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Re: KEF: ARD und ZDF sollen SD-Signale über Astra bis 2020 einstellen

Beitrag von TobiasF »

Chris_BLN hat geschrieben: Sa 26. Jun 2021, 18:17 Da ca. 45% der deutschen Haushalte verkabelt sind (und etliche davon zwangsverkabelt, mit Satantennenverbot) hieße das also, die ARD ist nicht verpflichtet, die in solchen Haushalten wohnenden Beitragszahler mit ihren Programmen zu versorgen?
Nein, die Pflicht zur Versorgung mit den ÖR-Programmen liegt beim Kabelnetzbetreiber. § 81 des Medienstaatsvertrags beinhaltet Must-Carry-Regelungen für Kabelnetzbetreiber:
  • Fernsehen
    • bundesweite öffentlich-rechtliche Programme
      (Das Erste, ARD-alpha, ONE, tagesschau24, ZDF, ZDFinfo, zdf_neo, 3sat, arte, KiKA, Phoenix)
    • die Dritten Programme (jedoch nur je eine Landesversion, davon die des eigenen Bundeslandes)
      (BR, hr, MDR, NDR, rbb, SWR, WDR)
    • Privatprogramme mit Regionalfenster
      (RTL, Sat.1)
    • Regionale und lokale Fernsehsender, Offene Kanäle
  • Radio
    • örtlich zuständige öffentlich-rechtliche Programme
    • sämtliche im jeweiligen Bundesland zugelassenen Privatradios, NKLs und Offene Kanäle
Diese Must-Carry-Regelung ist auf 33 % der jeweiligen Gesamtkapazität gedeckelt, die ÖRs haben dabei Vorrang. Kabelnetzbetreiber mit weniger als 10.000 Wohneinheiten sind gemäß § 78 von der Must-Carry-Regelung befreit.

In dieser Must-Carry-Liste sind auch Programme enthalten, die es nicht auf dem Satelliten gibt (z. B. Lokalfernsehen, Schlagerwelt/Tweens im MDR-Gebiet, Bundesmux2-Programme). Die muss der Kabelnetzbetreiber anderweitig heranholen.
Standort: Dresden-Mickten / Moritzburg-Reichenberg bei Dresden
Empfangsgeräte: TechniSat Digitradio 361 CD IR, TechniSat Digitradio 1, PEAQ PDR050, TechniSat Digitradio mobil, TechniSat Digipal DAB+, TechniSat Digit ISIO S2
Chris_BLN
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Re: KEF: ARD und ZDF sollen SD-Signale über Astra bis 2020 einstellen

Beitrag von Chris_BLN »

Wenn das tatsächlich so auszulegen wäre, verstießen fast alle Kabelnetzbetreiber gegen den Medienstaatsvertrag, denn eine EInspeisung der MDR Schlagerwelt ist mir bislang nur selten, eine EInspeisung von Tweens noch nirgendwo untergekommen. Nur als Beispiel.

Aber darum ging es hier ja nicht. Es geht hier um die Bereitstellung der Programme, die eingespeist werden sollen / müssen - wie auch immer. Sat ist dabei die effizienteste, für Netzbetreiber kostengünstigste und technisch bislang beste Einspeisequelle. DAB+ oder IP auf DVB-C umzusetzen kostet brutal viel Geld, das in kleineren und mittleren Netzen schlicht nicht vorhanden ist. Angesichts der meist gebotenen Quell-Qualität wirkt es noch widersinniger, von diesen Quellen umzusetzen. Das ist ein offenes Geheimnis, denn selbst ein Vertrieb für solche Geräte hat mir direkt gesagt, die Umsetzung von UKW ist klanglich meist deutlich besser. Wie räudig DAB+ oft ist, wissen wir hier ja auch sehr gut.

Gäbe es die Pflicht, nur über diese Wege heranführbare Programme einzuspeisen und würde darauf geachtet, dies auch durchzusetzen, wären diese Netze wegen "Illegalität" sehr schnell nicht mehr existent. Sie könnten es nicht bezahlen.

Ein hochwertiger Umsetzer für 8 DAB-Programme (nicht Muxe, sondern Programme!) auf IP-TS kostet über 10 kEUR. Dafür kann man fast 3 Kompaktkopfstellen zur Umsetzung von jeweils 16 Sat-Transpondern (!) auf DVB-C kaufen. Das Äquivalent für die Umsetzung von UKW auf DVB-TS ist nur wenig günstiger.

In Sachsen laufen Klein-Netze mit UKW-Sondergenehmigung, weil inzwischen auch bei der Landesmediengesetzgebung angekommen ist, dass die privaten UKW-Anbieter (PSR, RTL Sachsen, ...) von kleineren und mittleren Netzen kaum herangeholt werden können für eine Umsetzung auf DVB-C. Da ist die Realität auch sehr schnell angekommen und es wird spannend, wie es mit kleinen Netzen weitergeht, die nur via UKW heranholen könnten, keine 10 kEUR zur Umsetzung auf DVB-C aufwenden können, aber irgendwann volldigitalisiert sein müssen.
ulionken
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Re: KEF: ARD und ZDF sollen SD-Signale über Astra bis 2020 einstellen

Beitrag von ulionken »

vossi hat geschrieben: So 27. Jun 2021, 00:14 Sammelklage? Lustig.
Eine 500W UKW Funzel im Ruhrgebiet hat vermutlich mehr Hörer, als der Astra-Radiotransponder in ganz Deutschland, der dafür aber jedes Jahr Millionen € verschlingt.
Die Funzel verbreitet nur ein einziges Programm, der Transponder knapp 70.
vossi hat geschrieben: So 27. Jun 2021, 00:14 Dachte bisher, moderne Digital-Technik wie DAB+ wäre hier im Forum der letzte Schrei?
Jetzt soll alte Digitaltechnik aus dem letzten Jahrtausend gezwungenermaßen weiterlaufen, aber UKW soll schnell abgeschaltet werden?
Nach meiner Meinung muss man weder das eine noch das andere abschalten. Wieso muss die benutzte Technik immer "der letzte Schrei" sein, wenn die alte ihre Funktion erfüllt? Das ständige Ersetzen durch neue Geräte ist weder ökologisch nachhaltig noch hörerfreundlich.

73 de Uli
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Chris_BLN
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Re: KEF: ARD und ZDF sollen SD-Signale über Astra bis 2020 einstellen

Beitrag von Chris_BLN »

vossi hat geschrieben: So 27. Jun 2021, 00:14 Eine 500W UKW Funzel im Ruhrgebiet hat vermutlich mehr Hörer, als der Astra-Radiotransponder in ganz Deutschland, der dafür aber jedes Jahr Millionen € verschlingt.
Das ist schon deshalb falsch, weil am Hörfunktransponder nach wie vor UKW-Frequenzen der ARD hängen, die diesen Weg zur Zuführung nutzen. Und das ist mehr als "eine 500W Funzel". Beim MDR sind es offenbar noch einige dutzend Frequenzen von MDR Aktuell. Wie es bei anderen Anstalten aussieht, weiß ich nicht, ich vermute aber entsprechende Zuführungen auch beim NDR und eventuell beim hr.

Der Digitalisierungsbericht Audio 2020 nennt auf S. 18 eine Haushaltsausstattung mit Empfangstechnik für Radio via Sat/Kabel von 23,2% - das hängt letztlich alles am Hörfunktransponder. Und ist fast Gleichstand mit der Haushaltsausstattung bei DAB+.

Knapp 12 Prozent verfügen über einen digitalen Satellitenanschluss über den sie Radioprogramme empfangen etwas weniger als 11 Prozent der Haushalte empfangen ihr Radiosignal digital über ihren Kabelanschluss.

In den Haushalten, mit denen ich zu tun habe, wird ARD-Radio über den Hörfunktransponder gehört - natürlich nicht im Auto (außer via UKW-Senderstandorte, die darüber versorgt werden), nicht in der Küche (da ists überall in meinem Bekanntenkreis UKW, was teils auch wieder via Hörfunktransponder zugeführt sein kann), aber im Wohnzimmer. Teils läuft es da via DVB-Kabel (TechniSat Cablestar beim Nachbarn, Vistron-Kabelradio bei einem mir bekannten Menschen aus der Musikindustrie, Grundig-TV-Gerät an Stereoanlage angeschlossen bei einer Bekannten - diese Lösung ersetzt dort UKW-Kabel, ist aber sehr unkomfortabel, wird jedoch genutzt, da nur so die gewünschten Programme noch zu haben sind). Allein von den DVB-Kabelradios sind mehrere 100.000 Geräte in Deutschland veklauft worden in den vergangenen 3 Jahren. Und das ist nur ein Teil des Kabel-Sektors, dazu kommt noch die Hörfunknutzung über andere DVB-Kabelreceiver oder den am Kabelnetz angeschlossenen TV.

Teils läuft es via UKW-Kabel mit Hörfunktransponder als Quelle (z.B. bei meiner Mutter und mehreren Nachbarn sowie weiter entfernt wohnenden mir bekannten Leuten im Versorgungsgebiet des dortigen Kabelnetzes, vom allein lebenden Rock-Fan über den Radiohändler und Veranstaltungstechniker sowie die Kulturradio-liebende Seniorin bis zum Familienvater aus dem inneren regionalen Kirchenkreis). Gibt es eine Störung bei Kabel-UKW an meinem Heimatort, klingelt sehr schnell das Telefon beim Netzbetreiber. UKW-Kabel wird also intensiv genutzt, teils kommen Einspeisewünsche beim Netzbetreiber an. Und UKW-Kabel hat derzeit 21 vom ARD-Hörfunktransponder geholte Programme.

Es wird auch via Satellit gehört: bei mir zu Hause - dort einzige sinnvoll nutzbarer Hörfunks-Empfangsweg und bislang auch der qualitativ beste, in der Familie eines Schulfreundes von mir, bei mehreren Bekannten und Freunden aus ganz Deutschland. Teils ist das sogar der Hauptempfangsweg (bei Leuten, die kein Auto besitzen und als Single in kleineren Wohnungen leben). Ein Freund aus Hamburg verliert jetzt beispielsweise beide Radiogeräte, beide sind DVB-S). Oft ist es natürlich nur der "bewusst-Empfangsweg" für Hörspiele, spezielle Musiksendungen etc., während der Hauptempfangsweg anders läuft (Autoradio etc.).

Abgesehen davon "verschlingt" die bisherige kompatible Hörfunkverbreitung z.B. nur weniger als 7% dessen, was allein die Produktion der "Tatort"- und "Polizeiruf"-Filme kostet. Ein einziges Genre (nein, sogar nur ein Teil dieses Genres) kostet mehr als 14 mal mehr als die flächendeckende kompatible Hörfunkverbreitung fast aller ARD-Wellen.

Und es wäre möglich, die Programme weiterhin hochwertig und kompatibel anzubieten, ohne einen Transponder extra dafür zu benutzen. Es ginge nur mit den Transpondern, die sowieso schon für HDTV gebraucht werden.

vossi hat geschrieben: So 27. Jun 2021, 00:14 Sammelklage? Lustig.
Jetzt soll alte Digitaltechnik aus dem letzten Jahrtausend gezwungenermaßen weiterlaufen, aber UKW soll schnell abgeschaltet werden?
Mit dieser "alten Digitaltechnik aus dem letzten Jahrtausend" wird übrigens in Deutschland komplett der Ton im HDTV bestritten. Könnte man dann auch gleich abschalten, oder? Warum machen sie es nicht? Weil eine Endgeräteunterstützung gewärhleistet sein muss. Das ist kein individuelles Spielzeug, sondern ein öffentlicher Versorgungsauftrag.


Ich finde es immer wieder bemerkenswert, welche Aktivität Menschen entwickeln können, wenn es darum geht, andere zu schädigen. Das kann ich hier gerade wieder sehr schön sehen. Wer den Hörfunktransponder nicht braucht, braucht ihn halt nicht, möge ihn aber bitte nicht angreifen, nur um andere Menschen zu schädigen. Vom Erniedrigen Anderer steigt das eigene Wohlbefinden auch nicht, soviel garantiere ich.
Zuletzt geändert von Chris_BLN am So 27. Jun 2021, 10:35, insgesamt 1-mal geändert.
Habakukk
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Re: KEF: ARD und ZDF sollen SD-Signale über Astra bis 2020 einstellen

Beitrag von Habakukk »

vossi hat geschrieben: So 27. Jun 2021, 00:14 Dachte bisher, moderne Digital-Technik wie DAB+ wäre hier im Forum der letzte Schrei?
Jetzt soll alte Digitaltechnik aus dem letzten Jahrtausend gezwungenermaßen weiterlaufen, aber UKW soll schnell abgeschaltet werden?
"hier im Forum"

Man kann auch nicht alle Forenteilnehmer in einen Topf werfen, das ist schlechter Diskussionsstil. Das ist hier eine Plattform für den Austausch verschiedenster Meinungen. Nur weil einzelne etwas schreiben, ist das nie die Meinung aller.

Es gibt hier Teilnehmer mit verschiedensten Interessen und ob die, die eine Abschaltung von UKW möchten, die gleichen sind, die für den Erhalt des Hörfunktransponders sind, kann man auch bezweifeln.

Darüber hinaus gibt es völlig unterschiedliche Hintergründe. Manch einer ist hier z.B. für eine UKW-Abschaltung, weil das Band dann frei für den Fernempfang weit entfernter Stationen wäre. Das hat dann überhaupt nichts mit "letzter Schrei" zu tun. Andere haben andere Beweggründe für ihre Aussagen.

Werft bitte nicht alle und alles immer in einen Topf.
---
QTH: Nähe Chiemsee (Lkr. Rosenheim)
Franken
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Re: KEF: ARD und ZDF sollen SD-Signale über Astra bis 2020 einstellen

Beitrag von Franken »

vossi hat geschrieben: So 27. Jun 2021, 00:14 Sammelklage? Lustig.
Eine 500W UKW Funzel im Ruhrgebiet hat vermutlich mehr Hörer, als der Astra-Radiotransponder in ganz Deutschland, der dafür aber jedes Jahr Millionen € verschlingt. Dachte bisher, moderne Digital-Technik wie DAB+ wäre hier im Forum der letzte Schrei?
Jetzt soll alte Digitaltechnik aus dem letzten Jahrtausend gezwungenermaßen weiterlaufen, aber UKW soll schnell abgeschaltet werden?
Da sage ich nur Setzen 6! Wieder jemand der keine Ahnung hat!
Sattelit ist der Meistgenutze Empfangsweg noch vor Kabel in Deutschland.
Was ist an dieser Technik altmodisch? Sattelit ist ausgereift und zuverlässig.
Ich kenne viele die schätzen den Hörfunk Transponter wegen seiner hochwertigen Qualität.
DAB+ hingegen bietet mir diese nicht. Hatte mir vor kurzem fürs Fahrrad von TechniSat ein DIGITRADIO Bike 1 zugelegt. Nach der ersten Radtour dann umgehent zurückgeschickt. Ich hatte ständig Empfangsabbrüche
und zudem blechernen Klang und das bei BAYERN 1 der sollte doch vernünftig gehen.
Da höre ich lieber gar kein Radio beim Radeln.
Und auf IP möchte ich mich in Deutschland nicht verlassen wollen.
Und so teuer ist der Hörfunk TP gar nicht verglichen mit SD TV.
Zuletzt geändert von Franken am So 27. Jun 2021, 10:53, insgesamt 4-mal geändert.
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