Elbtaler20 hat geschrieben: ↑So 20. Jun 2021, 17:57
Dazu zähle ich auch die Wortmeldungen einzelner ARD-Verantwotlichen zur vollständigen Abwanderung von Fernseh- und Rundfunkprogrammen ins Internet. Es werden sicher nicht die Programme sein, die uns mit gebührenfinanzierten ,,Dudelfunk'' a la Privatradios und ,,Krimischwemme" täglich begleiten.
Mit Sicherheit nicht. Die machen doch Quote, mit denen kann man was gegen die Privaten auffahren - und damit nur sinnlos Redundanz schaffen. Ins Netz wandern die Angebote, die eigentlich wichtig wären. Gesellschaftlich wichtig, kulturell wichtig.
Elbtaler20 hat geschrieben: ↑So 20. Jun 2021, 17:57
Die konsequenten SD- Zuschauer/ Hörer können sich freuen, Fernsehen bleibt, Radio stumm. Vielleicht nur bei SAT, oder auch im Kabel ?
Man kann den neuen Standard im Hörfunk auf den alten Standard zurückrechnen. So ähnlich, wie man ein Smartphone-Video für die Oma auf DVD brennt: da müssen Bild und Ton auch in andere, ältere Standards umgerechnet werden. Hier beim Radio geht es zwar nur um Ton (das Bild macht den Stress für den Prozessor), aber es sind über 60 Programme, die parallel so verarztet werden müssen - in Echtzeit. Das steigert die Anforderungen wieder. Es gibt Software für sowas, die man auf einem Server laufen lassen kann. Und es gibt Hardware extra für diesen Zweck.
Egal wie - unter 20.000 EUR fand ich nichts. Teils geht es für 60 Programme gegen 40.000 EUR oder mehr - netto. Ein Kabelnetzanbieter, der mehr als 10 Millionen Kunden hat und ein Glasfasernetz, mit dem er von einer Zentrale alle Haushalte erreichen kann, kann diese Kosten umlegen und erhält am Ende eine Belastung, die selbst bei 1+1-Redundanz der Transcoderanlage bei maximal 1 Cent je Haushalt liegt - einmalig. Wir müssten mindestens 20 EUR auf jeden Haushalt umlegen, also ca. 2 Monatsgebühren. Die hat so ein kleiner Netzbetreiber weder in der linken noch in der rechten Hosentasche. Und mancher sächsische Dorfkabelbetreiber könnte gleich über 100 EUR einsammeln gehen von jedem Haushalt und manche Eigentumswohnanlage mit eigener kleinen Kabelanlage noch mehr. Klar, dass dann keine Umwandlung stattfinden kann und die Kunden halt ihre in den letzten 3 Jahren gekauften DVB-Kabelradios nur noch für nicht-ARD verwenden werden können. So bekommt "ARD" wieder eine historische Bedeutung: "außer Raum Dresden". Nur diesmal noch viel weiter als damals.
Ja, man kann sich ja schon wieder was neues kaufen... ich gehe aber davon aus, dass sich die Leute nicht grenzenlos verarschen lassen.
Also: die Vodafone wird wohl sicher transcodieren. Vielleicht werden sich manche Großnetze (PYUR Berlin?) anschließen. Die Kleinen müssen wahrscheinlich 1:1 durchleiten.
Vom Transcodieren wird die Qualität ja auch nicht besser. Man müsste dann schon wieder in Richtung der bisherigen Bitraten gehen, damit es nicht weiter an Qualität verliert. Das nervt alles nur gewaltig.
Elbtaler20 hat geschrieben: ↑So 20. Jun 2021, 17:57
Wer kann von Euch ermitteln, wieviele Programme von ARD und ZDF parallel in SD und ZDF ausgestrahlt werden und ob bei einer SD- Abschaltung die Kapazität des Radiotransponders erhalten bleiben kann ? Das wäre sehr interessant.
Was zum Beispiel rein theoretisch ginge: es bleiben ja offenbar bis Ende 2024 bei der ARD 3 SD-Transponder erhalten:
TP 51
https://www.digitalbitrate.com/dtv.php? ... 61&lang=en
TP 71
https://www.digitalbitrate.com/dtv.php? ... 61&lang=en
TP 85
https://www.digitalbitrate.com/dtv.php? ... 61&lang=en
Der erste ist schmal, die anderen beiden sind breit. Die laufen mit exakt den gleichen Modulationsparametern wie der Hörfunktransponder 93
https://www.digitalbitrate.com/dtv.php? ... 61&lang=en
TP 93 hat 2 TV-Programme in SD (ARD alpha, SR Fernsehen) und das Radio in kompatibler, voller Qualität. Wenn TP 93 nun wegfallen soll, könnte man seinen Inhalt 1:1 auf den Frankfurter TP 71 verlagern. Das würde 1:1 passen (Nettodatenrate 38 MBit/s). Dann ARD alpha weg (soll ja wohl abgeschaltet werden) und zu SR Fernsehen noch Das Erste SD und meinetwegen hr SD dazu. Diese Programme dabei so zusammenpressen, dass sie nicht mehr Platz wegnehmen als derzeit die beiden SD-Programme auf TP 93. Es geht bei SD sowieso nicht mehr um Qualität. Wer Qualität will, hat seit vielen Jahren HD. Dann gäbe es eben nicht mehr 3,7 MBit/s mittlere Videodatenrate, sondern halt meinetwegen 1,5 MBit/s. Das tut niemandem weh und das ist auf SD-Geräten immer noch ansehbar. Die anderen Programme, die derzeit auf TP 71 sind (WDR SD, BR Nord SD, BR Süd SD und SWR BaWü SD) müssten mit rüber auf den Potsdamer TP 85. Dort könnte man sogar mit den beiden SWR und den beiden BR außerhalb der Regionalisierungen durch dynamische PMT-Umschaltung Datenrate sparen. Es gäbe dann halt 2 MBit/s mittlere Videodatenrate, aber das ist doch völlig ok. Genau so macht es Italien (Rai) mit ihrem SD-Transponder
https://www.digitalbitrate.com/dtv.php? ... 65&lang=en und das ist völlig ok, wie man sich bei Hotbird-Empfang überzeugen kann.
Somit hätte man den ARD-Hörfunk bis Ende 2024 gerettet. Was danach mit der ARD überhaupt ist, weiß doch heute niemand. Und falls bis dahin ein TV-Programm ins Netz abgewandert oder eingestellt sein sollte, wäre auf den HD-Transpondern dann auch mehr Platz, um den Hörfunk kompatibel in Layer II zu machen.
Ich befürchte aber, dass aufgrund der schon 2020 beabsichtigten SD-Abschaltung alles nur noch auf Sparflamme läuft, kein in-orbit-Backup mehr existiert und die alte Technik an den Uplinks auch keine flexible Umkonfiguration mehr erlaubt. Oder das niemand mehr anfassen will. Das gibt es ja alles eigentlich schon gar nicht mehr.
Wenn die Radio-Aufschaltung auf die HD-Transponder in ein paar Wochen erfolgt, können wir aus den dafür verwendeten Bitraten sehen, welche "Opfer" beim TV für die ARD ok sind und dann vielleicht sogar ein kompatibles Konzept erstellen, das auf den HD-Transpondern lauffähig wäre. Das hieße aber weiterhin: nur DVB-S2-Geräte wären tauglich. Dafür aber dann alle und nicht nur die paar mit AAC. Und alle Kabelgeräte wären tauglich. Es wären dann aber Einschränkungen in der Bitrate zu machen. Wird spannend, ob man da ein Konzept hinbrächte, das qualitativ nicht unter das geht, was die ARD uns bieten wird, und das trotzdem kompatibel ist.
Ich bin wirklich gespannt, wie "leise" die Umstellung vonstatten gehen wird. Wie viele Netzbetreiber transcodieren werden, wie viele die Kunden ins inkompatible AAC laufen lassen würden.