Nebenbeiradiohörer hat geschrieben: ↑Mi 9. Sep 2020, 09:17
Wie ist denn deine Meinung zu den in Internetstreams üblichen 128 kB/s in MP3? Immer vorausgesetzt, die Musik wurde nicht kaputt opti(mod)miert? Gerne auch im Vergleich zu HE-ACC und LC-ACC niedriger(er) Bitrate.
Das ist unterschiedlich. Offenbar sind unterschiedliche Encoder im Einsatz und es hängt freilich auch vom jeweils gesendeten Material ab. Da ich diesen "Empfangsweg" normalerweise nicht nutze, sondern nur in Fällen, in denen ich momentan nicht anders an ein Programm rankomme, fehlt mir der Überblick.
Was 128 MP3 leisten kann und was nicht, weiß ich natürlich von offline-Encodern, also von MP3-Dateien. Es gibt Audio, bei dem man sich wirklich anstrengen muss, da einen Kollateralschaden zu hören. Und es gibt Audio, das dabei völlig kaputt geht. Irgendwo dazwischen liegt das Resultat. Es ist gerne verzischelt, es gibt flirrende, gurgelnde oder säuselnde Artefakte. So etwas habe ich auch bei Streams mit 128 MP3 gehört.
HE-AAC zu vergleichen finde ich schwierig, weil ich auf die Spektralbandreplikation allergisch reagiere. Da ist oft ein rauher, greller Schleier drauf. Natürlich nutzt man das aber bei Bitraten, bei denen man über MP3-Stereo gar nicht diskutieren muss, weils grottig ist. Bei 128 kbps muss man nicht HE-AAC nutzen., da geht LC-AAC gut. LC-AAC ist für mich als File (mit Oflfine-Encoder) bei 96 kbps grob vergleichbar mit MPEG 1 Layer II bei 192 kbps, also etwas schlechter als 192 kbps MP3, aber deutlich besser als 128 kbps MP3.
Bei DAB+ darf man aber nicht vergessen, dass die angezeigten Bitraten (und die Werte in Tabellen) üblicherweise die Subchannel-Size sind. Davon gehen durch die zusätzliche Fehlerkorrekturstufe, die man DAB+-Audio mitgegeben hat, noch mal ca. 10% weg, dann muss noch PAD abgezogen werden (Titelanzeige / Dynamic Label und vor allem Slideshow und teilweise auch Journaline) Was dann übrig bleibt, ist netto-Audio. Aus den satten 144 kbps Subchannel-Size von BR Klassik werden so z.B. 130,467 kbps netto und nach Abzug der Slideshow (die bei BR Klassik zu allem Überfluss noch aussagelos ist) verbleiben dann ca. 119-120 kbps netto-Audio. Aus den 96 kbps Subchannel-Size von Bayern 2 im 11D Bayern werden 87,2 kbps netto und nach Abzug der Slideshow dann ca. 76 kbps netto-Audio.
Selbst das darf man nicht mit offline-Encodern vergleichen, weil bei DAB+ durch die Struktur der Daten in den Superframes die Encoder weniger handlungsspielraum haben, die Bitrate zu verwalten. Man erhält also eher qualitativ schlechtere Resultate als mit einem offline-File-Encoder vergleichbarer Bitrate. Ein groß angelegter Test der EBU hatte 128 kbps Subchannel-Size dabei, bespiel mit LC-AAC. Das sind 115,8 kbps netto und da man im Test keine Slideshow hatte, verblieben 113,3 kbps netto-Audio. Das wurde gemittelt über alle Testhörer und alle Audios (quer Beet, Sprache, Sprache auf Applaus, Werbespot, Klassik, Rock, ...) statistisch signifikant geringfügig schlechter bewertet als 192 kbps Layer II, das mit 190 kbps netto-Audio als Repräsentant des alten DAB-Standards mitgetestet wurde.
Mit Slideshow kommt man etwa bei 136 kbps Subchannel-Size (hr) auf solche audio-Datenraten. Nur zur Einordnung... das liegt also grob auf 192er MP2-Niveau, also vielleicht auf 160er MP3-Niveau.
MDR Klassik mit 112 kbps Subchannel-Size und LC-AAC ist für mich gut hörbar, höre ich aber auch nicht längere Zeit (inhaltlich bedingt). Sind 101,6 kbps netto (Samplerate 32 kHz) und so ca. 95 kbps netto-Audio. Da ist aber selten so "dichtes" Signal drauf wie auf einer komprimierten Popwelle. Würde dieses Setting gerne mal mit sowas zum Vergleich hören wollen.