Kabel Deutschland beendet analoge Verbreitung

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_Yoshi_
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Re: Kabel Deutschland beendet analoge Verbreitung

Beitrag von _Yoshi_ »

DB1BMN hat geschrieben: So 13. Jan 2019, 15:22 Auch in Friesland geht es dem analogen Kabel Ende Januar an den Kragen; https://www.nwzonline.de/friesland/kult ... 49482.html
Ja hatte ich auch schon hier viewtopic.php?p=1479335#p1479335 geschrieben.
Ich bin auch echt froh wenn die ganzen Lecks dann endlich weg sind.

Auch wenn später der Rauschpegel wegen Docsis zunimmt wird Vodafone hoffentlich alles daran setzen das zu minimieren.
Ich weis ja nicht wie empfindlich die Kabelmodems auf Ingressstörungen reagieren?
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WiehengeBIERge
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Re: Kabel Deutschland beendet analoge Verbreitung

Beitrag von WiehengeBIERge »

_Yoshi_ hat geschrieben: So 13. Jan 2019, 21:07 Ich bin auch echt froh wenn die ganzen Lecks dann endlich weg sind.

Auch wenn später der Rauschpegel wegen Docsis zunimmt wird Vodafone hoffentlich alles daran setzen das zu minimieren.
Es ändert sich noch immer nichts daran, dass die Lecks durch die Umstellung (es wäre keine Abschaltung, sondern nur eine Umstellung, falls der UKW-Bereich dann für DOCSIS verwendet würde) nicht verschwinden würden.

Aber: Steht es überhaupt schon fest, dass der UKW-Bereich bei Ex-KDG für DOCSIS (Upstream geht sowieso nicht ohne gigantische Umbaumaßnahmen im und am Netz) genutzt werden soll? Wenn ja, wo kann man das nachlesen?
Vorstellen kann ich mir das nämlich ehrlich gesagt immer noch nicht. Als Downstream ist der UKW-Bereich von DOCSIS 3.1 gar nicht vorgesehen, das können die Geräte wohl auch nicht. Und Rückweg halte ich für die schon angesprochenen sehr enormen Umbaumaßnahmen die überall nötig wären auch für ausgeschlossen, auch wenn es vom Standard her vorgesehen wäre.

Für wahrscheinlicher halte ich, dass man es wie UM schon länger macht und DOCSIS 3.1 in den üblichen Frequenzbereichen (Down UHF und up Band I "und Umzu") betreiben wird, und diese Bereiche eher nach im Rückkanal nach unten und im Downstream nach oben hin erweitert.
Ich weis ja nicht wie empfindlich die Kabelmodems auf Ingressstörungen reagieren?
Ingress bezeichnet eine Einstrahlung IN das Kabelnetz. Also hauptsächlich Einstrahlungen in den Rückwegbereich, zumindest hat man in der Praxis damit sehr oft zu tun (Ingress in das Kabelnetz, der den Vorweg stört ist sehr selten, damit hat man vielleicht alle paar Jahre mal zu tun, wenn überhaupt).
Ingress in den Rückweg stört das Modem an sich überhaupt nicht, dafür Stören die umso mehr das CMTS, stört also das gesamte Netzsegment anstatt nur einen Anschluss.
Da der UKW-Bereich ziemlich sicher nicht für den Rückkanal verwendet werden wird, stellt sich diese Frage aber eigentlich nicht.

Und falls der Downstream im UKW-Bereich liegen würde (was aber lt. dem Standard von DOCSIS 3.1 gar nicht geht, dennoch würde ich nicht ausschließen, dass das mit Modifikationen und speziell dafür gefertigten MTAs vielleicht doch gehen kann), dann würde ein Kabelleck dann UKW stören, aber das Modem würde das nicht jucken, außer wenn an der gleichen Leckstelle von außen ein UKW-Sender so stark einstrahlen würde, dass er die DOCSIS-Signale im Kabel überstrahlt. Aber das ist aufgrund der im Kabel im Vergleich zum einsrahlenden UKW-Sender stärkeren DOCSIS-Signale ziemlich unwahrscheinlich.

Außerdem sind ja bereits vorhandene Lecks durchaus auch schon an für den Rückkanal "offenen" Stellen im Netz vorhanden und verursachen jetzt auch schon Ingress im Band I und dagegen wird auch nicht unbedingt was unternommen. Stören tut das ja erst ab einem gewissen Maß, vom Netzbetreiber eingegriffen wird auch erst dann, wenn am CMTS ein gewisser C/N im Rückkanal unterschritten wird.
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Re: Kabel Deutschland beendet analoge Verbreitung

Beitrag von Habakukk »

Bei mir sind zumindest derzeit sämtliche nervigen UKW-Radio-Kabellecks verschwunden und es ist bis jetzt auch keine anderweitige Störung durch irgendeine digitale Nutzung dazu gekommen. Darf gerne so bleiben!
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Re: Kabel Deutschland beendet analoge Verbreitung

Beitrag von WiehengeBIERge »

So lange im UKW-Bereich nichts anderes aufgeschaltet wird (wovon ich wie gesagt für lange Zeit ausgehe, so lange ist für uns erst mal alles gut) sind die Störungen im UKW-Bereich zumindest weg (die Lecks an sich, so z.B. die Störungen im Amateurfunkband auf 2m zum Beispiel aber nicht).
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Re: Kabel Deutschland beendet analoge Verbreitung

Beitrag von Saarländer (aus Elm) »

Am Montag hab ich noch ein letztes Mal mit dem DAB4 am HÜP in meinem Elternhaus die UKW-Kabelbelegung gecheckt. Es waren am Ende noch 22 Programme, die analog verbreitet wurden.

Letztes interessantes Detail war, dass die RDS-Kennung von France Inter 'F_INTER' war, während sie terrestrisch 'INTER' lautet.
Vor einigen Jahren gab es da einen Defekt mit verzerrtem Audio und schließlich über Monate einen Totalausfall. Offensichtlich hat man danach nicht mehr auf die UKW-Zuführung zurückgegriffen.
Ob man da nicht mehr in die alte Technik investieren wollte, oder an der Kopfstation die Frequenzen 96,6 (Forbach) durch Big FM 96,8 oder 99,8 (Metz) durch Radio Saarbrücken 99,6 oder Radio Salu 100,0 zu stark gestört wurden, wird nun wohl für immer ungeklärt bleiben. ;)
Geschichte ist jetzt auch die Doppelbelegung der 100,9 mit Radio Salü im Kabel und Classic Rock Radio terrestrisch, wo sich 2 Programme aus gleichem Hause gegenseitig stören konnten.
Und vorbei auch das nervige Kabelleck, bei dem der DLF auf 90,1 an manchen Stellen immer von France Culture überlagert wurde und dank starkem RDS Hub dann immer gleich auf die Forbacher oder Metzer Frequenzen umgeschaltet wurde.

Und zumindest eine Stelle ist mir bekannt, wo öfters der 11A RLP und hin und wieder auch der Bundesmux auf 5C vom Kabelleck weggejammt wurde. Mal sehen ob sich das jetzt auch bessert.
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Re: Kabel Deutschland beendet analoge Verbreitung

Beitrag von _Yoshi_ »

Hat mal irgend jemand einen SDR Stick am Kabel gehangen?
Wäre mal interessant was neben den DVB-C und Docsis Signale noch im Wasserfall zum Vorschein kommt.

Leider hab ich hier kein Aktiven Kabelanschluß in der Wohnung.
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Re: Kabel Deutschland beendet analoge Verbreitung

Beitrag von WiehengeBIERge »

Eigentlich nichts. Bei UM gibt es noch die Netzkennung irgendwo bei 87 MHz (früher bei 300 MHz) zur Abstrahlungsmessung. Bei KDG gibt es das auch, nur die Frequenz weiss ich nicht mehr. Bei KDG gab/gibt es auch noch Steuersignale für die NE3 Verstärker ich meine irgendwo bei 600 MHz.
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Re: Kabel Deutschland beendet analoge Verbreitung

Beitrag von HAL9000 »

In Wilhelmshaven ist das analoge Signal ebenfalls seit einigen Tagen abgeschaltet, UKW nur noch Rauschen.
Ich bin nicht wirklich im Thema, aber wie ist das eigentlich:
Die Kabelanbieter verweisen ja aufs Digitalradio; es gibt auch reine Digitalradio- Empfänger fürs Kabel für nen schmalen Fuffi.
Aber was wird dort denn digital ausgekabelt? Der ARD Radiotransponder, klar. Und was ist mit all den anderen Programmen, die es bis dato nicht via Sat gibt, zB Radio 21, Nordseewelle usw.?
Werden die nun auch digital im Kabel zu hören sein, oder darf man sich an der heimischen, bislang verkabelten, Stereoanlage wieder mit albernen Wurfantennen herumärgern?
Der Verweis der Kabeleumel auf DAB+ hinkt ja ebenfalls, weil unsere Privatfunker auch da bei uns nicht zu empfangen sind, bestenfalls im fernen Bremen und Hamburg.
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Re: Kabel Deutschland beendet analoge Verbreitung

Beitrag von DB1BMN »

_Yoshi_ hat geschrieben: Mi 16. Jan 2019, 23:00 Hat mal irgend jemand einen SDR Stick am Kabel gehangen?
Wäre mal interessant was neben den DVB-C und Docsis Signale noch im Wasserfall zum Vorschein kommt.

Leider hab ich hier kein Aktiven Kabelanschluß in der Wohnung.
Ja, habe ich: https://youtu.be/y9PWCMS7fmA
Allerdings noch kurz vor der Abschaltung
Knapp unter dem UKW-Bereich gab es ein Pilotsignal, sieht man bei Minute 3:43.

Ich habe auch die IQ-Samples der belegten Kanöle gespeichert und kann diese oder Screenshots von Spektren auf Wunsch zur Verfügung stellen.

Beste Grüße, Marek
Chris_BLN
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Re: Kabel Deutschland beendet analoge Verbreitung

Beitrag von Chris_BLN »

HAL9000 hat geschrieben: Do 17. Jan 2019, 09:44 Die Kabelanbieter verweisen ja aufs Digitalradio; es gibt auch reine Digitalradio- Empfänger fürs Kabel für nen schmalen Fuffi.
Aber was wird dort denn digital ausgekabelt? Der ARD Radiotransponder, klar. Und was ist mit all den anderen Programmen, die es bis dato nicht via Sat gibt, zB Radio 21, Nordseewelle usw.?
Bei Vodafone / Kabel Deutschland ist es ja nichtmal der ARD-Radiotransponder, sondern die aufwendig recodierten Versionen: statt 320 kbps MP2 nur 192 kbps MP2, obere Grenzfrequenz irgendwo bei 13,5 kHz, aber immerhin kaum mehr MPEG-Gematsche. Man hat gnädigerweise vor einigen Monaten (vor nem knappen Jahr?) immerhin die ARD-seitig mitgeschickten RDS-Daten ergänzt, die kommen also wieder durch.
MDR Kultur - Sprache - Astra TP93 320 kbps MP2.png
vs.
MDR Kultur - Sprache - KDG 192 kbps MP2.png
Bei einer handvoll Kulturwellen gibt es noch den 448er AC3-Stream, auf dem ab und an mal was in 5.0 Surround läuft. Doch auch dieser Stream ist nicht der originale, den die ARD abliefert. Auch dieser Stream ist recodiert - von 448 auf 448 kbps AC3. Verstehen muss man das nicht, ist aber so. Habe ich mal nachgemessen an einer Sendung von BR Klassik und einer von MDR Kultur. Jeweils einmal von Sat und einmal von Vodafone den AC3-Stream mitgeschnitten, mit gleichem Decoder in PCM decodiert, samplegenau synchronisiert und voneinander subtrahiert. Es kommt ein Rest heraus, ein leises Störgeräusch in den obersten Höhen:
MDR Kultur - Differenz AC3 KDG-TP93  +40 dB.png
Der Unterschied liegt in den kleinsten 2 ooder 3 Bits, ist also rein akademischer Natur, aber man bekommt nicht das, was die ARD abliefert.

Weiterhin gibt es die 3 Programme des Deutschlandradios (zumindest bei Vodafone), ebenfalls recodiert. Dazu einige bundesweit herangeführte Private, die in allen Netzen identisch sind und auf "traditionelle" Gepflogenheiten zurückgehen: sunshine live, Klassik Radio, RTL (das einstige Luxemburger Programm, das inzwischen wohl damit gar nichts zu tun hat und in Berlin mit produziert wird), Radio Paloma, JAM FM, Radio Horeb, ERF Plus, sowie einige Neuzugänge der letzten Jahre, teils durchaus interessant, dass bundesweit verbreitet wird: Radio B2, MEGA Radio, UnserDing, Bremen Next, Antenne Saar, WDR 2 (Bielefeld).

Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass die Recodierung auf 192 kbps bei den öffentlich-rechtlichen Programmen eine Vergeltungsaktion wegen der Einspeisegebühren ist, denn Klassik Radio läuft beispielsweise mit vollen 256 kbps (was angesichts deren audiotechnischen Pfuschs Perlen vor die Säue ist).

Die WIlhelmshavener Belegung findest Du hier: https://helpdesk.kdgforum.de/sendb/belegung-199.html

Da soll also bereits seit vergangenem Herbst auf 122 MHz das regionale Zeugs aufgeschaltet worden sein. 122 MHz dient bei Vodafone zur regionalen Versorgung und unterscheidet sich in den Netzen. Dort holt man das von UKW bekannte Zeugs hin, also Bürgerfunker, Lokalprogramme, die Privaten, die es nicht auf Sat gibt, die also nicht auf diesem Wege herangeführt werden können. Im Falle von Wilhelmshaven findest Du da Energy Bremen (Bremerhaven), Antenne Niedersachsen (Ostfriesland-Küste), Radio 21 (Wilhelmshaven), NPO Radio 1, NPO Radio 2, NPO Radio 4, Radio Jade, Radio Ostfriesland, radio ffn (Meer), Sky Radio, NDR 1 Niedersachsen (Nordwest), NDR Info (Niedersachsen - die bundesweit verbreitete Version ist aber auch Niedersachsen, den Unterschied kenne ich nicht).

Zuführung dürfte in den meisten Fällen digitalisierter UKW-Empfang sein. Das machte Kabel Deutschland schon seit 2015 generell so: an Orten in den jeweiligen UKW-Verbreitungsgebieten das Signal von UKW holen, die NF digitalisieren, das RDS extrahieren und dazupacken, dann alles via IP in die zentrale, dort Neupaketierung und zurück in die Regionen. Dort dann UKW-Umsetzung mit Astro U125: https://www.astro-kom.de/de/264/von-ip- ... erfunk.pdf - das Ding macht 40 IP->UKW-Umsetzungen in einem Modul von 1/3 Breite! Die Module lassen sich angeblich nicht umstricken auf QAM, so dass sie nun nach nur 3-4 Jahren arbeitslos werden.

Ich gehe davon aus, dass die Infrastruktur, die bislang der UKW-Zuführung diente, nun die DVB-C-Regionalzuführung macht. In Ostthüringen steht als Betreiberkennung bei den Privaten (Antenne Thüringen, ...) z.B. "Chemnitz" im Stream. Da dürfte man von dort den Ronneburger Sender abgreifen. Und irgendwo hier im Forum geistern glaube ich Mitschnitte aus einem Bayerischen Netz herum, in dem man UKW-Rauschen auf der Lokalversion von Bayern 1 hört - via DVB-C.

Andere große Netzbetreiber werden auch UKW auf DVB-C umsetzen. Kleine Netzbetreiber können das finanziell nicht - so eine Kiste zum Empfang von 8 UKW-Programmen kostet ca. 10 kEUR. Und dann hat mans nur auf ASI oder IP und noch nicht auf QAM.
http://www.qbit.de/Transcoders/Q565-FM- ... r::11.html
https://www.2wcom.com/fm2ts/

Es ginge auch DAB-Umsetzung mit professionellen Mitteln:
http://www.qbit.de/Transcoders/Q567-DAB ... r::13.html

und auch bei Consumer-Internetstreams muss man nicht mehr frickeln, das gibt es auch fertig aus der 19"-Kiste:
http://www.qbit.de/Transcoders/Q866-SMB ... r::24.html
http://www.qbit.de/Transcoders/Q866-Ent ... r::21.html

Wisi Norden hat auch was: https://www.wisi.se/products/efm-200-series/ - Qualität unbekannt. Preis aber auch recht hoch, Profitechnik halt. Die verbauten UKW-Empfangslösungen dürften Chipbasiert (SDR) sein, vermute ich. Wohl ein Abwasch mit den DAB-Empfangsteilen.

In Sachsen hat die medienpolitik inzwischen begriffen, dass die kleinen Lokalnetze (Dorfnetze, teils mit paar Dutzend Kunden) das nie stemmen könnten und damit beim UKW-Verbot nur noch die von Sat ohnehin mit durchgeleiteten Programme blieben - vorrangig die öffentlich-rechtlichen und eben kein einziges der regionalen sächsischen Privatradios. Deshalb hat man die verordnung nun in letzter Sekunde aufgeweicht.
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Re: Kabel Deutschland beendet analoge Verbreitung

Beitrag von HAL9000 »

Wow, das nenne ich mal ne ausführliche Antwort. Erstmal vielen Dank für deine Mühe Chris_BLN!!
So, dann sehe ich da schon mal etwas klarer. Dann wäre nur noch interessant, wie es im unserem PYUR- Netz aussieht - denn ein paar kleine Inseln unserer Wohnungsbaugesellschaft haben keinen Kabel Deutschland / Vodafone- Anschluss. Und bei PYUR finde ich keinerlei Listen zum Digitalradio...
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Re: Kabel Deutschland beendet analoge Verbreitung

Beitrag von Chris_BLN »

Pyur ist wie sein Vorgänger TeleColumbus dokumentationstechnisch eine Katastrophe.

Soweit mir bekannt (aus den Pyur-Netzen von Berlin und Jena):

UKW war (ist teils noch) lokal hochgradig unterschiedlich im Aufwand, teils gab es eine beträchtliche Zahl an Programmen, in Berlin deutlich mehr Programme als bei Vodafone. Die Belegung erinnerte manchmal an ein Dorfkabelnetz, in dem der Betreiber selbst entscheidet, was er da auskabelt. In Berlin war z.B. mal Radio Top40 drin, als es auf Astra war. Derzeit ist noch BR Klassik auf UKW im Berliner Puyr-Kabel.

Signalzuführung für DVB-C erfolgt via Satellit, es gibt kein Glasfaser-Backbone und keine Zentrale, die einheitlich für alle Netze die Paketzusammenstellung machen würde.

Es erfolgt teils ein Remultiplexen (Zusammenfassen von Programmen mehrerer Sat-Transponder auf einen gemeinsamen Kabelkanal), aber es erfolgt kein Recodieren mit Bitratenänderung. Es wäre viel zu aufwendig und teuer, das an jedem Standort separat machen zu müssen.

Die Folge davon: alle öffentlich-rechtlichen TV-Programme sind 1:1 wie auf Satellit im Netz. Die öffentlich-rechtlichen Radioprogramme ebenfalls, inkl. der AC3-Spuren bei den Kulturkanälen. Also volle Qualität. Und bei den Öffis auch 1:1 die originalen Pakete (oder zumindest meist, Details weiß ich nicht). Damit war mir Pyur / TeleColumbus weitaus lieber als die saumäßig zusammengewürfelten Pakete der Vodafone, wo man, wenn man nur Öffis in HD einlesen will, allen möglichen Dreck mit in den Speicher bekommt. In meinem Umfeld gibt es weitgehend Öffi-only-Nutzer, da war das sehr hilfreich, vor allem, wenn man Sat gewohnt ist und weiß, wo die Programme liegen.

Was regional weiterhin ausgekabelt wird an DVB-C-Radio, ist mir unklar. In Jena hat man soweit mir bekannt seit Jahren schon (da war von Analogabschaltung nirgendwo die Rede) regionale Privatradios in 256 kbps mit drin. In Berlin fand ich beim Scan vergangenen November nicht viel: die hier https://www.pyur.com/content/dam/pyur/d ... Berlin.pdf abrufbare veraltete (!) Liste für Berlin zeigt Radio B2 auf 618 MHz sowie domradio (inzwischen sowieso nicht mehr auf Astra), egoFM, KlassikRadio und Jam FM auf 666 MHz - eine Übernahme des Astra-TP 103. Es gab im November also kein einziges der Berliner UKW-only-Programme digital im Kabel.

In der "Modellstadt" Quedlienburg, in der Pyur zuerst analog abgeschaltet hat, hat man das regionale UKW-Angebot wohl extra als DVB-C abgebildet: https://www.pressebox.de/pressemitteilu ... xid/897638

"Beim Radioempfang werden zusätzliche 17 Programme neu digital eingespeist."

Aus Chemnitz kursiert diese Puyr-Liste eines Kunden: https://ws.lpz1.net/box/RadiosenderlisteChemnitz2.pdf - da sind viele regionale Radioprogramme drin, die wohl ebenfalls via UKW und teils via DAB (!) eingefangen werden. Allerdings stimmt da offenbar der Audiocodec nicht, ich vermute, das müsste durchgängig MPEG 1 Layer 2 sein.

Für Wilhelmshaven wurde gestern hier vermeldet: https://www.pyforum.de/viewtopic.php?f= ... 175#p21492

"Auch habe ich jetzt mehr Radio Sender bekommen." Das macht doch Hoffnung.

Nimm einfach den DVB-C-tauglichen Fernseher und grase das Netz ab 114 MHz in 8er-Schritten ab. Empfang gibt es entweder in 64 QAM / Symbolrate 6900 oder in 256 QAM / Symbolrate 6900. Exotische Symbolraten (6875, 6111) halte ich bei Pyur für weitgehend ausgeschlossen, sowas passiert nur, wenn uralt-Umsetzer verwendet werden, die die Sat-Transponder letztlich 1:1 weitergeben und keinerlei Transportstromprocessing machen können, also auch keine Stopfnullen auffüllen, um einen Datenstrom mit passender Datenrate für die Standardparameter zu erzeugen. Da solche Umsetzer auch keine Netzwerkliste (NIT) und keine Kanalbelegungsliste (LCN) erzeugen können, dürfte sowas in solchen Netzen nicht mehr Verwendung finden.

Was ich nie begreifen werde: warum in den Puyr-Netzen kein Kunde in der Lage zu sein scheint, mal einen richtigen, fehlerfreien Scan zu machen und zu veröffentlichen. Die Kunden anderer Netzbetreiber können das doch auch.
_Yoshi_
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Re: Kabel Deutschland beendet analoge Verbreitung

Beitrag von _Yoshi_ »

DB1BMN hat geschrieben: Do 17. Jan 2019, 10:38
_Yoshi_ hat geschrieben: Mi 16. Jan 2019, 23:00 Hat mal irgend jemand einen SDR Stick am Kabel gehangen?
Wäre mal interessant was neben den DVB-C und Docsis Signale noch im Wasserfall zum Vorschein kommt.

Leider hab ich hier kein Aktiven Kabelanschluß in der Wohnung.
Ja, habe ich: https://youtu.be/y9PWCMS7fmA
Allerdings noch kurz vor der Abschaltung
Knapp unter dem UKW-Bereich gab es ein Pilotsignal, sieht man bei Minute 3:43.

Ich habe auch die IQ-Samples der belegten Kanöle gespeichert und kann diese oder Screenshots von Spektren auf Wunsch zur Verfügung stellen.

Beste Grüße, Marek
Das Kabelleck ist hier so stark das ich den Pilotton auf 87,320MHz via Antenne Empfangen kann.
Oben irgendwo zwischen 300 und 400MHz ist noch ein Pilotton.
Allerdings deutlich schwächer.

Mit dem SDR meinte ich ein Scan von 25 - 900MHz.
So das alle Signale die im Kabel drin sind erfaßt werden.
Ich weis ja nicht ob unter 25MHz noch was interessantes im Kabel gibt.
Hätte ich einen Anschluß dann hätte ich diesen Scan schon längst aus neu gier gemacht.
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Re: Kabel Deutschland beendet analoge Verbreitung

Beitrag von DB1BMN »

_Yoshi_ hat geschrieben: Do 17. Jan 2019, 18:19 Mit dem SDR meinte ich ein Scan von 25 - 900MHz.
So das alle Signale die im Kabel drin sind erfaßt werden.
Ich weis ja nicht ob unter 25MHz noch was interessantes im Kabel gibt.
Hätte ich einen Anschluß dann hätte ich diesen Scan schon längst aus neu gier gemacht.
Yoshi,

guck dir bitte mein verlinktes Video an, wenn du Zeit hast.
Dort habe ich genau das gemacht: von 25 MHz bis 1,8 GHz in 5 MHz-Schritten durchgesteppt und mir die Spektren angeguckt und demoduliert (analog) und kommentiert.

Und wenn du was ganz besonderes haben willst, ich hab von 30 MHz bis 850 MHz die IQ-Samples gesichert.

Beste Grüße, Marek
francesco210175
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Re: Kabel Deutschland beendet analoge Verbreitung

Beitrag von francesco210175 »

WiehengeBIERge hat geschrieben: Do 17. Jan 2019, 06:52 Eigentlich nichts. Bei UM gibt es noch die Netzkennung irgendwo bei 87 MHz (früher bei 300 MHz) zur Abstrahlungsmessung.
Bei VF ex-KDG ist dieser auf der 81 MHz.
Bei KDG gibt es das auch, nur die Frequenz weiss ich nicht mehr. Bei KDG gab/gibt es auch noch Steuersignale für die NE3 Verstärker ich meine irgendwo bei 600 MHz.
Dieses Telemetrie-Signal liegt bei VF ex-KDG auf der 634 MHz.

Weitere Pilotsignale liegen oder lagen auf S19 und in der Vergangenheit gab es auf der 450 MHz (jedenfalls hier in Berlin) sowie auf der 610 MHz gibt es oder gab es ebenfalls ein Pilotsignal.
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