UKW-Tuner: typ. Bandbreite in der Vorselektion?

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Chris_BLN

Re: UKW-Tuner: typ. Bandbreite in der Vorselektion?

Beitrag von Chris_BLN »

WiehengeBIERge hat geschrieben: Da ging es aber genau um eine private NE4 mit der der Netzbetreiber nichts zu tun hat. Hat Chris ja auch schon klargestellt.
Auch nicht ganz, aber das spielt dann eigentlich keine Rolle mehr. In diesem Netz gehört alles bis zur Teilnehmerdose dem Netzbetreiber. Es wird historisch bedingt sogar noch "dosenweise" bezahlt (Aufpreis für 2. und 3. Dose in einer Wohnung). Ist halt aus den frühen 80er Jahren. Die Mitarbeiter sind letztlich in den vergangenen Jahren ständig über die Dachböden gekrochen und haben auf Class A umgebaut. Einige kürzere Strecken waren halt noch übrig - das war eine davon. Da habe ich dann getrommelt, weil es abgesehen vom Kabelleck zu Paketfehlern in DVB-C kam, wenn der Wackelkontakt auftrat.

Dieses Netz ist aber ohnehin nicht mit den "amtlichen" Großnetzen von KDG und den anderen zu vergleichen. Das ist eher ein Dorfnetz.
Jürgen Martens

Re: UKW-Tuner: typ. Bandbreite in der Vorselektion?

Beitrag von Jürgen Martens »

Chris_BLN hat geschrieben: Genau das, was @carkiller08 schrieb, meinte ich: die Filtercharakteristik des/der Vorkreise(s). Ich würde sowas ja auch mal selbst durchwobbeln, aber mir fehlt dazu alles, vom entsprechenden Generator bis zum brauchbaren Oszi.

Ich vermute (anders kanns ja kaum sein), daß hochwertige Frontend-Konzepte mit erfahrenen Entwicklern / weniger Restriktionen im Budget / mehr erlaubter Sorgfalt beim Abgleich schmaler sind, weil man es a) finanzieren kann und b) die Gefahr, daß die Vorselektion störend in den Empfang auf der gewünschten Frequenz eingreift, wegen der Sorgfalt des Designs nicht gegeben ist.

Nur halt: wie breit waren/sind hochwertige, durchschnittliche und lausige Frontends?
Nachdem vor einigen Tagen ein ONKYO T-4970 in die Werkstatt kam, habe ich nach erfolgter Reparatur die Bandbreite der Vorkreise bis zum Mischer durchgewobbelt.
Folgende Bandbreiten kamen heraus:
Bei 88,5 MHz: ~1,8 MHz -6dB-Bandbreite
Bei 106 MHz: ~2,0 MHz -6dB-Bandbreite
Der T-4970 besitzt zwei Vorstufen mit je einem einkreisigen Schwingkreis davor. Vor dem Mischer ist dann ein zweikreisiges Bandfilter mit induktiver Kopplung angeordnet.
Die Spulen sind aus versilbertem Draht auf Rohrkörpern mit Abgleichkernen für das untere Frequenzende.
Für das obere Frequenzende sind Trimmer vorhanden, also typischer Zweipunktabgleich.
Vor der Messung wurden die Schwingkreise auf optimalen Gleichlauf abgestimmt.
Dabei zeigten sich leichte Kontaktprobleme in den Trimmern, die aber durch mehrfaches Verdrehen akzeptabel reduziert werden konnten.
Ich denke, mit diesen Messwerten kann man einschätzen, wie sich dieser Spitzentuner bei starker Senderbelegung (z.B. im Kabel) verhält.
Einfachere Front-end-Konzepte haben natürlich größere Bandbreiten. Am schlimmsten sind monolithische Bandpassfilter im Eingang - und sonst nichts mehr.
Ich hoffe, ich konnte damit Spekulationen durch Fakten beseitigen.

73, Jürgen DF5TY
Chris_BLN

Re: UKW-Tuner: typ. Bandbreite in der Vorselektion?

Beitrag von Chris_BLN »

Herzlichen Dank, Jürgen! Das sind dann tatsächlich mal "amtliche" Werte, die jeder Spekulation ein Ende bereiten.
DTC1000
Beiträge: 1
Registriert: Fr 25. Sep 2020, 13:04

Re: UKW-Tuner: typ. Bandbreite in der Vorselektion?

Beitrag von DTC1000 »

Jürgen Martens hat geschrieben: Do 13. Jul 2017, 10:58
Nachdem vor einigen Tagen ein ONKYO T-4970 in die Werkstatt kam, habe ich nach erfolgter Reparatur die Bandbreite der Vorkreise bis zum Mischer durchgewobbelt.
Folgende Bandbreiten kamen heraus:
Bei 88,5 MHz: ~1,8 MHz -6dB-Bandbreite
Bei 106 MHz: ~2,0 MHz -6dB-Bandbreite
Der T-4970 besitzt zwei Vorstufen mit je einem einkreisigen Schwingkreis davor. Vor dem Mischer ist dann ein zweikreisiges Bandfilter mit induktiver Kopplung angeordnet.
Die Spulen sind aus versilbertem Draht auf Rohrkörpern mit Abgleichkernen für das untere Frequenzende.
Für das obere Frequenzende sind Trimmer vorhanden, also typischer Zweipunktabgleich.
Vor der Messung wurden die Schwingkreise auf optimalen Gleichlauf abgestimmt.
Dabei zeigten sich leichte Kontaktprobleme in den Trimmern, die aber durch mehrfaches Verdrehen akzeptabel reduziert werden konnten.
Ich denke, mit diesen Messwerten kann man einschätzen, wie sich dieser Spitzentuner bei starker Senderbelegung (z.B. im Kabel) verhält.
Einfachere Front-end-Konzepte haben natürlich größere Bandbreiten. Am schlimmsten sind monolithische Bandpassfilter im Eingang - und sonst nichts mehr.
Ich hoffe, ich konnte damit Spekulationen durch Fakten beseitigen.

73, Jürgen DF5TY
Ich hole den alten Thread noch einmal aus der Versenkung in der Hoffnung ein paar Antworten auf meine Fragen zu finden. Da ich auch seit kurzem einen Onkyo T-4970 besitze und mich die Thematik interessiert. Da ich mit dem Thema UKW-Technik, HF-Technik nicht groß geworden bin, verzeiht mir ggf. "dumme" Fragen. Bevor ich irgendwo drehe, würde ich schon ein gewisses Verständnis dafür haben, was ich gerade verdrehe. Fachliteratur gibt es bestimmt auch zu kaufen, aber ich fände es einfacher an einem ausgewählten Objekt zu testen, mit halt einer vorliegenden Schaltung. Hier aber erst einmal ein paar grundlegende Fragen:

Welchen Gerätepark bräuchte ich um, wie Jürgen, das Frontend bis zum Mischer zu wobbeln und wie würde ich das ganze anschließen müssen?

Wo finde ich gezielter Infos zu den Themen: Abgleich, Zweipunktabgleich, Gleichlauf der Schwingkreise? Klar, Google ist dein Freund, oder auch nicht, aber ich habe schon des Öfteren die Erfahrung gemacht, entscheidend sind die Schlagwörter bei der Suche, weil Google findet immer was, aber nicht immer das was man braucht.

Wäre schön, wenn jemand die Zeit hätte zu helfen. Weitere Fragen könnten folgen.

VG

Michael
Ingo-GL
Beiträge: 241
Registriert: Fr 31. Aug 2018, 19:01

Re: UKW-Tuner: typ. Bandbreite in der Vorselektion?

Beitrag von Ingo-GL »

Ich beschäftige mich im Allgemeinen nicht mit Empfängerabgleich, und ich kenne insbesondere keine Details zu dem T-4970. Daher ist das Nachfolgende ohne Gewähr.

Hilfreich ist eine Abgleichanleitung (Servicemanual) für das Gerät oder für andere Geräte mit demselben Tunerbaustein.

Zum Abgleich der Vorkreise bis zum Mischer braucht man wohl nicht zwingend einen Wobbler. Der Wobbler war allerdings hilfreich zur Ermittlung der Durchlasskurve.

Ein einfacher UKW-Prüfgenerator (ELV) sollte schon reichen.

Bei dem Abgleich der Vorstufenselektion geht es darum, den Gleichlauf des Durchlassmaximums der Vorstufenschwingkreise mit dem Frequenzlauf des Oszillators für die Frequenzumsetzung zu gewährleisten.

Eine Anleitung hat Jürgen Martens im Prinzip schon angegeben.

Zuerst den Oszillator identifizieren. Dort soll nichts verstellt werden.

Man stellt dann eine Empfangsfrequenz in der unteren Region ein. Ich nehme an, man wählt eine Frequenz nicht ganz am unteren Bandende, sondern im Bereich von 10 bis 20 % oberhalb des unteren Bandendes. Man gleicht die Spulen der Schwingkreise vor dem Mischer auf Signalmaximum ab. Ich glaube, man hat dabei von hinten nach vorne zu arbeiten. Der Abgleich beginnt also bei dem zweikreisigen Bandfilter vor dem Mischer. Bei diesem zweikreisigen Bandfilter ist zu erwarten, dass sich durch Verstellen der einen Spule auch ein wenig die Resonanzfrequenz des anderen Schwingkreises ändert. Hier korrigiert man wechselweise bis das Maximum an beiden Spulen erreicht ist. Dann ist der Schwingkreis der zweiten Vorverstärkerstufe dran und so weiter.

Dann wählt man eine Frequenz bei 10 bis 20 % unterhalb des oberen Bandendes und gleicht mit den Trimmkondensatoren auch hier auf Signalmaximum ab. Es ist auch hier stufenweise von hinten nach vorne zu gehen.

Dann geht es wieder zurück auf die untere Frequenz, wo erneut auf Maximum abzugleichen ist in der oben beschriebenen Art. Wenn man zum Beispiel beim Abgleich oben die Kapazität eines Kondensators vergrößern musste, dann muss man anschließend unten die Induktivität der Spule desselben Schwingkreises verkleinern, um die Resonanzfrequenz zurück auf den optimalen Wert zu ziehen.

Dann ist erneut am anderen Bandende zu prüfen, ob noch Bedarf zur Optimierung an den Kondensatoren besteht. Und immer an die Folge "von hinten nach vorne" denken.

Ich weiß nicht, wieviele Iterationen notwendig sind, bis man es mit dem wechselweisen Abgleich bewenden lassen kann.
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