UKW-Tuner: typ. Bandbreite in der Vorselektion?

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Chris_BLN

UKW-Tuner: typ. Bandbreite in der Vorselektion?

Beitrag von Chris_BLN »

Hallo in die Runde, die Frage steht eigentlich schon im Betreff. Seit längerem würde mich mal interessieren, wie groß die typische Bandbreite der Vorselektionskreise eines normalen UKW-Tuners ist. Also sagen wir mal die eines einfachen, wie man ihn vielleicht in Minianlagen findet, und die eines hochwertigen, großsignal- und "kabelfesten" Tuners.

Gibt es dazu irgendwo Grafiken mit typischen Filterkurven und Aussagen zur Stabilität dieser Filter bei Abstimmung im gesamten UKW-Band? Verändern einfacher gestrickte Filter ihre Form und Breite deutlich über den Abstimmbereich?

Im Netz fand ich nicht viel dazu, außer den Durchlasskurven eines Selbstbau-Projektes auf Röhrenbasis. Der hat ca. 30 dB Dämpfung bei +/- 1 MHz. Damit weiß ich aber noch nicht, ob das auch in halbleiterbestückten Industriegeräten übliche Verläufe sind.
Wolfgang R

Re: UKW-Tuner: typ. Bandbreite in der Vorselektion?

Beitrag von Wolfgang R »

Also für die verbreiteten 10,7MHz Keramikfilter, wie sie in hochwertigen Empfängern verbaut sind, findet man doch ohne Probleme Datenblätter ?!?

http://cdn-reichelt.de/documents/datenb ... CV-107.pdf

Unter https://www.ret.hu/media/product/19922/ ... e_10_7.pdf findest du auf Seite 7 die Narrow/Wide-Filter, die in vielen der HighEnd-HiFi-Bausteintuner aus den 80ern/90ern verbaut wurden.

Wolfgang
carkiller08

Re: UKW-Tuner: typ. Bandbreite in der Vorselektion?

Beitrag von carkiller08 »

Es geht wohl nicht um die Bandbreite der ZF-Keramikfilter, sondern quasi darum, wie die
Durchlasskurve des 1.abgestimmten Kreises am Antennen-Eingang vom Front-End ausschaut.

Sehr viel kleiner als die +-1MHz wird es auch bei Halbleiter-Tunern nicht sein, da die Bandbreite von den verwendeten normalen Luftspulen bestimmt wird.
Für kleinere Durchlasskurven bedarf es Spulen höherer Güte.
Eine etwas höhere Bandbreite wird aber trotzdem erforderlich sein, da aufgrund von Bauteil-Streuung und Temperaturabhängigkeiten die verschiedenen abgestimmten Kreise im Front-End schwieriger
völlig synchron zueinander abstimmbar wären.
Chris_BLN

Re: UKW-Tuner: typ. Bandbreite in der Vorselektion?

Beitrag von Chris_BLN »

Genau das, was @carkiller08 schrieb, meinte ich: die Filtercharakteristik des/der Vorkreise(s). Ich würde sowas ja auch mal selbst durchwobbeln, aber mir fehlt dazu alles, vom entsprechenden Generator bis zum brauchbaren Oszi.

Ich vermute (anders kanns ja kaum sein), daß hochwertige Frontend-Konzepte mit erfahrenen Entwicklern / weniger Restriktionen im Budget / mehr erlaubter Sorgfalt beim Abgleich schmaler sind, weil man es a) finanzieren kann und b) die Gefahr, daß die Vorselektion störend in den Empfang auf der gewünschten Frequenz eingreift, wegen der Sorgfalt des Designs nicht gegeben ist.

Nur halt: wie breit waren/sind hochwertige, durchschnittliche und lausige Frontends?
Ingo-GL

Re: UKW-Tuner: typ. Bandbreite in der Vorselektion?

Beitrag von Ingo-GL »

Beispiele habe ich bisher nicht gefunden. Jedoch halte ich die Bandbreite von mehr als 2 MHz (+- 1MHz laut carciller08) für realistisch. 2 MHz entspräche einer Betriebsgüte von 50 bei einer Betriebsfrequenz von 100 MHz.
Die Leerlaufgüte eines UKW-Schwingkreises wird wohl kaum 150 überschreiten (Neosid gibt für die Güte von Fertigspulen für den UKW-Bereich Werte von 120 bis 150 an). Die Betriebsgüte muss deutlich niedriger sein, um einen akzeptablen Übertragungswirkungsgrad zu gewährleisten.
Nordlicht2

Re: UKW-Tuner: typ. Bandbreite in der Vorselektion?

Beitrag von Nordlicht2 »

Warum moechtest du nur die Vorselektion betrachten? Dahinter kommen immer noch die eigentlichen Keramik ZF Filter. Mit Vorselektion alleine kann man doch bestenfalls nur empfangen, wenn kein anderes Programm im naeheren Umfeld sendet.

Zu den Midianlagen ZF Filtern, da werden typischerweise mindestens 2 Keramikfilter in Reihe geschaltet. Oft gesehen habe 230kHz und 180kHz Bandbreite oder beide kombiniert, wobei die Filter aber nie danach geprueft wurden, ob sie auch mittig auf exakt 10,7 MHz sind. Dadurch ergibt sich meist eine abweichende Faehigkeit zur Kanaltrennung zu hoeheren und niedrigeren Frequenzen mit auch deutlich hoerbaren Verzerrungen. Bei hochwertigen Tunern werden die Filter auch nicht geprueft, in der Filtereinstellung Wide werkeln aber nur extrem breitbandige Filter, z.B. 2 x 280kHz in Reihe, so dass leichte Abweichungen von der 10,7 MHz Mittenfrequenz nicht zu Verzerrungen fuehren koennen.

Man muss zur Bandbreitenbestimmung immer die komplette Reihenschaltung betrachten. Mehrere etwas breitere aber mittige Filter in Reihe sind viel besser als nur ein einzelner schmalerer Filter. Die Reihenschaltung erhoeht die Steilflankigkeit des 'gesamten' Filters. So trennen 4 x 110kHz deutlich besser als 2 x 80kHz, wobei aber die 4 x 110kHz deutlich weniger NF Verzerrungen bewirken als die 2 x 80kHz. Das gleiche gilt natuerlich auch fuer die Filter in der Wide Einstellung, wo es um den Klang geht.
Ingo-GL

Re: UKW-Tuner: typ. Bandbreite in der Vorselektion?

Beitrag von Ingo-GL »

Naja, bei den klassischen Empfängerschaltungen war ja der Mischer das kritische Bauteil (ist bei modernen Empfängern ohne mitlaufende Vorselektion noch genau so -- nur eben auf höherem Niveau, weshalb man nun mit Bandpassfiltern glaubt auskommen zu können). Den wollte man möglichst vor starken Nachbarsignalen bewahren. Bei den besseren Tunern gab es drei oder vier Vorkreise und eine zweite Vorverstärkerstufe. Die Bandbreite der Einzelkreise war nicht geringer als bei einfachen Empfängerschaltungen.
Übrigens: Die Durchlasskurve des genannten Selbstbauempfängers wurde hinter dem ersten ZF-Bandfilter ermittelt. Die Selektivität des einzigen Vorkreises ist bei weitem geringer als in der Durchlasskurve dargestellt.
Chris_BLN

Re: UKW-Tuner: typ. Bandbreite in der Vorselektion?

Beitrag von Chris_BLN »

Danke für die Betrachtung über die Filtergüte! Ja, das ist eine realistische Herangehensweise, auf die ich mal wieder nicht gekommen bin.

Und es geht tatsächlich bei meiner Frage nur um die Vorselektion. Danach kommt der Mischer und der macht aufgrund seiner Eigenschaften schöne Intermodulationen. Bekommt man bei Wahl der Wunsch-Frequenz noch mehrere weitere starke Signale (Kabelanschluss!) mit auf den Mischer, kann es passieren, daß die IM-Störungen auf die Wunsch-Frequenz fallen. Das passiert immer dann, wenn mehrere identische Frequenzabstände aufeinander folgen. Also Kabelbelegungen mit mehrmals 300 oder 400 kHz Abstand nacheinander oder auch z.B. 300 - 400 - 700 kHz sind Kandidaten dafür.

Um das zu vermeiden, soll man Kabelbelegungen so stricken, daß innerhalb eines Fensters von 3 MHz Breite nie identische Abstände vorkommen. Das schrieb zumindest BLANKOM einst (90er Jahre) in den Empfehlungen zur Kabelfrequenzplanung. Außerhalb dieses Fensters wirke die Vorselektion der Empfänger ausreichend gut.

Ich habe mir nun einige Kabelbelegungen angeschaut und die Abstände der Störpartner jeder belegten Frequenz von selbiger mal aufgeschrieben. Da gibt es große Unterschiede:

Das Netz bei meinen Eltern hatte massiv Störungen auf UKW. Auch Programme, die von DVB-S geholt und mit digitalen Modulatoren umgesetzt wurden, rauschten derbe. An der Signalquelle kanns da ja nun nicht liegen. Ich hatte dort 2015 eine neue Kanalbelegung durchgesetzt, bei der ich mich an die BLANKOM-Empfehlungen hielt, ohne sie verstanden zu haben. Erst später wurde mir klar, was dahintersteckt. Im Nachgang habe ich also mal geschaut, was die alte Belegung da so veranstaltet hat. Es gab massiv Störpartner in Abständen von 300 kHz / 600 kHz oder auch 400 kHz / 800 kHz auf belegten Frequenzen. Genau dies betroffenen Frequenzen rauschten derbe, weshalb ich einen zwingenden Zusammenhang vermute. Teils fielen sogar zwei Störerpaare auf eine Frequenz - genau diese Frequenzen waren tatsächlich nahezu unanhörbar gestört. Die von mir verwendete Belegung (mit max. 47 Programmen) hat 2 mal 700 kHz / 1400 kHz als Störpartner, das sind beides laut modulierte Popwellen, da fällt nichts auf. Glück gehabt... Danach folgen erst wieder Abstände 1050 kHz / 2100 kHz und größer.

TeleColumbus Jena schafft es, 38 UKW-Programme so zu koordinieren, daß die dichtesten Störpartner von zwei Frequenzen jeweils 650 kHz / 1300 kHz entfernt liegen. Beide werden "gebraucht", um die Störung zu erzeugen. Deshalb ist schon interessant, ob 1300 kHz Abstand von der abgestimmten Frequenz noch relevant was durchlassen. Die nächstfolgenden Störungen bei der TC Jena haben ihre Störpartner aber schon 1500 / 3000 kHz von der Empfangsfrequenz weg, das dürfte sicher ausreichen, um nicht mehr zu stören. TC Jena war einst BTV, die haben in den 1990er Jahren intensiv mit BLANKOM kooperiert in Entwicklungsthemen (DAB in Kabelnetzen), die UKW-Aufbereitung bei der TC Jena ist auch von Blankom - offenbar wurde hier auch der Planungsservice genutzt.

KDG Gera hat nur noch 30 UKW-Programme. Das machts natürlich einfacher, die Abstände zu optimieren. Sie haben 2 mal 850 kHz / 1700 kHz, 2 mal 950 kHz / 1900 kHz, einmal 1500 / 3000 kHz und noch zwei weiter entfernte potentielle Störungen.

Das Kabelnetz in Burgstädt / Sachsen, eines der legendärsten DDR-Netze und auch Erprobungsträger für das Antennenwerk Burgstädt gewesen (erste Kanalaufbereitung in der der DDR) hat heute eine UKW-Belegung mit so vielen identischen Abständen, daß auf manche Frequenzen gleich mehrere potentielle Störungen fallen, z.B. 300 kHz / 600 kHz und 400 kHz / 800 kHz. Würde da gerne mal einen normalen Tuner ranhängen und hören, ob das Auswirkungen hat.

Noch krasser ist freilich das Netz der S+K Servicekabel in Halle/Saale, in das 57 (!) UKW-Programme reingepackt sind. Da sind identische Abstände zwangsläufig und es sammeln sich massiv potentielle IM-Störungen auf. Auch in dieses Netz würde ich gerne mal vergleichend reinhören mit Empfangsgeräten, deren Verhalten ich kenne.
Ingo-GL hat geschrieben:(ist bei modernen Empfängern ohne mitlaufende Vorselektion noch genau so -- nur eben auf höherem Niveau, weshalb man nun mit Bandpassfiltern auszukommen versucht).
Es gibt noch Empfänger ohne mitlaufende Vorselektion? Hätte ich als HF-Laie nicht erwartet. Oder betrifft das nur die Kategorie "Henkelware", die man ohnehin nicht an ein Kabelnetz anschließt, die dann aber in Großsendernähe auch an der Teleskopantenne heftig zickt?
Ingo-GL hat geschrieben:Übrigens: Die Durchlasskurve des genannten Selbstbauempfängers wurde hinter dem ersten ZF-Bandfilter ermittelt. Die Selektivität des einzigen Vorkreises ist bei weitem geringer als in der Durchlasskurve dargestellt.
Danke, ich sollte vielleicht auch lesen und nicht nur bunte Bilder betrachten. Also taugt diese Grafik auch nicht zur Beantwortung meiner Frage.
Nordlicht2

Re: UKW-Tuner: typ. Bandbreite in der Vorselektion?

Beitrag von Nordlicht2 »

Die von dir angesprochenen Stoerungen im Kabel entstehen aber meist nicht im Empfaenger sondern in den Verstaerkern auf der Strecke. Ist beim analogen Kabel TV nicht anders. Verursacht durch Schraeglage der Empfangspegel zwischen einzelnen Verstaerkern oder durch Ueberschreitung der maximalen Ausgangspegel der Verstaerker. Da 'mischt' dann auch UKW Radio mit TV und umgekehrt.
Solange man nicht ueber 65dbuV Pegel geht, kommt eigentlich jedes Radio damit klar auch wenn das Band extrem vollgepackt ist. Oftmals hat man an der Dachantenne viel mehr starke Frequenzen als im Kabel und deren Abstaende zueinander kann man nicht beeinflussen / festlegen.
Mitlaufende Vorselektion bei einem PLL Tuner? Wuesste nicht, dass das gemacht wird.
DH0GHU

Re: UKW-Tuner: typ. Bandbreite in der Vorselektion?

Beitrag von DH0GHU »

Mitlaufende Vorselektion wird traditionell mit Filtern realisiert, die über Kapazitätsdioden abgestimmt werden. Die neigen ebenfalls zu Intermodulation ;-) Sehr gute Mischer haben einen deutlich höheren IP3 als so ein Filter....

Traditionell wurden diese Mitlauffilter von der Abstimmspannung des Synthesizers gesteuert, den Gleichlauf pefekt hinzubekommen, wird schwieriger, je schmaler die Filter werden. Außerdem steigt die Dämpfung mit sinkender Bandbreite. Ich denke, unter +- 1 MHz wird man auf keinen Fall liegen, ich halte eher +- 2 Mhz für realistisch.

Im Kabelnetz sehe ich das Problem nicht. Die Pegel sind alle ungefähr gleich, wenn sie nicht zu hoch sind, sind alle IM3-Produkte gleich niedrig...
Nordlicht2

Re: UKW-Tuner: typ. Bandbreite in der Vorselektion?

Beitrag von Nordlicht2 »

Die Pegel weichen bei mir in Hamburg so um die 6dB voneinander ab. Vielleicht misst man auch die Umsetzer nicht so genau ein. An den aeusseren UKW Bandgrenzen kommt dann noch der Einfluss der Anschlussdose hinzu, die aussen mehr daempft und auch zusaetzliche Schraeglage hineinbringen kann.
Aber wie gesagt unterhalb des 'Normpegels' kommt es bei normalen Tunern noch nicht zu Mischprodukten. Das Problem sind die breitbandigen Kabel Linienverstaerker, gepaart mit Fehlanpassungen an Kabelverbindern, die in ihrer Summe extreme Welligkeit und dadurch Mischprodukte verursachen.
Ingo-GL

Re: UKW-Tuner: typ. Bandbreite in der Vorselektion?

Beitrag von Ingo-GL »

Chris_BLN hat geschrieben:
Ingo-GL hat geschrieben:(ist bei modernen Empfängern ohne mitlaufende Vorselektion noch genau so -- nur eben auf höherem Niveau, weshalb man nun mit Bandpassfiltern auszukommen versucht).
Es gibt noch Empfänger ohne mitlaufende Vorselektion? Hätte ich als HF-Laie nicht erwartet. Oder betrifft das nur die Kategorie "Henkelware", die man ohnehin nicht an ein Kabelnetz anschließt, die dann aber in Großsendernähe auch an der Teleskopantenne heftig zickt?
Empfänger mit einem additiven Mischer wie in dem von dir genannten Selbstbauprojekt hatten sicherlich immer eine mitlaufende Vorselektion (wenn es um den Empfang des breiten UKW-FM-Radio-Bands ging jedenfalls).
In modernen integrierten Schaltungen für den Rundfunkempfang ist der Mischer als Doppelgegentakt-Schaltung realisiert. Das ist ein multiplikativer Mischer, der in erster Näherung keine Intermodulation erzeugt, praktisch zwar doch, jedoch ist der IP3 so viel höher als bei den additiven Mischern, dass eventuell nur noch ein Bandpassfilter vorgesetzt wird. Der Degen 1103 hat allerdings auf UKW immerhin einen mitlaufenden Vorkreis.
Cha

Re: UKW-Tuner: typ. Bandbreite in der Vorselektion?

Beitrag von Cha »

Chris_BLN hat geschrieben: Um das zu vermeiden, soll man Kabelbelegungen so stricken, daß innerhalb eines Fensters von 3 MHz Breite nie identische Abstände vorkommen.
Soweit ich weiß sollte man dann noch aufpassen, dass keine der Frequenzen den Abstand 10,7 MHz zueinander haben. Da verstehe ich mittlerweile schon, dass Kabelbelegungen nicht so einfach zu realisieren sind, da im Voraus erstmal jede Menge Rechnerei ansteht.

Dennoch gibt es lokale Kabelanbieter, die die Programme scheinbar auf irgendwelchen Frequenzen einspeisen. Ich hänge im meinem Ort zwar nicht am Kabelnetz, hab aber schon einige Kabelfrequenzen durch Kabellecks identifieren können (die da wären: 93,0 / 93,5 / 94,0 / 96,0 / 97,0 / 98,5). Mehr hab ich über die Antenne noch nicht reinbekommen, aber da Schema dürfte ja ersichtlich sein.
WiehengeBIERge

Re: UKW-Tuner: typ. Bandbreite in der Vorselektion?

Beitrag von WiehengeBIERge »

Nordlicht2 hat geschrieben: Die Pegel weichen bei mir in Hamburg so um die 6dB voneinander ab. Vielleicht misst man auch die Umsetzer nicht so genau ein. An den aeusseren UKW Bandgrenzen kommt dann noch der Einfluss der Anschlussdose hinzu, die aussen mehr daempft und auch zusaetzliche Schraeglage hineinbringen kann.
Dann ist irgendetwas defekt bzw. falsch eingepegelt, und ziemlich sicher erst in der NE4. Benachbarte, gleichartige Signale dürfen sich im Kabelnetz um maximal 1 dB unterscheiden im UKW-Bereich, und zwischen unterster und oberster UKW-Frequenz darf die Schräglage 4 dB nicht überschreiten (tut sie auch an keinem intakten HüP, oft genug gemessen). Wenn man richtig einpegelt ist das UKW-Band (ein lächerlicher 20 MHz-Ausschnitt der auch noch recht weit unten im Band liegt und daher anspruchslos ist) nahezu "flat" an den Dosen.
Das Problem sind die breitbandigen Kabel Linienverstaerker, gepaart mit Fehlanpassungen an Kabelverbindern, die in ihrer Summe extreme Welligkeit und dadurch Mischprodukte verursachen
Das ist unfug, es sei denn, du erklärst mir erst mal genau was du meinst. "Linienverstärker": NE3 oder NE4?
Das Problem, dass viele UKW-Tuner am Kabelnetz übersteuern liegt zumindest im UMKBW-Land daran, dass der UKW-Pegel bereits einspeiseseitig eigentlich zu hoch gewählt ist mit -8 dB Backoff zu Analog-TV.

Die Hauptfunktion des mitlaufenden Vorkreises wurde übrigens noch gar nicht genannt: Unterdrückung des Empfangs auf der Spiegelfrequenz
Chris_BLN

Re: UKW-Tuner: typ. Bandbreite in der Vorselektion?

Beitrag von Chris_BLN »

Nordlicht2 hat geschrieben: Die von dir angesprochenen Stoerungen im Kabel entstehen aber meist nicht im Empfaenger sondern in den Verstaerkern auf der Strecke.
Klar, wenn ich die Verstärker übersteuere, kommt jede beliebige Sauerei raus. Da hat man auch keine Handhabe, durch Schmalbandigkeit "Störpartner" auszuschalten, das Zeugs ist ja breitbandig.
Eben deshalb hat man ja die entsprechenden Pegelrechnungen, das Scherendiagramm etc.

BLANKOM wies seinerzeit auch darauf hin, daß die Verstärker natürlich korrekt gepegelt sein müssen, aber die Mischer in den Tunern auch dann noch kritisch bleiben. Ich habe das Dokument mal angehängt, BLANKOM gibt es ja eh nicht mehr. Weit hinten, Seite 8 (im Dokument als Seite 6 bezeichnet). Da stehen auch die anderen Belegungskriterien. Der Schutzabstand zu terr. belegten Frequenzen ist freilich gigantisch gewählt. Das stammt aus Zeiten, in denen Altnetze noch teils richtig undicht waren.

[attachment 9287 9058.01__FMB121_komplettverbunden.pdf]
Nordlicht2 hat geschrieben: Solange man nicht ueber 65dbuV Pegel geht, kommt eigentlich jedes Radio damit klar auch wenn das Band extrem vollgepackt ist.
Ich konnte jedenfalls eindrucksvoll nachvollziehen, was identische Abstände zwischen den Programmen verursachen. Vorher und nachher gleicher Pegel. Vorher in der alten Belegung massive Störungen bis hin zum "no-go" - genau bei den Frequenzen, bei denen es nach Intermodulations-Theorie auch zu erwarten war. Danach mit neuer Kanalplanung nicht mehr. Eine Abhängigkeit vom Signalpegel bleibt dennoch: drehe ich ihn hoch (habe einen einstellbaren Abschächer davor), geht bei manchen Programmen das Rauschen wieder etwas hoch. Das betrifft den Onkyo CR-L5 meiner Eltern. Meinen Studer A 764 interessiert das irgendwie fast gar nicht - und das wundert mich angesichts dieses Kloppers auch irgendwie nicht...

Der Onkyo will übrigens so ca. 57 dBµV für Optimum. Wüßte gerne, was mein Pioneer will, aber der steht in Berlin und nicht bei meinen Eltern.
Nordlicht2 hat geschrieben:Mitlaufende Vorselektion bei einem PLL Tuner? Wuesste nicht, dass das gemacht wird.
Ich bin ja kein HF-Schaltungsexperte. Aber hier mal ein Auszug aus dem Service Manual des Pioneer F-656. Da sehe ich 3 Paar C-Dioden im Tuner. Das untere ist für den Oszillator. Aber die oberen beiden?

[attachment 9288 Pioneer-TunerF-656.jpg]

DH0GHU hat geschrieben: Mitlaufende Vorselektion wird traditionell mit Filtern realisiert, die über Kapazitätsdioden abgestimmt werden. Die neigen ebenfalls zu Intermodulation ;-) Sehr gute Mischer haben einen deutlich höheren IP3 als so ein Filter....
Danke, gut zu wissen. Dennoch bleibt diese (Einzel?)erfahrung, die ich bei Änderung der Kanalplanung machen konnte. Schade, daß ich nicht mit weiteren Empfängern prüfen konnte damals.
DH0GHU hat geschrieben:Traditionell wurden diese Mitlauffilter von der Abstimmspannung des Synthesizers gesteuert
Ob das in der Schaltung paar Zeilen weiter oben genauso realisiert ist, kann ich momentan nicht sagen. Hatte nur diesen Ausschnitt hier, da gehen getrennte Anschlüsse an Oszillator und Vorstufe. Wo die im Gerät hingehen, weiß ich momentan nicht.
Nordlicht2 hat geschrieben: Die Pegel weichen bei mir in Hamburg so um die 6dB voneinander ab.
Hilfe! Auf 20 MHz Breite solche Schwankungen? Das ist eigentlich fast linealglatt. Welligkeiten können bei fehlendem Stammleitungsabschluß natürlich auftreten, aber so derbe? Wer ist der Netzbetreiber? KDG oder Wilhelm.Tel?
Ingo-GL hat geschrieben:Empfänger mit einem additiven Mischer wie in dem von dir genannten Selbstbauprojekt hatten sicherlich immer eine mitlaufende Vorselektion (wenn es um den Empfang des breiten UKW-FM-Radio-Bands ging jedenfalls).
In modernen integrierten Schaltungen für den Rundfunkempfang ist der Mischer als Doppelgegentakt-Schaltung realisiert. Das ist ein multiplikativer Mischer, der in erster Näherung keine Intermodulation erzeugt, praktisch zwar doch, jedoch ist der IP3 so viel höher als bei den additiven Mischern, dass eventuell nur noch ein Bandpassfilter vorgesetzt wird.
Da Du da ja Experte bist: was sehen wir in obigem Schaltplan? Gemischt wird da doch an Q302, die Signale werden additiv über C306 und C309 eingekoppelt, oder täusche ich mich als Laie da?
Cha hat geschrieben:Soweit ich weiß sollte man dann noch aufpassen, dass keine der Frequenzen den Abstand 10,7 MHz zueinander haben.
Steht tatsächlich auch im BLANKOM-PDF. Mir ist nicht ganz klar, worauf diese Aussage beruht. Wenn ein Empfänger mackig ist und seine Oszillatorfrequenz rückwärts rausschiebt, wäre das bei entsprechender Heftigkeit an Antennen jeglicher Art ein Störproduzent, der nicht zulässig wäre. Klar kennen wir so etwas aus der Praxis, es gibt ja auch immer mal wieder im Forum Anfragen, die sich dann 10,7 MHz weiter klären. Aber im Kabel? Selbst beim simplen "T-Stück" hätte man mindestens 20 dB Entkopplung zu einem zweiten Empfänger. Das wäre auch bei Doppel-Breitbanddosen mit 2 UKW-Tunern dran und nur nem 2-fach-Verteiler drin ähnlich. Die normgerechte Teilnehmerentkopplung wären hingegen schon 42 dB, wenn mich nicht alles täuscht, erreichbar z.B. mit Durchgangsdosen an einem Strang (Richtdämpfung als wesentliche Komponente).

Die Empfehlung, nicht 10,7 MHz benachbart zu belegen, steht bei BLANKOM aber ausgerechnet in den Unterlagen eines UKW-UKW-Umsetzers, der analog mit Mischer arbeitet. Und da habe ich tatsächlich was handfest messbares:

[attachment 9289 terrUKW-UmsetzerRKU501-Oszillatorfrequenzauf875+107MHzauf982MHz.png]

Direkt in der Kopfstelle gemessen, also die 98,2 mittig im Spektrum ist kein Ingress irgendwelcher Art. Links und rechts davon stehen ausschließlich synthetisch erzeugte FM-Träger aus FPGA-Modulatoren (DVB-S->UKW). Aber auf 98,2 - 10,7 = 87,5 MHz habe ich eine Auskabelung mit einem analogen UKW-UKW-Umsetzer von Blankom. Das könnte von dessen Oszillator sein. Ich muß die terrestrische Gruppe nochmal alleine messen, denn da wären weitere solche Signale zu erwarten, die hier in der Grafik eventuell untergehen. Ich erinnere mich dunkel, daß dem tatsächlich so war: alle terr. Umsetzer hatten 10,7 MHz drüber nochmal Dreck im Spektrum.
Cha hat geschrieben:Mehr hab ich über die Antenne noch nicht reinbekommen, aber da Schema dürfte ja ersichtlich sein.
Es gibt möglicherweise Umsetzer, die als "Komfortfunktion" in 0,5er Schritten aufwärts belegen. Der Grundig GSS HDTV 1000 FM bietet als "Service" sogar die automatische Einstellung in 0,3er-Schritten an.
WiehengeBIERge hat geschrieben:Das Problem, dass viele UKW-Tuner am Kabelnetz übersteuern liegt zumindest im UMKBW-Land daran, dass der UKW-Pegel bereits einspeiseseitig eigentlich zu hoch gewählt ist mit -8 dB Backoff zu Analog-TV.
Da kann man aber wenigstens noch als Kunde einen Dämpfer verwenden. Mir sind paar dB zuviel dann doch lieber als paar dB zu wenig.
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